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THEMA: Vergangenheitsbewältigung
5 Antwort(en).
Werner Bleicher
begann die Diskussion am 04.07.02 (19:27) mit folgendem Beitrag:
Es fällt mir auf: Hier im „Seniorentreff“ wird über „Gott und die Welt“, kaum aber über die Vergangenheit diskutiert. Durch meine Bücher „... und bleib’ übrig!“ und „Wettlauf mit dem Ziel“ (Leseproben in „Autoren im ST“) habe ich Kontakt zu einer Jugendakademie erhalten. Dort werden für interessierte Oberstufenklassen und Jugendgruppen in Zusammenarbeit mit dem „Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände“ in Nürnberg Drei-Tages-Seminare über die Nazi-Zeit abgehalten. Ich musste dabei wieder feststellen (sh. Vorwort zu „... und bleib’ übrig!“), dass die Historiker und Geschichtslehrer ihr Wissen über diese Zeit nahezu ausschließlich aus Archiven oder den Werken anderer Historiker beziehen. Der dreißigjährige Kursleiter war sehr erfreut für sein neues Seminar einen „Zeitzeugen“ aufweisen zu können. Die jungen Teilnehmer (15/16 Jahre alt) waren sehr interessiert und beeindruckt, besonders als sie feststellten, dass sie bei einigen Kapiteln praktisch am „Ort des Geschehens“ saßen. Mich würde nun interessieren: Wer hat schon einmal in ähnlicher Art sich mit der „Vergangenheitsbewältigung“ befasst? Wie waren die Reaktionen? Wer waren Teilnehmer oder Veranstalter? Kurzum gibt es hier Erfahrungen? Eine Bitte hätte ich noch: Bitte, bitte nur ernsthafte Beiträge!!!
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schorsch
antwortete am 06.07.02 (16:42):
Dürfte ich an dieser Stelle auch auf MEINE Bücher aufmerksam machen ? (;--))))))
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Karl
antwortete am 07.07.02 (09:40):
Lieber Werner,
die Vergangenheit ist immer gegenwärtig, auch wenn wir aktuelle Probleme diskutieren. Ich persönlich kann zwar weder als Zeitzeuge für das kurzlebige tausenjährige Reich dienen, noch habe ich, da kein Lehrer, die entsprechenden Erfahrungen mit Schülern gesammelt, aber als Jahrgang 1948 habe ich doch noch viele Erwachsenengespräche in Erinnerung, die aus dieser Zeit berichtet haben. Ich muss feststellen, dass ich zu einer sehr glücklichen Generation gehöre, der vieles erspart worden ist. Hätte ich mich dem damaligen "Zeitgeist" entziehen können? Wäre ich aus heutiger Sicht, ein Held gewesen? Wahrscheinlich nicht. Umso wichtiger ist es für mich, ein wenig zu helfen, dass solche Zeiten nie wieder anbrechen, dass niemals wieder Menschen in solche Situationen kommen, schrecklich für Opfer, aber auch für Täter. Was ist der richtige Weg hierfür? Wach sein, auf Tendenzen achten und ihnen entgegentreten, wenn ausgemacht. Den Anfängen wehren.
Das kann ich leicht so niederschreiben, aber im Alltag ist es leicht vergessen. Immer wieder fallen wir in alte Denkklischees, weil sie in neuem Gewand daherkommen und vielfach unerkannt bleiben.
Der Rassismus ist wieder da (war vielleicht nie weg), aber er richtet sich jetzt auf neue Ziele. Wieder nährt er sich aus Ängsten und Unsicherheiten. Jetzt sind es vor allem die Moslems, die das Böse verkörpern sollen. Achten wir darauf, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Sie wird nicht identisch sein, sie wird für manche gar nicht als Wiederholung kenntlich sein, aber sich aus den gleichen Quellen nähren und könnte für Opfer und Täter ähnlich schrecklich werden.
Es ist leichter, den Anfängen zu wehren, es bedarf weniger Mut und Heldentum, als tief im Sumpf aufzubegehren. Ich hoffe, dass möglichst viele darin mit mir einig sind.
Mit freundlichen Grüßen
Karl
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schorsch
antwortete am 07.07.02 (10:21):
Rassismus ist wie ein Grippevirus: Er ändert sich laufend. Wenn man ihn endlich erkannt hat, ist es meist schon zu spät.
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Gegenwartsdenker
antwortete am 12.07.02 (23:46):
Gehe mit dir total einig Karl Haste gut geschreiben! Danke!
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WolfgangM.
antwortete am 13.07.02 (12:50):
Karl, gestatte bitte einen Einwand meinerseits:
Es sind nicht die Moslems, die das Böse verkörpern, sondern die Gruppen, die den Islam mißbrauchen - und gegen die wende ich mich ständig. Leider wird die nach meiner Meinung wichtig Trennung in der Öffentlichkeit selten beachtete.
Kann man Vergangenheit bewältigen, so, wie man eine Krankheit bewältigen kann? Ich habe da meine Zweifel. Es wird viel zu wenig gegen Tendenzen gekämpft, die gefährlich sind. Bildet sich eine Gruppe von Idealisten, die gute Arbeit leistet und besonders die Jugend aufklärt, ist diese Gruppe unerwünscht.
So wird jetzt in Sachsen-Anhalt durch die neue Regierung die Arbeit der Gruppe "Miteinander" blockiert, der Zuschuß in Höhe von 1.000.000,- EURO jährlich nur noch unter Auflagen erteilt. Begründung: Die Gruppe sei politisch, weil sie gegen Neo-Nazi-Tendenzen angeht, die es in Sachsen-Anhalt gar nicht geben soll.
Auch eine Form der Ignoranz seitens Behörden, die ahnungslos sind .... tatsächlich?
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