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THEMA:   Ist die Tötung eines Menschen ein Erfolg?

 14 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 01.07.02 (19:50) mit folgendem Beitrag:

Meldung der Sueddeutschen Zeitung von heute (01.07.2002):

"Israel setzt gezielte Tötungen fort

Israel feiert den Tod des Hamas-Führers Muhannad Taher als „beeindruckenden Erfolg“ und kündigt weitere Liquidierungen von mutmaßlichen Terroristen an."

Ich war sehr erschreckt, als ich das las.

(Internet-Tipp: https://sueddeutsche.de)


Alfred antwortete am 01.07.02 (20:13):

Hi Johannes...
so eine Zeitungs-Schlag(!)-Zeile, so ein Titel sollte jeden Menschen erschrecken...
Die Frage ist allerdings - wem nützt...?
Mir scheint es, als ob der verantwortliche Chef-und Schluß-Redakteur der SZ diesen Titel wahrscheinlich "über sehen" hat...
Sowas sollīs ja, wie auch Übertragungs-, Übersetzungs-und Motiv-Fehler geben - und anders dürfte diese "Meldung" auch nicht zu erklären sein!

Ich bin als Person - und sicherlich nicht als einzige Person (deutscher Zunge) fest davon überzeugt, daß
"ISRAEL"
sicherlich keinen
"TOD FEIERT"...


Johannes Michalowsky antwortete am 01.07.02 (20:18):

Die SZ zitiert den israelische Verteidigungsminister Benjamin Ben Elieser.


bernhard antwortete am 01.07.02 (20:40):

Meist gar nicht erwähnt werden die "Kollateralschäden", z.B. die Taxifahrer, die das Pech hatten, den falschen Fahrgast zu haben - oder die Kinder, die leider mit im Auto waren. Bei dem zur Diskussion stehenden Fall wurde ein "Begleiter" miterschossen. Pech gehabt.


Jean antwortete am 01.07.02 (20:53):

Es ist richtig, Johannes, daß der israelische Verteidigungsminister "sehr stolz auf diese Operation" ist. Die israelische Zeitung Ha'aretz zitiert Benjamin Ben-Eliezer mit den Worten "congratulations and very great pride over what IDF soldiers did Sunday - I am speaking of Muhanad Taher, head of the military infrastructure of Hamas. This is the most important operation of the last two months and the most significant achievement. We are speaking of a killer, a planner, an 'engineer', who caused more than 117 Israelis to be murdered."

Ben-Eliezer spricht also von einem "Killer", einem "Planer", einem "Techniker" des Mordens. Das dürfte stimmen. In die Reihe der Killer und Planer und Techniker des Mordens hat sich Ben-Eliezer jetzt selbst eingereiht.

(Internet-Tipp: https://www.haaretzdaily.com/hasen/pages/ShArt.jhtml?itemNo=182043&sw=Muhannad+Tahir)


Alfred antwortete am 01.07.02 (20:56):

Die SZ zitierte den israelischen Vertdg.-Minister B.B. Elieser - OK allright, aber:
ist sicherlich kein Grund -
in einer dt. geschriebenen, deutlichst deutsch gedachten Titel-Zweile - zu behaupten, daß "ISRAEL" den TOD FEIERT"!
Auch wenn ein, (sic) u.a. der deutsche Vertdg.-Min. so manchen Ausrutscher verursachend - Meinung an die Presse verteilt - so sind doch nicht "DIE DEUTSCHEN" der Meinung dieses Ministers - geschweige denn "den TOD FEIERND" - und wenn es denn Bin Laden wäre...
Erscheckend ist der Titel - nicht "ISRAEL".-
...Oder istīs doch ein Grund...?
Wem nutztīs - das ist doch hier die Frage!!


Regina antwortete am 01.07.02 (21:09):

*gruebel* Feiern?
Da war doch noch etwas heute in der Presse?



LUFTANGRIFF

USA beschießen afghanische Hochzeitsgesellschaft

Es ist von bis zu 250 Toten die Rede. Amerikanische Kampfhubschrauber und Flugzeuge haben in Afghanistan ein Haus beschossen, in dem eine Hochzeit stattfand. Laut Pentagon haben die Streitkräfte Schüsse auf ein Aufklärungsflugzeug erwidert. Afghanischen Berichten zufolge waren es lediglich Salutschüsse.

