Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Rumsfeld: Kein Treffen mit Struck

 15 Antwort(en).

bavaria begann die Diskussion am 22.09.02 (10:54) mit folgendem Beitrag:

Angesichts der Spannungen im deutsch-amerikanischen Verhältnis, lehnt US-Verteidigungsminister Rumsfeld ein Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Struck kategorisch ab. Gemeint ist das Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Warschau.

Mein Kommentar dazu:

Herr Struck kann sich glücklich schätzen, einem solchen Kriegstreiber nicht die Hand geben zu müssen.


Johannes Michalowsky antwortete am 22.09.02 (12:32):

Und Deutschland kann sich glücklich schätzen, ins Abseits gestellt und jeder Mitsprache- und Einflußmöglichkeit beraubt zu sein. Laßt die Entwicklung an uns vorbei und über uns hinweg gehen!

Wie war das nochmal? Deutschland wollte einen permanenten Sitz im Sicherheitsrat? Wozu denn das, wenn unser Land sich gar nicht beteiligen will?


Wolfgang antwortete am 22.09.02 (13:36):

Die Erfahrung hat gezeigt, dass mit den Bush-Kriegern kein rationales Gespräch mehr zu führen ist... Sie haben sich selbst ins Abseits gestellt, brechen Verträge, missachten das Recht und drohen jedem Land der Völkergemeinschaft mit Krieg, das sich ihren Macht- und Ölinteressen in den Weg stellt. Sie sind keine seriösen Verhandlungspartner mehr.

Jede deutsche Regierung ist gut beraten, die Kontakte mit der Bush-Administration auf ein diplomatisches Minimum zu reduzieren.

In Amerika wächst der Widerstand gegen die Bush-Administration. Wir sollten uns mit dem besseren Amerika solidarisieren und auf eine schnelle Ablösung der Bush-Krieger setzen. Dies ist nicht so utopisch, wie es klingt... Die USA sind in einer schweren wirtschaftlichen Krise. In solchen Zeiten setzen Imperatoren auf Krieg. Aussenpolitische Abenteuer können aber auch schiefgehen. Muss der militärische Erfolg mit grossen eigenen Verlusten bezahlt werden oder induziert der militärische Erfolg politische Niederlagen, sollte es schnell aus sein mit den Bush-Kriegern und ihrem Oberhäuptling.

Die neuen seriösen amerikanischen Partner werden sich dann daran erinnern, wer den Bush-Kriegern nachgelaufen ist oder wer rechtzeitig auf das bessere Amerika gesetzt hat.


Johannes Michalowsky antwortete am 22.09.02 (13:51):

Oh, das wäre ja wunderbar, wenn es neue seriöse amerikanische Partner gäbe. Wer ist das, welches Gewicht und Einflußmöglichkeiten auf die offizielle US-Politik haben sie? Wann sind die nächsten Präsidentenwahlen? ;-)))

Mir scheint, in Amerika wird heute wie in den 50er Jahren alles als antiamerikanisch verteufelt, was nicht auf der Linie des Präsidenten liegt. Die damit begründeten Unterdrückungsmechanismen sind, wie man hört, am Laufen.

Inzwischen weiß ich nur, daß Bush für seine Vorhaben eine Vollmacht der Mehrheit des Kongresses bekommt, der wiederum ja wohl nicht ohne die Zustimmung seiner Wählerbasis entscheiden wird.

Wahrscheinlich nimmt Herr Rumsfeld mit Vergnügen wahr, daß Deutschland sich politisch ins Abseits stellt und auf Möglichkeiten der Einflußnahme verzichtet. Eine lästige Mücke - mehr ist es ohnehin nicht - ist damit erst mal aus dem Wege, ohne daß man in US etwas dazu tun mußte.


