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THEMA:   Eine "Charaktermaske" geht, die andere kommt...

 19 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 18.07.02 (13:31) mit folgendem Beitrag:

Wie man hört, steht Rudolf Scharping, (Noch-)Kriegsminister, vor dem Fall... Schecks und geschenkte Klamotten wurden ihm zum Verhängnis.

Eine andere "Charaktermaske" wird für ihn einspringen...

P.S.:

CHARAKTERMASKE - Bezeichnung von [Karl] Marx (1818-1883) für den entfremdeten Menschen im --> KAPITALISMUS (--> ENTFREMDUNG). Danach erscheinen Menschen nur als Träger der wirtschaftlichen Verhältnisse; das heißt, sie treten nicht als freie Menschen auf, sondern in der Maske des "Kapitalisten", des "Börsenjobbers", des "Lohnarbeiters", also in erstarrten Verhaltensweisen, die sie nicht abwerfen können.
(Quelle: Lexikon.sociologus)


schorsch antwortete am 18.07.02 (15:01):

Also kann man keinen dieser Maskenträger dafür verantwortlich machen?


Mechtild antwortete am 18.07.02 (15:05):

Ich halte es nicht für einen Verlust, dass Rudolf Scharping jetzt weg vom Fenster ist. Vielleicht kann er ja im Team Telekom unterkommen. Bei den Radfahrern wurde doch auch gerade ein Platz frei - oder irre ich mich da? Bei denen ist es doch sicher auch gleich, welche „Charaktermaske“ folgt. Obwohl man die Anstrengungen des Fahrradfahrens in einem gewissen Alter wohl nicht mehr schafft. Radfahren ist sicher einfacher als Fahradfahren. :-))
Wer dann nach Scharping folgt ist sicher gleich. Schröder wird schon dafür sorgen, dass ein nicht ganz so eitler Typ nachfolgt, auch wenn es nur für wenige Monate sein sollte, was ich trotz aller Skandale und falscher Politik der Rot/Grünen Regierung nicht hoffe. Schau`n wir mal.:-))


Ursula antwortete am 18.07.02 (15:45):

Ohne die jüngsten Vorwürfe gegen Scharping beurteilen zu wollen, ist mein Eindruck schon seit längerer Zeit, dass Scharping sich in den letzten Jahren (seit dem Scheitern seiner Ehe?) auch als M e n s c h verändert hat.

Scharping ist in der Politik schon länger nicht tragbar, als Mensch braucht er nach meiner Ansicht aber ebenso lange Hilfe.

"Irgendwie" wirkt Scharping auf mich als wenn er krank (im weitesten Sinne) sein könnte, jedenfalls erregt dieser Mann seit mindestens einem Jahr bei mir intensive Gefühle des Mitleids.


rolf antwortete am 18.07.02 (16:22):

Ist es sinnvoll 2 Monate vor der Wahl einen neuen Minister einzusetzen, mit dem Anrecht auf Übergangsgeld, Ruhegeld etc.?


Rainer antwortete am 18.07.02 (17:27):

Vielleicht sollte man erst mal die offiziellen Nachrichten, wie sie soeben über die Ticker laufe, lesen.

Ausserdem ist der Titel Bundesminister der Verteidigung.


KlausD antwortete am 18.07.02 (18:00):

SS+SS

Schröder
Sommer
Scharping
Struck

s. S....


Wolfgang antwortete am 18.07.02 (21:10):

@Ursula

Keine Sorge, Ursula... für den Mann ist gesorgt... Erst mal kriegt er jetzt 3 x 12.520 EUR = 37.560 EUR Übergangsgeld für die nächsten drei Monate...

Ab Dezember, da wird Rudolf Scharping 55, gibt's dann eine lebenslange Pension von monatlich rund 8.000 EUR.

@Schorsch

"Also kann man keinen dieser Maskenträger dafür verantwortlich machen?" - Ich möchte mit einer Gegenfrage antworten:

Hast Du es jemals erlebt, dass ein wegen Schecks und geschenkter Klamotten geschasster Minister in irgendeiner Weise für sein Tun verantwortlich gemacht wurde?