Spiegel Online https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,203478,00.html

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,203478,00.html)


Regina antwortete am 01.07.02 (21:38):

*gruebel*
Irgendwie passt das alles zusammen.

Auch aus dem Spiegel zum Thema Internationaler Strafgerichtshof

"Man kann sagen, dass die Amerikaner sich hier in etwas hineingesteigert haben, was in Wirklichkeit doch wohl nicht zutrifft", wundert sich der Berliner Völkerrechtler Christian Tomuschat. Es gebe in den USA eine "hysterische Furcht", dass amerikanische Soldaten potenziell wegen angeblicher Kriegsverbrechen vor ein Gericht gestellt werden könnten, "selbst wenn die USA nicht ratifiziert haben", meint der Experte.

Einzig Israel stellte sich in den Zwischenzeit an die amerikanische Seite. Denn auch die Regierung Ariel Scharon machte deutlich, dass sie eine Beteiligung an dem Gericht strikt ablehnt. Einstimmig beschloss sie sogar, ihre Unterschrift zurückzuziehen, die sie im Dezember 2000 unter die Verträge gesetzt hatte. ... "


Jean antwortete am 01.07.02 (22:47):

Klar, paßt das zusammen. Wenn ich so viel Dreck am Stecken hätte, wie die mutmaßlichen Kriegsverbrecher der Sharon-Administration, würde ich auch alles tun, um aus dem Vertrag auszusteigen.

Denn Israels Ministerpräsident Sharon und sein Verteidigungsminister Ben-Eliezer und andere sind heiße Anwärter auf die Anklagebank beim Internationalen Gerichtshof.


WANDA antwortete am 02.07.02 (08:37):

Die Tötung eines Menschen kann immer nur Erfolg des Bösen sein.


WolfgangM. antwortete am 02.07.02 (16:35):

Wieso nur Scharon auf die Anklagebank?

Was ist mit den palästinischen Verbrechern (damit sind nicht alle Palästinenser gemeint, sondern nur die, die Verbrechen verüben - ist Arafat einer von ihnen?), die absolut keinen Frieden wollen und feige und hinterhältig in Israel Zivilsten ermorden?

Wenn schon Verurteilung und entsprechende Forderungen, dann aber an beide Seiten gerichtet.

Bevor Einige hier den Stab einseitig über Israel brechen, warten wir doch īmal ab, was uns oder einem anderen europäischen Land noch so alles blüht - vielleicht ist dann eine ausgewogene Betrachtung allgemein gültig..............


Johannes Michalowsky antwortete am 02.07.02 (20:36):

Das kommt drauf an, wer in der Auseinandersetzung am Ende unterliegt, und das dürfte bei der Konstellation keine Überraschung sein. Auf die Anklagebank kommt nämlich immer nur der Unterlegene.


Wolfgang antwortete am 02.07.02 (21:00):

Es ist auch ein Unterschied, ob Terroristen in Banden agieren, oder ob Terroristen Minister der Regierung eines Landes sind, oder ob ein Terrorist sogar der Ministerpräsident eines Landes ist...

Der israelische Ministerpräsident Sharon und der israelische Verteidigungsminister Ben-Eliezer gehören als mutmassliche Kriegsverbrecher vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Es ist so, Johannes, dass dazu erst einmal die israelische Militärmacht gebrochen werden muss. Das kann dauern...


Felix Schweizer antwortete am 03.07.02 (12:22):

Man vergleiche die verschiedenen Themen im ST zu diesem Problem. Ich neige auch zur Auffassung, dass es ungerecht ist, nur die eine Seite des Konfliktes zu verurteilen. Um die Schuldfrage überhaupt klären zu können darf es für niemanden Immunität vor dem internationalen Recht geben.


I.Hannemann antwortete am 05.08.02 (17:39):

Hier geht es nicht um die Schuldfrage. Hier geht es um Geschichte und recht haben. Beide Seiten meinen sie sind im recht, so und nicht anders zu handeln. Tut mir leid, sie müssen ihre Rechthaberei aufgeben!!!. Nur dann gibt es Frieden. Denn die Israelis haben nun mal kein Land "ohne Volk" besetzt. Sie können sich doch nicht einfach auf die
alten Schriften berufen. Wir leben im 21.Jahrhundert, mit
neuen Realitäten. Das müssen beide Seiten anerkennen! Töten
bringt keinen Frieden.