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THEMA: Gewinnt die Vernunft?
13 Antwort(en).
Karl
begann die Diskussion am 18.10.02 (14:12) mit folgendem Beitrag:
Die Nachrichten heute haben mich erfreut. Frankreich hat sich in der UNO offensichtlich aufgrund der riesigen Unterstützung der Völkergemeinschaft durchgesetzt und die USA haben zurückgesteckt. Alles spricht dafür, dass dem französischen Plan gefolgt wird und es eine neue Resolution ohne direkte Androhung von Gewalt gegen den Irak geben wird.
In Frankreich wird mit Genugtuung registriert, dass nun Frankreich in den USA der Buhmann ist. Daraus wird das eigene Gewicht abgeleitet. In Deutschland sind hingegen die meisten Kommentatoren bei der Kritik aus den USA vor Schreck erstarrt. Aber die Entwicklung ist in unserem Sinne!
Damit würde der Ball dem Irak zugespielt und er könnte durch Annahme der UN-Forderungen eine zweite Resolution mit Gewaltandrohung verhindern. Hoffen wir weiter, dass sich das Völkerrecht durchsetzt und auch darauf, dass der Irak den Forderungen der Weltgemeinschaft nachkommt.
Mit den besten Grüßen
Karl
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/php-scripts/offener_brief/offener_brief.php?start=1
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schorsch
antwortete am 18.10.02 (15:20):
Die neuste Meldung, die uns zu schaffen machen könnte: Nordkorea hat "gestanden", trotz Vereinbarung an der Atombombe weitergebastelt zu haben und nun in der Lage zu sein, diese einzusetzen. Die Langstreckenraketen, die eine Reichweite bis Nordamerika haben, sind schon längstens bereit. Nun aber das Erstaunliche: Diese Bedrohung scheint Bush und seinen Getreuen weniger Angst zu machen als das kleine Irak mit seinen Bastelversuchen. Da kommt doch unweigerlich die Frage auf: Geht es nun Bush um den Weltfrieden oder ganz einfach um Bodenschätze? Ich habe das Wort "gestanden" extra in Anführungszeichen gesetzt. Denn dieses "Geständnis" ist doch nichts anderes, als eine vertsteckte Drohung der westlichen Welt gegenüber.
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KlausD
antwortete am 18.10.02 (16:07):
Schorsch,du wirst es wohl wissen:Diese Frage haben wir hier längst eindeutig beantwortet. Keine Frage was Bush will....
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Nienenueteli
antwortete am 18.10.02 (20:55):
Hallo Karl
Freu Dich nicht zu früh. Die USA werden kaum monatelange Arbeit einfach so wegstecken.
Russland ist ab sofort nicht mehr so gegen den Krieg wie auch schon. Siehe Artikel NZZ CH.
Grüsse an alle Nienenueteli
Internet-Tipp: https://www.nzz.ch/2002/10/18/al/page-newzzD7G71XXW-12.html
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juttam
antwortete am 19.10.02 (03:32):
ich schliesse mich Schorsch da an.
Es wird als mehr oder weniger versteckte Drohung angesehen (eher mehr). Ist aber ein Schachzug, der wohl einem Anfaenger einfallen wuerde!
Meinen eigenen Gedanken da zu folgen...ach lasst mich doch mal duemmlich naiv daherschnattern :) - .... Warum jetzt? Warum "gesteht" man jetzt dass man im Besitz nuklearer waffen ist, welche den amerikanischen Kontinent erreichen koennen? Nachdem man jahrelang gelogen hat????
Das stinkt geradezu nach Saddam....Selbe in Gruen! Wieviele Jahre hat man geschworen von Nord Koreanischer Seite, dass dem nicht so ist? Dass man nur darauf bedacht ist seine eigene Waesche zu waschen...
Ablenkungsmaneuver???? Zeit gewinnen??? Wahrscheinlich! Mal ein bisschen von Saddam ablenken??? - na Klar!
Ein bisschen verunsichern hier und da? Das auch!
Mal was in den Trockner schmeissen und rumwirbeln, lenkt vom Krach der Waschmaschine ab.
Ich glaube nicht dass Nord Korea "ploetzlich" von einem Anfall von Gewissen geplagt wird! Denkt das ernsthaft jemand?
Wer nicht sieht dass hinter dieser "Offenbarung" was andres steckt, der muss wohl blind sein und immer noch an den Alkoholiker glauben der verspricht nix mehr zu trinken.
..aber das ist natuerlich nur mein duemmlich-naives daher-geschnattere
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Wolfgang
antwortete am 19.10.02 (10:28):
Tun wir also etwas gegen "duemmlich-naives daher-geschnattere" und stellen ein paar Fragen... Irak bestreitet (und die UNO-Inspekteure auch), dass Atomwaffen einsatzfähig vorhanden seien. Nordkorea gibt zu, dass Atomwaffen einsatzfähig vorhanden sind. Häuptling Bush und seine Krieger müssten nun erklären, warum die USA mit Nordkorea eine Verhandlungslösung anstrebt, solch eine Lösung aber im Falle Irak verweigert wird und ein Krieg als prima ratio und notwendig hingestellt wird.
