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THEMA: Ossi und Wessi ( besserwessi) ??????
23 Antwort(en).
e k o
begann die Diskussion am 02.08.02 (22:44) mit folgendem Beitrag:
In einem derzeit laufenden Thread ist mir heute dieser begriff entgegengehalten worden und nun frage ich mich, ob solche Diskriminierungen denn ewig so weitergehen sollen?
Ich selbst habe mein ganzes Leben im Südwesten Deutschlands verbracht. Nach dem Mauerfall bin ich sehr häufig in die "neuen" Bundesländer Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhgalt und Brandenburg gereist und habe , so oft es mir möglich war, das Gespräch mit den Menschen gesucht, um mir selbst ein Bild zu machen.
Die (bekannte) Überheblichkeit mancher westdeutscher Kreise habe ich ebenso wenig verstanden wie die Einstellung der Menschen "drüben", wonach sie sich als "Deutsche 2.Klasse" vorkamen.
für mich gibt es nur e i n Deutschland, es gibt Thüringer und Badener, Mecklenburger und Bayern, Sachsen und Hessen, aber keine Ossi und Wessi. Das mochte ich noch nie leiden. Sollten wir nicht endlich einmal diese alten, vergilbten Feindbilder auf den Schrott schmeißen?
Ich denke, es wäre an der Zeit!
Was ist Eure Meinung ?
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Johannes
antwortete am 02.08.02 (22:59):
Ich sehe in den Begriffen Ossi und Wessi keine Wertung, sondern lediglich eine Standortbestimmung. Daß es da noch gewisse Unterschiede im Lebensgefühl gibt - wer wollte das ignorieren? Ganz so gegessen mit dem einen Deutschland ist die Sache leider wohl noch nicht. Die Gründe dafür zu ermitteln überfordert uns hier aber wohl.
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Maria M.
antwortete am 02.08.02 (23:50):
Johannes, Du bist naiv. Die Begriffe Ossi und Wessi sind jahrelang geschürt worden, immer neu ist die "Mauer" in unseren Köpfen gepusht worden, mit Umfragen unter"mauert" worden. Diese Feindbilder haben bestimmte Medien bewusst und gezielt aufgebaut, weil's der Auflage gut tat.
Die Unterschiede im Lebensgefühl sind es immer - z.B. die Bayern hassen die Preußen. Und umgekehrt. Seit Jahrhunderten. Ist doch in Ordnung, wenn man die Geschichte kennt. Ich muss sie ja nicht lieben, aber zu respektieren hab ich sie gefälligst. Und darum ging es auch bei der Einheit. Der Hesse muss den Sachsen nicht umarmen, wenn die Dialekt reden, verstehen sie ja nicht mal einander. Nur Bahnhof! Gelle? Net war? Nich? Ebent?etc. Lest doch mal nach, aus welchem Konklumerat unser Deutschland entstanden ist. So viele Völker. Und so viel Blut ist geflossen. 1848.
I ch finde nicht, daß wir überfordert sind, diese Ur-Sachen zu "ermitteln", Johannes.
Und erst dann, eco, schaffen wir es, die Diskriminierungen zu überwinden.
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Johannes Michalowsky
antwortete am 03.08.02 (08:20):
"Die" Bayern hassen "die" Preussen? Das ist aber eine sehr pauschale Aussage, und "hassen" ist allemal zu hart.
Außerdem: für die "richtigen" Bayern ist alles Preußen, was nördlich der Donau liegt.
Landsmannschaftliche Ressentiments innerhalb Deutschlands - in anderen Ländern könnte es ähnlich sein - mag es ja geben, sie sind aber für das Zusammenleben der Menschen in unseren Grenzen nicht bestimmend. Mit einer wie auch immer gearteten Ossi/Wessi-Problematik haben sie aber rein gar nichts zu tun.
Größere Spannungen zwischen den Volksstämmen mag es früher gegeben haben, ich schätze bis etwa zum Ende des 2. Weltkrieges.
Als ich in Oberbayern in die Schule ging (Anfang der 40er Jahre), hatte ich Angst vor dem Schulweg, weil ich als "Preusse" den Pöbeleien, Belästigungen bis hin zu Steinwürfen von dortigen Schulkindern ausgesetzt war - allerdings nicht seitens meiner Klassenkameraden, sondern bezeichnendereise von Jungen aus Nachbarklassen.
