Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Bürgerliche - Nichtbürgerliche ?

 4 Antwort(en).

Fred Reinhardt begann die Diskussion am 22.10.02 (18:23) mit folgendem Beitrag:

Die Bürgerlichen haben die Wahl verloren. Tatsache.
Wie aber nennt man die, die die Wahl gewonnen haben ?
Nichtbürgerliche ?? Gemeines Volk ?? Proleten ??

Die Begriffe, bürgerlich, gut bürgerlich und die neuste Aussage hochbürgerlich, sind Begriffe die in den Zeitungen immer öfter auftauchen.
Nach dem Gesetz sind wir doch angeblich alle gleich. Warum dann dieser, mir unbegreifliche Aufschrei vom rechten Lager : Wir sind die Bürgerlichen ? ( Heute zum Beispiel in der Stuttgarter Zeitung )

Gewollte Herabsetzung der Personen, die ihr Kreuzchen auf der linken Seite des Wahlzettels gemacht haben ?

Wer kann mir darauf eine Antwort geben ?


Wolfgang antwortete am 22.10.02 (19:20):

Ein interessanter Aspekt, Fred... ALEXANDER GAULAND - Herausgeber der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" - beklagt in einem lesenswerten Artikel in der WELT verlorene bürgerliche Tugenden, die er in keiner der etablierten Parteien und auch nicht mehr bei ihren WählerInnen findet. Die beiden "Volksparteien" (so nennen sie sich gerne selbst) unterscheiden sich in der Regierungspraxis praktisch nicht mehr. Sie sind also weder "links" noch "rechts", weder proletarisch noch bürgerlich. Gern benutzen ihre FunktionärInnen auch die Metapher von der "Mitte", die sie angeblich repräsentieren.

Ich denke, da muss man dem Autor des Artikels recht geben. Das bürgerliche Zeitalter ist längst untergegangen. Die Klassengesellschaft ist untergegangen, wenn auch nicht wirklich, so doch im Selbstverständnis der Mehrheit. Masse statt Klasse... Die nicht-proletarischen nicht-bürgerlichen Massen regieren, oder, besser, sie lassen sich von ihresgleichen regieren... ;-)

Lagerwahlkampf? Lächerlich!
Bürgerliche Werte spielen beim Buhlen der Parteien um die Medien keine Rolle - Debatte
Von Alexander Gauland
https://www.welt.de/daten/2002/05/02/0502fo329579.htx


Eddie antwortete am 22.10.02 (19:23):

Diejenigen, die die Wahl gewonnen haben nennt man Akademiker.
Grotesk wird die Sache nur, wenn ein Akademiker dem anderen Akademiker in der SPD vormachen will, wer der bessere Proletarier ist.
mfg
Eddie


York antwortete am 22.10.02 (21:28):

Die "Bürgerlichen" sind in beiden Parteien(SPD u.CDU) gleichermaßen vertreten...nur Herr Stoiber hätte es jetzt schwerer als Kanzler,da er die selben Sparmaßnahmen hätte durchführen müssen.
Sein Parteikollege Herr Kohl läßt grüßen,der angefangen hat die Staatsfinanzen in den Keller zu fahren.
Gruß York


schorsch antwortete am 23.10.02 (09:58):

Ein Blick in die Historie:

Vor ein paar Jahrhunderten (ist es tatsächlich sooo lange her?) bestand das Volk aus Bürgerlichen, Bauern und Proletariern. Sich zu vermischen mittels Heirat war praktisch unmöglich, es sei denn, man nahm das Risiko auf sich, in Acht und Bann gelegt zu werden.
Infolge der Französischen Revolution und anderen mehr oder weniger sinnvollen Ereignissen lösten sich diese starren Vorstellungen von gottgewollter Ordnung langsam auf.
Heute stehen als Ersatz dieser Ordnung die Parteien. Aber in jeder Partei gibt es solche, die einfach dazu gehören möchten, von der "Kaste" her aber eigentlich gar nicht hierher gehörten. Aber das nimmt man höhernorts in der Parteispitze gnädig hin. Denn wichtig ist, dass die Anhänger zum willfährigen Stimmvolk gehören, auf das man sich bei Abstimmungen verlassen kann!