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THEMA:   Hartzer`s amerikanische Managerverhältnisse

 11 Antwort(en).

Annett Blunk begann die Diskussion am 17.07.02 (12:50) mit folgendem Beitrag:

Der VW-Manager Hartz kommt mit seinen skurillen Vorschlägen zum massiven Abbau der Arbeitslosigkeit in Deutschland nicht aus den Schlagzeilen. Da wird diskutiert, dementiert, focusiert und zitiert.

Die heißen Luftblasen steigen gen Himmel, fliegen über den großen Teich und kommen zurück mit noch mehr Idiotien.
50 Jahre soziale Marktwirtschaft werden einfach auf den Müll geworfen. Der Generationsvertrag, auf dem dieses System jahrzehntelang basierte, wird ein Opfer des amerikanischen, kaputten, korrupten und menschenfeindlichen Vorzeigekapitalismus sein. Die Amerikaner haben bis heute kein Problem gelöst, es sei denn, ihre Macht wird anerkannt oder die Waffen sprechen.

Das System funktioniert nicht mehr, die wirtschaftlichen und damit finanziellen Probleme sind global so angestiegen, daß wir kurz vor dem Kollaps stehen. Da wird auch kein Hartz mit Managermethoden etwas ausrichten können.
"Manager" sind zu deutsch die Geschäftsführer von Firmen, ob groß oder klein. Ihre Arbeitsweise ist ausgerichtet auf Profitmaximierung des Unternehmens unter rücksichtsloser Ausbeutung und Einsackens des von den Arbeitnehmern durch produktive Arbeit entstandenen Mehrwertes.

Amerika macht`s uns vor. Manager großer Firmen wie Enron, Worldcom, Merck und wie sie alle heißen mögen, haben durch systematisch Bilanzfälschung unter Mitwirkung der Unternehmensberatung Anderson jahrelang ihre Gewinne noch oben korrigiert und sich nicht gescheut, organisierte Bilanzkriminalitätsstrukturen aufzubauen und zu pflegen. Falls es doch soweit ist, daß der ganze Schwindel auffliegt, haben sich diese Manager bereits die eigenen Taschen sicherheitshalber vorab gefüllt, sei es durch Insider-Aktienverkäufe oder bei erforderlichem Rücktritt durch Millionen-Abfindungen. Welche Strafe erwartet solche gewissenlose und skrupellose Elemente ?

Was mit den Angestellten oder Anteilseignern (Aktionäre) passiert, welchen Schaden sie tragen werden, ist dem Manager egal. Nach dem Motto "higher to fire" werden Jahr für Jahr Arbeitnehmer auf die Straße gesetzt und der Verantwortung ( -slosigkeit) des Staates übereignet, um der Profitmaximierung Rechnung zu tragen.

Das soziale Sicherungssystem in Amerika ist auf ein Minimum begrenzt. So ist es auch nicht unüblich, mehrere schlechtbezahlte Jobs über den Tag verteilt auszuüben, um die Existenz zu sichern. Das Problem der Arbeitslosigkeit besteht nach wie vor.
Aufgrund der Länge des Beitrages und der Begrenzung in diesem Forum, finden Sie den kompletten Beitrag auf unserer Website auf der Titelseite, wenn Sie möchten.

(Internet-Tipp: https://www.doginstinkt.de)


Charlie antwortete am 17.07.02 (13:27):

@ Anett

...was willst du uns in deinen Beiträgen, sowohl hier als auch in deinem anderen, sagen? Alle, die Vermögen haben sind Ausbeuter, Betrüger, skrupelose Elemente?

Meinst du nicht, es gibt ebenfalls Unternehmer/innen, die Ideen hatten und diese dann umgesetzt und damit die von dir zitierte "Million" verdient haben? Wieso schlägst du alle über einen Leisten?

Nicht zu vergessen, die Generation "der Erben", die dabei sind, dass Ererbte sinnvoll zu mehren und damit auch Arbeitsplätze zu schaffen und sichern.

Mir ist deine Sicht zu einseitig und es ist leicht, Tiraden vom Stapel zu lassen, ohne genauer zu hinterfragen.

Oder kann es sein, dass du uns nur einfach auf deine Homepage locken willst?

Das fragt sich Charlie


Annett Blunk antwortete am 17.07.02 (13:44):

Oder kann es sein, dass du uns nur einfach auf deine Homepage locken willst?

Nein, wir haben schon täglich mehr als 2500 User auf unserer Website und das bedeutet auch sehr viel Arbeit. Da einige Artikel etwas länger sind, aber das Forum nur eine begrenzte Zahl an Wörtern zuläßt, geht es nicht anders.

