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THEMA:   Eine Hand wäscht die andere

 39 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 21.07.02 (21:27) mit folgendem Beitrag:

Man kennt sich... Man ist sich behilflich... Es geht um Geld...

Ex-Kriegsminister Rudolf Scharping (SPD) bekam Geld... Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, bekam Geld... Josef (Joschka) Fischer (Bündnis 90/Die Grünen), Aussenminister, bekam Geld...

Sie - nicht nur sie - bekamen das Geld von Moritz Hunzinger. Der Mann ist Rüstungslobbyist... Ein "Mann mit bombigen Kontakten" (taz).

Die Frage ist: Wofür bekamen sie das Geld?


Karl antwortete am 21.07.02 (22:03):

Cem Özdemir nehme ich die Blauäugigkeit so ziemlich ab, Moritz Hunzinger eher nicht. Der glaubte zu wissen, wie man Abhängigkeiten schafft, durch "Gefälligkeiten" und rechtzeitigem "aus der Patsche" helfen. Eine konkrete Absicht war bei Kreditvergabe wahrscheinlich nicht gegeben, aber Mann investiert in die Zukunft. Es ist richtig, dass Politikern besonders auf die Finger geschaut wird und Geldgeschäfte von Parlamentariern meldepflichtig sind, damit solche Abhängigkeiten nicht entstehen.


Regina antwortete am 21.07.02 (22:28):

Vermutlich lernen die frisch gewählten Politiker, nicht nur in Deutschland, als Erstes wie man "Gefälligkeiten" annimmt.

*grübel* Ob sie auch gleichzeitig lernen, daß die netten Geber dafür eine Gegenleistung erwarten oder sind sie tatsächlich "blauäugig"?


Utelo antwortete am 21.07.02 (22:58):

Bei Cem Özdemir denke ich auch, daßa er tatsächlich nur ein Darlehn aufgenommen hat. Er zahlt dies ja auch zurück. Kann eigentlich nicht ganz so schlimm sein. Woher weiß ein Neupolitiker denn, was ein Mensch wie Hunzinger wirklich beabsichtigt. Vielleicht ist er ja wirkich nur ein "Menschenfreund", der will, daß es vielen Leuten gut geht. Daß dies zufälliger W eise etliche Politiker sind, na ja, was solls.


Barbara antwortete am 22.07.02 (00:15):

Merkwürdig, dass die Opposition diese skandalöse Geldbeschaffung nicht an den Pranger stellt.
Warum verhalten sich die Politiker von CDU/CSU und FDP so ruhig?

Lt. Cem Özdemir bekam er den Tipp zur günstigen Kreditaufnahme von Politikern außerhalb der Grünen. Wenn die Opposition zur Aufklärung derartiger Missstände entfällt, hoffe ich, dass gute Journalisten den Part übernehmen.


Wolfgang antwortete am 22.07.02 (00:56):

Ich tippe mal, Barbara, dass mindestens so viele Politiker der CSU/CDU und der FDP auf der Lohnliste des Moritz Hunzinger stehen, wie Politiker von SPD und Bündnis 90/Die Grünen.

Der ehemalige Verteidigungsminister Rupert Scholz (CDU), zum Beispiel, heute noch Mitglied im "Gemeinsamen Ausschuss" (zuständig im Verteidigungsfall), hat auch angestanden und die Hand aufgehalten und ein Zubrot bekommen...

Moritz Hunzinger und seine Auftraggeber im Rüstungsgeschäft kennen keine Parteien oder Parteigrenzen, sondern nur dankbare und es ihnen sicher dankende Investitionsobjekte. :-)


Ursula antwortete am 22.07.02 (10:14):

@Barbara
Ich finde auch, dass es angesichts der jüngsten Enthüllungen über die Hunzinger-Zahlungen auch an den Grünen-Politiker Özdemir in den Reihen der Politiker aller Fraktionen verdächtig still ist. Mal abwarten, wer sonst noch alles von Hunzinger profitiert hat - und welche Gegenleistungen erbracht wurden.