Insbesondere Rheinländer und Westfalen waren dort höchst ungern gesehen, ein Kölner zu sein war schlimmer als aus Berlin oder Leipzig zu stammen
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Rosa
antwortete am 03.08.02 (09:36):
@eko Du kannst nicht verstehen, daß sich nicht wenig Menschen aus dem Osten, die 'Ossis', als Menschen 2. Klasse vorkommen? Du wohnst ja auch nicht hier! Hier ist vieles anders. Viele sind arbeitslos. Ganze Landstriche verkommen. Die Jugend und die gut ausgebildeten Leute wollen weg in den Westen, wie zu Zeiten der DDR.
Nach einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) fällt der Osten immer weiter zurück! In diesem Jahr dürften dort im Jahresdurchschnitt rund 1,3 Millionen Menschen ohne Arbeit gewesen sein. Dies ist der höchste Wert seit 1990. Laut IWH wird die Arbeitslosenquote bei uns im Schnitt über 18 % liegen. Doppelt so hoch, wie im Westen!!!
'Einheit'. Das ist überhaupt so ein Begriff, der meistens von den 'Wessis' gebraucht wird. Nach über 10 Jahren deutscher 'Einheit' fallen die 'Ossis' immer weiter zurück. Das ist eine Tatsache! Dich stören die Worte 'Wessi' und 'Ossi'. Gut, das ist Deine Sache. Aber was sagst Du zu den Zahlen?
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Werner Bleicher
antwortete am 03.08.02 (09:54):
Johannes Michalowsky Du hast völlig Recht mit deiner Einschätzung des Verhältnisses zwischen Bayern und "Preußen" (nordlich der Donau). Als Nürnberger ist es mir während des Krieges in Oberbayern ebenso ergangen. Von einem Hass zwischen Bayern und Preußen kann aber wirklich keine Rede sein. Wenn ich in Norddeutschland oder Berlin irgendwo als "Bayer" (Franke) auffalle - und das ist beim ersten Wort - sind die Menschen sogar noch einen Grad netter und freundlicher geworden. Und was täten die Bayern ohne Preußen - nicht einmal Witze könnten sie machen. Ich glaube kaum, dass in einem Biergarten ein Preuße nur weil er Norddeutscher ist, angepöbelt wird. Ein Gruß aus Franken an die Preußen/innen!
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Karl
antwortete am 03.08.02 (10:43):
@ Maria
"die Bayern hassen die Preußen"??? Bitte nicht solche Sprüche. Ich denke, dass sich da 99% der Bayern distanzieren würden. Diese Zeiten sind doch wohl vorbei, wie vor der Wahl sowieso viele Bayern und auch Preußen hoffen ;-))
@ Rosa Du schilderst die Problemlage. Tatsächlich ist durch politisch falsche Weichenstellungen die Schieflage zwischen Ost und West noch nicht beseitigt worden. Ich würde aber sagen: Am guten Willen hat es nicht gefehlt, weshalb Ossis und Wessis sich nicht in gegenseitigen Vorwürfen erschöpfen sollten. Ich bin weiterhin Optimist und glaube, dass sich die Unterschiede ausbügeln werden, auch wenn es viel länger dauert als erwartet.
Mit freundlichen Grüßen
Karl
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Fred Reinhardt
antwortete am 03.08.02 (10:58):
@eko, die Mentalitätsunterschiede im Norden, Süden, Westen und Osten von Deutschland sind schon erheblich. Sicher habe ich wie du einen deutschen Pass, aber meine Heimat ist nun mal Franken - Bayern und nicht in erster Linie Deutschland. ( Ein Sizilianer ist auch erst Sizilianer und dann erst Italiener )
@Maria, warum sollten die Bayern die Preussen hassen, wenn derzeit in Bayern fast mehr preussisch als bayrisch gesprochen wird. Sicher gab es bei uns früher solche Aussagen und ich möchte hier das Wort nichr wiederholen, dass an vielen Taxis an den Rückscheiben aufgeklebt war.