Wolfgang antwortete am 22.09.02 (14:37):

Not In Our Name
A STATEMENT OF CONSCIENCE AGAINST WAR AND REPRESSION
https://www.nion.us/

Internet-Tipp: https://www.nion.us/


bavaria antwortete am 22.09.02 (15:05):

Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, daß die Menschen in Amerika erkennen, was für ein Verhängnis George W. Bush heraufbeschwört. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Die Zeichen stehen auf Konfrontation. Der Krieg gegen den Irak scheint unausweichlich zu sein. Langfristig gebe ich den Bush-Kriegern jedoch keine Chance. Die Zeit arbeitet gegen Tyrannen, das hat uns doch die Weltgeschichte gelehrt.

Es wird auch eine Zeit nach einem Irak-Krieg geben. Was dann?


WANDA antwortete am 22.09.02 (15:40):

Nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird.


Johannes Michalowsky antwortete am 22.09.02 (18:20):

"Dem deutschen diplomatischen Korps in den USA schlägt der Sturm der Empörung der amerikanischen Öffentlichkeit, nach dem Hitler-Vergleich der Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin, scharf ins Gesicht.

Die deutschen Vertretungen werden inzwischen mit Mails und Telefonaten überflutet, in denen anonym und unter Namensnennung wüste Beschimpfungen ausgesprochen werden. US-Bürger erklärten auch, geplante Reisen in die BRD aus Protest nicht anzutreten...."

... und so geht der Bericht weiter, ist das etwa lauwarm? Ist zwar das nicht ungewöhnliche US Kesseltreiben gegen missliebige ausländische Staaten (es folgt natürlich auch die Androhung von Kaufboykott deutscher Waren), aber man sieht, was eine Provinzpolitikerin aus dem Schwäbischen Hinterland, die sich in die Weltpolitk verirrt hat, alles so anrichten kann.

Internet-Tipp: https://www.shortnews.de/


mulde antwortete am 22.09.02 (20:42):

Jo
War das nicht eher der Redakteur , der auch mal in der
Weltgeschichte erwähnt werden wollte?


Titus (WolfgangM.) antwortete am 24.09.02 (10:38):

Irgendwie scheinen mir hier Ursache und Wirkung umgedreht zu sein:

Bush will einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Irak führen, mit oder UN-Zustimmung. Daß die UN eine völkerrechtswidrige Aktion genehmigen oder befürworten könnte, wäre wohl das Ende der Völkergemeinschaft.

Rumsfeld will nicht mit Struck sprechen - dann soll es der Herr Rumsfeld eben lassen. Die Zustimmung zu der deutschen Haltung ist in Europa nun allgemein bewiesen, man ist über den Ausgang der Wahl erleichtert, ja geradezu begeistert.

Und wenn die deutsche Botschaft in den USA mit Beleidigungen überschüttet wird - na, ja, wie so etwas arrangiert wird, ist doch bekannt. Und ein paar Anhänger hat der Herr Bush ja doch noch, ich denke, daß die tatsächliche Mehrheit der Amerikaner gegen das Kriegsabenteuer ist, nur, sie kommen nicht zu Wort oder nur wenig.

Ich meine, daß die Mehrzahl der Amerikaner weiß, daß dieser Krieg, so er dann vom Zaun gebrochen wird, auch die amerikanische Wirtschaft hart treffen wird - möge auch die Erdölindustrie über die gegenwärtigen Preissteigerungen jubeln.

Und Masservernichtungswaffen haben die USA auch und schon eingesetzt - Atombomben in Horoshima und Nagasaki, chemische Kampfstoffe im Vietnamkrieg, radioaktive Munition im ersten Golfkrieg (das traf auch die eigenen Leute). Also, wer bedroht hier eigentlich wen? Ich habe noch nicht gehört, daß der Irak einen Krieg gegen die USA oder ein anderes Land plant.

Das sind auch Fakten - möge uns der Herr Saddam Hussein gefallen oder nicht. Darf er sein Land nicht gegen einen gepanten Angriff schützen?

Und wenn wir Deutschen nicht den Wahnsinn mitmachen wollen, stehen wir dann automatisch auf Seiten des Irak?

Was sollen diese Drohungen des Herrn Bush gegen uns eigentlich bewirken? Wollen sie uns auch militärisch angreifen? Das wäre doch die Konsequenz dieser Drohungen.

