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THEMA:   Ist die Union noch mehrheitsfähig?

 11 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 24.10.02 (11:33) mit folgendem Beitrag:

Gemessen an ihrem Wahlziel - Ablösung der Rot-Grünen Regierung - hat die CSU/CDU die Wahl verloren. Jetzt wird nach den Ursachen geforscht. In den eigenen Reihen taucht immer häufiger folgende Erklärung auf:

Vor allem die CDU sei nicht mehr mehrheitsfähig... Hauptsächlich darum, weil das Lebensgefühl und die Lebensentwürfe vieler (vor allem junger) Menschen nicht mehr gebührend repräsentiert werde. Städter (insbesondere wirtschaftlich und kulturell erfolgreiche), Schwule bzw. Lesben, alleinerziehende Frauen, Singles, Umweltbewegte, Arbeitslose oder solche, denen Arbeitslosigkeit droht, sozial Schwache, BürgerInnen ausländischer Abstammung - die Aufzählung ist nicht erschöpfend - wendeten sich ab. Oder, anders herum ausgedrückt: Die Union erreiche viele neue gesellschaftliche Milieus nicht mehr.

Ist das so, dass all diese Menschen keine "Heimat" mehr bei der Union haben? Ist die Union eine Partei der aussterbenden alten Generation geworden?


Barbara antwortete am 24.10.02 (12:48):

Meine Antwort lautet uneingeschränkt: JA -
denn die einstigen strammen CDU-Wähler sterben allmählich aus.

Allerdings frage ich mich, wo die von Dir aufgezählten Gruppen unserer Bevölkerung eine neue "Heimat" finden werden. Der Genosse der Bosse mit Clement an der Seite scheint mir wenig einladend.

Es wurde bereits angedacht, ob evtl. Gysi gemeinsam mit Oskar Lafontaine eine neue linke Partei gründen sollten. Daran glaube ich nicht - allerdings bei Gysi noch eher als bei Lafontaine.

Ich hoffe nur, dass nicht irgendein Rattenfänger sich dieser Klientel annimmt. Leider wächst bei mir die Befürchtung, dass er ein leichtes Spiel hätte.


mechtild antwortete am 24.10.02 (13:40):

Die Lebensformen heute sind vielschichtiger als früher. Einmal weil die Klein-Familie nicht funktioniert und deshalb viele Menschen es vorziehen ohne PartnerInn zu leben. Auch werden lesbische und schwule Lebensformen heute zumindest in den Städten akzeptiert und viele Menschen wählen für sich solche Lebensformen.
In der CDU sind andere Lebensformen als die Familie kaum vertreten und die CDU setzt sich auch für den Personenkreis, der eine andere Lebensform wählt als die Familie kaum ein. Deshalb wählen diese Menschen wenig CDU und fühlen sich von ihren Volksvertretern nicht vertreten. Sieht man jedoch das Wahlergebnis, so wünscht doch ein großer Prozentsatz der Bevölkerung die christliche Familie oder die Nichtwähler leben überwiegend in anderen Lebensformen als in der Familie. In Zukunft wird sich das sicher weiter verändern. Die alten VolksvertrerInnen werden gehen und man wird sehen welche neuen kommen.


Poldi antwortete am 24.10.02 (21:33):

"Schwule bzw. Lesben, alleinerziehende Frauen, Singles, Umweltbewegte, Arbeitslose oder solche, denen Arbeitslosigkeit droht, sozial Schwache, BürgerInnen ausländischer Abstammung -"

Sind das die Leute, die unsere Gesellscahft repräsentieren? Dann Gute Nacht!


hl antwortete am 24.10.02 (21:41):

Wie bitte?!


mechtild antwortete am 24.10.02 (22:24):

@Poldi
Was heißt für Dich eine Gesellschaft repräsentieren? Es wurde nur beispielhaft aufgezählt, welche Lebensformen es gibt. In einer pluralistischen Gesellschaft stehen die verschiedenen Lebensformen gleichwertig nebeneinander. Ob es dem Einzelnen passt oder auch nicht, es gibt neben der Familie noch andere Lebensformen und diese Lebensformen fordern Rechte vom Staat. Sie müssen auch ihre Pflichten dem Staat gegenüber erfüllen und sie haben genauso auch Rechte.
Im Grundgesetz wird die Familie besonders geschützt. Doch als das Grundgesetz entstanden ist gab es auch kaum andere Lebensformen als die Familie. Die Regierung kann jedoch nicht so tun, als wäre das heute noch so. Ein Gesetz zur Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft war längst überfällig. Ob das Gesetz ausreicht, kann ich nicht beurteilen. Ich habe mich nicht mit den Einzelheiten des Gesetzes befasst.


