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THEMA:   Jahrestag des Angriffskrieges der USA gegen Afghanistan

 17 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 08.10.02 (22:19) mit folgendem Beitrag:

Diese Woche jährt sich zum ersten Mal der Angriffskrieg der USA gegen Afghanistan. MARC HEROLD - ein amerikanischer Wissenschaftler - zählt seit dem 07. Oktober 2001 die Toten dieses Krieges... Über 3.000 afghanische Menschen, alles Zivilisten, wurden bis jetzt von der amerikanischen Soldateska umgebracht.

für diese Menschen gab es keine grossen Gedenkfeiern... für sie wurden keine Kerzen angezündet und von Betroffenheit oder gar Entsetzen war nicht die Rede. Ihr Tod wurde in den westlichen Medien als 'Kollateralschaden' hingestellt, der - leider, leider - in Kauf genommen werden muss. Über 3.000 Menschen, um die ausserhalb Afghanistans kein Mensch trauert.

Getötet für die 'grosse' Sache... Getötet im Namen des 'Anti-Terror-Kampfes'.

Internet-Tipp: https://www.fr-aktuell.de/fr/102/t102007.htm


Nienenüteli antwortete am 09.10.02 (09:57):

Helo Wolfgang - dem kann ich nichts zufügen.
Letztes Jahr hat die Stimmung noch anders ausgesehen. Viele haben danach gelechzt, dass man diese unzivilisierten bärtigen turbanträgenden Niemande eliminiert - schliesslich sind sie ja soo gefährlich. Vielleicht, weil man .. nicht .. wusste, dass die meisten sowieso an Hunger sterben, auf der Flucht oder wegen den geschlossenen Grenzen. Da kommt es 3000 mehr oder weniger nicht drauf an. Dass das Elend weit grösser als 3000 Opfer ist, darüber denkt niemand nach.

Bin Laden ist - und da widerhole ich mich wohl - immer noch mutmasslicher Verdächtiger. Es gab nie einen Grund für Krieg in Afghanistan. Jedoch war die erste Amtshandlung des neuen Präsidenten die Bewilligung einer Pipeline durchs Land.

Und jetzt soll eine noch grössere Ungerechtigkeit angezettelt werden.

Zur Info: Der Busch ist nach der Vergiftung ja wieder ganz nett zu Schröder. Die amerikanischen Militärbasen in Deutschland haben eine wichtige logistische Funktion für einen Krieg im mittleren Osten.
Deutschland könnte die Basen zum nächsten ordentlichern Termin künden, per 2020. Den Beistand in diesem Krieg kann Deutschland aber verweigern, auch wenn die USA den NATO-Bündnisfall anrufen würden. Denn die NATO ist ein Verteidigungsbündnis, das keine Angriffe ausserhalb des Gebietes der Mitgliedstaaten vorsieht. Es sei denn, das werde geändert.


Wolfgang antwortete am 09.10.02 (10:28):

"Und jetzt soll eine noch grössere Ungerechtigkeit angezettelt werden." - Wohl wahr, Nienenüteli. Deshalb kommt es jetzt darauf an, aufzustehen gegen die Bush-Krieger... Sich öffentlich machen... Sich als jemand 'outen', wie man heute sagt, der gegen Angriffskriege ist, weil diese das Völkerrecht verletzen und verboten sind.

Deshalb ist es so wichtig, dass Plattformen geschaffen werden, mögen sie noch so klein sein, auf denen sich die KriegsgegnerInnen treffen können. Dann merken sie, dass sie nicht alleine sind, sondern zu einer täglich wachsenden und mittlerweile einflussreichen Minderheit gehören.

Ich habe mich heute eingetragen in die Liste des Seniorentreffs zum "Offenen Brief an die Verantwortlichen in den USA, Großbritannien und im Irak".

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/php-scripts/offener_brief/offener_brief.php


mechtild antwortete am 09.10.02 (12:32):

Allein die vielen Toten in Afghanistan erfordern, dass wir deutlich sagen, dass noch ein Krieg nicht zu verantworten ist. Ich halte es auch für wichtig die vielen AmerikanerInnen, die gegen einen Kriegseinsatz sind zu unterstützen. In Amerika gibt es zwar eine Berufsarmee, aber Soldat zu werden ist für viele arme Amerikaner die einzige Möglichkeit sozial aufzusteigen. Die meisten Soldaten wissen nicht, was sie bei einem Kriegseinsatz erwartet. Wenn sie nach Hause zurück kommen ist es oft zu spät.