@ Johannes, der Weisswurstäquator ist die Donau, besser war die Donau. Bei uns in Franken schmeckt die Weisswurst mittlerweile genau so gut wie in Altbayern. Seitdem ein Franke in Bayern einmal Ministerpräsident war und Herr Beckstein der nächste sein wird, haben sich innerhalb Bayerns auch die Grenzen verschoben. Die Regionen sind Franken, Schwaben und Altbayern. Wir bleiben fränkische Bayern sind aber seither keine Preussen mehr.
@Rosa, als Bayern noch arm war, gingen viele tausende meiner Landsleute nach Nordrheinwestfalen und Pendler nach Hessen. Dort gab es Arbeit die einfach bei uns nicht vorhanden war. Im laufe der Zeit hat sich dies geändert und ein grosser Teil, ( ich übrigens auch ) gingen nach Bayern zurück. Abwarten, denn die Zeiten werden sich wieder ändern und der Rückstrom wird dann auch wieder einsetzen.
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Rainer (Klr)
antwortete am 03.08.02 (11:44):
Hallo zusammen,
grundsätzlich mag ich solche Begriffe Wessi und Ossi nicht, ich empfinde sie als diskriminierend und habe mich dagegen immer verwehrt. Habe allerdings noch nicht Begriffe gehört wie Nordi oder Südi :-)) Man ist nicht mehr nur landsmännisch sondern eben Weltenbürger sagt ein geborener Stäffelesrutscher, mittlerweile Nordlicht, Fischkopp, Flenstrinker usw.
Hab ja eigentlich nichts gegen fränkische Bayern oder bayrische Franken?? :-))) (smilie beachten)
schöne Grüße aus dem Norden
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Marliese
antwortete am 03.08.02 (11:46):
Dass sich die Menschen in den neuen Bundesländern als Menschen zweiter Klasse fühlen, hat seinen Grund. Wie würde sich jeder von uns fühlen, wenn unsere Vorgesetzten "Wessis" durch "Ossis" ersetzt werden würden?
Hier eine Begebenheit aus den ersten Jahren nach der Wende. In Lehnin (Brandenburg) treffen einige Herren Wessis mit einem Team vom ZDF ein. Sie bringen ein Ortsschild mit dem Namen "Kohlin" mit.
Dann eröffnen sie den Bürgern von Lehnin die freudige Botschaft, dass der Ort doch schon viel zu lange unter dem Namen eines Kommunisten gelitten habe und man die Menschen endlich von dieser Last befreien wolle. Man habe gleich das neue Ortsschild mitgebracht und der neue Name "Kohlin" sei doch sehr passend und eine große Ehre für den Ort.
Da wehrt sich jedoch die Gemeinde vehement, denn dem Name Lehnin liegt eine Legend zugrunde und hat etwas mit einer weißen Hirschkuh zu tun. Die ganze Legende will ich jetzt nicht erzählen, es würde zu weit führen.
Auf jeden Fall hat die Gemeinde das einzig Richtige getan, sie hat die Herrschaften samt ZDF-Team und "Kohlin" davongejagt.
In der Zeitung erschien ein Beitrag unter dem Titel "Besserwessi davongejagt".
Übrigens taucht Lehnin schon bei Fontane in seiner "Wanderung durch die Mark Brandenburg" auf.
Mir hat die Geschichte gut gefallen, ich habe auch noch den Zeitungsausschnitt. Sie zeigt genau unsere mangelnde Sensibilität, die nicht kapiert, dass auch die Menschen dort die vielen Jahre nicht in einer geschichtslosen Zeit gelebt haben.
Ich fahre übrigens sehr gerne zu meinen Freunden nach Lehnin und fühle mich dort sehr sehr wohl, denn ich habe immer das Gefühl, ich gehöre dazu.
Internet-Tipp: https://www.marliese-echner-klingmann.de
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e k o
antwortete am 03.08.02 (12:05):
@ Rosa:
Aus Deinen Worten ist sehr viel Verbitterung zu lesen. Das kann ich angesichts der nicht zu leugnenden Tatsachen der wirtschaftlichen Schieflage in Ostdeutschland auch verstehen. Wenn es auch nicht direkt in Deinem Schreiben zum Ausdruck kommt, so weiß aber auch, dass solche Menschen wie Du uns Westdeutsche für diese wirtschaftliche Schieflage verantwortlich machen. Und das ist meiner Meinung nach "Vogel-Strauß-Politik".