@Karl und @utelo
An die behauptete "Naivität" von Cem Özdemir glaube ich nicht. Als Özdemir den - mit 5,5% Zinsen - besonders günstigen Hunzinger-Kredit annahm und auch ein Honorar, war er bereits 4 Jahre in der Bundespolitik tätig.
So naiv kann (und darf) kein Politiker sein, dass er sich über einen so großzügigen Kreditgeber nicht erkundigt, bevor er dessen Geld annimmt.

Die angebliche Naivität scheint mir doch eher eine Schutzbehauptung zu sein.

Ursula


Wolfgang antwortete am 22.07.02 (10:54):

für mich ist klar, dass hier illegitim Einfluss genommen wurde. Die Geschmierten taten ja auch alles, damit ihre Schmiergelder unentdeckt bleiben sollten.

Strafrechtlich wird aber wenig zu machen sein. Der Straftatbestand "Abgeordnetenbestechung" (ß 108e StGB) ist sehr eng gefasst. Da müsste eine Stimme im Bundestag bei einer konkreten Abstimmung (vor Gericht nachweisbar !) "gekauft" bzw. "verkauft" worden sein.

Die "Charaktermasken" im Hintergrund sind aber gar nicht interessiert an konkreten Abstimmungen im Bundestag. Schon im Vorfeld von Gesetzesvorhaben, bei Anhörungen, Gesetzentwürfen, Memoranden, Minister- und Referentenbesprechungen etc. wollen sie ihre Interessen gewahrt wissen. Hunzinger kaufte seiner Klientel ein für Rüstungsvorhaben günstiges politisches "Klima".

Krieg zieht Waffen nach sich (oder ist es umgekehrt?)... Die Rot-Grünen-Krieger funktionierten ja auch prächtig. Auch ohne Schmiergelder würden sie funktionieren, beeilen sie sich jetzt zu sagen... Das ist das Einzige, was ich ihnen sogar auf's Wort glaube. ;-)


Rosi-Sofie antwortete am 22.07.02 (10:59):

Hier wird doch jetzt eine Scheindebatte geführt, mit teilweise sehr fragwürdigen Argumenten.

Es ist in Deutschland nicht verboten, einen Kredit aufzunehmen. Auch für einen Cem Özdemir nicht. Es ist seine Privatsache.

Wer etwas anderes unterstellt, der soll bitte hier Beweise bringen und keine Schmutzkampagne anzetteln. Es ist moralisch sehr viel verwerflicher, hier den Moralisten zu spielen, aber gleichzeitig Rufmord zu betreiben.


schorsch antwortete am 22.07.02 (11:06):

Barbara antwortete am 22.07.02 (00:15):

"....Merkwürdig, dass die Opposition diese skandalöse Geldbeschaffung nicht an den Pranger stellt.
Warum verhalten sich die Politiker von CDU/CSU und FDP so ruhig?...."

Schorsch: Wer selbst im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen um sich werfen!


Fred Reinhardt antwortete am 22.07.02 (11:56):

Hallo Wolfgang,
wenn ich deine Beiträge lese, bin ich mir sicher, die jetzige Opposition nicht als Regierungpartei zu wählen.
Mit deinen Ausdrücken -- Kriegsminister--- Rot/grüne Krieger--- und weiteren Beschimpfungen müsste ich annehmen, wir, du und ich, wären im gleichem Boot.

Alles andere, aber dies bitte nicht.
Gruss Fred


Ursula antwortete am 22.07.02 (12:22):

@Wolfgang
Warum sprichst Du wiederholt von "Kriegsminister"? Rainer hat Dich in dem anderen Diskussionsstrang ("Charaktermaske...") schon dezent darauf hingewiesen, dass die korrekte Bezeichnung Bundesminister für Verteidigung ist.

Du schreibst:"Hunzinger kaufte seiner Klientel ein für Rüstungsvorhaben günstiges politisches "Klima".
Krieg zieht Waffen nach sich (oder ist es umgekehrt?)... Die Rot-Grünen-Krieger funktionierten ja
auch prächtig"

Was meinst Du mit "Hunzinger kaufte seiner Klientel ein für Rüstungsvorhaben günstiges politisches "Klima"?

