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THEMA:   Deutschland verliert Bündnisfähigkeit

 8 Antwort(en).

Irmgard Dupke begann die Diskussion am 28.08.02 (22:10) mit folgendem Beitrag:

Im Augenblick erleben wir einen Wettersturz der deutsch-amerikanischen Beziehungen, indem zum einen der Kanzler die amerikanische Irak Politik kritisiert und zum anderen Amerika sagt: " Das Bündnis ist nicht unbegrenzt belastbar"
Das sind nicht mehr Debatten unter Freunden, sondern Risse im Bündnis. Die deutsche Haltung gibt Saddam falsche Zeichen, denn es geht noch nicht um Krieg, sondern um eine Drohung, die Saddam zum Einlenken bringen soll.
Die jetzige Regierung hatte sich vorgenommen, für die Uno, gegen Tyrannen, für Menschenrechte und gegen Massenvernichtungswaffen zu sein. Das alles trifft auf Saddam Hussein zu. Er hat bereits Chemiewaffen zur Tötung 100 000er gegen den Iran eingesetzt. An nuklearen Waffen arbeitet er. Er wird sie in einigen Jahren haben, dann ist es zu spät, dann ist der Weg frei, König aller Araber, Herr des Öls zu werden -und Israel zu vernichten.
Vorerst ist es ein Nervenkrieg, über einen Militäranschlag ist bisher nicht entschieden, darum ist es nicht sehr weise,
wenn der Kanzler ungestellte Fragen beantwortet. Auch nicht
im Wahlkampf.
Ist die deutsche Bündnisfähigkeit erstmal verspielt, dann sind auch Deutschlands beste Zeiten vorbei.
(in Anl. an einen Art. in der BMopo v. 28.8. 02 v. Michael Stürmer)


Karl antwortete am 28.08.02 (23:04):

Hallo Irmgard,


verlieren nicht vielleicht die USA diese Bündnisfähigkeit? Möchtest Du wirklich mit jemandem in einem Boot sitzen, der ernsthaft über Angriffskriege nachdenkt? Die Demokratien fühlen sich mit Recht anderen Staatsformen moralisch überlegen, aber können wir daraus das Recht ableiten, andere Staaten zu überfallen? Die USA haben zudem oft deutlich gemacht, dass es ihnen nicht um Demokratie, sondern um Macht geht. Die Bedrohung durch Saddam mag eine reale Dimension haben, aber dazu sollten die Inspekteure wieder ins Land. Dies sollte durchgesetzt werden - von der UNO.

Wenn die USA sich das Recht rausnehmen würden, ohne UNO-Beschluss den Irak zu überfallen, dann wären sie moralisch im Unrecht und auf einer Stufe mit Saddam, der Kuweit überfiel.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Karl antwortete am 28.08.02 (23:18):

Übrigens ist inzwischen auch Stoiber auf diese Argumentation eingeschwenkt:
https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,211356,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,211356,00.html


Wolfgang antwortete am 28.08.02 (23:54):

Nein, nicht Deutschland verliert die Bündnisfähigkeit... Überall in Europa, besonders in Frankreich und Deutschland, haben die Regierungen den Amerikanern klar gesagt, dass man nicht für Abenteuer zu haben ist.

Abenteuerlich ist die Politik der Bush-Administration... Diese Administration wird keinen langen Bestand haben... Ihre Kriegspolitik ist schon geschweitert. - Es ist klug von Schröder und Fischer, über den Tag hinauszudenken, und sich wieder auf deutsche und europäische Interessen zu besinnen. Deutsche Soldaten haben in Arabien nichts verloren. Die USA werden ab jetzt ihre Kriege ums Öl alleine führen und vor allem auch bezahlen müssen.

Webtipp...

Bush-Cheney Inc. (von Florian Rötzer)
Krieg, Geopolitik und der Filz der Bush-Regierung mit der Rüstungsindustrie und Energiekonzernen - ein oberflächlicher Blick auf tiefe Abgründe in ein netzförmiges Labyrinth
https://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/12926/1.html

Internet-Tipp: https://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/12926/1.html


rolf antwortete am 29.08.02 (10:22):

Hallo Irmgard,
Du sagst: "denn es geht noch nicht um Krieg, sondern um eine Drohung"
Es gibt dazu einen uralten Ausspruch: Wer die Waffe zieht muß auch bereit sein, sie zu nutzen


Wolfgang antwortete am 29.08.02 (11:03):

Zur Propagandaschlacht gehört es, immer wieder zu behaupten, die Bush-Krieger hätten noch nicht über einen Krieg der USA gegen den Irak entschieden.

Die New York Times berichtet heute, dass das US-Verteidigungsministerium zwei Transportschiffe gemietet habe, um Panzer und Helikopter in den Nahen Osten zu schaffen.

Natürlich betonte ein Sprecher des Pentagon, dass die Transporte nicht der Auftakt für einen Krieg am Golf seien... Die Gläubigen werden's glauben.

Webtipp...

Amerikaner verlegen Vorräte an den Golf
für das US-Verteidigungsministerium ist die Zeit des Zauderns vorbei
https://www.welt.de/daten/2002/08/29/0829au353276.htx

Internet-Tipp: https://www.welt.de/daten/2002/08/29/0829au353276.htx


Barbara antwortete am 29.08.02 (12:08):

Erschreckend auch die Äußerung, dass der Irak nichts mehr zur Umstimmung der US-Regierung unternehmen könne:

>>Die Regierung von Blair stimmt aber mit Washington darin überein, dass Irak an der Entwicklung und am Besitz von Massenvernichtungswaffen gehindert werden müsse.

Ein Sprecher des Weißen Hauses in Washington erklärte, zu Plänen der britischen Regierung könne er nichts sagen. Aber eine bloße Rückkehr der Uno-Inspektoren würde nicht ausreichen. "Das Argument für einen Regime-Wechsel umfasst mehr als nur Massenvernichtungswaffen", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Kreisen in Washington. Saddam Hussein unterstütze Terroristen und sei eine Bedrohung für die Region. Die Frage, ob Saddam Hussein etwas unternehmen könne, das die USA umstimmen könnte, wurde verneint. "Ein Regime-Wechsel gehört zur Politik dieser Regierung."<<

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,211378,00.html


FDP-Fan antwortete am 30.08.02 (13:44):

@ Karl

Stoibers Haltung ist doch unglaubhaft:
FDP-Bundestagsfraktionschef Wolfgang Gerhardt: Die jüngste Kritik des CSU-Chefs an einem möglichen US-Alleingang beruhe allein auf Wahlkampfgründen. "Die Position von Herrn Stoiber ist durchschaubar. Er möchte nicht, dass die Menschen im Wahlkampf Herrn Schröder für einen Friedensengel und Herrn Stoiber für einen Kriegstreiber halten", sagte Gerhardt der "Welt".


Nr. 8 antwortete am 30.08.02 (14:26):

@FDP-Fan

Da kann doch im Augenblick hin und her argumentiert und taktiert werden wie man will, das Ergebnis ist zwanghaft klar:

Der US-Vasall namens Bundesrepublik Deutschland wird den Befehlen des Pentagon folgen, welche Regierung auch immer wir haben und wann auch immer das sein wird. Vorexerziert wurde das bereits mit der "uneingeschränkten Solidartät".

Aus diesem Grunde sollte und kann das Thema aus dem Wahlkampf herausgehalten werden.