Barbara antwortete am 09.10.02 (14:47):

Und die Frauen laufen nach wie vor tief verschleiert, werden geschlagen und unterdrückt. Hört man noch etwas zu ihrer Befreiung???

>>Frauen sind im Stadtbild seltener zu sehen und tragen nach wie vor die Burka, den knöchellangen Umhang, der nur vor dem Gesicht ein geknüpftes Gitter zum Durchblicken hat. Ab und zu sind Frauen zu sehen, die die Burka nach oben geschlagen haben, aber sobald sie einen Fremden erblicken, lassen sie das Tuch wie einen Vorhang fallen, damit ihr Gesicht nicht gesehen werden kann.
Frauen werden hier immer noch schlechter als Hunde behandelt', hatte mir heute Morgen eine Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen in Barakh beim Frühstück erzählt. Das Straßenbild scheint dies zu bestätigen. Ich würde gern mit einigen der Frauen reden, aber ich weiß nicht einmal, ob es in Ordnung ist, sie überhaupt auf der Straße anzusprechen. Ich habe es gelegentlich mit einem freundlichen 'Salam' versucht, aber immer nur Schweigen geerntet.<<

Soweit Martin Ebbing vom SWR

Internet-Tipp: https://www.swr2.de/pamir/reise/020911.html


Nienenüteli antwortete am 09.10.02 (16:55):

@ Barbara

Es ist nicht die Aufgabe Amerikas, die Frauen anderer Kulturen zu "befreien". Wenn sich diese entschliessen sollten, etwas anderes als eine Burka zu tragen, dann werden sie das sicher auch aus eigener Kraft schaffen.
Wir haben uns unsere Rechte auch selber erarbeitet.

Die Taliban, Schuld an der Unterdrückung der Frauen, wurden übrigens von den Amerikanern an die Macht gebracht, in der Hoffnung auf eine stabile Regierung, um die Pipeline bauen zu können. Leider ging die Rechnung nicht auf. Während all der Jahre fragte auch kein einziger Amerikaner nach diesen Frauen und wie es ihnen gehe !!

Und wenn die Frauen Ausländer und Fremde anschweigen, dann ist das ebenfalls deren Sache.

Wir zivilisierten, überheblichen und ach so viel besseren Menschen sollten aufhören, überall Missionar spielen zu wollen und sich in alles einzumischen.
Meistens geht es den "erretteten" nachher noch viel schlimmer als vorher. In den meisten Ländern (z.B. Afrikas) mischen sich wir Weissen auch nur zur totalen Ausbeutung der Landesschätze ein.

Die paar Schulen und Krankenhäuser sind eine reine Alibiübung zur Verbesserung des schlechten Gewissens.

Die Fresspäckchenabwurfkampagne im Afghanistankrieg war der absolute Gipfel der Arroganz. 7 Mio. Afghanen auf der Flucht und vom Hunger bedroht. Die Amis mit einer Werbekampagne von ein paar 10'000 Fresspäckchen mit je 1 Tagesration und Peanutbutter. Kinder sammelten die Himmelsgeschenke ein, die zufällig genau gleich in Grösse und Farbe Gelb aussahen wie die Minen, die überall rumlagen.

Die Iraker warten ganz sicher nicht darauf, mit amerikanischen Bomben und Chemikalien von irgendwas befreit zu werden.


Barbara antwortete am 09.10.02 (23:08):

@ Nienenüteli

Als unsere Unterstützung der kriegerischen Handlungen in Afghanistan gefordert wurde, argumentierte man mit der notwendigen Befreiung der unterdrückten Frauen. Die Taliban müssten verjagt werden, damit die Frauen endlich ihre verhasste Burka ablegen könnten. Leider ist diese Befreiung bis heute ausgeblieben und kaum jemanden interessiert es noch.

Einfach zu sagen, sie sollten sich doch gefälligst selbst befreien, finde ich empörend. Weißt Du, welche Strafe auf das Nichttragen der Burka steht?


