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THEMA: Entnazifizierung - damals und heute
12 Antwort(en).
Johannes Michalowsky
begann die Diskussion am 31.10.02 (19:07) mit folgendem Beitrag:
Erinnert Ihr Euch noch? Nach der Geburtstagsliste des ST zu urteilen sind die meisten von Euch noch zu jung gewesen, um in die Mühlen der Spruchkammerjustiz nach dem Kriege zu geraten. An Eltern und überhaupt der Umgebung haben viele aber diesen Schwachsinn der von außen oktroyierten Vergangenheitsbewältigung sehr wohl mitbekommen.
Ähnliches - man faßt es kaum - scheint sich erneut anzubahnen. In einem Artikel des Daily Telegraph vom 31. Oktober 2002 auf Seite 15 lese ich, daß die Bush Administration bereits die Anklageschrift für ein Kriegsverbrechertribunal gegen Sadam und 12 seiner Getreuen (wieso wieder genau zwölf, liest man in USA zu viel in Märchenbüchern?) vorbereitet.
Gleichzeitig überlegen Beamte des Verteidigungsministeriums eine Entnazifizierungsaktion im Irak, sobald Sadam so oder so gestürzt worden ist. Auf diese Weise scheint man sich einzubilden, dort demokratische Verhältnisse herstellen zu können.
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Johannes Michalowsky
antwortete am 31.10.02 (19:17):
Nachtrag:
Das Wort Entnazifizierung stammt aus besagtem Zeitungsartikel (de-Nazification) und nicht von mir. Es steht wohl für politische Säuberung per Fragebogen, opportunistische Selbstbezichtigung und Nachbarnanzeige.
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Nienenueteli
antwortete am 31.10.02 (20:18):
Unten der Link zur Seite (hoffe, es geht, sonst schnell registrieren :-)
Das "dreckige Dutzend" :-) nicht Märchen - zuviele Action-Filme :-)
Busch will wohl um jeden Preis seinen dritten Weltkrieg, einen Wirtschaftszusammenbruch oder Schlimmeres.
Ich hoffe ja schwer, dass man all den Schwachsinn mal stoppen kann... Alles selber kreierter Blödsinn. Anstatt, dass die sich auf das Wesentliche konzentrieren. Aber offensichtlich ist das Absicht und Strategie.
Habe mal in einem Anlegermagazin gelesen, dass das Ziel, zuerst vier Währungen (Euro, $, Asien, Afrika) um 2004 - 2007 zu einer Währung zusammengefasst werden sollen. Damit das gelingt, darf der Euro aber nicht floppen. Die USA wäre in diesem Fall bereit, ihre Wirtschaft zu zerstören, um das End-Ziel einer Gesamt-Weltlichen Einheitswährung zu erreichen. Man darf gespannt sein.
Wenn ich aber so den Spiegel.de lese und von wegen Konvergenzkriterien und so - da steht es um Europa ja wirklich nicht soo gut.
Höchste Zeit, mal einen runden Tisch einzuberufen und eine Arbeitsgruppe zu bilden :-)
Internet-Tipp: https://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=%2Fnews%2F2002%2F10%2F31%2Fwirq31.xml&secureRefresh=true&_requestid=240976
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Johannes Michalowsky
antwortete am 31.10.02 (20:37):
Danke für den Link - ich hatte nur das Papier in der Hand.
Den Zusammenhang des weiteren Beitrages mit dem Thema sehe ich dann allerdings nicht mehr. Wahrscheinlich hat man aber in der Schweiz weniger Bezug zu der Entnazifizierung als in D. Und für manche von uns mag es ja auch ein Tabuthema sein.
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Nienenueteli
antwortete am 31.10.02 (21:22):
Hallo Johannes
Ja - sagt mir eigentlich weniger, das Wort. Sorry für das Verlassen des roten Fadens. Aber wenn ich Hussein und Busch lese, blinken bei mir immer rote Aergerlämpchen auf.
Denke, die Ent-Nazifizierung hat vielleicht etwas mit der auch neu inszenierten "Vergiftung" Deutsch-Amerikanischer Beziehungen zu tun und Hitler-Vergleichen. Aber mit wem hat es sich Busch noch nicht vergiftet?
Als Schweizer kann ich mit Drohungen wie "wer nicht mit uns ist, ist gegen uns" sowieso nichts anfangen. Die ganzen Drohungen und Druck-Ausübereien gehen mir höchstens auf die Nerven. Entweder man kommt als Land klar oder nicht. Man kann nicht plötzlich klarkommen, wenn man sich mit anderen zusammentut, die auch nicht klarkommen. Alles klar?
Ausserdem glaube ich, hat Deutschland (noch) mehr Probleme als wir, wenn ich so spiegel.de lese. Was habt Ihr vom Euro? Es ist nur alles teurer geworden - nicht wie versprochen billiger. Die liberalisierung und offene Grenzen nützen nur den multinationalen Grosskonzernen und sonst niemandem. Rein gar niemandem.
So - und ich gebe nun zurück zur Ent-Nazifizierung.
