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THEMA: Ist man dumm, wenn man seine Steuern zahlt?
7 Antwort(en).
felix
begann die Diskussion am 25.10.02 (11:56) mit folgendem Beitrag:
Typen wie Boris Becker und viele andere Grossverdiener oder Multimillionäre zahlen ... wenn sie überhaupt etwas beisteuern ... keine oder nur einen Bruchteil der geforderten Steuersumme. Klevere Steuerberater beraten sie zu legalen oder halblegalen Tricks zur Steueroptimierung, wie das bei so Leuten zu heissen pflegt. Da kommt bei mir die Wut hoch! Ich gebe zu ... ich bin einer dieser Dummen, die die Steuererklärung ein Leben lang wahrheitsgetreu und vollständig ausgefüllt ... und damit meine Steuern auf den letzten Rappen auch noch bezahlt habe. Sogar bei Verwandten und Bekannten werde ich gelegentlich ausgelacht, weil ich meinen Beitrag als Bürger immer vollständig leiste. Natürlich gibt es zwar strafbare Tatbestände wie zB. - Steuerhinterziehung durch unterlassen von Angaben oder unvollständiger Deklaration. - Steuerbetrug, wenn Dokumente wie Lohnausweise, Buchhaltung,Bilanzen, Erfolgsrechnungen gefälscht oder frisiert werden. Die meisten Einnahmen entgehen dem Staat durch Steueroptimierungen oder durch Steuerflucht. Dazu kommt die miserable Zahlungsmoral der Steuerpflichtigen. Die Steuern bleiben einfach geschuldet, Betreibungen werden durch Manipulation der Güter wirkungslos gemacht. ... und wer sind die Dummen? ... Die, die für diese Lücken bei den Steuereinnahmen aufkommen ... und bedeutend stärker zur Kasse gebeten werden, als sie nach ihrem bescheidenen Einkommen eigentlich gerechterweise müssten. Erschwerend kommt bei uns in der Schweiz noch dazu, dass es ganz enorm auf den Wohnort ankommt, wieviel man versteuern muss. Wie geht es euch bei so einer Ungerechtigkeit?
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Hans-Jürgen
antwortete am 25.10.02 (13:55):
Lieber Felix,
mir geht es wie Dir; ich gehöre zu den "Dummen", aber Ehrlichen, und letzteres tröstet mich.
Hans-Jürgen
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mechtild
antwortete am 25.10.02 (14:13):
Ich glaube, das Dummheit nicht der richtige Ausdruck ist. Eigentlich zahle ich gerne Steuern und würde auch gerne noch mehr Steuern zahlen, denn dann würde ich auch mehr verdienen. Sauer macht einen natürlich, wenn der Staat nicht alle BürgerInnen gleichmäßig zur Finanzierung herholt. Steuerprivilegien sind okay, aber wenn es sie nur für die Besitzenden gibt und die ArbeitnehmerInnen die ganze Steuerlast zahlen müssen, wird man schon sauer. Die Steuerlasten müssen anders verteilt werden. Es geht nicht, dass nur der Faktor Arbeit die ganze Steuerlast zahlt. Der Faktor Vermögen und Gewinn muss stärker belastet werden. Die Zahlungsmoral hat damit zu tun, in wie weit die BürgerInnen sich mit ihrem Staat identifizieren. Einen Staat dem ich positiv gegenüber stehe betrüge ich nicht. Doch wenn man die Wahlbeteiligung sieht und die Gehälter, die für Arbeit gezahlt werden, sieht man, dass immer mehr BürgerInnen berechtigt mit dem Staat unzufrieden sind. Ein Staat der nicht gut für alle seine BürgerInnen sorgt ist kein guter Staat und muss sich nicht wundern, wenn er betrogen wir. Die, die den Staat um große Summen betrügen sind jedoch meist einfach asozial. Nur ist Steuerbetrug in den Augen der meisten ein Kavaliersdelikt. Im Zeitalter der Globalisierung wird es jedoch auch schwere Firmen oder Steuerflüchtling zur Kasse zu bitten.
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Karl
antwortete am 25.10.02 (15:36):
Schaut man Boris an, dann wäre es ihm wohl lieber gewesen, seine Steuern rechtzeitig bezahlt zu haben. Es wäre auch billiger gewesen.
Wir hatten eine ähnliche Diskussion aber bereits einmal unter dem Titel "Dumme gesucht" anlässlich eines Gerichtsentscheids zur Spekulationssteuer. Interessant ist auch, was dort dazu geschrieben wurde (s. Link).
Ich wollte immer der größte Steuerzahler werden (aber ich hoffe vergeblich ;-(().
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a401.html
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schorsch
antwortete am 25.10.02 (17:11):
Nicht alle Reichen sind die Gescheiten: Einige werden ja (siehe Boris) erwischt und gehören dann auch zu den Dummen!
Felix hat in seinen Ausführungen noch eine kleine aber wichtige Einzelheit vergessen zu erwähnen: Der "Kleine" in der Schweiz kann zwar "schwarze" Konten führen. Es werden ihm aber sooo viele Fränkli an Verrechnungssteuern abgezogen direkt von der Bank hin zum Fiskus, dass das ehrliche Versteuern immer noch billiger kommt.
