Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Arbeit, Sozialstaat und Existenzgeld

 4 Antwort(en).

Annett Blunk begann die Diskussion am 30.07.02 (13:29) mit folgendem Beitrag:

Die lange geforderte Umverteilung von oben nach unten findet endlich statt

I. Ende der Erwerbsarbeit ??

Seit über 20 Jahren erleben wir das Phänomen der Massenarbeitslosigkeit. Sie hat allen konjunkturellen Zwischenhochs zum Trotz in dem Maße zugenommen wie die Anzahl normaler, versicherungspflichtiger Arbeitsverhältnisse zurückgegangen ist. Die Gründe hierfür liegen nicht im Eigenverschulden der von Arbeitslosigkeit Betroffenen, wie uns die öffentliche Meinung glauben machen möchte, sondern in der Tatsache, dass die sog. reguläre Vollzeitarbeit ausstirbt. Der breiten Öffentlichkeit wird diese Tatsache bis heute verschwiegen. Meinungsmachende Monopolmedien und sich volkstümlich anbiedernde Politiker schüren stattdessen Vorurteile gegenüber den Betroffenen.

Beispiel: Das Kanzler- Unwort, es gebe kein Recht auf Faulheit. Man treibt auf diese Weise geschickt den Keil zwischen die Noch-Lohnabhängig Beschäftigten und die davon "Freigesetzten". Die Ausgrenzung sozial Schwacher wird auf die Spitze getrieben, die Mehrheit der Hilfsempfänger als "Sozialschmarotzer" beschimpft.

Um mit diesen unsinnigen Vorurteilen aufzuräumen, genügt ein Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung: Große Konzerne und Unternehmen verschmelzen ("fusionieren") miteinander, d.h. sie legen Abteilungen zusammen. Zwangsläufig werden Stellen überflüssig und abgebaut.

Rationalisierung als Folge von technischem Fortschritt und Computerisierung führt zu weiterem Personalabbau. Viele kleine und mittlere Betriebe gehen ein, weil sie dem durch die Fusionen erhöhten Konkurrenz- und Kostendruck nicht gewachsen sind. Konzerne, die verschmelzen, können nicht nur auf Personal, sondern auch auf einen nicht geringen Teil ihrer Zulieferer verzichten. Diese sind zumeist von einem Hauptauftraggeber abhängig. Springt der ab, kommt das einem Todesurteil gleich. Zehntausende Firmenpleiten Jahr für Jahr sprechen für sich. Somit sinkt die Zahl regulärer Beschäftigungsverhältnisse auch hier, während andererseits ungeschützte Beschäftigung, Scheinselbstständigkeit, Zeit- und Leiharbeit wachsen, letztere neuerdings mit freundlicher Unterstützung von Arbeitsämtern und Gewerkschaften.

Gesamtgesellschaftlich ist dies gleichbedeutend mit sinkenden Einkommen und zunehmender Verarmung immer größerer Teile der Bevölkerung. Vollbeschäftigung ist Illusion. Experten haben errechnet, dass min. 30 % des jetzt noch beschäftigten Personals in Produktion und Dienstleistung im Grunde überflüssig sind. Innerhalb dieses Jahrzehnts wird allein bei Handel, Banken und Versicherungen jeder zweite Beschäftigte entbehrlich. Die hoch gelobte wie hoch überschätzte Computerbranche hat inzwischen ebenfalls ihre Bruchlandung auf dem Boden der Tatsachen erfahren. Die Pleitewelle hat unzählige kleine Internetfirmen erreicht und massig "Zukunfts"-Arbeitsplätze vernichtet. All dies passt ins Bild einer sich immer rasanter entwickelnden Weltwirtschaft, die einer Grundtendenz unterworfen ist: Eine schrumpfende Zahl miteinander verschmelzender Großkonzerne beherrscht immer größere Anteile des Weltmarktes. Entsprechend dünner wird die Luft für Kleinunternehmen und Mittelständler. Neue (reguläre) Arbeitsplätze- Fehlanzeige (außer in den Computern der Arbeitsämter) !!

Aufgrund der Länge des Beitrages und der Begrenzung in diesem Forum, finden Sie den kompletten Beitrag auf unserer Website unter "Tierische News" vom 02.07.02 wenn Sie möchten.

(Internet-Tipp: https://www.DogInstinkt.de)


schorsch antwortete am 30.07.02 (14:07):

Den Profit den Mächtigen - die Arbeitslosen den Sozialämtern!

Von was oder welchen Institutionen auch immer die Ärmsten in unserer Gesellschaft leben - sie leben von Geldern, die der "Masse der (Noch-)Beschäftigten" abgezwackt werden.


Poldi antwortete am 30.07.02 (14:56):

@Anett

Wäre es nicht auch ein bißchen kürzer gegangen - in Deinem eigenen Interesse? Wer liest schon einen solchen Erguß?


Barbara antwortete am 30.07.02 (15:48):

An sich wäre es ein Grund zum Jubeln, da wir aufgrund des technischen Fortschritts immer weniger arbeiten müssen. Wieviele Arbeitnehmer werden heute bis zum Letzten ausgequetscht, fühlen sich täglich überfordert und wären dankbar, etwas mehr Freizeit zu haben. Dazu müssten sie jedoch bereit sein, anderen von ihrer Arbeit etwas abzugeben und damit auf etwas Gehalt zu verzichten. Leider ist dazu kaum jemand bereit.

Ein Argument, das immer wieder gegen eine Lohnkürzung genannt wird, ist, dass die Menschen dann aufgrund der hohen Mieten mit ihrem Gehalt nicht auskämen.

VW hat es vorgemacht:
Nimmt man das gesamte Jahresgehalt (einschließlich Urlaubs- und Weihnachtsgeld) und teilt dieses durch 12 Monate, kommt in etwa das Gehalt heraus, was der Arbeitnehmer z.Zt. monatlich erhält. Natürlich müsste er dann, wenn er in Urlaub fahren möchte, sich das Geld dafür im Laufe des Jahres zusammensparen. Scheinbar ist das schon zuviel verlangt. Dabei hätten Tausende der Arbeitslosen dann die Möglichkeit, wieder selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, Familien zu gründen, KINDER in die Welt zu setzen, die wir zur Erhaltung unseres Sozialsystems in wenigen Jahren so dringend brauchen.

Leider sind wir ein Volk von Egoisten. So müssen die einen eben arbeiten bis zum Umkippen und die anderen schlucken Antidepressiva gegen ihre Zukunftsängste aufgrund der Arbeitslosigkeit.


e k o antwortete am 30.07.02 (16:24):

Tja, Barbara, so etwas nennt man "Besitzstandswahrung".
Wer gibt denn schon gerne freiwillig etwas zugunsten eines Anderen ab ? Das sind nur wenige Idealisten.