Auf welche Fakten beziehst Du Dich?

@Rosi-Sofie
Ich habe vorgestern ein Interview mit Hunzinger in seinem Frankfurter Büro gesehen und hatte den Einduck, dass es sich sich nicht um einen Menschen mit caritativen Ambitionen handelt, sondern um einen eiskalten Geschäftsmann.
Wenn dieser Mann Kredite vergibt zu besonders niedrigen Zinsen (wie z.B. an Özdemir), muß das Mißtrauen erregen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Mensch irgendetwas tut, ohne eine "angemessene" Gegenleistung zu erhalten - und diese Gegenleistung interessiert mich.

Gruß
Ursula


Wolfgang antwortete am 22.07.02 (12:33):

Ich bin ganz Deiner Meinung, Rosi-Sofie, dass es so nicht geht... Das sind hart arbeitende, rechtschaffende, ehrbare Mitbürger, die ihre Freizeit opfern, für UNS, und das auch noch SELBST mit Krediten finanzieren müssen... - Sind uns UNSERE Politiker so wenig wert? für alle(s) ist Geld da! Nur für UNSERE Top-Leute hat der Staat nichts übrig und die Wirtschaft muss einspringen!

Ich frage:

Was sollte der arme Cem Özdemir machen? Vom eigenen Arbeitgeber knapp gehalten... Von den Banken im Stich gelassen... Vom Finanzamt gejagt... Abgeordneter, aber unerfahren...

Seien wir froh, dass es Menschenfreunde gibt!

Sehen wir das Ganze positiv! Lassen wir uns nicht von den ewigen Miesmachern und Meckerern UNSEREN Moritz schlecht reden! Der Mann weiss, was er will!!!

*gröhl*

(Internet-Tipp: https://www.hunzinger.de/)


Wolfgang antwortete am 22.07.02 (12:40):

@ Ursula

Die korrekte Berufsbezeichnung des Rudolf Scharping ist mir bekannt... Ich bemühe mich aber immer, Euphemismen ( vom griechischen euphemein = Worte guter Vorbedeutung gebrauchen, mildernde oder beschönigende Umschreibung für ein anstößiges oder unangenehmes Wort) zu vermeiden.

Deshalb verwende ich auch weiter das - das gebe ich zu - anstössige und unangenehme, aber ehrliche Wort "Kriegsminister". :-)


Rosi-Sofie antwortete am 22.07.02 (14:25):

@ Wolfgang:

allein diese Grundeinstellung beweist, daß Du Dich zwar als moralische Instanz aufspielen möchtest, Dich für eine ehrliche Begrifflichkeit jedoch herzlich wenig interessierst. Du stellst die Dinge auf den Kopf. Es ist der Versuch, Deine Querdenkerei zu legitimieren. Leider wirkt es nicht besonders intelligent.

Man wird nicht dadurch zum Kriegsminister, nur weil das in Deine Vorstellungswelt passt, sondern es dokumentiert Deine wirklichkeitsfremde Denkweise. Dein Motto lautet doch: Opposition gegen alles, sei es noch so sinnlos!

Ganz ähnlich bewerte ich Deinen Zynismus gegenüber Cem Özdemir. Du betreibst Rufmord aus krankhaftem Eigeninteresse. Du gaukelst Hintergrundwissen vor, über das Du nicht verfügst. Tut mir leid, in meinen Augen ist das nicht seriös. Ohne gesunden Menschenverstand geht es leider nicht.

@ Ursula:

Ich bewerte nicht die moralischen Werte eines Herrn Hunzinger. Darum geht es doch hier nicht.

Aber ich bin auch nicht bereit, einen Cem Özdemir zu verurteilen, nur weil er einen Kredit aufgenommen hat. Ich finde es gemein, wenn Menschen hinterhältig verunglimpft werden, obwohl sie kein Gesetz gebrochen haben und man ihnen faktisch nichts vorwerfen kann. Und für mich sind auch Politiker Menschen!