Barbara antwortete am 09.10.02 (23:26):

In der ZEIT wird gefragt:

>>Vergessener Krieg – verlorener Sieg?

Der 11. September hat sich ins Gedächtnis der Menschheit eingegraben. Der Krieg in Afghanistan jedoch, der vor einem Jahr am 7. Oktober 2002 mit amerikanischen Luftschlägen begann, ist fast in Vergessenheit geraten. Dabei ist er keineswegs gewonnen

Von Theo Sommer für ZEIT-Online



Gewiss, die Terrororganisation Al Qaida ist zerschlagen; Afghanistan wurde aus dem Würgegriff der Taliban erlöst; in Kabul residiert die Interimsregierung Karsai. Aber Osama Bin Laden, Herz und Hirn und Portemonnaie der Al Qaida, ist bisher nicht ergriffen worden – niemand weiß, wo er steckt, tot oder lebendig. Die Taliban sind von der Herrschaft vertrieben, doch die Sharia gilt weiter, die Religionspolizei ist wiedereingeführt worden, die übergroße Mehrheit der Frauen trägt noch immer – oder schon wieder – die Burka. Karsai regiert in Kabul, selbst dort gibt es jedoch keine Sicherheit, und in den Provinzen herrschen die örtlichen Kriegsherren, die nicht daran denken, sich dem Willen der Zentralregierung zu beugen.
Auch sonst ist die Bilanz nicht erhebend. Hunderttausende von Flüchtlingen strömen aus Pakistan und dem Iran in das bettelarme Land zurück. Sie leben in Lagern oder an Straßenrändern in Lumpenzelten, die bestenfalls Schatten geben und sind ganz auf Nahrungshilfe aus dem Ausland angewiesen. Von wirtschaftlicher Erholung ist wenig zu spüren, von ausländischen Investoren nichts zu sehen. Die Staatengemeinschaft, die versprochen hatte, für die nächsten fünf Jahre 5,2 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen, hat noch nicht einmal die Hälfte der in diesem Jahr fälligen Tranche überwiesen.

Achttausend amerikanische GI’s stehen in Afghanistan, dazu in Kabul 4300 Mann der ISAF-Truppe, deren Führung Deutschland Anfang 2003 übernehmen soll. Die Aussichten, dass das Militär viel zur Stabilisierung Afghanistans beitragen kann, bleiben uneingeschränkt düster. Sie werden sich noch weiter verdunkeln, falls ein Krieg gegen den Irak die Armeen, die Kassen und die Aufmerksamkeit der Mächte ganz in Anspruch nehmen sollte. Vergessener Krieg, verlorener Krieg? Ohne eine Ausweitung UN-Friedensmission und die Einhaltung der im Überschwang gemachten Finanzzusagen ist der Frieden in Afghanistan nicht zu gewinnen. Er könnte leicht das erste Opfer eines Krieges gegen den Irak werden.<<

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2002/42/Politik/sommer.afghan_200242.html


juttam antwortete am 10.10.02 (02:02):

es ist jetzt ein jahr her.
Wann wird denn die beruehmte Pipeline endlich
angefangen, wege der man das alles getan hat?


Wolfgang antwortete am 10.10.02 (05:04):

Hallo, juttam... Dein Informationshunger kann gestillt werden... SPIEGEL ONLINE hat kürzlich eine mehrteilige Serie veröffentlicht unter dem Titel "Der Kampf ums kaspische Öl".

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,k-2529,00.html

Der letzte Teil dieser Serie ist genau das Richtige für Dich:

Der Kampf ums kaspische Öl (8):
Der Afghanistan-Joker
Geheimverhandlungen, Intrigen, Öl-Lobbyisten im Ministerrang - die geplante Pipeline von Turkmenistan durch Afghanistan nach Karatschi wird zum zentralen Projekt der afghanischen Regierung und heizt die Konflikte ums kaspische Öl an. US-Unterstützung ist dem Projekt gewiss - wie schon zu Zeiten der Taliban.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,213648,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,213648,00.html


Nienenueteli antwortete am 10.10.02 (07:54):

@ Barbara

Um mich nochmals klar auszudrücken: Wenn ich sage, die Frauen sollen sich selber "befreien" oder emanzipieren, wie die unseren es auch getan haben, dann meine ich damit, dass es nicht unsere oder die Sache der Amerikaner ist, das für sie zu tun.