Wir hier in Westdeutschland können nichts dafür, dass die einseitige Ausrichtung der DDR-Wirtschaft auf Osteuropa letztendlich der Auslöser für den jetzigen Niedergang ist.
Doch auf dem Ohr seid Ihr leider taub, meine Liebe. Euer Markt in Osteuropa ist Euch deshalb weggebrochen, weil Eure Abnehmer nicht mehr in der Lage waren, die auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR eingeführte harte Währung DM-West bezahlen zu können. Wolltet Ihr nicht die DM-West haben? Eure Wirtschaft war aber nicht darauf eingerichtet, sich in der rauen Wirklichkeit des Weltmarktes so zu behaupten, dass es Euch gut gehen würde. Dazu kommt, dass Eure Produktionsmittel, sprich Fabriken, total heruntergewirtschaftet waren, sich zumeist in einem desolaten Zustand befanden, Eure Herstellungskosten deshalb zu hoch waren und Ihr somit nicht konkurrenzfähig. Das ist der wahre Grund für den Niedergang Eurer Wirtschaft, nicht die Tatsache, dass da auch einige westdeutsche "Unternehmer" bei Euch Firmen übernommen und dann nach Eurer Lesart "plattgemacht" haben. Wären diese Produktionsstätten rentabel gewesen, wäre doch kein Mensch auf die Idee gekommen, sie "plattzumachen".
Leider verschließt Ihr vor diesen Tatsachen gerne die Augen und schimpft nur unentwegt auf die bösen, bösen "Wessis", die Euch alles kaputtgemacht haben.
Andererseits: Ist denn nicht inzwischen auch schon eine neue, gut funktionierende Wirtschaft nach "Kapitalistenmuster" entstanden, die rentabel arbeitet und gute Erzeugnisse hervorbringt? Ich ziehe vor allen Dingen vor den Sachsen den Hut, die haben am schnellsten begriffen, wie die Sache jetzt läuft. Da kann ich nur staunen. Denn dumm sind die Menschen im Osten Deutschlands ja schließlich auch nicht und nach dem ersten Schock und der Agonie haben sich sehr viele inzwischen aufgerappelt und stellen was auf die Beine. Sie haben bemerkt, dass mit dem Herumgejammere kein Blumenztopf zu gewinnen ist, sondern harte Arbeit, Fantasie und Wille nötig ist.
Dass es in anderen Landstrichen, die nicht so gut strukturiert sind, es z.T. ganz böse aussieht, soll nicht verschwiegen werden. Nur, dann immer uns "Wessis" dafür verantwortlich zu machen, dass ist zwar bequem, bringt aber nichts ein und stimmt auch gar nicht.
@Maria: Du sagtst, die Bayern würden die Preußem hassen und umgekehrt auch, ich möchte das abmildern und sagen: Es ist ein Art von Hassliebe. Sie mögen sich nicht und können doch nicht ohne einander leben. Aber das findest Du in anderen deutschen Landstrichen genau so. Was meinst Du, was ich als Schwabe im badischen Ausland oft zu hören bekam und auch heute noch zu hören bekomme ? Da drehe ich die Hand nicht um.
@ Jo. Wenn es sich wirklich nur um Wortspiele handeln würde (Ossi-Wessi) dann wäre es auf dieselbe Stufe zu stellen wie die Sache mit der Hassliebe zwischen den einzelnen deutschen Völkerstämmen und dann könnte man es vernachlässigen. Aber da steckt weitaus mehr dahinter, siehe Posting von Rosa. Nur haben wir im tiefen Südwesten davon herzlich wenig mitbekommen.
@ Fred: Ist das nicht ein bisschen zu eng gedacht, was Du da über die Heimat schreibst? Ich bin in Württemberg gebnoren und aufgewachsen, habe 45 Jahre im badischen gewohnt und wohne seit einem dreivierteljahr in Aachen. Wo oder was ist denn nun meine Heimat? Darüber könnten wir ja auch mal ein neues Thema aufmachen, was meinst Du ?