Wolfgang antwortete am 22.07.02 (14:51):

"Man wird nicht dadurch zum Kriegsminister, nur weil das in Deine Vorstellungswelt passt..."

Wohl war, Rosi-Sofie... Man wird Kriegsminister, wenn man einen Krieg für notwendig heisst und ihn an verantwortlicher Stelle führt.

Was die Scharpings, Fischers und Özdemirs betrifft... Ich gebe Dir völlig recht: Gemein ist das, so mit UNSEREN Politikern umzuspringen! Kann man nicht den Mantel des Schweigens über die "Kredite" breiten?

Steckt nicht in jedem von uns ein "Scharping"? ;-)


Werner Bleicher antwortete am 22.07.02 (15:38):

Was mich einmal interessieren würde:
Wie kommt der clevere, naive Cem Özdemir zu 80.000.- DM Steuerschulden? Welche Geschäfte und welche Einnahmen hatte er um auf diese Summe zu kommen und wieso hat er denn offensichtlich nicht rechtzeitig seine Steuer bezahlt, dass dieser Betrag aufgelaufen ist?
Entschuldigung! Ich bin wirklich so naiv!
Über das Entstehen dieser Steuer-"Schulden" habe ich jedenfalls bisher nichts vernommen!


susanna antwortete am 22.07.02 (17:25):

Lieber Werner,

diese Frage habe ich mir auch gestellt, war nur zu feige, sie hier öffentlich ins Forum zu stellen. Es kann doch nicht sein, bei aller Naivität, dass er brutto für netto eingesteckt hat.

Und wieviel muss Herr Ö. vorher insgesamt verdient haben, um auf diese Steuerschulden (und das wird ja nur ein Teil sein, den anderen hat er sicher bezahlt)gekommen zu sein,- damit wiederhole ich aber deine Frage nur.

Vielleicht kann das hier jemand hochrechnen?


Fred Reinhardt antwortete am 22.07.02 (17:55):

@susanne,
es können Erbschaftssteuerschulden sein, es können Mehrwertsteuerschulden sein, es könne Grunderwebsteuerschulden sein,und vieles mehr. Bei all diesen Steuern kommen gleich mal einige Tausender zusammen.
für mich ist die Hauptsache, er hat seine Steuerschulden bezahlt.


Rosi-Sofie antwortete am 22.07.02 (18:22):

Es spielt doch überhaupt keine Rolle, wie dieser Betrag zustande gekommen ist. Herr Özdemir hat erklärt, es habe sich um eine unerwartet hohe Steuernachzahlung gehandelt. Dabei kann es sich durchaus um einen Betrag handeln, der sich rückwirkend über einen Zeitraum von mehreren Jahren erstreckt.

Herr Özdemir hat sich sehr korrekt verhalten, indem er diese Steuerschuld in einer Einmalzahlung beglichen hat. Da er über keine 80.000 DM Bargeld verfügte, hat er eben einen privaten Kredit aufgenommen. Was ist daran verwerflich?

Nicht klug war allenfalls, daß er den Kredit von diesem ominösen Herrn Hunzinger erhalten hat. Aber selbst das macht aus einem Menschen keinen Verbrecher.

Mir sind jedenfalls Menschen lieber, die ihre Steuerschulden bezahlen, als solche, die den Staat betrügen und Steuern hinterziehen. Leider gibt es hier Diskutanten, die sogar das in Frage stellen und in den Dreck ziehen.


Wolfgang antwortete am 22.07.02 (18:54):

Du hast völlig recht, Susanna, zu fragen, wie. C. Ö. als Student ohne nennenswertes eigenes Einkommen überhaupt zu dieser hohen Steuernachzahlung kommen kann...

Du musst wissen, dass die Sache mit der "unerwartet hohen Steuernachzahlung" eine Behauptung von C. Ö. ist und seine Verteidigungslinie darstellt... Ausserdem spricht er ja ähnlich vage nicht nur von Steuerschulden, sondern davon, dass er einfach keine "Rücklagen" zu dieser Zeit hatte.. All diese Behauptungen müssen nicht stimmen...

