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THEMA:   Verbrechen im Osten - Wer ist schuldig?

 4 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 18.08.00 (11:46) mit folgendem Beitrag:

'Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944' hieß die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Der polnische Historiker Bogdan Musial und der ungarische Historiker Krisztián Ungváry wiesen vor Monaten den fragwürdigen Umgang mit Fotodokumenten nach und stellten falsche Zuschreibungen fest. Angeblich von der Wehrmacht verübte Verbrechen waren solche vom sowjetischen Geheimdienst NKWD begangene. Mittlerweile ist die Ausstellung geschlossen und wird komplett überarbeitet.

Jetzt hat Bogdan Musial ein neues Buch geschrieben: 'Konterrevolutionäre Elemente sind zu erschießen'
Die Brutalisierung des deutsch-sowjetischen Krieges im Sommer 1941. Die These darin: Nicht nur die Wehrmacht ist schuld an der brutalen und alle Menschenrechte verletzenden Kriegsführung im Osten. Es waren vor allem sowjetische NKWD-Einheiten, die in den ersten beiden Wochen des 'Unternehmens Barbarossa' durch ihre Verbrechen in dem seit 1939 sowjetisch besetzten Teil Polens die Schraube der Gewalt hochdrehten. Diese Gewalttaten - so Musial in seinem Buch - "ermöglichten es der NS-Propaganda, bei Soldaten aller Dienstgrade ,Verständnis' für den Vernichtungs- und Ausrottungskrieg zu erzeugen. Nicht selten waren auch einzelne deutsche Verbrechen eine direkte Reaktion auf konkrete sowjetische Maßnahmen."

Heute (18. 08. 00) steht in der WELT ein Artikel zu Musial's Buch: Können Opfer auch Täter sein? Juden zwischen NKWD und SS: Wie der Streit um die Thesen Bogdan Musials die Historiker polarisiert (von Berthold Seewald). Der Artikel ist online verfügbar:

https://www.welt.de/daten/2000/08/18/0818ku186088.htx

Ich würde gerne über diese Frage diskutieren: Verbrechen im Osten - Wer ist schuldig?

Viele Grüsse... Wolfgang.


Karl antwortete am 10.09.00 (15:22):

Hallo Wolfgang,

Verbrechen sind nicht gegeneinander aufzurechnen. Es geht nicht um die Frage, wer ist schuldiger, wir oder die anderen, sondern darum, was müssen wir tun, damit sich solches nicht wiederholt - und dabei müssen wir bei uns anfangen.

Beste Grüße, Karl


Margot Berger antwortete am 25.11.00 (15:54):

wenn Verbrechen nicht gegeneinander aufzurechnen sind, wieso findet dann zur Zeit - im Jahre 2ooo!! - zwischen Israelis und Palästinenzern eine ständige Aufrechnung statt, d.h.weil Du tötest, töte ich auch? Und wer ist schuldiger?
Und wir können nichts tun, außer die zusammengeschossenen Kinder in Deutschland wiederherzustellen, so gut es geht.
Was wird die Geschichte später dazu sagen?
Margot


Wolfgang antwortete am 25.11.00 (18:28):

Jegliche Gewalt hat ihre Ursachen - das ist meine (nicht nur meine) These. Wer die Ursachen von Gewalt oder gewaltsamen Konflikten kennt, kann unter Umständen friedensfördernde Massnahmen ergreifen. So weit die Theorie. Die Praxis ist allerdings ernüchternd. Seit jeher und überall wird Gewalt angewendet, um Ziele durchzusetzen. Und, dieser Zustand wird wohl so bleiben, so lange es Menschen auf der Welt gibt.

Resignieren vor den Tatsachen? - Nein... ganz sicher nicht. Über die Frage nachzudenken "Wer ist schuldig" - Karl hat meine Frage klammheimlich und rhetorisch geschickt umgedeutet in "Wer ist schuldiger" - ist eine Methode, an schwierige und traurige Kapitel der Geschichte heranzugehen, um sie zu verstehen.

Viel tun können wir nicht, da gebe ich Dir recht, liebe Margot. Insbesondere nicht beim Krieg zwischen Palästinensers und Israelis. Zusammengeschossene palästinensische Kinder in Deutschland medizinisch behandeln; oder in irgendeiner Weise etwas für die israelischen Opfer tun... mehr geht nicht. Aber das zu tun, ist doch schon viel.


Heidi antwortete am 25.11.00 (21:05):


"Ich würde gerne über diese Frage diskutieren: Verbrechen im Osten - Wer ist schuldig?"

Willst Du die Ursachen der Verbrechen von 1941-44 diskutieren oder die der aktuellen, Wolfgang?