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mulde
antwortete am 31.10.02 (21:46):
Lieber ! Alles richtig was Du da schreibst, wir waren zu jung, das stimmt! Nur es gab im vorab Allierte Beschlüsse wo nach unter einem bestimmten Alter man nicht vor den Kammern mußte. wobei die Spruchkammern auf dem Gebiet, der heutigen "alten Ländern" ihre Praxis sehr lasch handhabten. Siehe nur Praxis in Polizei und Justiz!!!!! Wogen die Art und Weise , wie nach 1990 ähnliches gehandhabt wurde! Zuvor ich spreche nicht von den echten Stasileuten! das bleibt ausen vor. Aber die übereilten "Rachemassnahmen zu r wendezeit" Es gibt für bestimmte Personen heute noch Strafrente sofern in SED ähnlichen Organisationen waren. Da wurde doch eine regelrechte Verfolgungsjagd gemacht bei Leuten die "Staatsnah" standen. Wer hat das mal festgelegt? Hauptmacher in den Verhandlungen war ein gewisser Herr Schäuble. Da wurden Hochrangige Ärzte diesqualifiziert nur weil als Studenten "FDJ Stipendium bezogen haben" hoch qualifizierte Kriminaler wurden fristlos entlassen und mit Leute die Staatsnah der BRD standen aber weniger fachliches Wissen hattenersetzt. Denke an die vielen Sporttraener, die nichts mit Doping am Hut hatten, die waren nur anderen im Wege. Das kann man endlos fortsetzen. Wobei ich Deine Argumentation in bezug der USA und auch der Bundeswehr in nichts abstreite. Nur wenn man das eine nennt dann auch das was im eigenen Land passiert auch erwähnen. Im Prinzip Jo achte ich Deine Meinung - achte nun bitte auch meine. Im Grundtenor bleiben wir uns einig.
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Johannes Michalowsky
antwortete am 31.10.02 (22:26):
So hatte ich das gar nicht gemeint. Mir ging es darum, daß man geglaubt hatte, ein Volk durch eine läppische Fragebogenaktion nach 1945 politisch umkrempeln zu können - und daß man aus der Geschichte anscheinend nichts gelernt hat, wie ich heute lesen mußte.
Die Verhältnisse nach 1989 in unserem Land waren andere, das wäre ein Thema für sich.
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bello
antwortete am 01.11.02 (07:57):
"(wieso wieder genau zwölf, liest man in USA zu viel in Märchenbüchern?) gez. J.M. Zu diesem Satz: denkt doch einmal in bißchen freundlich-ironisch und nehmt an, sie hätten in der Bibel gelesen. ;-) ---------------------------------------- Das Entnazifizieren habe ich als Tochter einer "Mitläufer"-Mutter noch mitbekommen. Wir hielten es für eine Methode, besonders wachsam sein zu können, daß sich aus den Verzeichneten nicht neue Gruppen bilden.
Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, was "Mitläufer" waren? Lächerlich.
Übrigens müssen irgendwo noch meine Fingerabdrücke vorliegen. Unsere Besetzer (Amerikaner) verlangten sie von jedem Bürger.
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schorsch
antwortete am 01.11.02 (10:29):
Die Farce der Amerikaner, bereits nach einem Richtergremium für Sadam zu rufen, soll wohl psychologische Wirkung haben: 1. sollen die Wähler glauben, es gehe tatsächlich etwas in sachen Gefangennahme des verhassten Feindes, und 2. sollen widerstandswillige (gegen ihren Despoten Widerstand leistende) Iraker ermuntert werden, ihren Unterdrücker endlich zu stürzen. Das wird aber nicht so leicht sein. Denn Sadams Unterdrückungs- und Säuberungsmethoden sind legendär. Wer erinnert sich im Westen z.B. noch an seine Schandtaten? Zum Beispiel, dass unter den Hunderttausenden, die er umbringen liess, 300 oppositionelle Offiziere, hunderte von Schülern und Studenten, Zehntausende von Kurden und schliesslich über 100`000 Schiiten waren? Darum mein Rat an die Amerikaner: Man soll das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor man den Bären hat!
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Hans-Jürgen
antwortete am 01.11.02 (17:51):
Nienenueteli (21.10. 20:18):
"Bus*c*h will *wohl* um jeden Preis *seinen* dritten Weltkrieg, ... Die USA wäre in diesem Fall bereit, ihre Wirtschaft zu zerstören, ..." (Hervorhebungen von mir)
Woher *weißt* Du das alles?! Es sind doch nur *Vermutungen*, und zwar bösartige! Oder, um Deine eigenen Worte zu zitieren: "Alles selber kreierter Blödsinn." Mit ihnen richtest Dich selbst.
An Karl:
Ich bin nicht "amerikagläubig", kenne das Land zu wenig und war noch nie dort. Und Du kennst *mich* zu wenig. Wir verstehen uns nicht, und ich vermute auch, warum. Schade. (Antwort auf eine Bemerkung von Dir in einem anderen Forum)
Hans-Jürgen
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Nienenueteli
antwortete am 01.11.02 (20:28):
@ Hans-Jürgen
Das habe ich von einem höchst interessanten Analystenbericht. Die haben die Weisheit nicht mit dem Löffel gegessen - aber ich persönlich finde, dass sie nicht unrecht haben...
Es sind keine bösartigen Vermutungen. Die *Eine Welt-Ordung" ist ein erklärtes Ziel der Mächte der Welt. Dazu habe ich Michail Gorbatschow an einem Event sprechen gehört. Eine Geldwährung für die ganze Welt. Fragt sich nur, welche das dann sein wird.
Bösartig benimmt sich höchstens *das Kapital* :-) Da es immer stärker wird - halt immer bösartiger. Hoffentlich bis es sich selber eliminiert.
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Barbara
antwortete am 01.11.02 (20:34):
Wer mehr über die Entnazifizierung nach dem 2. Weltkrieg wissen möchte, kann sich bei "geo.de" schlau machen:
https://www.geo.de/GEO/kultur_gesellschaft/geschichte/2002_10_epoche_entnazifizierung/index.html?SDSID=97082100000011036178492
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Karl
antwortete am 01.11.02 (21:09):
für Interessierte: Unter dem angegebenen Link (s. Internettipp) können auch viele Originaltexte zum Thema "Entnazifizierung" sowie zur Deutschlandpolitik der Alliierten gelesen werden.
Internet-Tipp: https://www.zum.de/psm/n45/primaer.php#up
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