Merkwürdig ist, dass C. Ö. bisher nicht das Finanzamt namentlich genannt hat, bei dem diese Schulden angeblich aufgelaufen sind. Er hat auch nichts gesagt über die Art und die Höhe der Geschäfte, die solche Steuerzahlungen unter Umständen nach sich ziehen.

Es kann auch ganz anders sein: Zum Beispiel, dass es gar keine Steuerschulden gab... Dass es auch gar keinen Kredit gab...

Wir wissen weder, ob das Eine, noch wissen wir, ob das Andere stimmt.

Eines steht fest, von allen Beteiligten unbestritten: Dass C. Ö. während seiner Zeit als Abgeordneter des Deutschen Bundestags auf der Lohnliste von Moritz Hunzinger stand und von dort mindestens 80.000 Mark geflossen sind und dass er dies bis zum Wochendende, als der STERN das aufdeckte, verschwiegen hat. Alles andere ist Spekulation.


Rosi-Sofie antwortete am 22.07.02 (19:31):

Wolfgang,

ich distanziere mich von Deinen Aussagen nachhaltig. Wenn ich beispielsweise einen Kredit bei einer Bank aufnehme, dann stehe ich deswegen nicht auf der Lohnliste dieser Bank. Das ist ja eine abenteuerliche Logik von Dir!

Ansonsten solltest Du langsam in der Gegenwart ankommen. Wir haben in Deutschland ein Steuergeheimnis. Hast Du davon schon etwas vernommen? Vermutlich nicht, sonst würdest Du nicht ernsthaft glauben, man sei zur Offenlegung seiner Steuern verpflichtet. Da gibt es nur eine einzige Ausnahme für Privatpersonen: das Finanzamt!

Was mich stutzig macht ist folgende Aussage von Dir:

>Du musst wissen, dass die Sache mit der "unerwartet hohen Steuernachzahlung" eine Behauptung von C. Ö. ist und seine Verteidigungslinie darstellt...<

Ich glaube nicht, daß Du das beurteilen kannst. Und eine eventuelle Verteidigungslinie ist sicher nicht mit Dir abgesprochen, oder? Was Du zu diesem Thema bisher gesagt hast, das sind ebenfalls nur Behauptungen, teilweise sogar wahrheitswidrig und teilweise frei erfunden. Ich habe bereits an anderer Stelle gesagt, daß Du Hintergrundwissen vorgaukelst, über das Du nicht verfügst. In Wirklichkeit gehörst Du zu den völlig Ahnungslosen, wie wir alle, solange wir die ganzen Details nicht kennen.


Wolfgang antwortete am 22.07.02 (19:44):

So ähnlich drückte ich es auch aus, Rosi-Sofie... Wir gehören zu den Ahnungslosen... :-)


Mechtild antwortete am 22.07.02 (20:18):

Es gibt Politiker, die legen ihre Einnahmen und Ausgaben offen. Man nannte das den gläsernen Abgeordneten. Ich weiß nicht, ob es heute noch Politiker gibt, die so handeln. Unser Bundestagsabgeordneter, der das jedes Jahr gemacht hat setzt sich zur Ruhe.
Abgeordnete sind Menschen des öffentlichen Lebens und sollten deshalb mit manchen Dingen z.B. mit günstigen Krediten von Herrn Hunzinger, sensibel umgehen. Ich glaube Herr Özdemir wusste das. Falls er es nicht gewusst haben sollte, muss er mit den Folgen seinen Handeln leben. Auch Dummheit wird bestraft – leider.:-))


Herbert-monacus antwortete am 22.07.02 (20:32):