Johannes antwortete am 18.07.02 (21:55):

@Wolfgang

Das mit "krank" war bestimmt anders gemeint - Gesundheit läßt sich nicht mit Geld kaufen, nur eine optimale Behandlung. Die wird sich Herr Scharping allerdings anders als die Mehrheit im Land mit Sicherheit leisten können, wenn er wirklich krank werden oder sein sollte.


kleinella antwortete am 18.07.02 (23:46):

Ich finde, daß Herr Scharping überhaupt nicht für ein Amt geeignet war, bei dem er in der Öffentlichkeit steht. Als normaler Beamter wäre er sicher besser aufgehoben. So weit ich mich erinnere, wollte er diesen Posten auch gar nicht, aber die Parteidisziplin .... Vor der Wende nannte man das im Osten Deutschlands Parteiauftrag und es lief genauso.

Ich denke manchmal, es wird zu vorschnell über jemanden geurteilt. Ganz frisch ist mir in Erinnerung die Sache Borer, der auch für etwas an den Pranger gestellt wurde, was dann letztlich gar nicht stimmte.


Barbara antwortete am 19.07.02 (00:07):

^....und der Stern feiert seinen Erfolg:

>>Dass das vom »Stern« veröffentlichte Material, auf das sich alle Vorwürfe stützen, aus dubiosen Quellen stammt, dass es laut Hunzinger seit Oktober 2000 den Medien wie sauer Bier erfolglos angeboten wurde, dass es ausgerechnet im Wahlkampf aus der Schublade geholt wurde, dass private Geschäftsunterlagen öffentlich gehandelt wurden, dass offenbar übereifrige »Aufklärer« dem Minister dabei noch eine 50.000-Mark-Kleiderrechnung zuordneten, mit der er offensichtlich nichts zu tun hatte - das alles zählt im Wahlkampf nicht. Auf die Wirkung beim Wahlvolk kommt es an. Scharping, der anstelle eines bürgerlichen Berufs das Politiker-Handwerk von der Pike auf gelernt hat, sollte das gewusst und dem mit einer schnelleren und geschickteren Reaktion Rechnung getragen haben.<<

Mit der Kleiderrechnung über DM 50.000,00 hat Herr Scharping also nun schon nichts mehr zu tun. Er hätte nur schneller und geschickter reagieren müssen......

Wahlkampf in einer Medien-Demokratie!
Behalten wir einen kühlen Kopf und lassen uns nicht verdummen!

(Internet-Tipp: https://www.stern.de/politik/news/tagesthema/artikel/?id=257466)


Ursula antwortete am 19.07.02 (03:58):


Es war schon primär eine Fehlentscheidung des Kanzlers, Scharping ausgerechnet zum Verteidigungsminister zu machen. Da Scharping dieses Amt selbst nicht wollte und ihm dafür auch sämtliche Voraussetzungen fehlten, war sein Scheitern vorprogrammiert.

Ganz besonders übel finde ich, dass Schröder ihn nicht schon vor einem Jahr ausgewechselt hat, als Scharpings Überforderung offen zutage trat und er zunehmend zum Gespött wurde.

Schröder hat schon zurückliegend seine fürsorgepflicht Scharping gegenüber in grober Weise verletzt und gestern mit dem panikartigen Rauschmiß - aufgrund völlig ungeklärter Vorwürfe - auf besonders brutale Weise vollendet.

"Der Fall Scharping" ist eine menschliche Tragödie und ein politischer Skandal!

Ursula


Irene antwortete am 19.07.02 (07:34):

Wenn Schröder vor der Wahl noch ein paar Minister rausklebt, werden nicht einmal mehr die Erz-SPD-Anhänger wissen, ob sie diese Partei wählen wollen.
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Vielleicht hat ja Scharping das Ganze inszeniert, um sich mit seinen 8 000,- ä gemütlich den Fronten fernhalten und nur noch auf die Inseln reisen zu können. Das wäre dann einer gesunden Krankheit zuzuschreiben. Hochachtungsvoll.


Henning antwortete am 19.07.02 (07:45):

Verändert hat sich Scharping auch meiner Meinung nach:
aus dem Waschlappen Kanzlerkandidat ist ein arrogantes Rückgrat geworden.


schorsch antwortete am 19.07.02 (13:29):

@Wolfgang, Du hast das ? hinter meinem Satz offenbar nicht gesehen.


