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THEMA:   Der Kanzlerkandidat patzt

 24 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 23.08.02 (10:17) mit folgendem Beitrag:

Vor ein paar Wochen dachten viele - ich auch -, dass Rot-Grün am Ende sei. Ein neuer Kanzler schien so gut wie sicher. Dann kam das Hochwasser. Die SPD und Schröders Regierung reagierten professionell und punkteten bei den WählerInnen. Stoiber dagegen patzte und stotterte sich in unausgegorenen Statements um die eigene Reputation und wirkte inkompetent und überfordert.

Die SPD liegt jetzt knapp vor der Union... Kann es sein, dass der Kanzlerkandidat die CSU/CDU um den Sieg gebracht hat?

Internet-Tipp: https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0,1872,2011643,00.html


Barbara antwortete am 23.08.02 (11:34):

Hieß es nicht einmal: die Wahl wird im Osten entschieden?
Insofern müsste eigentlich Schröder gewinnen.

Außerdem stellt sich heute doch so mancher die Frage:

Was wäre gewesen, wenn Stoiber diese Krise hätte bewältigen müssen?
Wäre er zu dieser beispiellosen Kraftanstrengung bereit gewesen?
Hätte er es geschafft, sogar die Wirtschaft zu einer vom ganzen Volk getragenen Steuererhöhung bzw. Verzicht auf Steuersenkung zu bewegen?
Vertritt nicht auch jetzt die CDU wieder die Meinung, eine nationale Kraftanstrengung sei nicht nötig, man könne einfach die Rückführung der Schulden, die bei der Finanzierung der Folgen der Einheit entstanden sind, aufschieben und so die nachfolgenden Generationen weiter belasten?

Obwohl auch ich mit vielen Entscheidungen Schröders in den vergangenen Jahren nicht einverstanden war, meine ich, dass er nun wirklich eine zweite Chance verdient hat. Schließlich ist er damals angetreten, nicht alles anders aber vieles besser zu machen. Diese Umweltkatastrophe hat er bisher wirklich vorbildlich zu meistern versucht.


WANDA antwortete am 23.08.02 (11:54):


Ich hätte Frau Merkel als Kanzlerkandidatin mehr Chancen eingeräumt - aber das ist ja nun anders entschieden worden.


8 antwortete am 23.08.02 (16:35):

Vergeßt nicht, am Sonntag, 20.15 Uhr, RTL zu sehen.


Wolfgang antwortete am 23.08.02 (18:16):

Der Klimawandel mit der Folge von regionalen Katastrophen wurde seit zwei Jahrzehnten vorausgesagt - jetzt tritt der Wandel ein und nimmt seinen Lauf. Die Siegeschancen von Schröders Regierung haben sich zweifellos erhöht... Denn gerade bei Umweltthemen gilt diese Regierung als kompetent (ein Verdienst der GRÜNEN).

In Stoibers "Kompetenzteam" sei die Umwelt nicht vertreten, weil der Kandidat sie als Chefsache ansehe - sagt Frau Merkel. Es gibt Witze, da mag kaum einer mehr drüber lachen.

Während der Kanzlerkandidat sich publikumswirksam blamiert, kann der Kanzler als Macher auftreten. Die Wahrheit sagt aber keiner der beiden...

Die Atmosphäre der Erde hat ein nachhaltiges Aufnahmevermögen von höchstens 600 Kilogramm CO2 pro Jahr und pro Person durch Emissionen. für die reichen Nationen des Nordens bedeutet das: Sie müssen ihren CO2-Ausstoß mehr als halbieren; für die Gesellschaften des Südens, sie dürfen ihn noch etwas erhöhen. Man sollte die WählerInnen darauf vorbereiten, welche bittere Arznei sie werden schlucken müssen.


eko antwortete am 23.08.02 (20:56):

abwarten...und Tee trinken!

Noch ist nicht aller Tage Abend und bis zum 22.9.kann sich noch vieles ändern.


Wolfgang antwortete am 23.08.02 (21:54):

Lieber eko... Bestimmt wird sich das Aufnahmevermögen der Erde für unsere Abfälle nicht bis zum 22.9. ändern. Wer danach Kanzler sein wird, ist eh' nicht so wichtig. ;-)

Dr. Joachim Borner, Humboldt-Universität Berlin,
Mitglied der Enquête-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ des 13. Deutschen Bundestages
Konzept Nachhaltigkeit – Vom Leitbild zur Umsetzung
https://www2.rz.hu-berlin.de/geographie/download/vortrag.pdf

Internet-Tipp: https://www2.rz.hu-berlin.de/geographie/download/vortrag.pdf


8 antwortete am 24.08.02 (09:59):

Könnte man den Titel dieses Themas nach den jetzigen Wahl-Voraussagen nicht ändern in

"DER KANZLERKANDIDAT PLATZT" ?