Zwei Dinge fallen mir in dieser Angelegenheit besonders auf. Meines Erachtens haben wir es hier in ganz besonderer Weise mit einem Fall HUNZINGER zu tun. Er gilt von nun an als „verbrannt“, um in der Terminologie der Geheimdienste zu sprechen. Wer wagt es jetzt noch, sich mit seinem Namen zu brüsten., wie er laut „Financial Times Deutschland“ es gern mit seinen „Karteifreunden“ zu tun pflegte. Diejenigen, die gern zu seinen Vortragsabenden kamen, um andere einflußreiche Persönlichkeiten kennenzulernen, werden jetzt einen Bogen um ihn machen.
Ich bin nun gespannt, wann aus der Oppositionsriege Namen gezielt auftauchen werden, denn meistens schlummern schon Dossiers der Gegenseite in den Safes, die gezielt zur rechten Zeit veröffentlicht werden, (s.Auflistung von CDU-Persönlichkeiten der „Financial Times Deutschland“ in der heutigen Ausgabe). Nach Kirch (Stoiber) wurden die Weichen für Telekom (Schröder) gestellt. Ein ähnlich trauriges Wechselgeschen läuft mit den Spendenaffairen über die Bühne. In den vor uns liegenden Wochen bis zur Wahl werden wir noch allerhand Schmutz geboten bekommen, denn schließlich sind immerhin noch 60% der Wähler unentschlossen.


Rosi-Sofie antwortete am 23.07.02 (09:17):

Herbert,

vermutlich kommst Du mit dieser Einschätzung sehr nahe an die wahren Hintergründe. Es ist Wahlkampf!

Nicht vergessen sollte man, daß Herr Hunzinger stets ein Mann der CDU gewesen ist, in allen möglichen Funktionen. Es wäre also nicht sehr verwunderlich, wenn derartige Nachrichten von dieser Seite gesteuert worden wären. Insbesonders der zeitliche Zusammenhang mit den bevorstehenden Wahlen deutet jedenfalls darauf hin.

Ein weiterer Hinweis ist die Sprachlosigkeit der Opposition bei diesem Thema. Offenbar herrscht die Furcht vor, die ganze Geschichte könne sich zu einem klassischen Eigentor entwickeln.


York antwortete am 23.07.02 (10:31):

Schwer vorstellbar,dass Scharping und Özdemir die einzigen schwarzen Schafe sein sollen,die private und berufliche Interessen miteinander verknüpft haben.
Es würde gewiss der politischen Hygiene dienen,einmal zu erfahren,wer noch so alles.........auch aus den Reihen der Union und der FDP.......in der Grauzone der Hunzingerschen Geschäftspolitik tummelt?
Dieser fatale Eindruck meinerseits ist es,der zur Politikverdrossenheit führt,der die Stimmung im Land versaut und einen üblen Nachgeschmack hinterlässt.
Gruß York


ralf antwortete am 23.07.02 (13:46):

Weitere Informationen bei MAX-Online

(Internet-Tipp: https://www.max.de/news_reportagen/reportagen/hunzinger)


RolfB antwortete am 24.07.02 (01:52):

Daß Diskussion vorzüglich auf dem Nährboden von Spekulationen gedeiht, dafür ist dieses Thema treffendes Beispiel. Betrüblich nur, daß der potentielle Wahrheitsgehalt dieser Spekulationen so erheblich eingeschätzt werden muß, daß sie eine Rolle spielen m ü s s e n.
Trotzdem scheint mir eine Beurteilung des Falles C.Ö. auch ohne zu spekulieren möglich:

