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THEMA:   Koalitionsaussage

 16 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 02.09.02 (23:37) mit folgendem Beitrag:

Ganz allgemein und nicht zuletzt auch hier wird beanstandet, daß die FDP keine Koalitionsaussage macht.

Da wundert mich zunächst, warum Gleiches nicht auch von den anderen Parteien gefordert wird, oder glaubt irgend jemand, daß eine Partei eine absolute Mehrheit erlangen wird und folglich keiner Koalition bedarf?

Ich halte es sodann für richtig, sich Optionen offen zu halten, denn jede Partei verfolgt ihre eigenen Ziele und nicht die eines präsumptiven Koalitionspartners. Und man wird sich dorthin wenden, wo man von dem eigenen politischen Vorstelluungen das meiste verwirklichen kann - alles geht sowieso nicht.

Das vorzeitige Festlegen erleichtert Gesprächspartnern späterhin das Verhandeln, und das wäre doch eine taktische Dummheit.


Regina X. antwortete am 02.09.02 (23:49):

Was soll der Quatsch? Die SPD hat eine klare Aussage gemacht, sie will die Koalition mit den Grünen fortsetzen. Was ich persönlich gut finde, weil ich für Deutschland keine andere Alternative sehe.

Warum versuchst Du hier die Wankelmütigkeit der FDP auf andere Parteien zu übertragen? Die FDP ist eben eine Wischi-Waschi-Partei, die keinen Standpunkt hat und sich hauptsächlich am Wind orientiert.


X antwortete am 03.09.02 (08:15):

So ist es. Die FDP fiel schon zu/nach Mendes Zeiten mal zur einen, mal zur anderen Seite.

Andererseits ist es Quatsch von Stoiber, sich jetzt schon eine Koalitionszusage geben zu lassen. Was sollte ihm das helfen? Es könnte nur FDP-Wähler, die die CDU/CSU nicht wollen, dazu anhalten, nicht zur Wahl zu gehen.


schorsch antwortete am 03.09.02 (09:12):

Da die FDP nur immer das Zünglein an der Waage sein kann, sei ihr dies verziehen. Ein andermal sind es dann eben wieder die Grünen.


Achalm antwortete am 03.09.02 (10:04):

Ich meine, das Zünglein an der Waage wird die PDS sein. Wenn sie in den Bundestag kommt, dann wird es keinen Bundeskanzler Stoiber geben. So lauten zur Zeit die Umfragen.


Almex antwortete am 03.09.02 (10:36):

@ Regina X.
Vielleicht ist es für die SPD klar, für die Grünen keinesfalls, auch die werden dorthin gehen, wo die besseren Ministerposten winken, sollte es eine solche Möglichkeit geben. Zum Glück sind ja die Zeiten der "echten Grünen" lange vorbei, wo im Bundestag Socken gehäkelt wurden, und nur wenn Fischer den Nadelstreifen für alte Kumpels mit dem T-Shirt tauscht und Zugehörigkeit zu demonstrieren, merkt man ihm noch alte grüne Ziele an. Jeder Mensch ist eben anpassungsfähig.


Fred Reinhardt antwortete am 03.09.02 (10:38):

Seit bestehen der Bundesrepublik war die FDP mehr als alle anderen Parteien in der Regierungsverantwortung. Die Hiebe vom Wähler bekam immer nur der grössere Koalitionspartner.
Die FDP versteht es, nach jeden Koalitionswechsel, immer nur für das Positive in einer Regierungszeit zuständig gewesen zu sein und den grossen Partner für alles Negative verantwortlich zu machen. Nein, eine Umfallerpartei ist die FDP nicht, sie ist eher eine Mistel die sich an einem Gastbaum nährt, eine immergrüne Schmarotzerpflanze deren Frucht auch als Heilmittel verwendet werden kann.