Amerika - das wirkliche Amerika - das sind unsere Freunde.
Die Bush-Administration bleibt hoffentlich eine schreckliche Fußnote der Weltgeschichte.......


Jean antwortete am 24.09.02 (12:13):

Es ist ja nicht wahr, daß die Amerikaner und Amerikanerinnen geschlossen hinter der Bush-Administration stehen. Schon gar nicht ist es wahr, daß die Mehrheit einen Krieg gegen den Irak will. Alleine schon die Tatsache, daß das bedeutende deutsche "Schwäbische Tagblatt" mittlerweile zur Pflichtlektüre der Bushies geworden ist, zeigt, wie nervös sie geworden sind.

Diese Nervosität entspringt ihrer labilen Stellung. Denn seit kurzem gibt es eine amerikanische Widerstandsbewegung, die von Woche zu Woche an Kraft zunimmt.

Heute wird auch in der Schweiz berichtet - in der NZZ in einem Artikel von Andrea Köhler (Wider den "Geist der Rache". Prominente Amerikaner gegen Irak-Krieg) - über zwei Anzeigen in der New York Times, in der Tausende von amerikanischen Intellektuellen den Bushies die Gefolgschaft aufgekündigt haben. 1200 Historiker verweisen auf die Verfassung und bringen in Erinnerung, daß eine Konsultation und eine Resolution des Kongresses alleine keine Kriegserklärung an einen anderen Staat begründen können. Nach der Verfassung der USA muß der Kongreß debattieren und abstimmen, ob ein Krieg geführt werden darf oder nicht. Die Historiker weisen darauf hin: Eine formlose Ermächtigung, ein Blanko-Scheck für jeden Krieg, ist verfassungswidrig.

Die Bushies sind angeschlagen. Ähnlich wie zu Zeiten des Vietnam-Krieges baut sich eine Heimatfront auf. Damals verlor die militärisch nicht geschlagene US-Army den Krieg dank des politischen Widerstandes in der Heimat. Ich bin einigermaßen zuversichtlich, daß die Bushies den kommenden Irak-Krieg politisch nicht überleben werden.

Internet-Tipp: https://www.nzz.ch/2002/09/24/fe/page-article8EWSX.html


Zorro antwortete am 27.09.02 (20:32):

Mal ne Frage, ist doch erlaubt.
Jeder kann doch seine Meinung haben, für die USA oder gegen.

Findet es aber jemand richtig, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen in aller Ruhe entwickeln kann?

Und wie war das eigentlich mit dem Überfall auf Kuweit?


Titus (WolfgangM.) antwortete am 27.09.02 (21:58):

Hallo Zorro,

ich denke, daß Du Deine Meinung vertreten kannst, kein Problem.

Die Frage "für oder gegen USA" - könntest Du die Frage präzisieren? Wen meinst Du mit dem Begriff "USA"?

Irgendwie merkwürdig ist es doch, daß der Irak noch bis eine Woche vor dem Beginn des Golfkrieges von den USA - hier die Regierung, das offizielle USA gemeint - mit Waffen beliefert wurde und bereits vorher jahrelang mit genau den Kampfstoffen, die nun heute die USA bedrohen sollen. Natürlich sollte der Irak keine weiteren Kampfstoffe oder Atomwaffen entwickeln und besitzen.

Aber die USA, Pakistan, Indien etc. auch nicht - wer kontrolliert die eigentlich?

Über Kuwait haben wir uns schon vor vielen Monaten hier im ST heftig gestritten, ich vertrat damals die Meinung, daß Kuwait einmal ein Teil Iraks war und der Irak eventuell hier mit einiger Berechtigung eine Art Rückeroberung vornahm.

Ich stand mit meiner Meinung - mehr war es nicht - ganz schön allein da und bekam heftig "Gegenwind" (den ich überlebte). Nur - ich weiß bis heute nicht, wie ich, würde ich gefragt, hierzu heute Stellung nehmen sollte. Es fehlen ganz einfach Hintergrundinformationen.

