Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Die Berliner Mauer

 3 Antwort(en).

Roy Popiolek begann die Diskussion am 02.10.00 (10:15) mit folgendem Beitrag:

10 Jahre Wiedervereinigung - und keiner redet mehr über die "Mauer" ?
Wenn Interesse besteht, würde ich an dieser Stelle gerne eine Diskussion zur Berliner Mauer anstossen.
Zu dem Thema haben wir auch eine Site unter
www.die-berliner-mauer.de eingerichtet.

Sie könnt mich auch direkt erreichen unter:
roy@die-berliner-mauer.de
--

(Internet-Tipp: https://www.die-berliner-mauer.de)


Margot antwortete am 18.10.00 (07:55):

Eine Diskussion über die Mauer? Sind wir nicht alle froh, daß es wieder eine Mauer weniger gibt auf dieser Welt?
CU Margot


herbert antwortete am 18.10.00 (09:56):

liebe margot,
recht hast du, aber immer mehr leute wollen ja schon wieder die mauer zurückhaben, das macht mir angst...
herbert


Ilse W. antwortete am 18.10.00 (16:23):

In vielen Köpfen besteht sie noch immer. Woran liegt's? Es gibt -zig Erklärungen dafür. Ich fange mal an:
Vor dem 9. November 89 haben wir Westler uns wunder wie großzügig gefühlt,wenn wir ein Päckchen Kaffee nach "drüben" geschickt haben oder mal ein paar abgelegte Kleidungsstücke. Wer rübergefahren ist, empfand die Grenzkontrollen als unerträglich (waren sie auch), ebenso den Zwangsumtausch. Die Erfahrungen, die uns die Verwandten über die Stasimethoden berichteten, haben wir für übertrieben gehalten. Allenfalls fragten wir uns, warum "die" sich alles gefallen ließen. Wenn wir hörten, daß man "drüben" während der Arbeitszeit zum Friseur gehen konnte, wurde das als Schlendrian kommentiert, ohne sich um die Hintergründe zu kümmern. Nun die andere Seite: Soziale Sicherheit, das normale Leben war billig. Wollte man ein bißchen mehr, z. B. Karten für den Friedrichstadtpalast oder schöne Möbel, waren Beziehungen unerläßlich. Fernseher, Waschmachinen, Kaffee etc. für viele unbezahlbar. Da kam immer ein bißchen Neid auf, wie gut es den Westlern geht. Hielt man die hohen Mieten, Fahrpreise oder die gnadenlose Ellbogengesellschaft entgegen, wurde das kaum ernstgenommen. Das böse Erwachen nach dem Fall der Mauer war umso schrecklicher, auch politische und wirtschaftliche Fehlentscheidungen trugen dazu bei. Man hielt sich für die eigentlichen Verlierer des Krieges, was durchaus verständlich ist.
Ich bin mir bewußt, daß ich pauschaliere. Aber ein Körnchen Wahrheit steckt doch drin, oder? Es gäbe noch viel zu sagen, z. B. über Solidarität der Menschen im Osten im privaten Bereich; über die sichtbaren Erfolge oder die regional desolaten Zustände; über die Goldgräbermethoden, mit denen die Wessis die Ossis überfahren haben. Aber das Wichtigste ist doch, daß wir endlich wieder zusammenwachsen. Es wird noch dauern; aber ich gebe die Hoffnung nicht auf!