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THEMA:   Deutsche Demokratie - Ein noch grösserer Albtraum?

 10 Antwort(en).

Nienenueteli begann die Diskussion am 08.11.02 (16:43) mit folgendem Beitrag:

Wie steht es denn in Deutschland?
Zum Euro wurde ja niemand befragt - er wurde einfach eingeführt. Hätte man ihn mit einer Abstimmung durch das Volk einführen können?

Würdet Ihr Deutschen wieder eine EU gründen oder sie lieber rückgängig machen?

Wie sehen die Deutschen die Zukunft der EU. Voraussichtlich kommen ja enorme Kosten auf jeden Steuerzahler zu (spiegel.de) - und die Sünden der Konvergenzkriterien-Lügen werden in den nächsten Jahren dramatische Auswirkungen auf die EU haben.

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Zitat Tagi:
Die meisten Abstimmungen - je 6 - fanden in Irland und Dänemark statt. Im Nicht-EU-Mitgliedland Schweiz wurde in den letzten 30 Jahren vier mal, in Liechtenstein zwei Mal über die Europaintegration abgestimmt.

Keine Europa-Abstimmungen gab es in Deutschland, den Benelux-Staaten, Spanien, Portugal und Griechenland. für 2003 erwartet das IRI zwölf weitere Abstimmungen - in Schweden, Grossbritannien und in den Beitrittskandidaten-Ländern.

Internet-Tipp: https://www.tages-anzeiger.ch/ta/taOnlineNewstickerArtikel?ArtId=86112&rubrikid=181


Karl antwortete am 08.11.02 (18:07):

Wie bereits unten gesagt, Nienennueteli, ich halte die repräsentative Demokratie im Kern für gut funktionierend. Beim Ausbau der Plebiszite sollte man vorsichtig zu Werke gehen. Nicht alles, was in der langen Geschichte errungen wurde, sollte per Plebiszit wieder in Frage gestellt werden dürfen.

Mir reicht die Zahl der Wahlkämpfe, die wir schon haben.

Mit den besten Grüßen

Karl


Johannes Michalowsky antwortete am 08.11.02 (19:24):

Die Entscheidung über Bildung einer EU oder die Einführung des Euro einer Abstimmung zu überlassen, bei der - vorsichtig geschätzt - 90 Prozent der Abstimmungsberechtigten nicht sachkompetent sind, sondern nur emotional und evt. durch Propaganda beeinflußt entscheiden, halte ich für derart gewichtige Zukunftsaufgaben für nicht hinnehmbar.

Meine persönliche Aussage war immer gewesen - ich bin der Schweiz geographisch und gefühlsmäßig nahe genug -, daß ich als Schweizer diese politischen Entscheidungen, würde ich gefragt, abgelehnt hätte. Ich kenne aber genügend Schweizer Bürger, die das Abseitsstehen der Schweiz selber beklagen, aus politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Gründen.

Wenn man in die Schweiz ein- oder aus ihr ausreist, erlebt man mitten im Herzen Europas das inzwischen seltene Gefühl einer Grenzüberschreitung mit Pass- und Zollkontrolle. Schweizer Bürger stellen sich bei der "Einreise" nach EU-Land zusammen mit Pakistani, Chilenen und Liberianern in die Schlange für Non-EU Citizens, während wir das uns allen offene Europa erleben dürfen. Schweizer Politiker und Unternehmen beklagen, daß sie Entscheidungen der EU nur zur Kenntnis nehmen und nachvollziehen dürfen, von der Gestaltung aber ausgeschlossen bleiben.

Man kann zur EU stehen wie man will, sie ist Faktum, und irgendwann einmal wird das auch die Schweiz zur Kenntnis nehmen müssen - sie darf dabei ruhig mit den Zähnen knirschen, und dafür darf man auch Sympathie haben!


Gabi antwortete am 08.11.02 (20:02):

Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, daß wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen. (George Bernard Shaw)

Es kommt nicht so sehr darauf an, daß die Demokratie nach ihrer ursprünglichen Idee funktioniert, sondern daß sie von der Bevölkerung als funktionierend empfunden wird. (Rudolf Augstein)


kleinella antwortete am 08.11.02 (22:12):

Bei derartig hochgestochenen Beiträgen wagt sich ein Normalsterblicher niemals, etwas zu schreiben, obwohl ich mir zu den Themen auch so meine Gedanken mache. Werde es wohl zukünftig weiterhin beim Lesen belassen.


Poldi antwortete am 08.11.02 (22:54):

Hochgestochen? Wie denn das?


bello antwortete am 09.11.02 (07:19):

*** Statt zu klagen, daß wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein , daß wir nicht alles bekommen, was wir verdienen." *** (Dieter Hildebrandt)


WANDA antwortete am 09.11.02 (12:06):

Aus rein egoistischen Gründen bin ich für die EU, irgendwo und irgendwann kann man an sich denken, nur nicht immerzu.
:-)


Wolfgang antwortete am 09.11.02 (14:48):

@Nienenueteli... Nie und nimmer wäre der Euro eingeführt worden, hätten die Deutschen die Möglichkeit gehabt, über die Abschaffung der Mark abzustimmen. Das ist ja gerade der Grund, warum uns Deutschen die direkte Demokratie versagt bleibt: Unsere Mächtigen trauen ihrem Volk nicht.

Der Gerechtigkeit wegen muss aber auch gesagt werden, dass sehr viele Deutsche politische Schlafmützen sind und lieber regiert werden, als selbst zu regieren.

'Oben' und 'Unten' sind sich bei uns einig: Demokratie ist ein gefährliches Pflaster... :-)


schorsch antwortete am 09.11.02 (17:15):

@ Jo: "...Man kann zur EU stehen wie man will, sie ist Faktum, und irgendwann einmal wird das auch die Schweiz zur Kenntnis nehmen müssen - sie darf dabei ruhig mit den Zähnen knirschen, und dafür darf man auch Sympathie haben!..."

Zuerst knirschen, dann klappern? (;--))))


Johannes Michalowsky antwortete am 09.11.02 (19:28):

@Wolfgang, Zitat:

"...lieber regiert werden, als selbst zu regieren"

Warum regierst Du nicht? Vielleicht wärest Du der bessere Bundeskanzler? :-)))