Wolfgang antwortete am 24.08.02 (10:47):

Eine treffende Beschreibung des p(l)atzenden Kanzlerkandidaten habe ich in der heutigen Frankfurter Rundschau gefunden. Die interviewte den bayerischen Kabarettisten GERHART POLT zu dessem 60. Geburtstag und fragte, wie er denn den Kandidaten sehe... POLTs Antwort:

"Erst amal muss ich sagen: Ich freue mich immer, ihn zu sehen, wenn ihn zum Beispiel der Karikaturist Ernst Maria Lang zeichnet. Der zeichnet den Stoiber genial, nämlich so klein. Er wird nicht aufgeblasen, er kommt nicht als riesiger Popanz daher, sondern man ist gut beraten, wenn man eine Lupe mitnimmt. Und man sagt sofort, wenn man die Lupe nimmt: Des isser, der Stoiber. [...]"

https://www.fr-aktuell.de/fr/aktuell/t0000003L.htm

Internet-Tipp: https://www.fr-aktuell.de/fr/aktuell/t0000003L.htm


8 antwortete am 24.08.02 (11:57):

Den von Dir, Wolfgang, zitierten Artikel sollte wirklich jeder lesen!! Hahaha!!


Horst Krause antwortete am 24.08.02 (14:20):

Wolfgang antwortete am 23.08.02 (18:16):
In Stoibers "Kompetenzteam" sei die Umwelt nicht vertreten, weil der Kandidat sie als Chefsache ansehe - sagt Frau Merkel. Es gibt Witze, da mag kaum einer mehr drüber lachen.

Du hast recht, lachen kann man darüber nicht, weil es kein Witz ist. Aber - die, die das beanstanden - die SPD - wen hat sie eigentlich für dieses Ressort ? ich kenne bisher niemanden.


Wolfgang antwortete am 24.08.02 (14:50):

@Horst... Hast Du schon einmal etwas von Dr. Hermann Scheer (SPD) gehört? - Der ist Mitglied des Deutschen Bundestages und dort für die SPD-Fraktion zuständig für Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung und für Wirtschaft und Technologie.

Dr. Scheer ist übrigens auch Träger des Alternativen Nobelspreises. Seit Jahrzehnten setzt er sich ein für eine solare Weltwirtschaft.

Es lohnt sich, seine Website zu besuchen:

https://www.hermann-scheer.de/

Internet-Tipp: https://www.hermann-scheer.de/

Internet-Tipp: https://www.hermann-scheer.de/


Horst Krause antwortete am 24.08.02 (14:59):

Wolfgang

natürlich kenne ich Dr. Scheer, er ist fachkundiger Bundestagsabgeordenter der SPD.
In der Diskussion ging es aber um Stoibers Kompetenzteam und das dort niemand zuständig sei für diesen Fachbereich.


Wolfgang antwortete am 24.08.02 (15:23):

So ist es, Horst, in Stoibers Kompetenzteam gibt es niemanden vergleichbar mit Dr. Scheer von der SPD oder Dr. Trittin von den GRÜNEN.

Dass Stoiber selbst das Gebiet Umwelt kompetent ausfüllen solle, darüber musste sogar der Kandidat selbst auf Nachfrage schmunzeln.

Es ist so: Die CSU/CDU hat keine Umweltexperten, weil sie keine Umweltpolitik mehr vertritt, die diesen Namen verdient. Klaus Töpfer - ihren letzten anerkannten Experten - haben sie damals zur UNO abgeschoben. Dort setzt sich dieser für die Natur ein und prangert die Politik der Naturzerstörung an, die seine Partei unbelehrt durch die Wirklichkeit starrsinnig weiter vertritt.

"Global die Wahrscheinlichkeit von Katastrophen verringern"
Klaus Töpfer zum Johannesburg-Gipfel
https://www.welt.de/daten/2002/08/19/0819ws351460.htx

Internet-Tipp: https://www.welt.de/daten/2002/08/19/0819ws351460.htx


Barbara antwortete am 24.08.02 (17:13):

@ Horst Krause

Meinst Du nicht auch, dass Ernst Ulrich von Weizsäcker eine kompetente Persönlichkeit der SPD in Umweltfragen ist?