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Achalm
antwortete am 03.08.02 (12:47):
Was Recht ist, das sollte auch Recht bleiben. Ich möchte das Thema aus eigener Erfahrung ergänzen. Und ich nehme Bezug auf die Aussagen von eko, die im Kern die eigentliche Problematik aufzeigen.
Mein Schwager hat in der DDR Automechaniker gelernt. Irgendwann ist er in den Westen gegangen und hat dort auch sofort einen Arbeitsplatz gefunden.
Ein paar Wochen später war er arbeitslos. Sein erlernter Beruf war im Westen keinen Pfifferling wert. Er hat seine Berufserfahrung mit "Wartburgs" und "Trabants" gesammelt. Er hat nie im Leben einen elektronischen Einspritzmotor, oder einen 8-Zylinder kennengelernt. Ein Viertakt-Motor war für ihn ein Fremdwort. Und so weiter.
So zu tun, als ob das die Schuld des Westens wäre, das halte ich für sehr vereinfacht. Nein, ich halte es für eine Lüge. Seine Arbeitslosigkeit hat meines Erachtens die Ursache im damaligen DDR-System. Hätte man das Geld in eine moderne Wirtschaft investiert, anstatt damit eine riesige Luxus-Volksarmee und unzählige Spitzelbrigaden zu finanzieren, dann hätten die Menschen nicht das Gefühl, sie wären plötzlich zweitklassig.
Niemand stellt aus Mitleid einen fast ahnungslosen Automechaniker ein. Leistung darf schon auch abgefragt werden, wenn man Geld verdienen möchte.
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schorsch
antwortete am 03.08.02 (12:58):
Eine Mutmassung eines unbeteiligt gewesenen (aber hoffentlich neutralen) Aussenseiters: Die Bürger des Ostens wurden Jahrzehnte lang in ihrer Selbstverwirklichung gehindert. für alles war der Staat zuständig. So gewöhnten sich diese Bürger daran, nur noch das allerwenigste an Selbstinitiative aufzubringen. Schliesslich war ja alles geregelt: Der Tagesablauf, die Arbeit, die Schule, das Krankenwesen..... Man musste nur noch darauf schauen, nicht aufzufallen. Nach dem Mauerfall war das plötzlich anders: Man traf auf Bürger, die einen Vorsprung von Jahrzehnten in Sachen Eigeninitiative hatten. Ja, man könnte sagen: Unmündige trafen auf Mündige. Diese Mentalität abzubauen kostet weitere Jahrzehnte und kann vermutlich von jener Generation, die sich vollkommen auf den Staat verlassen hat, gar nie mehr abgebaut werden, sondern erst von der nächsten Generation. Dies ist aber weder ein Grund für Wessis, harablassend auf die Ossis herab zu schauen, noch für Ossis, neidvoll und unterwürfig den Wessis von "unten" in die Nasenlöcher zu starren!
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Barbara
antwortete am 03.08.02 (13:01):
Auch ich habe das Gefühl, im falschen Film zu sein....
Vielleicht liegt es daran, dass meine Verwandten über die ganze Welt verstreut sind.
Mein Sohn arbeitet als Fischkopp in Baden-Württemberg. Dort zieht man ihn gern wegen seines zurückhaltenden Wesens auf, jedoch auf eine neckende, liebevolle Art und Weise. Ihm bekommt das prima, und er ist dadurch inzwischen viel offener und lockerer geworden.
Mein Cousin ist Bayer. Ich kann mich über sein schäumendes Temperament amüsieren. "Dös is a Hirsch, a HIRSCH!!!", wobei ihm die Augen aus den Höhlen zu springen drohen. Ich findīs herrlich.
Und Ossis und Wessis? Da gibt es eben auch solche und solche. Nach der Wende kamen sehr viele Erzieherinnen rüber in den Westen. Obwohl sie bei Weitem nicht über die Ausbildung der West-Erzieherinnen verfügten, bekamen viele von ihnen recht schnell die Leitung von Kindergärten übertragen. Darunter waren die reinsten Besen...... Meine Freundin wurde als Erzieherin von ihrer Ossi-Chefin derart gemobbt, dass sie ihren Job aufgeben musste. Sie war lange arbeitslos und bekam keine neue Anstellung, da diese ehemalige Chefin sie im ganzen Umkreis schlecht gemacht hat. Nach zwei Jahren ist meine Freundin schweren Herzens fortgezogen, hat sofort eine Stelle bekommen, ist beliebt bei ihren KollegInnen und blüht seit dem wieder auf.