Barbara antwortete am 24.10.02 (22:43):

Ich sehe gerade mit Schrecken, dass ich bei meiner Antwort nicht die im Titel gestellte Frage beantwortet habe, sondern den nachfolgenden Text:

>>Vor allem die CDU sei nicht mehr mehrheitsfähig... Hauptsächlich darum, weil das Lebensgefühl und die Lebensentwürfe vieler (vor allem junger) Menschen nicht mehr gebührend repräsentiert werde. Städter (insbesondere wirtschaftlich und kulturell erfolgreiche), Schwule bzw. Lesben, alleinerziehende Frauen, Singles, Umweltbewegte, Arbeitslose oder solche, denen Arbeitslosigkeit droht, sozial Schwache, BürgerInnen ausländischer Abstammung - die Aufzählung ist nicht erschöpfend - wendeten sich ab. Oder, anders herum ausgedrückt: Die Union erreiche viele neue gesellschaftliche Milieus nicht mehr.<<

....denn das sehe ich auch so.
Man sollte nichts schreiben, wenn man in Eile ist.....

Bitte um Vergebung
Barbara


Rosmarie.V antwortete am 26.10.02 (17:38):

Poldi! Sie repräsentieren nicht unsere Gesellschaft, sondern sie gehören dazu!Unter all' denen, die Du so minutiös aufgezählt hast, habe ich Freunde....Ich die Ausländerin, die in Deutschland ihre Bürgerpflichten erfüllt! Wenn ich Dir etwas raten darf: Erst überlegen und dann schreiben bitte!


bernhard antwortete am 26.10.02 (22:31):

Ich sehe das so wie Rosmarie V.


Poldi antwortete am 26.10.02 (22:40):

Die Aufzählung stammte nicht von mir, wie man leicht sehen kann.


Wolfgang antwortete am 27.10.02 (07:51):

Nur, Poldi, Du vergisst (?) zu erwähnen, dass Du es warst, der die neuen Milieus, die ich beschrieben habe, in ein schlechtes Licht zu rücken versucht hat.

Diese wachsenden Bevölkerungsgruppen sind selbstverständlich Teil unserer Gesellschaft. Sie repräsentieren niemanden. Es ist Aufgabe politischer Parteien deren Lebensentwürfe und die sich daraus ergebenden Interessen zu repräsentieren.

Die Union tut das meiner Meinung nach nicht. Und das ist ein Hauptgrund für ihre Wahlniederlage. In kommenden Wahlen wird sich das noch viel deutlicher zeigen. Falls sich die CSU/CDU nicht gewaltig reformiert und weiterhin bevorzugt Menschen repräsentiert, die etwas gegen "Städter (insbesondere wirtschaftlich und kulturell erfolgreiche), Schwule bzw. Lesben, alleinerziehende Frauen, Singles, Umweltbewegte, Arbeitslose oder solche, denen Arbeitslosigkeit droht, sozial Schwache, BürgerInnen ausländischer Abstammung" haben. So meine These.


Hans-Jürgen antwortete am 27.10.02 (18:10):

Wolfgang,

daß die CSU/CDU bevorzugt Menschen repräsentiere, die etwas gegen "Städter (insbesondere wirtschaftlich und kulturell erfolgreiche)" haben und dazu gegen "alleinerziehende Frauen, Singles, Umweltbewegte, Arbeitslose oder solche, denen Arbeitslosigkeit droht, sozial Schwache, BürgerInnen ausländischer Abstammung", ist mir neu, und ich halte es für aus der Luft gegriffen. Ich gehöre zu den "strammen" CDU-Wählern, wobei diese von Barbara stammende, an militärischen Gehorsam erinnernde Bezeichnung ebenso falsch ist und offenbar in diskriminierender Absicht gewählt wurde. Manchen Diskutierern und Diskutiererinnen scheint es schwer zu fallen, möglichst nahe an der Wahrheit zu bleiben und andere nicht herabzusetzen.

Hans-Jürgen