Sie können uns aber gern schreiben, wir veröffenlichen Ihr Kommentare

Mit freundlichen Grüßen

Annett Blunk
Redaktion DogInstinkt

(Internet-Tipp: https://www.doginstinkt.de)


Wolfgang antwortete am 17.07.02 (13:44):

Es ist ein grosser Fehler, den Kapitaleigentümern und den Managern - ihren Agenten - Böswilligkeit oder Versagen zu unterstellen... Diese Menschen handeln entsprechend einem rationalen Kalkül... Manager grosser Kapitalgesellschaften sind keine Treibenden, sondern von der Gier der Eigentümer und von den "Gesetzen" des Marktes Getriebene.

In Marktwirtschaften gilt das Gewinnmaximierungsprinzip als oberstes Lenkungsprinzip.

Je erfolgreicher ein Unternehmen ist (gemessen am Kriterium "Gewinn"), desto stabiler und übelebensfähiger ist es. Sinken die Gewinne oder bleiben die Gewinne sogar aus, gibt es die bekannten Sanktionen, bis hin zum Verschwinden des Unternehmens als Marktakteur.

Arbeitslosigkeit ist also kein moralisches Problem... Es ist unsinnig, Menschen - Kapitaleigner oder ihre Agenten - dafür verantwortlich zu machen... Arbeitslosigkeit ist auch kein Marktversagen, sondern notwendige Folge einer erfolgreichen Marktwirtschaft.

Wer die Arbeitslosigkeit abbauen will, muss tief in den Leib des Kapitalismus eingreifen und Prinzipien ausser Kraft setzen, die zu seinem Kern gehören.

Wer die Arbeitslosigkeit abbauen will, muss wirtschaftliche Strukturen, genauer, Eigentumsverhältnisse ändern.


Heinz-Dieter antwortete am 18.07.02 (06:50):

Es ist aber genau so unsinnig, Arbeitslosen Sozialhilfe zu zahlen, ohne eine Leistung hierfür zu verlangen.
Ich spreche nicht von Arbeitslosenünterstützung; das ist eine Versichungsleistung, die dem Betreffendem durch Zahlen von Beträgen während seiner Beschäftigung bei Eintreten von Arbeitslosigkeit auch zu steht.
Arbeit auf dem kommunalen Sektor gibt es genug; im Westen sowie auch im Osten der BRD.
Wo ??
Geht durch die Stadt durch den Wald natürlich mit offenen Augen, dann seht ihres wo es überall fehlt.


schorsch antwortete am 18.07.02 (11:18):

@ Charlie: "...Nicht zu vergessen, die Generation "der Erben", die dabei sind, dass Ererbte sinnvoll zu mehren und damit auch Arbeitsplätze zu schaffen und sichern...."

Beispiel: Die Vorvorvorvorvor...fahren von Bauer XY haben sich ein riesiges Stück Land "erobert". Viele Generationen haben es bebaut und es unter schwersten Bedingungen vermehren können. Die jetzigen Besitzer wollen nicht mehr bauern, sondern verkaufen es als Bauland und bekommen dafür zehn millionen Euro.......


Wolfgang antwortete am 18.07.02 (12:51):

Geschickt zum Wahltermin lanciert sind die Vorschläge der nach ihrem Sprecher genannten "Hartz-Kommission" - genauer, der Kommission "Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt".

Nicht mal naive Gemüter nehmen an, diese Kommission sei zur Verbesserung der Leistungen der Arbeitsämter oder gar zu Gunsten der Erwerbslosen eingerichtet worden.

Die Vorschläge sind eine neue und umfassende Attacke auf die Arbeitslosen. Arbeitslose sollen zumutbare und auskömmliche und produktive Arbeitsplätze bekommen? - Nein... Arbeitslose sollen aus der Arbeitslosenstatistik verschwinden und in der Sozialhilfestatistik wieder auftauchen... Du hast es genau erfasst, Heinz-Dieter... Arbeitslose sollen den Wald fegen... Bei drastisch gekürzten Leistungen, versteht sich, und als Lohndrücker.

Diese Politik des Sozialabbaus wird von der Mehrheit der WählerInnen, die (noch) nicht arbeitslos sind und von der Mehrheit der RentnerInnen, die nicht mehr arbeitslos werden können, honoriert (so hofft man jedenfalls). für die Politik des Sozialabbaus stehen die Regierung Schröder und ihre willfährigen Helfer, die Mitglieder der "Hartz-Kommission".

Nach dem Wahltag werden wir wissen, ob das Kalkül aufgegangen ist.


Charlie antwortete am 18.07.02 (14:00):

@ Lieber Schorsch,

genau das ist doch die richtige Fruchtfolge, von der wir alle träumen:

Ackerland - Bauerwartungsland - Bauland

da klingelt dann die Kasse. Immer ist jemand Nutzniesser und ich will nicht behaupten, ob ich es nicht auch so machen würde, wenn ich die Möglichkeit hätte.