Afghanistan wie viele andere Länder der sogenannten nicht zivilisierten Welt haben ihre eigenen Kulturen, und wir haben kein Recht, diese zu zerstören. Wir verstehen sie auch nicht, weil wir nicht dort aufgewachsen sind.
Es verlangt schliesslich auch niemand von uns, dass wir plötzlich ein Kopftuch tragen.

Ich wiederhole mich nochmals: auch die Taliban wurden wie Karsai von den Amerikanern an die Macht gebracht. Die Regeln und Strafen für Frauen, Religion oder sonstwas werden von den Amerikanern dort NICHT bekämpft. Sie führen dort nicht Krieg, um eine Verbesserung der Lebensbedingungen herzustellen. Sie führen Krieg und verschlechtern die Bedingungen für die Bevölkerung massiv.

Z.B. die Afghanen, die in den Bergen leben und ihre Existenz vom Handel mit Nachbarländern abhängig war, waren durch die Schliessung der Grenzen ihrer Lebensgrundlage beraubt. Die UNO hat anfänglich noch ein bisschen Reis verteilt, was aber bald auch gestoppt wurde.

Der Krieg in Afghanistan ist und war von der ersten Minute an absurd. Vielleicht kannst Du mir hier ja wenigstens beipflichten.


Nienenueteli antwortete am 10.10.02 (08:49):

PS: Irgendwie kommt es mir vor, als ob sich nicht nur die Amis der Illusion hingeben, Krieg sei ein bisschen den grossen Befreier von Burkas spielen, grosszügig mit Geld für einen Neuaufbau des zerbombten Landes um sich schmeissen und von der übrig gebliebenen Bevölkerung mit Fähnchen umjubelt zu werden.

Tja, mit diesem Bild lässt sich das schlechte Gewissen, dass man sich nicht dagegen wehrt, schön beruhigen und man kann auch besser schlafen.

Dass Krieg, auch wenn er neu "für das Gute, Westliche ???" deklariert wird, wie eh und je mit Zerstörung, Tod, Kampf, Hunger, Elend, Greueltaten, Rechtslosigkeit, Sadismus, Vergewaltigungen, Demütigungen, Folterungen, Einsatz der schlimmstmöglichen Waffen in allen Varianten, Verlust von Hab und Gut, Verlust von Menschen, die einem was bedeuten - das möchte man gerne verdrängen.

Wie eh und je regieren die Regeln des Krieges bei jedem Krieg, ob Angriffs-, Verteidigungs-, Friedenserhaltende Massnahmen oder was auch immer für Krieg.
Lüge, Propaganda, Brandschatzen, Ausbeuten, Vertuschen, Schönfärben und sich hinterher davonschleichen. Vergessen. Die Leute ihrem Schicksal überlassen.

Und da wollen wir zuschauen, wie unter dem gleichen Deckmäntelchen (Gestern Osama B Laden, heute S Hussein) ein als solcher deklarierter Bösewicht dingsfest gemacht werden soll - und einfach vergessen, was man Millionen von Leuten antut, nur weil es unter der Decke liegt.

Mit Busch befinden wir uns nicht auf dem Weg ins Mittelalter. Wir stehen mittendrin. Im Mittelalter wurden Hexen angeklagt, über Jahre gefoltert und zu Geständnissen gezwungen über Dinge, die von den unschuldigen Leuten nie begangen worden sind. Jeder konnte irgendwen anklagen und so bequem aus dem Weg schaffen.

Heute haben wir Guantanamo, wo Verdächtige Rechtslos schon seit einem Jahr im Camp X-Ray schmachten. Ohne Aussicht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren. Wir schauen zu. Die Anlage wurde bezeichnenderweise von Busch-Nahen Firmen aufgebaut. Aber schliesslich muss man sich für finanz. Wahlunterstützung ja irgendwie erkenntlich zeigen.