Wolfgang antwortete am 20.07.02 (10:39):

Alles klar, Schorsch... :-)


Wolfgang antwortete am 20.07.02 (10:44):

Der STERN legt nach... Rudolf Scharping (SPD) soll Einkünfte entgegen den Vorschriften verschwiegen haben... Dies habe Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) bei einer Überprüfung festgestellt.

HONORAR-AFFÄRE
Scharping verschwieg Nebeneinkünfte beim Bundestagspräsidenten
https://www.stern.de/politik/news/artikel/?id=258235

(Internet-Tipp: https://www.stern.de/politik/news/artikel/?id=258235)


Ursula antwortete am 20.07.02 (11:20):


Mich interessiert auch, welche Rolle wohl der Frankfurter PR-Manager Moritz Hunzinger in dieser Geschichte spielt. Von ihm hat Scharping ja die Honorare erhalten. Nach Aussage Hunzingers soll der Vertrag mit Scharping aus der Zeit stammen, als Scharping noch nicht Bundesminister für Verteidigung war; das Honorar soll - so Hunzinger - nur versehentlich erst während dessen Amtszeit an Scharping überwiesen worden sein.


Ursula antwortete am 20.07.02 (14:56):


SPIEGEL ONLINE (URL unten) hat heute einen Artikel veröffentlich1, wonach auch Özdemir (Bündnis90/Die Grünen)von dem PR-Berater Moritz Harzinger Geld angenommen hat - 1997 ein "Darlehen in fünfstelliger Höhe", an dem er heute noch abbezahlt, in Raten von monatlich 750ä und angeblich zu "marktüblichen Zinsen".

In einem SPIEGEL TV-Interview habe Özdemir auf die Frage, ob auch andere Abgeordnete Hunzinger-Darlehen bekommen hätten, erklärt, den Tipp, sich einen Kredit bei Hunzinger zu besorgen, habe er von Kollegen aus dem Parlament gekommen, es seien - so Özdemir - "nicht nur die Grünen" gewesen, sondern " überhaupt Kollegen, Abgeordnete, junge
Kollegen von mir auch aus anderen Fraktionen, die in vergleichbaren Situationen schon mal standen, die ich
gefragt habe. Dann wurde dieser Name genannt, und dann entstand der Kontakt, und ich war in dem
Moment froh, dass ich diesen Kontakt hatte und dort ein Darlehen schnell und möglichst unbürokratisch
bekommen habe."

Verpflichtungen gegenüber Hunzinger, so Özdemir, sei er nicht eingegangen. In SPIEGEL
TV haber er erklärt: "Ich habe dadurch keine Vorteile, keinerlei Beratungstätigkeit oder sonst was durch das Unternehmen in Anspruch genommen."

Özdemir sei in diesem Jahr aber zweimal Teilnehmer bei Podiumsdiskussionen der Hunzinger Information AG gewesen sei:
Am 11. Juni beim "Parlamentarischen Abend der Thiel Logistik AG" zum Thema "HealthCare Logistics im Gesundheitswesen", und am 22. Juni beim "Parlamentarischen Abend der Microsoft GmbH" zum Thema "Informationsgesellschaft
Deutschland - Anforderungen an eine zukunftsorientierte Bildungspolitik."

Wegen der Scharping-Affäre habe Özdemir in SPIEGEL TV angekündigt, dass er das Darlehen sofort ablösen werde: "Allein schon, um Schaden
abzuwenden vom Wahlkampf oder auch von mir selber". ...

Da kann man ja wohl gespannt sein, ob noch andere Politiker außer Scharping und Özdemir von Moritz Harzinger Geld erhalten haben und wenn ja, zu welchen Konditionen bzw. für welche Gegenleistungen etc. ...

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,206141,00.html )


Ursula antwortete am 20.07.02 (15:05):

Korrektur:
Habe versehentlich zweimal den Namen des PR-Beraters falsch geschrieben (sorry)- er heißt natürlich Moritz Hunzinger.

Ursula