Nicht immer ist investieren angesagt, es muss auch konsumiert werden. Ketzerisch nicht wahr?


Frieder antwortete am 18.07.02 (21:11):

Lieber Wolfgang. Aus Deinem Text vom 18.07. spricht der harte CDU Verteidiger. Du schreibst:
Die Hartz-Vorschläge seien "eine neue Attacke auf Arbeitslose". Ich erinnere mich an eine Fernsehdiskussion kurze Zeit nach dem Bekanntwerden der Hartz-Ideen. Dazu sagte Lothar Späth (CDU) sinngemäß: Teile der Ideen habe sich die SPD von der CDU abgeguckt. Wörtlich: "Nach der Wahl werden wir sie dann ausführen"

Aus Deiner Äußerung vom 17.07. spricht der sachlich informierte Betriebs.-u. Volkswirt. Du schreibst: "Wer die Arbeitslosigkeit abbauen will, muß tief in den Leib des Kapitalismus eingreifen und Prinzipien außer Kraft setzen, die zu seinem Kern gehören". Nun wird der Kapitalismus (die Marktwirtschaft) sich nicht in den Leib greifen lassen - dazu brauchte man eine Therapie, die kein Politiker -bei uns- anwenden wird. Also bleibt es beim jetzigen Zustand. Auch die Hartz-Vorschläge können nicht die Ursache heilen, bestenfalls die Schmerzen etwas lindern. Wir Rentner sollten, könnten, müßten fröhliche Leute sein. Liebe Grüße.


Wolfgang antwortete am 18.07.02 (22:59):

Ich stimme mit Dir überein, Frieder, dass die Vorschläge der Hartz-Kommission die Arbeitslosigkeit nicht beseitigen oder vermindern werden. Dazu müsste man radikal vorgehen, also an die Wurzeln des Übels vordringen, und nicht nur eine Politshow fürs Wahlvolk veranstalten.

Schon immer gab es in kapitalistischen Volkswirtschaften zwei sich durchdringende Bewegungen: Zum einen das Wachstum der Wirtschaftsleistungen (gemessen als Bruttoinlandsprodukt (BIP)) und zum anderen das Wachstum der Arbeitsproduktivität (ein Indikator sind die sinkenden Lohnstückkosten im industriellen Bereich). Jahrzehnte lang spürten die Menschen davon nichts Nachteiliges, weil die Wachstumsrate des BIP über der Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität lag.

Seit vielen Jahren jedoch hat sich das dramatisch verändert. Die Arbeitsproduktivität wächst in einem Tempo, wie man das nie für möglich gehalten hätte. Die gesamte Wirtschaftsleistung unserer Volkswirtschaft dagegen wächst immer weniger.

Zunehmende Arbeitslosigkeit und prekäre Arbeitsplätze sind die zwangsläufige Folgen, wenn die Eigentumsverhältnisse beibehalten werden und damit das Prinzip der Gewinnmaximierung als oberstes Lenkungsprinzip. Das System "Kapitalismus" stösst an seine Grenzen.

Wen es interessiert... Ein Artikel heute in der Frankfurter Rundschau:

Grenzen des Wachstums - nicht nur in Deutschland
Statistiker stellen Tendenz zur langfristig schwächeren Expansion fest / Gründe umstritten
Von ROLAND BUNZENTHAL
https://www.fr-aktuell.de/fr/130/t130006.htm

(Internet-Tipp: https://www.fr-aktuell.de/fr/130/t130006.htm)


schorsch antwortete am 19.07.02 (13:32):

Dank jeder Kommission, die die Arbeitslosigkeit untersucht, gibts ein paar Arbeitslose weniger. Nämlich die Summe derer, die in der Kommission mitarbeiten!


juttam antwortete am 01.08.02 (05:48):

2 Jahre Poppe & Co in Giessen, Hessen, Deutschland,
gearbeitet!

Loehne: GERING
Arbeitzeiten: LANG
Kollegen: hauptsaechlich Auslaender die fuer weniger Lohn arbeiten
Weihnachtsfeier: 20 Minuten im Ball Saal des Fraeulein
Poppe, nebenan von der Firma...jeder bekam ne Tasse Kaffee
mit einem Schuss (Gottweisswas), dann mussten wir wieder
arbeiten gehen!

Kapitalismus? Alive and Well in Germany!

Und warum auch nicht?
Wer arbeiten geht oder eine Firma gruendet, der tut das doch
fuer Profit!
Alles andere ist nonsense!

Ich versteh' absolut nicht warum die Idee des Kapitalismus
nur auf andre Laender angewendet wird, wenn Deutsche Firmen
ebenfalls Fabriken in "armen" Laendern unterhalten und die
dortigen nicht-existenten Gesetze ausnutzen um billige
arbeitskraefte zu erwerben.

juttam