Mechtild antwortete am 03.09.02 (13:19):

Die Aussagen der FDP sind doch klar. Sie werden sowohl mit der SPD als auch mit der CDU eine Koalition eingehen. Je nach dem welches Modell sich rechnet. Der Wähler hat jetzt die Entscheidung. Die Regierung wird immer nach der Wahl gebildet. Ich halte es für legitim, was die FDP macht. Der Wähler wird nicht getäuscht, nur wählen muss er selbst. Ein wenig Glücksspiel ist bei jeder Wahl dabei. :-))


Regina X. antwortete am 03.09.02 (14:55):

Natürlich ist es legitim. Aber seriös ist es ganz sicher nicht. Ich sagte es ja bereits, es ist eben die altbekannte Wischi-Waschi-Methode. für eine Partei, die mehr auf Comic setzt, ist das allerdings nicht verwunderlich. Vermutlich weiß die FDP selbst nicht so genau, was sie wirklich will. Nur eines ist klar, sie wollen an die Macht.

Allein die Vorstellung, daß ein Herr Westerwelle vielleicht der zukünftige Aussenminister und Vizekanzler sein wird, löst in mir einen Lachkrampf aus.


WANDA antwortete am 03.09.02 (17:26):

Den Vergleich mit der der Mistel finde ich sehr gut, allerdings muss ich der FDP zugestehen, dass sie sich aus vielerlei Gründen jetzt nicht erklären kann. Würde sie das tun, würde das mit Wahlprognosen zusammenhängen und das geht nicht.
Westerwelle ist jung und macht betont auf jugendlich, ist aber fair und sachlich, nur mit den 18 %, da hat er den Mund zu voll genommen. Ich denke auch, dass die PDS auch ohne Gysi, stark im Kommen ist.


Titus (WolfgangM.) antwortete am 03.09.02 (18:25):

Wenn die FDP gewählt werden will, darf sie keine Koalitions-Aussage treffen - das hätte Herr Stoiber natürlich gerne, dann würden die Leute sagen, dann können wir ja gleich CDU/CSU wählen.

Widerwillig muß ich zugeben, daß die FDP - trotz Möllemann - etwas an Profil gewinnt, obgleich auch mir die Vorstellung eines Herrn Westerwelle als Vizekanzler und Außenminister nicht behagt - gelinde gesagt (Horrorvorstellung wäre genauer, ich sag´s aber nicht....)

Schröder sagte, daß er die Koalition mit den Grünen fortsetzen möchte, andererseits sagte er auch, daß alle Parteien im Bundestag - ausgenommen die PDS - miteinander koalitionsfähig sind.

Der Ausnahme der PDS stimme ich zu, denn die PDS braucht noch mindestens 4 - bis 12 Jahre, um sich politisch durchsetzen zu können. Warum, das wäre ein anderes Thema.
Ich denke aber, daß sie wieder knapp in den Bundestag kommt.

Herr Stoiber lehnt eine große Koalition (man hatte den Eindruck als "Zumutung") kategorisch ab - legt sich ohne zwingenden Grund fest. Fehlende politische Weitsicht oder politisches Unvermögen? Mir egal, ich wähle ihn ohnehin nicht.

Fröhliche Grüße von Titus (WolfgangM.)


Johannes Michalowsky antwortete am 04.09.02 (09:02):

@Titus

Nach meiner Kenntnis - ich mag mich irren - strebt Westerwelle das Amt des Außenministers nicht an. Seine Interessenrichtung gehe mehr in Richtung von Bildung und Wissenschaft, da hat unser Land ja bekanntlich ein beträchtliches Defizit.

Vielleicht wäre das ein Argument mehr, FDP zu wählen und Deinen Widerwillen bei dieser Vorstellung etwas abzumildern.

Wer aber unbedingt die jetztige Regierung beibehalten möchte, muß PDS wählen, damit die die 5%-Hürde überspringen. Andernfalls hat nach der Wahlarithmetik Rot/Grün wenig Chance auf eine zur Regierungsbildung erforderliche Mehrheit im Bundestag.