Barbara antwortete am 10.10.02 (09:04):

@ Nienenueteli

Deinen Worten:

>>Der Krieg in Afghanistan ist und war von der ersten Minute an absurd. Vielleicht kannst Du mir hier ja wenigstens beipflichten.<<

kann ich 100%ig zustimmen. Leider. Denn die Hoffnung war da, dass die Menschen in eine bessere Zukunft gehen würden.


Wolfgang antwortete am 10.10.02 (12:12):

Vom Standpunkt des Rechts und der Vernunft aus ist der Krieg gegen Afghanistan - wie jeder andere Angriffskrieg auch - sicher als 'absurd' einzustufen. Trotzdem führen die USA solche Kriege und planen weitere und grosse Teile ihrer Eliten, gar die Regierung und die Mehrheit in Senat und Kongress - die der Theorie nach die Regierung kontrollierende Institutionen - propagieren die 'Logik' des Krieges. Von ihrem Standpunkt aus ist der Krieg ganz und gar nicht 'absurd', auch nicht ultima ratio, sondern prima ratio und dient handfesten Interessen der amerikanischen Ölkonzerne.

Geprobt wurde der Krieg gegen Afghanistan schon 1999, als die USA/NATO völkerrechtswidrig Jugoslawien überfielen. Damals ging es nicht um Öl... Der Jugoslawien-Krieg war ein grosses Manöver unter ernsten Bedingungen und zugleich ein politischer Test, wie die UNO ausgetrickst werden kann... Bereits 1993 hatte Bill Clinton - zu der Zeit US-Präsident - die Grundzüge dieser agressiven Außenpolitik in einem Regierungsdokument festgelegt. Der Titel: "Mit den Vereinten Nationen wenn möglich, ohne sie wenn nötig". - "Die NATO", heißt es darin, "soll die Entscheidungskriterien für die UN festlegen und nicht umgekehrt".

Schon der Kosovo-Krieg war ein Krieg ohne UN-Mandat - ein klarer Bruch des Völkerrechts.

Aber warum? - Wayne Merry - damals Berater der US-Regierung - sagte später:

"Manche Regierungsleute aus dem Außenministerium reden davon, dass Kosovo nur der Auftakt ist für zukünftige Kriege der NATO, die noch viel entfernter sein werden. [...]" - Nun, die NATO ist weitestgehend aus dem Spiel ausgeschieden. Es geht ums Öl... Letztlich geht es um den 'american way of life', also um die Möglichkeit einer Minderheit in der westlich-nördlichen Hemisphäre, zur Steigerung ihres Wohlbefindens die Ressourcen der Mehrheit der Welt zu verschwenden...

P.S.: Alle Zitate stammen aus dem Skript einer Dokumentation des WDR mit dem Titel "Es begann mit einer Lüge" (von Jo Angerer und Mathias Werth), die die ARD am 08.02.2001 sendete.

https://online.wdr.de/online/news/kosovoluege/

Internet-Tipp: https://online.wdr.de/online/news/kosovoluege/


Nienenueteli antwortete am 10.10.02 (12:33):

Helo Wolfgang

Das stimmt wohl, jeder Krieg beginnt mit Lügen, jeder Krieg wird inszeniert und es werden Gründe gefunden, ihn zu rechtfertigen. Das war seit jeher so. Nur hatte früher die aufgehetzte und betrogene Bevölkerung weniger Möglichkeiten, sich zu informieren und sich der Propaganda zu entziehen. Dinge kamen erst Jahre später ans Licht, nachdem sowieso schon alles fast wieder vergessen war. Heute sind Kritiken, Zweifel und unangenehme Tatsachen für die Wahrheitssuchenden viel schneller zugänglich.

Man gibt den "Besseren" das Gefühl, die anderen seien Minderwertig, man "entmenschlicht" sie (Juden wurden als Ungeziefer und Würmer bezeichnet) etc. und legitimiert somit die Angriffe und Tötungen.

Die entbehrlichen Soldaten erledigen dann die Drecksarbeit.
Von den Kriegs-Krüppeln, die nach Hause kommen und nie entschädigt werden - genau wie die meisten Opfer des 11. September von den Spendengeldern nie einen $ sehen werden, ausser die, welche sich einen horrend teuren Anwalt leisten können - wird man auch nie wieder was hören, denn die können sich die Anwälte auch nicht leisten. Von den Opfern, die verkrüppelte Kinder zur Welt bringen oder Jahre später an Krebs oder sonstwas sterben, spricht auch niemand mehr.