Ist das nun ein Ossi-Wessi-Problem oder einfach nur eines von Menschen? Überall gibt es solche und solche; Menschen, die gut miteinander umgehen und Menschen, die gern andere kommandieren und treten.
Ich selbst habe ausschließlich gute Erfahrungen mit KollegInnen aus dem Osten gemacht. Sie waren alle hochmotiviert und ausgesprochen kollegial. Inzwischen sind einige wieder in ihren Heimatort zurückgezogen, da sie die Vereinbarung von Beruf und Familie im Westen zu schwierig fanden. Ich behalte sie in sehr guter Erinnerung.....
Ich habe Freunde und Verwandte in Mittelamerika, Canada, Tschechien und Polen, daneben in Hessen, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holsten, Sachsen, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Wo ist das Problem?
Ein schönes Wochenende wünscht Euch Barbara aus Schleswig-Holstein
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mule
antwortete am 03.08.02 (14:06):
Als gelernter DDR Bürger möchte ich auch mal etwas besteuern. Bei manchen Diskutanten hat man den Eindruck mit der Wende ist hier erstmal das Essbesteck eingeführt worden. vorher habeb wir nur auf den Bäumen gesessen. Achalm Es gab auch Viertakt Motoren (Masda - Honda- Tatra-Skoda und sogar VW.natürlich war da auch eine Karosse drumherum. und es gab Werkstätten hatten auch die Ersatzteile dazu. und taten das auch Großflächig kund. Sicher es gab Wartezeiten vielleicht mehr als es gut war. Achalm mir kommen die Tränen :"nie einen Viertaktmotor kennen gelernt" Hast du dich mal jemals mit dem Ausbildungsprofil einer Berufsschule ex DDR bekannt gemacht und die daraus folgernden Prüfungsaufgaben???? Eko In einigen Punkten muß ich Dir Zustimmem unbestritten. Aber bedenke auch mal die historische Entwicklung das heutige Sachsen - Anhalt ist das eigentlich Kernland des deutschen Maschinenbaus ihre Zentren waren Magdeburg Dessau -Leipzig dazu noch der riesige Chemikomplex Leuna- Bitterfeld. Nimm meine Heimatstadt Dessau Mai zu 87% zerstört nicht die Industrie nein Wohngebiete bis 1945 mit der Bamag eine riesige Waffenschmiede oder Junkers stammwerk (Ju 52 usw.) Die Bamag entwickelte sich zum führenden Schiffsgetriebe Hersteller in Europa die Werften aus Westeuropa hatten dort im Betrieb eigene Büros ZAB Dessau Zementmühlenbau noch vor Deutz/ Köln Waggonbau Dessau allein Lieferant komplexer Kühlzüge und-und-und alles abgewickelt wie sagtest Du eingangs "Marode Betriebe" stimmt zum teil aber von einigen wurde doch das Weltniveau bestimmt das erste was die Westberater verlangten die Patent -unterlagen Dann wurde der Betrieb übernommen um anschliessend wegen Unrentablität ihn zu schliessen. Wieder ein Konkurrent weniger auf dem Weltmarkt. oder nimm Kühlanlagenbau Halle/Saale alle Bob und Schlittenbahnen der neueren Zeit lieferte die Technik und die Eismeister heute Abgewickelt oder so klein gemacht das er Sorgen Hat über die Runden zu kommen. und so gibt es Beispiele an Gro aber des wegen frozzele ich doch gern wegen Bayern und Preussen- aber dieses viel mehr aus jux es gehört einfach dazu lasse mich doch annödeln in heiterer Form das sollte auch so bleiben. Mensch ich habe doch auch hier im Chat solche und manche Kennengelernt. wollen wir uns doch nicht im nachhinein Köpfe einschlagen. Eko = das, was ich geschrieben versteh bitte nur als anregung woher manche Verbitterung Kommt, nicht als Belehrung oder Besserwisserei. MfG mulde oder GN666@t-online.de für einen mail austausch immer bereit
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Achalm
antwortete am 03.08.02 (15:34):
@ mule oder mulde:
Vielleicht hättest Du einfach etwas genauer lesen sollen. Ich habe von meinem Schwager berichtet, der seine Berufserfahrung ausschließlich mit "Wartburgs und Trabants" gesammelt hat. Selbstverständlich gab es auch andere Automarken, aber lernen tut man das, womit man sich beschäftigt, oder beschäftigen kann.