Wie sieht es da mit dem Widerwillen aus?


WANDA antwortete am 04.09.02 (16:32):

Noch einmal zu Westerwelle. Natürlich wäre er, so wie er jetzt ist, als Aussenminister nicht denkbar. Aber so, wie man in die Elternrolle hereinwächst, kann man auch innerhalb einer Ministerrolle wachsen und diese ausfüllen.
Fischer ist durch das Amt wesentlich gereift, hat derart an Profil gewonnen, dass er jung und alt gefällt und das war auch nicht von Anfang an der Fall.


Poldi antwortete am 04.09.02 (19:00):

@Wanda

Mag ja sein, daß er einigen Jungen und Alten gefällt, vielleicht, weil er nicht mehr mit Turnschuhen herumläuft. Aber generell wird man das so nicht sagen können, es gibt schon noch ein paar Menschen in diesem Land, die die persönliche Sicht von WANDA nicht teilen.


8 antwortete am 05.09.02 (07:42):

@ Wanda,

was meinst Du: wie lange würde Westerwelles Wachstum dauern? Länger als 4 Jahre?


WANDA antwortete am 05.09.02 (18:00):

@poldi ich wollte nicht Fischer über den grünen Klee loben, sondern nur sagen, dass man (Gott sei Dank) mit den gestellten Aufgaben wachsen kann.
@8 sehr schwer , eine Prognose zu äussern, bevor er wachsen könnte, müsste er sich erst mal umstellen - zumindest halte ich ihn für wandelbar.


Titus (WolfgangM.) antwortete am 09.09.02 (12:05):

Hallo Johannes,

ich schulde Dir noch eine Antwort:

Westerwelle wird sich im Laufe der Jahre sicherlich weiterhin positiv entwickeln - vorausgesetzt, er hat die richtigen Berater und entsprechende Parteifreunde. Daran fehlt es gegenwärtig.

Richtig war bislang konsequent da aufzutreten, wo er es konnte - seine klare Linie keine Koalitionsaussage zu machen, ist absolut richtig. Seine Macht endet aber noch an den Grenzen von Nordrhein-Westfalen, der dortige Parteichef wird nicht aufhören ihm Knüppel zwischen die Beine zu werfen und an seinem - Westerwelles - Stuhl zu sägen. Da wird er noch Mühe haben sich durchzusetzen.

Seine Idee die Jugend anzusprechen ist goldrichtig - nur die Form mit dem "Spaßmobil" war ein Flopp. Die Jugend will ernsthaft diskutieren, will aufrechte und ehrliche, neue und junge Politiker, keine "Spaßvögel". Hier war schlecht (absichtlich?) beraten.

Und als Kanzlerkandidat aufzutreten, war schlichtweg albern, ebenso die "18-Prozent"-Kampagne.

Beides zusammen hat kaum oder keine neuen Wähler gebracht, aber alte Wähler verschreckt.

Ich meine, die Partei wird immer eine Partei der etwas besser situierten Bürgerinen und Bürger bleiben, war sie schon immer. Junge Wählerinnen und Wähler braucht die Partei sicherlich - und ich denke, hier kann Westerwelle noch sehr viel tun, er wird Erfolg haben, wenn er den Habitus des Clowns ablegt. Und er wird noch ein paar Jahre brauchen... Ich halte ihn für ehrlich, auch wenn er jetzt
versucht hat "strategisch" zu denken und zu handeln.

Ich werde nie FDP wählen, ich denke links und ich bleibe links. Warum - das wäre ein neues Thema.

Und nun, wer FDP wählen möchte, sollte dies dann auch mit Überzeugung tun. Warum auch nicht.

Ich hoffe, Johannes, ich habe ehrlich geantwortet, jedenfalls habe ich mich darum bemüht.

Es grüßt Titus(WolfgangM).