Die Bush-Krieger MÜSSTEN das erklären, sagte ich, sie tun es aber nicht... Vielleicht, weil in Nordkorea kein Öl zu holen ist? Oder, weil ein militärischer Angriff auf Nordkorea unweigerlich einen Angriff Chinas auf Taiwan nach sich ziehen würde?
Ist es nicht mehr als merkwürdig, dass Staaten mit von ihnen selbst zugegebenen illegalen Atomwaffenprogrammen - Indien, Israel, Pakistan, Nordkorea, Südafrika - nicht von den USA militärisch bedroht werden, die Phrase "Massenvernichtungswaffen" aber bei Irak einen Krieg rechtfertigen soll?
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mechtild
antwortete am 19.10.02 (12:22):
Die Amerikaner müssen den geplanten Einsatz in den Irak immer klarer begründen, denn immer weniger Bürger und Bürgerinnen glauben, dass es um den Abbau die Atomwaffen geht. Je mehr Bush in Argumentationsschwierigkeiten kommt, um so länger wird ein Angriff verhindert und um so stärker werden die, die gegen einen Kriegseinsatz sind. Die Kriegsgefahr ist noch nicht vorbei, aber je mehr Menschen dagegen sind, um so besser. Auch in Zukunft wird es immer schwerer werden, militärische Einsätze zu begründen. Vielleicht tritt ja die Situation ein, von der wir immer geträumt haben. „Stell Dir vor, es wär Krieg und keiner geht hin“.
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Elsa
antwortete am 19.10.02 (15:08):
.... außer Eko.
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seewolf
antwortete am 19.10.02 (15:21):
... wer sich sachlich etwas weiter mit den Interessenlagen der sogenannten Großmächte und ihrer ökonomischen Geo-stragtegie befassen möchte, der mache sich die Mühe und lese
- das mittlerweile 8-teilige Dossier in SPIEGEL-online "Pipelines, Bomben & Soldaten - Der Kampf um das Kaspische Öl" https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,k-2529,00.html
und
- eine m.E. sehr sachliche Betrachtung in der Süddeutschen Zeitung heute "Endstation Baghdad" https://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artikel=artikel2860.php
Man erfährt eine Menge über geschichtliche UND aktuelle Hintergründe zu dem Themenkomplex "Irak-Afghanistan-USA u.a."
Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/getArticleSZ.php?artikel=artikel2860.php
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schorsch
antwortete am 19.10.02 (18:14):
Ich denke, es hätte Sadam Hussein nichts Besseres passieren können, als dieses "Geständnis" der Nordkoreaner. Denn nun ist Bush in einer Zwickmühle. Wie will er der Weltöffentlichkeit erklären, dass er einen Staat für etwas bestrafen wolle für etwas, das dieser gar noch nicht getan hat, und anderseits einen Staat, der selber zugibt, er könne die A-Bombe (gegen Amerika!) einsetzen, ohne entsprechende Sanktionen weiter gewähren lassen?
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seewolf
antwortete am 19.10.02 (21:03):
aber schorsch -
es geht doch gar nicht um diese dusselige A-Bombe...
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Wolfgang
antwortete am 19.10.02 (21:44):
Das ist schon richtig, Seewolf, dass es nicht darum geht... In Wirklichkeit geht es ums Öl. Das genau aber haben die Bush-Krieger (und ihre AnhängerInnen) stets bestritten. Und jetzt, nach den Enthüllungen der Nordkoreaner, stehen sie auf einmal da mit leeren Händen. Ihre Argumentation, die schon immer verlogen war, kann doch jetzt überhaupt nicht mehr aufrechterhalten werden. Sogar die FAZ, bisher streng auf Kriegskurs und eifriger Verbreiter der "Argumente" der Bush-Krieger, ahnt Schlimmes und lässt heute ihren Kommentator schreiben:
Radikalentzug für Saddam, Schnapspralinen für Kim Jong-il Washington muß seine Irak-Politik neu begründen / Von Matthias Rüb
Ein Zitat daraus:
"[...] Der Umgang mit totalitären Regimen, die Massenvernichtungswaffen produzieren oder sich beschaffen, gleiche dem mit Alkoholkranken, hieß es am Donnerstag in der 'New York Times': Sie kommen alleine nicht davon los. Dieser Metapher folgend, verordnet Amerika Saddam Hussein Radikalentzug, während Kim Jong-il mit Schnapspralinen therapiert werden soll."
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seewolf
antwortete am 19.10.02 (21:50):
Mein Gott Walter .... äh Wolfgang -
hast Du immer noch nicht mitbekommen, daß es ALLEN um Öl geht? USA - Rußland - China - Frankreich - Iran - Irak - usw...
Hätten all die anderen auch nur einen wirklich ernstzunehmenden Säbel zur Verfügung, würden DIE genauso damit rasseln wie die USA !!! Da bin ich mir ganz sicher.
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Wolfgang
antwortete am 19.10.02 (22:05):
Selbst wenn es allen Kriegsparteien ums Öl geht, ich bleibe bei meiner Einstellung: Kein Blut für Öl!
Ich wünsche mir, Seewolf, dass Du das auch so deutlich sagst.
Denn jede Stimme gegen den Krieg ist wichtig.
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