Diejenigen aber, die es sich leisten können, lieber für einen Steuerspezialisten zu bezahlen, als dem Staate zu geben, was des Staates wäre, lachen sich ins Fäustchen und "verdienen" mittels Steuerhinterziehung mehr als ein Normalbürger mit ehrlicher Arbeit!
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Felix
antwortete am 25.10.02 (18:31):
Wie kam ich wieder einmal auf dieses leide Thema zu sprechen? Ich habe diese Tage ältere Videobänder sortiert. Dabei stiess ich auf eine "Kassensturz"-Sendung von SF1 aus dem Jahr 1996. Da ging es um Folgendes: Eine Märchentante erzählte im typischen Stil "... Es lebte einst in einem schönen Land mit vielen Seen und Bergen ... ein glückliches Völklein. Ein jeder brachte an Martini den Zehnten zum Dorfrat. Jeder nach dem, was er im letzten Jahr erwirtschaftet hatte. Der weise Dorfrat versorgte damit die Armen und bezahlte damit Arbeiten, die der Öffentlichkeit zugute kamen .... für Strassen, Schulen, Feuerwehren, Landjäger u.s.w. und man sah, dass es so gut war. Leute, denen es so schlecht ergangen war, dass sie keinen Zehnten erbringen konnten, wurden an Weihnachten beschenkt. Sie erhielten Lebensmittel und Stoff für die notwendige Bekleidung .... etc. Nun kam der Übergang in die Jetztzeit! Auch bei uns ... in einem reichen florierenden Land ... gibt es so Allerärmste, die keine Steuern bezahlen können. Wir wollen ihnen eine Freude bereiten ... und sie dieses Jahr reichlich beschenken. Man sah nun, wie einige bekannte Gestalten vom Schweizer Fernsehen, Liebesgabenpakete vorbereiteten. Drin waren einige brauchbare Lebensmittel, Kleidungsstücke wie Strümpfe, Handschuhe etc. ... sorgsam in buntes Papier gehüllt. Nun konnte man miterleben, wie ein Fernsehteam diese Pakete zu Leuten gebracht wurden, die in stolzen Anwesen hoch über dem Zürichsee wohnen, im Luxus schwimmen, teure Autos fahren ... aber eben keine Steuern bezahlen. Als Beweis wurde jeweils das offizielle Steuerregister des Betroffenen gezeigt mit der Eintragung Fr. 0.00 bei der Einkommens- und Vermögenssteuer. Die meisten armen Multimillianäre ordneten lediglich durch die Gegensprechanlage an ... man solle das Paket vor der Türe deponieren ... sie hätten keine Lust sich selber zu zeigen. Fachleute der Steuerverwaltung und Steuerberater erklärten dem verdutzten Zuschauer anschliessend, wie das mehr oder weniger legal (Grauzone) gemacht wird. Mit Abschreibungen, Investitionsschulden, Stiftungsgründungen, Überschreibungen, Renovationen etc. ... und andern Tricks. Ja ... und dies war der Anstoss zusammen mit dem Boris ... nochmals darauf zurückzukommen....
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utelo
antwortete am 25.10.02 (20:33):
Ich halte mich nicht für dumm, weil ich Steuern bezahle. Als normale Angestellte konnte ich mir ja auch gar nicht aussuchen, evtl. keine Steuern zu zahlen, ging ja automatisch seitens des Arbeitgebers. Und da ich meine Arbeitsstelle in der Nähe hatte, konnte ich auch nichts absetzen. Aber Boris, der arme Socken, der hat ja nun schon massig Steuern gezahlt. Weiterhin hat er mit Sicherheit seine Steuererklärung nicht selbst gemacht. Also müßte sein Steuerberater in den Knast und nicht er. Der junge Mann hatte a) schon keine Jugend, weil er immer Tennis spielen musste, b) keine besonders ausgeprägte Intelligenz, aus dem gleichen Grund -wann sollte er denn lernen? Dann ist er mit Geld so zugeschüttet worden und hatte ganz liebe Freunde und Freundinnen, denen er seines Geldes wegen wichtig war incl. seiner Gattin. Alle haben den so ausgenommen, dass er mir tatsächlich leid tut. Und wenn er doch nun seine Steuerschulden nachgezahlt hat, ist das doch in Ordnung, denn ihm kann man nur indirekt Schuld geben. Anders war das ja bei Herrn Graf, der ist nun mal abgewichst und hat seine Tochter reinlegen wollen. Also seid ein bisschen tolerant gegenüber solchen Leuten, die immerhin viel, viel mehr Steuern zahlen als die eisten von uns inihre, ganzen Leben gezahlt haben oder zahlen werden.
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Barbara
antwortete am 25.10.02 (21:30):
Aber, utelo, hältst Du ihn für geistig derart minderbemittelt, dass er seinem Steuerberater nicht einmal seinen Hauptwohnsitz nennen konnte?
Allerdings finde ich es in Ordnung, dass seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde. Unserem Staat ist wohl mehr geholfen, wenn er nun ganz schnell weitere Millionen verdient und die richtig versteuert, als wenn er durch sein Einsitzen noch Kosten verursacht hätte.
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