Siehe folgendes Interview im Deutschlandfunk v. 27.06.02:

Wie kann die Globalisierung demokratischer gestaltet werden?
Friedbert Meurer im Gespräch mit Ernst Ulrich von Weizsäcker, SPD-Bundestagsabgeordeneter und Leiter der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Globalisierung der Weltwirtschaft

Internet-Tipp: https://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-interview/2223.html


Almex antwortete am 24.08.02 (18:03):

Bis zur Wahl ist es noch genug Zeit, aber alle, die jetzt "rot-grün" wegen eines vermeintlichen Patzers Stoibers auf der Gewinnerstraße sehen, werden sich gedulden müssen. Wenn auch immer noch der Spruch gilt:"Je mehr man einen Hund prügelt, desto treuer wird er" werden auch einigermaßen realistische Menschen erkennen, daß es zumindest mit dem "grünen" Anhängsel der Regierung nicht weitergehen kann. Energie muß bezahlbar bleiben, und ich maße mir an zu sagen, daß der Schnellschuß der Ökosteuer unüberlegt war. Es sind ja nicht die Pfennige an der Tankstelle, nein, alles ist ja teurer geworden, Transport, Bahn, Bus, Lagerung, Kühlung usw.! Und wenn erst einmal eine solche Regierung zuschlägt, verlieren auch alle anderen die Hemmungen.
Zu dem 'Aktionismus' für die Geschädigten in den Hochwassergebieten: das hätten andere auch gehandhabt, vielleicht weniger zu Lasten der jetzigen Zahler.


GRÜNER antwortete am 24.08.02 (18:48):

Almex, mache Dich bitte nicht lächerlich. Wenn Du Dich mehr für die Umwelt interessieren würdest, dann würdest Du etwas weniger an Deinen Geldbeutel denken. Es ist immer das gleiche Spiel, die Umwelt soll sauberer werden, aber bezahlen soll es der heilige Geist.

Die GRÜNEN sind überhaupt die einzige Partei, die jemals über Umweltschutz nachgedacht hat. Und was noch viel wichtiger ist, sie haben sogar Fakten geschaffen. Auch wenn bei der Ökosteuer nicht alles optimal gelaufen ist, so ist es doch der richtige Weg.

Und wenn Du schon von den Kosten sprichst, dann denke ein paar Jahre zurück. Unter der Regierung Kohl waren die Steuern wesentlich höher. Und die Gegenleistung war NULL, was die Umweltpolitik betraf.


Tessy antwortete am 24.08.02 (19:07):

Almex was meinst du mit "vielleicht weniger zu Lasten der jetzigen Zahler"?
Den nächsten Generationen noch mehr Schuldenlast aufbürden? Zusammen mit einer geschädigten Umwelt? Das kann es nicht sein.
Es werden sowieso nur kleine Schritte möglich sein, sowohl in der Schaden-als auch in der Schuldenbegrenzung, aber wenigstens die müssen gegangen werden.
Aber vielleicht habe ich dich missverstanden?


Almex antwortete am 24.08.02 (20:46):

Freuen kann ich mich immer, wenn Leute soviel Geld haben, auch das unsinnigste Projekt zu unterstützen, hauptsache, es ist grün, man kann mitreden und die übliche Verweigerungsstellung beziehen. (Man könnte das auch blassen Neid nennen.) Es darf doch wohl nicht wahr sein, daß ich den Stadtrat um Erlaubnis bitten muß, einen Baum in meinem Garten zu fällen, nur weil er dicker als 10 cm Durchmesser ist ? Wenn das u.a. GRÜNE Errungenschaften sind - na danke ! Und woher wollen denn die GRÜNEN Energie beziehen, die sie schließlich auch brauchen ? Atom - nein, obwohl es die sauberste Energie ist und noch nie etwas ernsthaftes passierte, wir wollen doch nicht wirklich über Zustände in Rußland diskutieren. Sonnenenergie - nein, die Kollektoren verschandeln das Stadtbild, Windkraft - nein, macht Lärm, sieht nicht schön aus, Kohle - nein, macht Schlacken, müssen gelagert werden, Wasser - nein, Talsperren zerstören die Umwelt !
Das einzige Spielzeug was man Trittin gelassen hat ist nun der Zwangspfand auf Einwegverpackungen; (die zusätzlichen Kosten, die auch Nicht-Einweg-Kunden mitbezahlen müssen, werden vielleicht auch den arglosesten wecken,) ehe der Schaden nun nicht mehr reparabel in Europa und der Welt wurde, pfiff ihn der Kanzler zurück. Würde das aber nach der nächsten (hoffentlich nicht so ausgehenden Wahl) wieder gelingen ?
Der Wähler vergißt ja soooo viel, warum werden jetzt keine 'heißen' Themen mehr entschieden ? Man kann sich wohl weitere Lügen nicht erlauben: ... mit uns keine höheren Steuern ... (dafür eben neue !) Wo bleibt der Ausgleich der Öko-Steuer für Rentner oder sonstige sozial schwächere, die keine Werbungskosten geltend machen können ?? Schröder versprach vor der Einführung, auch daran zu denken.
NEIN UND NOCHMALS NEIN - DANKE für ROT-GRÜN !