Die rätselhaft schnell fällige Steuerschuld von 80.000 fällt nicht vom Himmel, es sei denn, sie überrascht jemanden in total chaotischen privaten oder auch beruflichen Situationen. Sie ist ein Zeichen der Überforderung oder Unfähigkeit seine persönlichen Verhältnisse vernünftig zu organisieren.
Es macht ihm alle Ehre als sparsamen Schwaben, das Hunzinger Angebot zu günstigen Zinsen zu nutzen, aber es ist auch Zeichen einer kleinkrämerisch raffenden Seele, die gar nicht wahrnimmt, daß sie dabei ihr Heil verkauft. Dies im Nachhinein als naiv und Eselei zu charakterisieren ist nur eine sehr wohlmeinende Beschreibung: Es ist eine bodenlose Dummheit; aus den zwei möglichen Gründen - entweder anzunehmen, der geldwerte Vorteil des Vorzugszinssatzes in der Größenordnung von 10.000 DM bedeutet keine Beschädigung seiner persönlichen Integrität als Abgeordneter und Verpflichtung gegenüber dem Geldgeber – oder zu hoffen wie ein kleiner Ganove, es wird niemandem auffallen und er kann – Krämerseele - ein cleveres Geschäftle machen.
Übrigens: Von C.Ö. war zu hören, der ihm gewährte Zinssatz sei marktüblich gewesen, inzwischen steht aber wohl fest, daß marktüblich ein fast doppelt so hoher Wert war. Offenbar versucht er eine Verteidigungsstrategie wie auf dem Basar: handeln und den Gegenüber zunächst für dumm verkaufen.
Fazit: Von einem Politiker/Abgeordneten – zumal von einem Frontmann nach mehrjähriger Politerfahrung– erwarte ich
daß er fähig ist, sein Leben umsichtig zu organisieren – ich möchte nicht von Chaoten regiert werden
Wahrhaftigkeit ohne jede Einschränkung
Intelligenz und Sensibilität in der Einschätzung seiner Verpflichtung seinem Amt gegenüber und allen Anfechtungen von Korruption.
Im Falle C.Ö.: Unentschuldbar; Daumen runter

Gruß Rolf


Laura antwortete am 24.07.02 (13:20):

CDU-Fraktionschef Friedrich Merz und Thüringens CDU-Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski sind wegen ihrer Kontakte zum PR-Berater Moritz Hunzinger unter Beschuss geraten. Laut "Stern" bekam Merz Geld von Hunzinger für eine "Vermittlungstätigkeit". Schipanski soll für "Vorträge" von Hunzinger Geld erhalten haben.


Poldi antwortete am 24.07.02 (15:32):

Nicht zu vergessen Klaus Zwickel, wie ich heute in den Nachrichten gehört habe.


York antwortete am 24.07.02 (18:31):

Ganz gewiss sind unsere Politiker,deren Leistung so schwer messbar ist,nicht überbezahlt.Aber sie müssen nicht darben,und ihre Altersversorgung ist vom Feinsten.Wichtiger als die Geldzuweisungen von Hunzinger ist aber das Problem,wieso die gesellschaftliche Elite so gierig ist.
Denn die Vorstandschefs,Show-und Sportstars sind es,die den moralischen Takt angeben.
Solange in Deutschland skandalöse Gehaltserhöhungen(Telekom) und Abfindungen(Mannesmann/Esser)akzeptiert werden,solange Steuerflüchtlinge wie Boris Becker hofiert werden und Versager wie Ex-Babcock-Chef Lederer anstandslos neue Spitzenjobs kriegen,solange besteht kein Anlass sich über die Zuzahlungen von Politikern aufzuregen,so gerne man es auch wünschte.Gruß York


Urschwabe antwortete am 25.07.02 (14:11):

@ Rolf:

C.Ö. als sparsamen "Schwaben" zu titulieren, geht an der Realität vorbei, mein Lieber. C.Ö. ist zwar im schwäbischen Sprachraum geboren und aufgewachsen, aber ein Schwabe ist er deshalb noch lange nicht.

Dies nur zur Berichtigung! ;-)))


Utelo antwortete am 25.07.02 (19:10):

Zur Zeit bietet mindestens eine Bank wieder Darlehn zu einem Zinssatz von 5,58 % an. Autos kann man mit einem Zinssatz von 0,70 % kaufen, Motorräder sogar zu 0,01 %. Diese Angebote gibt es immer mal wieder. Vielleicht hat der Hunzinger, der natürlich ein eiskalter Geschäftsmann ist, tatsächlich solche Zinssätze geben können und wenn es war, um sein Geld zu waschen. Was weiß man schon. Andererseits war es doch immer schon so, hilfst du mir, helf ich dir. Dabei wurde nicht jeder abhängig oder erpreßbar von jemand anderem. Aber so kurz vor den Wahlen wurde immer schon Dreck aufgewühlt, um die Wähler total zu verunsichern.Und, so denke ich, von anderen größeren und wichtigeren Dingen abzulenken. Mal sehen, was als nächstes dickes passiert.
Wie gesagt, Hunzinger ist eiskalt und berechnend und sicher kein Unschuldslamm, aber er paßt zur Zeit gut ins Konzept. Und die paar, die dann untergehen, weil sie in dem (Schmutz)teich mitgeschwommen sind, die sind schnell vergessen. Die Mafia hat halt schon länger auch hier Einzug gehalten, obwohl viele Deutsche immer noch meinen, wir wären besser als andere Länder, in denen das immer schon Usus war, incl. der Politik und der Kirche.