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Fred Reinhardt
antwortete am 04.08.02 (11:48):
Schorsch als Schweizer und Neutraler danke ich dir für deinen Beitrag. ( 03.08.02 12:58 ) Genau so sehe ich es auch. Gruss Fred.
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Johannes Michalowsky
antwortete am 05.08.02 (10:37):
In welchem Sinne versteht Ihr lieben Schweizer Euch denn als "neutral"? Doch nicht etwa so, daß Euch das alles nichts angeht, was in Euren Nachbarländern - nicht nur in D - vor sich geht?
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Titus (WolfgangM.)
antwortete am 05.08.02 (16:42):
"besserwessis" - die gab es, die wollten den Leuten im Osten beibringen, wie man einen Eimer Wasser umkippt - Fehlanzeige, das wußten die bereits!!!
Die Ossis merkten recht schnell, nicht alle, aber viele, daß die Wessis außer einer großen Klappe an Kenntnissen kaum etwas zu bieten hatten. Die Wessis waren den Ossis nur in dem Punkt überlegen, daß sie das Vertrauen der Ossis schamlos ausnutzten. Die Abschlüsse vieler und sinnloser, aber provisionsträchtiger Versicherungsverträge ist z.B. leider solch ein Faktum.
Rostlauben wurden als hochwertige Gebrauchtwagen ahnungslosen und vertrauensvollen Ossis angedreht.
Diese Art der "Wiedervereinigungsauswüchse" erledigten sich allerdings schnell, ließ aber kaum Vertrauen aufkommen.
In einem Punkt irren sich einige Schreiber hier: Westdeutsche Autowerkstätten merkten recht schnell, daß Automechaniker aus dem Osten aller Berufssparten Erfahrungen mitbrachten, wovon die "Wessi"-Kollegen keine Ahnung mehr hatten.
Die "Ossis" waren nämlich in der Lage zu reparieren, statt nur ins Regal zu greifen und irgendein Austauschteil zu nehmen. Die "Ossis" hatten nämlich in der jahrzehntelangen Mangelwirtschaft gelernt, nicht nur zu improvisieren, sondern auch Autoteile (Anlasser, Lichtmaschinen etc.) zu zerlegen und wieder Instand zu setzen.
Daß der Westen viele Einrichtungen des Ostens hätte übernehmen können, steht auf einem anderen Blatt. Machte man nicht, und wenn, dann mit eigenen Zusätzen, wie z.B. der grüne Pfeil an Ampeln, der es erlaubt auch bei Rot vorsichtig rechts abzubiegen.
Übrigens, nur ganz wenige grüne Pfeile sieht man an Ampel - in unserer Stadt sind es ganze zwei......
Und warum ist die PDS im Osten so stark??? Nur wegen den ewig Gestrigen??? Falsch - mit bösartigen Verleumdungen hat man verdiente, integere Persönlichkeiten vom Westen aus zu diffamieren versucht, was nur teilweise gelungen ist. Und das ist ein wesentlicher Punkt, man hatte von Ungerechtigkeiten die Nase voll - und nun ging das schon wieder los!
Zu diesem Thema könnte man noch sehr viel sagen - immerhin kannte und kenne ich die Verhältnisse und Denkweisen unserer "lieben Brüder und Schwestern jenseits von Mauer und Stacheldraht" (Originalton damals Erich Mende) aus eigenem Erleben recht gut.
Übrigens: Unser Verkaufsfahrer, der uns seit Jahren mit Tiefkühlkost beliefert, ist ein Sachse - absolut zuverlässig und schnell. Wir verstehen uns mit wenigen Worten - ich weiß, daß ich mich auf ihn absolut verlassen kann.
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e k o
antwortete am 06.08.02 (22:40):
Eigentlich.......
....hatte ich mir diese Diskussion ein bisschen anders vorgestellt.