Wolfgang antwortete am 24.08.02 (21:34):

Dein Hass auf die GRÜNEN, Almex, macht Dich blind für die Wirklichkeit... Es ist das historische Verdienst der GRÜNEN, die drei "E" für nachhaltiges Wirtschaften in die politischen Entscheidungen gebracht zu haben:

- Erneuerbare Energien
- Energie-Einsparung
- Energie-Effizienz

Keine andere Energietechnologie birgt so viele Risiken wie die Atomkraft... Darüber hinaus ist sie nicht zukunftsfähig, weil ihre Energiebasis in wenigen Jahrzehnten aufgebraucht sein wird. Das eine grosse Risiko - Klimaveränderungen, ja Klimawandel - durch das andere noch grössere Risiko - Atomenergie - zu ersetzen, ist keine Alternative, sondern ein Irrweg.

Die Öko-Steuer ist als Steuerungsinstrument unverzichtbar, um gewünschtes Verbraucherverhalten zu belohnen und unerwünschtes Verbraucherverhalten per Preis zu bestrafen. Einen Ausgleich für die unmässige Verschmutzung der Natur würde jeder vernünftigen Politik Hohn sprechen.


Olli antwortete am 25.08.02 (00:06):

Irgendwie erinnert mich der Beitrag von Almex, also Alm Ex, an Rumpelstilzchen......


Wolfgang antwortete am 25.08.02 (07:29):

Weil immer wieder behauptet wird, Atomenergie - also Energie, gewonnen aus Uran - böte eine Lösung für unsere Energieprobleme... Die letzte Statistik des 'Red Book' aus dem Jahr 1999 geht von Uranreserven in Höhe von 1,325 Mio. t (Gewinnungskosten bis zu 40 US$/kg) bzw. von 2,234 Mio. t Uran (Gewinnungskosten bis zu 80 US$/kg) aus. Alle Atomkraftwerke weltweit zusammen verbrauchten 1997 ca. 63.000 t Uran.

Gehen wir also von Reserven von etwa 2,3 Mio. t Uran aus... Nur knappe 37 Jahre reicht dann die Energiebasis von Atomkraftwerken. Und das bei statischer Sichtweise; jedes weitere Kernkraftwerk würde dazu beitragen, diesen kurzen Zeitrahmen noch weiter zu verkürzen. Keine berauschende Perspektive...

Quelle... Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe: Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 1998 (Teil 1)
https://www.bgr.de/aktthema/enerstud/vorwortkl.html

Internet-Tipp: https://www.bgr.de/aktthema/enerstud/vorwortkl.html


Horst Krause antwortete am 25.08.02 (14:48):

Wolfgang,

warum stellt die SPD ihren Dr. Scheerer dann nicht als Alternative zu Grün in den Vordergrund und überlässt dieses Ressort nach wie vor Trittin ?

Barbara,

mit von Weizäcker könntest Du recht haben, aber warum wirbt dann die SPD nicht mit ihm, will er vielleicht garnicht ?


8 antwortete am 25.08.02 (14:59):

Randbemerkung:

Unter der unten angegebenen URL kann man die Zahl der "ähms" von Stoiber in dem heutigen TV-Wahl-Duell schätzen (und auch evtl. etwas gewinnen).

Die SPD zählt mit.

Internet-Tipp: https://www.aehms.de


Almex antwortete am 26.08.02 (11:35):

Wolfgang
auch dein Beitrag wiederholt nur die Phrasen, mit der die Grünen auf Dummenfang gehen, nenne doch bitte die von denen akzeptierten Energieformen !!?? Und, bitte, wo sie gewonnen werden sollen - natürlich nicht vor der eigenen Haustür !