Man denke an den Konflikt China und Taiwan, auch hier ist unklar, ob China mit berechtigtem Interesse Taiwan als
"abtrünnige Provinz" betrachten darf. Das wird wohl davon abhängen, was da irgendwann zwischen China und der dann im Amt befindlichen US-Administration ausgekungelt werden wird. Taiwan wird sich dann beugen müssen.

für mich steht fest, daß ein militärischer Angriff der USA
auf den Irak ein völkerrechtswidriger Akt sein wird, ein Angriffskrieg, egal, was behauptet wird. Krieg löst nie Probleme, sondern schafft immerwieder neue.

Übrigens: 1946 gab es die "Nürnberger Prozesse", da wurden einige unserer Heerführer wegen Vorbereitung und Durchführung von Angriffskriegen verurteilt und gehängt.

Ich meine, man sollte unterscheiden zwischen den amerikanischen Bürgerinnen und Bürgern und der gegenwärtigen US-Administration. Was ich übrigens hier im ST von jeher tat, nicht immer mit Zustimmung.

Und der Kampf für eine friedliche Welt als Ziel, was als Nebenprodukt die Beseitigung des Terrorismus bedeutet, das ist gemeinsame Sache auch mit dem friedfertigen Teil der USA.

Könnte dies so in etwa Deine Fragen beantworten?


Zorro antwortete am 28.09.02 (07:47):

Schade, nun wird die Diskussion unübersichtlich, das zu viele Nebenfragen kommen.

Will dir aber zwei Fragen beantworten:
Was meine ich unter USA, natürlich die Regierung, aber bedenke, die ist vom Volk gewählt. Wie so etwas geht, haben wir ja auch gerade erlebt. Lach.

Zu Kuwait:
Ich zitiere einfach aus "wissen.de"
Seit dem 18. Jahrhundert erbliches Scheichtum, im 19. Jahrhundert mit teilweiser Autonomie innerhalb des Osmanischen Reichs; 1899-1961 unter britischem Protektorat absolute Monarchie, seit 1961 selbständiges Emirat. Kuwait trat 1961 der Arabischen Liga bei. Seit 1978 regiert Scheich Dschabir Al Ahmed As Sabah. 1990 annektierte Irak Kuwait, das 1991 durch alliierte Truppen im Golfkrieg befreit wurde. 1992, 1996 und 1999 fanden Wahlen zur Nationalversammlung statt.


Einig bin ich mit Dir, dass die Welt den Terrorismus bekämpfen muss. Einig sind wir wohl nicht in der Wahl der Mittel.


Wolfgang antwortete am 28.09.02 (15:31):

Dass es richtig war, dass die deutsche Regierung aufstand gegen die Bush-Krieger und ihre vermeintlich grenzenlose Freiheit, Kriege führen zu dürfen, zeigt sich jetzt. Die AmerikanerInnen selbst machen mobil GEGEN das Wahnsinnsprojekt, den Irak anzugreifen.

Unübersehbar sind die Parallelen zum Vietnam-Krieg... Auch damals zwang eine stetig mächtiger werdende amerikanische Anti-Kriegs-Front die eigene Regierung an den Verhandlungstisch.

Die Staaten der Völkergemeinschaft werden es in knapp zwei Jahren hoffentlich mit einer neuen berechenbaren und seriösen amerikanischen Regierung zu tun haben. Gerade wird der Grundstein dafür gelegt, dass die furchtbare Bush-Administration nicht mehr allzulange im Amt sein wird.


Zorro antwortete am 28.09.02 (16:06):

@ Wolfgang
Du weißt ja wie knapp die Wahl in Amerika ausging.
Und was wäre, wenn Al Gore gewonnen hätte?

Wenn es noch zwei Jahre dauert, die steht Saddam Hussein auch noch durch und wird dann erneut zum Prüfstein.

Hoffentlich löst sich das Problem biologisch und nicht durch Krieg.

Warum aber die jetzige Regierung in den USA nicht berechenbar sein soll, das will mir einfach nicht in den Kopf.
Und, welche Regierung ist schon seriös, was ist das überhaupt?