Busch war ja über das Angebot Bagdads zu einem Zweikampf mit Hussein nicht amüsiert :-)

Danke ansonsten für Deine stets interessanten Links...


juttam antwortete am 11.10.02 (03:17):

Ok, Wolfgang, fein!

Spiegel Online, Geheime Verhandlungen, Oel Lobbyisten...usw usw....

.....aber wenn es demnaechst eine Krieg geben
soll, sollte man meinen dass die Pipeline ein
klitzekleines bisschen wichtig fuer Nachschub
waere!

Also, wann wird sie denn nun angefangen, die
Pipeline, um die es eigentlich und ueberhaupt ging?


Wolfgang antwortete am 11.10.02 (09:37):

Nicht gelesen, juttam? - Hier also ein Auszug aus dem SPIEGEL-Artikel "Kampf ums kaspische Öl (8): Der Afghanistan-Joker":

"[...] Gemeinsam wollen die drei Staaten [Afghanistan, Pakistan + Turmenistan] eine Gas-Pipeline betreiben, die von Turkmenistan quer durch Afghanistan bis in die pakistanische Hafenstadt Karatschi reichen soll. Bis zu 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus den bislang noch weitgehend unerschlossenen Vorkommen Turkmenistans könnte sie im Jahr transportieren. Später soll parallel dazu eine zweite Röhre für Erdöl folgen. Die etwa 1500 Kilometer lange Trasse soll durch den Korridor von Herat nach Kandahar verlaufen, eben jene Region, die bis zum erfolgreichen US-Feldzug in Afghanistan unter der Kontrolle der Taliban stand."

Wann der genaue Baubeginn sein wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Du könntest Dich ja mal ans Weisse Haus wenden... Dort sitzen genügend Statthalter der Ölkonzerne...

Vielleicht direkt an Vizepräsident Vizepräsident DICK CHENEY. Der war bis zum Amtsantritt CEO und Hauptaktionär des "Halliburton"-Konzerns (Bau von Ölförderanlagen, Pipelines), der u.a. an dem Milliardenauftrag zum Bau der geplanten Pipeline durch Afghanistan interessiert ist. Tochter von "Halliburton" ist. Übrigens, "Brown & Roots" (Firmenslogan: "Where canon shoots, call Brown & Roots"), der größte Versorger des US-Militärs im Bau- und Dienstleistungsbereich.

Oder Du fragst mal CONDOLEEZZA RICE, früher engagiert beim Ölmulti Chevron, was wiederum zum Posten der 'Sicherheitsberaterin' des Präsidenten führte.

Oder wende Dich an KARL ROVE, LAWRENCE LINDSAY, ROBERT ZOELLICK, THOMAS WHITE, MARC RACICOT etc. ... Alles Leute in wichtigen Funktionen um den Präsidenten herum, die eines gemeinsam haben: Ihr früherer Arbeitgeber war das Energiehandelsunternehmen Enron - Geldgeber für den Wahlkamf des Präsidenten.

Du siehst, es gibt viele Wege zur Wahrheit... Du wirst sicher einen Weg finden... Vorausgesetzt, Du bist wirklich an der Wahrheit interessiert.

Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/


juttam antwortete am 12.10.02 (03:24):

Afghanista, Pakistan, Turkmenistan wollen eine
pipeline betreiben.

Ich seh nix von USA.

Was Afghanistan, Pakistan und Turkmenistan aber
hoffentliche sehen werden ist jede Menge Euros und jede Menge Dollars.

Mag Dir Neu sein, Wolfgang, aber wir zahlen auch
fuer Oel.
Und Start Kapital fuer ein solches Unterfangen wird
ja auch benoetigt.

Es gibt allerdings viele Wege zur Wahrheit, aber
um diese, so oder so, zu sehen muss man erst-
mal beide Augen gleichzeitig oeffnen - alle Seiten
in Erwaegung ziehen - und Vorurteile erstmal beiseite
lassen.

Dies ist wohl das Groesste Menschliche Unterfangen
von allen.
KEINER von uns scheint besonders gut damit
umzugehen.