Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Carter erhält Friedensnobelpreis

 17 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 11.10.02 (11:41) mit folgendem Beitrag:

Oslo setzt ein Zeichen und verleiht Jimmy Carter den Friedensnobelpreis. Jimmy Carter hatte versucht im Nahen Osten Frieden zu stiften und unter seiner Präsidentschaft war der Camp Davis Friedensprozess in die Wege geleitet worden.

Leider ist diese Politik der USA nicht die heutige.

Mit den besten Grüßen

Karl

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,217699,00.html


Wolfgang antwortete am 11.10.02 (12:31):

Ich freue mich, dass der Friedensnobelpreis dieses Jahr gerade an JIMMY CARTER gegangen ist. Repräsentiert er doch das bessere Amerika, das unter der Regierung der Bush-Krieger unter die Räder gekommen ist. Dieser Preis ist auch eine Auszeichnung der KriegsgegnerInnen, für die CARTER spricht.

JIMMY CARTER hat unlängst in einem beeindruckenden, aber auch Angst machenden Artikel beschrieben, was aus seinem Amerika geworden ist: "The Troubling New Face of America" (The Washington Post, Thursday, September 5, 2002; Page A31).

Der Artikel ist in deutscher Sprache in der Wochenzeitschrift FREITAG zu lesen:

Das neue beängstigende Gesicht Amerikas
EX-PRÄSIDENT JIMMY CARTER IN DER "WASHINGTON POST" - Die USA wandeln sich zum Unrechtsstaat
Von JIMMY CARTER
https://www.freitag.de/2002/39/02390403.php

Internet-Tipp: https://www.freitag.de/2002/39/02390403.php


Barbara antwortete am 11.10.02 (14:27):

Beachtlich finde ich daran, dass das Osloer Komitee die Verleihung ausdrücklich als Kritik an der kriegerischen Bush-Politik verstanden wissen will.

Dass auch die Kritiker innerhalb der USA mutiger werden, ist an den aggressiven Äußerungen Harry Belafontes während eines Radio-Interviews zu sehen, in dem er den Außenminister der USA, Colin Powell, als Sklaven von Bush bezeichnete.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,217601,00.html


Johannes Michalowsky antwortete am 11.10.02 (20:00):

@Barbara

Es ist nicht "das" Komitee, sondern nur der Vorsitzende, Zitat aus der Süddeutschen Zeitung vom 11.10.:

"Gunnar Berge, Vorsitzender des norwegischen Nobelkomitees, will die Vergabe des Friedens-Nobelpreises an Jimmy Carter als Kritik an Bushs Irak-Politik verstanden wissen. Das sehen einige Mitglieder des Komitees ganz anders."

@Karl

Jimmy Carter hat den Preis nicht für das Camp David-Abkommen erhalten. Den hatten schon - absurd genug, wie so manche Entscheidung von dort - die Krieger Begin und Sadat bekommen.


Wolfgang antwortete am 11.10.02 (21:31):

Aber, Johannes, ist es nicht schön, dass wenigstens der Vorsitzende des Komitees Häuptling Bush eins auf die Mütze (respektive die Feder) gab?

Merke: In diesen Tagen ist es nicht leicht, ein Anhänger der Bush-Krieger zu sein. ;-)


Karl antwortete am 11.10.02 (21:37):

@ Johannes

Spiegelzitat: "Gewürdigt wurde auch der "entscheidende Beitrag" Carters für den Camp-David-Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten im Jahre 1978."

Dass die direkten Partner des Vertrags von damals bereits den Preis erhalten haben, ist ja kein Hinderungsgrund. Begin und Saddat haben den Preis damals nicht erhalten, weil sie Krieger waren, sondern weil sie versucht haben, dieses zu überwinden.

Charles de Gaulles, auch ein Krieger im 2 Weltkrieg, hätte für seine Versöhnung mit Deutschland den Preis natürlich erst recht verdient, da das Projekt gelungen ist. Leider ist die Aussöhnung im nahen Osten noch immer ein Wunschtraum.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Johannes Michalowsky antwortete am 11.10.02 (22:12):

Gewürdigt wurde das, ja, aber das war nicht der Grund für die preisverleihung.


Barbara antwortete am 11.10.02 (22:47):

@ Johannes

Nun müssen wir uns fragen, ob Dein Zitat aus der Süddeutschen Zeitung stimmt oder ob wir dem Spiegel vertrauen dürfen. Denn der Spiegel schreibt:

>>Komitee rügt Bushs Kriegspolitik

Das Osloer Komitee für den Nobelpreis hat dem ehemaligen amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter den Friedensnobelpreis zugesprochen. Es will die Entscheidung ausdrücklich auch als Kritik an der Irak-Politik der derzeitigen US-Regierung verstanden wissen.

