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THEMA: Steuern und Pleiten
5 Antwort(en).
Günter
begann die Diskussion am 17.09.02 (08:37) mit folgendem Beitrag:
Heute lese ich folgende Meldung: Deutsche Banken haben im Jahre 2001 nach Berechnung der Bndesbank so wenig Steuern bezahlt wie nie zuvor. Steuerrechtliche Änderungen der Regierung Schröder spielen dabei eine große Rolle. Insgesamz haben sich die ertragsabhängigen Steuern um drei Milliarden verringert. Die Steuerquote bei den Banken sank von 42% auf 26%. Angesichts der Steuerhöhungen für den kleinen Mann (Ökosteuer) und den Mittelstand, ein grandiose Leistung. Schröders Bilanz für den Normalbürger - Pleiten - Pech - Pannen
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Eddie
antwortete am 17.09.02 (11:45):
Hallo Günter, Du hast in der Sache 100 %tig Recht. Ich darf vielleicht noch ergänzen: Die "Deutsche Bank" zahlt zur Zeit nicht eine müde Mark Körperschaftssteuer. Dank der zur Zeit herrschenden Steuergesetze. mfg Eddie
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Elsa Hartmann
antwortete am 17.09.02 (14:32):
Betr. Pleiten: Sehr schade, dass gerade auch die Max-Hütte Pleite ist. Das ist wirklich der falsche Moment, wo doch der Freistaat soviel investiert hat.
Elsa
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Barbara
antwortete am 17.09.02 (18:01):
für Günter und Eddie habe ich mich um fachlichen Rat bemüht. Da viele Sachverhalte nicht in zwei Sätzen erklärt werden können, hier die prompt erhaltene Auskunft von Susanne Weis Referentin für Steuerpolitik in der BT-Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen: >>Die aktuellen Ausfälle bei der Körperschaftsteuer von Großunternehmen imletzten gegenüber dem Vorjahr wie in diesem Jahr gehen nur etwa zu einem Drittel auf die Steuerreform zurück und waren allen Beteiligten bekannt.
Ein weiteres Drittel kann mit der letztmaligen Inanspruchnahme des alten Rechts durch die Großunternehmen z.B. im Bereich der Gewinnausschüttung und der Verlustverrechnung erklärt werden. Diese Verlustverrechnung haben wir nämlich für die Zukunft deutlich eingeschränkt. So konnten im alten Körperschaftsteuersystem bis letztes Jahr Gewinne und Verluste über verschiedene Unternehmensebenen hinweg mühelos verrechnet werden. Das ist mit der neuen Definitivbesteuerung auf jeder Ebene nun nicht mehr so leicht möglich. Im alten Körperschaftsteuersystem wurden Unternehmen außerdem mit einer hohen Steuerbelastung bestraft, die Gewinne im Unternehmen investiert und damit Arbeitsplätze geschaffen haben. Als "Trostpflaster" hatte das alte Körperschaftsteuersystem aber eine Art "Steuergutscheine", also Steuergutschriften für vorübergehend zu viel gezahlte Steuern vergeben. Dadurch konnten die investierenden Unternehmen zumindest später an die Steuerguthaben rankommen. Wir können diese Steuerguthaben jetzt nicht einfach für wertlos erklären und damit Unternehmen noch nachträglich bestrafen, die früher Gewinne einbehalten, hoch versteuert und in Arbeitsplätze investiert haben anstatt sie zu deutlich niedrigerem Steuersatz auszuschütten. Das wäre auch verfassungsrechtlich gar nicht machbar. Und da die Unternehmen jetzt nur noch begrenzte Zeit haben, diese "Steuergutscheine" einzulösen, tun sie dies z.B. jetzt in einer Zeit, in der sie selbst kaum laufende Gewinne erwirtschaften. Die Bildung von solchen "Steuerguthaben" ist in unserem jetzigen Körperschaftsteuersystem nicht mehr gegeben, denn die Unternehmen, die in den Erhalt bestehender und die Schaffung neuer Arbeitsplätze investieren, werden nicht wie bisher im alten System benachteiligt, sondern ganz im Gegenteil! Und nicht zu vergessen ist aber auch, dass infolge des Rückgangs des Körperschaftsteueraufkommens durch die massive Ausschüttung von Dividenden gleichzeitig das Aufkommen aus der Kapitalertragsteuer schon im letzten Jahr um rund die Hälfte angestiegen ist und auch in diesem Jahr höher ausfallen wird als ursprünglich geschätzt.
Ein weiteres Drittel des Körperschaftsteuereinbruchs geht auf den Konjunkturabschwung zurück. Bei schlechter Gewinnentwicklung oder gar Verlusten im operativen Geschäft der Unternehmen kann eben auch nur weniger oder gar keine Körperschaftsteuer erhoben werden. Dies trifft auch vor allem bestimmte Branchen wie u.a. die Banken, die es in den "fetten" Jahren versäumt haben, ihre Kostenstrukturen zu verbessern und ihre Rentabilität zu steigern. Als der Aktien- und Beteiligungsmarkt boomte, da florierten die Einnahmen und Gewinne. Jetzt ist die Blase geplatzt, und das trifft gerade die deutschen Banken recht unvorbereitet. Diese Versäumnisse rächen sich jetzt in relativ hohen Kosten und relativ geringen Einnahmen, folglich in relativ niedrigen Gewinnen.<<
Tja, wie gesagt, es ist eben nicht alles so einfach...... Nur kann man nicht einfach nach Stammtischmanier der Koalition dafür die Schuld geben......
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Günter
antwortete am 17.09.02 (22:30):
Danke Eddie, aber in unserer Zeitung stand noch mehr. Die Leistungen für die Sozialhilfe stieg im Jahr 2001 für die Kommunen um über 2,7% auf 23,9 Milliarden. Soviel zum Thema Leistungen der Regierung. Ich frage mich, was wird aus unseren Renten und Pensionen wenn das Zuwanderungsgesetz erst voll in Fahrt ist. Günter
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klaus d.
antwortete am 18.09.02 (21:54):
@ Barbara
Zwei der beliebtesten Ausdrücke um unliebsame Äußerungen der politischen Gegner abzuqualifizieren sind: Populismus und Stammtisch!
Muß das hier auch sein?
Und im übrigen: Ich hätte mir diesen "fachlichen" Rat gerne von einem unabhängigen Steuerfachmann gewünscht, und nicht von einem Mitglied der Grünen Bundestagsfraktion.
Vielleicht sollte man diesen "Rat" einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Fest steht, und nun zitiere ich Kohl, entscheidend ist, was hinten dabei rauskommt. Und das ist bei den Großkonzernen leider nicht mehr viel.
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