Mir ging es nicht darum, dass wir hier feststellen, in welcher Ecke Deutschlands die Dümmeren und wo die Cleveren sitzen. Denn darüber könnten wir uns tagelang hier austauschen und kämen doch zu keinem Ergebnis.
Ich bin der Meinung, dass es in jeder Ecke Deutschlands Dumme und weniger Dumme und Intelligente und weniger Intelligente gibt. Das ist kein Privileg irgendeiner Ecke.
Und was die Bezeichnung Ossi und Wessi anbetrifft, so trifft dies auch nicht richtig zu, denn ich bin z.B. ein "Südi" und dann gibt es ja auch noch die Himmelsrichtung "Nordi".
Ich bin der Meinung, dass wir doch damit aufhören sollten, uns gegenseitig unsere Sünden vorzuhalten. Da hat jede Seite eine ganze Litanei, da drehe ich die Hand nicht um. Aber es bringt doch nichts, sich immer damit zu brüsten, was "wir" besser konnten als "die drüben", und das gilt für beide Seiten!
Mir wäre es viel lieber, wenn man diese ollen Kamellen endlich einmal auf dem Müll schmeißen würde und uns nicht mehr in "Ossi" und "Wessi" einteilen würden, sondern in erster Linie den M e n s c h e n sehen und dann den Sachsen, den Bayer,den Thüringer, den Franken, den Mecklenburger, den Schwaben und und und. Alles Andere bringt uns nicht weiter.
zu Titus noch eine Bemerkung: Da ich 20 Jahre lang bei BOSCH gearbeitet habe ( Auto-Elekrik), weiß ich sehr wohl, dass auch wir im Schwabenländle noch solange Anlasser und Lichtmaschinen zerlegt, gereinigt, Wicklungen und Ritzel ersetzt haben, bis die Lohnkosten so enorm wurden, dass sich das nicht mehr lohnte. Dann erst ist man dazu übergegangen, ganze Aggregate auszutauschen, weil das kostengünstiger war. Das ist halt so im Kapitalismus. Am Ende muss ein Plus herauskommen.
Dazu noch eine Andekdote: Eine Marktfrau, die den Salatkopf für 25 Pfennig einkaufte und dann für 20 Pfennig weiterverkaufte, meinte:"Macht nichts, der Umsatz bringts"! Verstanden ?
Gruß vom e k o
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juergen_schmidbauer
antwortete am 07.08.02 (13:31):
Verträgt der Stand der Diskussion folgende witzige Bemerkung?:
Ossi zum Wessi:"Wir sind ein Volk" Wessi: "Wir auch!"
Von einem Bayern, der sich von sog Preussen gar nicht gehasst fühlt, sich nicht hassen lassen will, die auch nicht hasst. So ein Gefühl entsteht, wenn man Tag für Tag mit solchen zu tun hat hier und auch anderswo. Aber Spass muss sein.
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Horst Krause
antwortete am 13.08.02 (16:57):
hallo eko,
zu Deinem Beitrag vom 03.08. möchte ich Dir gratulieren. Du hast Dir viel Mühe gemacht, die Fakten zu schildern. Trotz der jährlichen hohen Transferleistungen, die seit 12 Jahren gezahlt werden, wird dem Westen die Schuld für die Misere der neuen Bundesländer gegeben. Man muss wirklich den Mut haben, die Dinge offen an- und auszusprechen, danke Dir, dass Du das einmal getan hast.
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Hans winkler 04209 Leipzig
antwortete am 24.08.02 (10:29):
Meine Meinung ist: Wir alle müssen den Streit nun endlich über Ossi - Wessi begraben.Die jetzige Notlage der Hochwassergeschädigten und Ihre Hilfe aus unseren Land hat es bewiesen das wir ein Land sind
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Horst Krause
antwortete am 24.08.02 (14:55):
Hans winkler 04209 Leipzig
ich finde es prima, das aus Leipzig zu hören. Ich bin von Anfang an dieser Meinung gewesen, leider stand vielen die " Mauer im Kopf " im Weg. Auf unseren vielen Reisen in die neuen Länder, haben wir nie negatives oder trennendes erfahren, im Gegenteil. Wir sind allerdings den Menschen dort auch nie anders begegnet, als anderswo.
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