.....Das norwegische Nobelkomitee begründete am Freitag in Oslo die Vergabe an Carter auch als Kritik an der derzeitigen Politik des amtierenden Präsidenten George W. Bush im Irak-Konflikt. Der Komitee-Vorsitzende Gunnar Berge sagte nach der Bekanntgabe der Entscheidung für Carter: "Ja, mit Blick auf Carters Position in dieser Frage kann und muss man unsere Entscheidung natürlich auch als Kritik an der Linie der amtierenden US-Regierung im Verhältnis zum Irak verstehen."<<

Wir Du siehst, ist dort mehrmals vom KOMITEE die Rede.
Wie auch immer, ich war nicht dabei, gehe jedoch davon aus, dass für Dich das gleiche gilt.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,217699,00.html


Fred Reinhardt antwortete am 12.10.02 (08:17):

@Barbara
In der heutigen Ausgabe unserer Tageszeitung heisst es : Der Komitee - Vorsitzenede Gunnar Berge hat mit dieser Preisverleihung auch Kritik an der derzeitgen amerikanischen Politik üben wollen. Von den fünf Komiteemitgliedern haben sich aber zwei von den Äusserungen Gunnar Berge distanziert. Carter selbst aber kritisierte in einem Interview mit dem Sender CNN, die Irak - Kriegsvollmacht des Kongresses für US Präsident Bush.


js antwortete am 12.10.02 (09:07):

Ich kann leider nicht nachvollziehen, wieso man sich hier schwerpunktmässig meist mit Zitaten, Artikeln, Aussagen dritter herumschlägt.
Stattdessen sage ich einfach: Das Signal der Preisverleihung an Carter ist erfreulich, sinnvoll, sollte Nichtbezieher dieses Preises nachdenklich stimmen, umstimmen.

Weltgeschichte jedoch hat, ohne Bezug auf andere Meinungen, m.E. Reagan gemacht, indem er systematisch die UDSSR an die Wand gerüstet hatte, was deren Zusammenbruch beschleunigte.
So gesehen könnte sogar dieser, in grösserem Zusammenhang betrachtet, auch ein würdiger Friedenspreisbezieher sein, denn stellt euch mal vor, der Zusammenbruch des faschistichen Kommunismus wäre noch vor uns liegend...


seewolf antwortete am 12.10.02 (12:03):

js -

da hast Du vollkommen recht. Die insofern entscheidenden Worte waren auf der Gipfelkonferenz Reagan - Gorbatschow in Reykjavik/Island gefallen...


Johannes Michalowsky antwortete am 12.10.02 (13:43):

@Barbara

Mein Zitat aus der SZ stimmt, man braucht es ja nur nachzulesen. Herauskopieren und hier einfügen kann ich schon!

@js

Nach der Reagan-Logik ist demnächst George W. Bush Anwärter auf den Friedensnobelpreis. Das ist jedenfalls keine schlechtere Wahl als die "Friedens"nobelpreisträger von 1978, als Carter vergessen wurde (Begin und Sadat).


Karl antwortete am 12.10.02 (13:51):

Lieber Jo,


das finde ich nun überhaupt nicht. Da vergibst Du an Bush unverständlicherweise Vorschusslorbeeren, die er sich nicht verdient hat (bis jetzt). Begin und Sadat hatten eine lange Feindschaft überwunden. Darin lag damals die Motivation, Ihnen den Friedenspreis zu überreichen. Wir sollten hier doch nicht alles zynisch auf den Kopf stellen.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


js antwortete am 12.10.02 (15:42):

Ich wurde wahrscheinlich absichtlich missverstanden.
Denn die Fortdauer des unsäglichen Kommunismus, des faschistischen, wäre für die ganze Welt um Grössenordnungen unseeliger gewesen als die Irak-Sache es jemals werden könnte, zumindest meiner Einschätzung nach.

Und das mit dem Fiedenspreis für Reagan war ein scherz, für jedermann m.E. sofort erkennbar, denn es kommt nicht auf den Preis an sondern an die Wechselwirkung, die jemand zugunsten der Welt auslöst.


Karl antwortete am 12.10.02 (17:46):

Stellungnahme Carters zur Kriegsermächtigung für den Präsidenten durch Senat und Kongress:"Ich hätte im Senat mit Nein gestimmt", sagte Carter am Freitag in einem Interview mit dem Sender CNN.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,217911,00.html


gabi antwortete am 12.10.02 (18:40):

link

Internet-Tipp: https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0,1872,2018555,FF.html


Johannes Michalowsky antwortete am 12.10.02 (19:32):

@Karl

Tut mir leid, da bin ich falsch verstanden worden, das war natürlich nur ironisch gemeint. Natürlich würde ich einen Bush niemals als Anwärter auf den Friedensnobelpreis ansehen.

Begin und Sadat 1978 allerdings halte ich für einen Mißgriff ebenso wie Kissinger und Le Duc Tho 1973. Bemerkenswerterweise hatte Le Duc Tho die Annahme verweigert.


WANDA antwortete am 13.10.02 (10:57):

Oslo wollte ganz klar ein Zeichen setzen - so wird das auch im europäischen Ausland gesehen.
Eine in Italien lebende Tochter berichtet mir immer wieder, wie sie von zahlreichen Italienern angesprochen wird, die ihr gratulieren zu der Haltung von Schröder und Fischer.
Es ist überall klar erkennbar, das die Menschen keinen Krieg wollen.