Chris antwortete am 25.07.02 (22:31):

@ Utelo

Welche Bank gibt Darlehen zu 5,58%?
Könnte es sein, dass es sich um Hypothekenzinsen handelt?
Welches Haus oder Grundstück des Herrn C.Ö. wurde denn beliehen?


Utelo antwortete am 26.07.02 (09:31):

An Chris:
Es sind keine Hypothekenzinsen sondern ganz normale Darlehnszinsen. Im Internet kann man sich gut über verschiedene Banken und deren Konditionen incl Aktionen informieren.
Um welches Haus und ob ein Haus von C. Ö. beliehen wurde, weiß ich nicht und geht mich auch nichts an. Ich wollte nur aufzeigen, daß es aktionsmäßig eben tatsächlich auch billige Darlehn gibt. Man muß dannn nur die Augen aufhalten.


Herbert Clostermann antwortete am 26.07.02 (11:15):

Auf einen interessanten Artikel in der heutigen Ausgabe der „Financial Times Deutschland“ über die Machenschaften des „verbrannten“ Herrn Hunzinger möchte ich gern hinweisen.
Gruß!
Herbert

https://www.ftd.de/pw/de/1027154160021.html?nv=rs


Laura antwortete am 26.07.02 (16:01):

@Utelo
Die gegenüber einem normalen Kredit "gesparten" Zinsen in Höhe von 5.200 Euro hat C.Ö mittlerweile dem Rehabilitationszentrum für Folteropfer in Berlin überwiesen.


RolfB antwortete am 27.07.02 (16:47):

Lieber Urschwabe,
sicherlich habe ich unbedacht C.Ö. den Titel eines Schwaben verliehen, aber unberechtigt? Ist denn der Schwabe ausschließlich genetisch definiert? Oder ist er nicht auch - vor allem? - durch seine Um- und Mitwelt geprägt?
Ganz sicher wollte ich nicht mit C.Ö. den Typ eines Schwaben charakterisieren.
Inzwischen hat der Fall ja eine Wendung genommen, die C.Ö. ein wenig zur Ehre gereicht. Aus welchen Gründen auch immer, freiwillig oder auf höhere Einsicht - hat er mit seinem angekündigten Rücktritt Konsequenzen gezogen, die von manchem Zeitgenossen mit erbärmlichen Argumenten vermieden werden.
Wenn er dies als "Schwabe" tat, wars auch verdienstvoll.
Ein zweiter Versuch landschaftlicher Zuordnung: RP scheint für solche ehrbaren Konsequenzen weniger fruchtbar zu sein, denn weder der neue Exverteidigungsminister gelangt vor lauter abgehobener Eigenüberschätzung zur notwendigen Einsicht noch der gewichtige Typ, dem die selbstgebastelte Ganovenehre im Wege steht und der einmal Bundeskanzler war.
Gruß Rolf


RolfB antwortete am 27.07.02 (17:05):

Die Spende C.Ö.'s taugt nicht nachträglich als Persilschein für die Öffentlichkeit oder Wiedergutmachung. Man könnte sie auch als eigennützigen Versuch einer Rehabilisierung werten.
Vor allem, wenn berücksichtigt wird, daß er dabei zur Hälfte alle Steuerzahler beteiligt, indem er den Betrag steuerlich absetzt; bei seinem Finanzvolumen sind das sicherlich 50%.
Gruß Rolf