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THEMA:   Gesunder Menschenverstand

 19 Antwort(en).

Alfred begann die Diskussion am 01.07.02 (19:17) mit folgendem Beitrag:

Gibt es den sogenannten "gesunden Menschenverstand" als allgemeingültige Regel oder bestimmende Verhaltensweise..?

A.)Speziell bei der Vorstellung der "Politik" - verfügt der Wähler über den so angesprochenen gesunden Menschenverstand...?
B.)Kann der Wähler mit diesem gesunden Menschenverstand die wirtschaftlich-materiellen Abhängigkeiten erkennen, beurteilen und die für ihn richtige Wahl treffen..?
C.)Wie beurteilt der "gesunde Menschverstand" die Nationalität? Ist Nationalität oder die vermeintliche Zugehörigkeit oder der Zweifel an der Zugehörigkeit eines anderen "Menschen" zu einer Gruppe eine Frage, die mit dem "gesunden Menschenverstandes" beantwortet werden kann?


Hanne Bast antwortete am 01.07.02 (19:34):

A: Jeder Mensch verfügt nur über seinen eigenen Verstand.
B: Niemand kann ein Chaos richtig beurteilen.
C: Nationalität ist Zufall, sonst nichts.


Johannes Michalowsky antwortete am 01.07.02 (20:21):

Ich bin sicher, daß es gesunden Menschenverstand gibt. Dieser wird jedoch durch politische und juristische Regularien ersetzt, die mit diesem nicht mehr nachzuvollziehen sind.


Alfred antwortete am 01.07.02 (21:01):

Hi Johannes,

ist gut und Dir nützlich, daß Du sicher bist.
Magst Du, bitte, oder kannst Du diesen, von Dir als gesichert betrachteten "gesunden Menschenverstand" denn auch definieren und bitte, - so wie ich versuche mich fragend danach zu erkundigen - auch zweifelsfrei belegen...? Müßte doch dafür in der Vergangenheit auch Beispiele zum Beleg geben... Danke..


WANDA antwortete am 02.07.02 (08:29):

Der gesunde Menschenverstand hängt sicher auch davon ab, was für Vorbilder man gehabt hat. Möglicherweise spielt auch ein bisschen Instinkt mithinein, deshalb glaube ich schon, dass auch die Kultur oder die Lebensumstände, in denen man aufgewachsen ist, eine nicht unwesentliche Rolle spielen.


Carola antwortete am 02.07.02 (09:27):

Ich finde Wanda's Antwort bezüglich "Instinkt" gut. Wenn einer den (noch) hat, redet man auch von "Bauernschläue".

Zur Diskussion:
Je elitärer, desto instinktloser?
Je intelligenter, desto weniger "gesunder Menschenverstand"?


Nuxel antwortete am 02.07.02 (16:34):

Ihr wollt wissen,wo der Verstand ist?
Joachim Ringelnatz wußte wo:

Joachim Ringelnatz

„Wo sitzt,“so frug der Globus leise
und naseweis,die weiße,
unübersehbar weite Wand,
„wo sitzt bei uns wohl der Verstand“?

Die Wand besann sich eine Weile,
sprach dann:“bei dir im Hinterteile“!

Nun drehte der Globus leise
Sich wild herum im Kreise-
Als wie am Bratenspieß ein Huhn,
und wie auch wir das schließlich tun-
dreht stetig sich und sucht derweil
sein Hinterteil,sein Hinterteil.......


Alfred antwortete am 02.07.02 (17:41):

Liebe Nuxel, daß der Verstand, das Verstehen bei sovielen weltweit Furcht erregenden Angelegenheiten - wie Ringelnatz uns sehr fürnehm gereimt durch die Blume zu verstehen gibt "im A... " ist, daß ist nur noch nicht weit bekannt.
Was ich aber immer wieder frage, mich und andere Menschen. daß ist: gibt es den "gesunden Menscheverstand" und wie kann ich ihn erkennnen - oder ist der "gesunde Menschenverstand" nur eine allgemein gültige Formulierung für som etwa "das ist schon richtig so"?
Wamda führt den sogenannten "gesd. Menschenverstand" auf Vorbilder zurück, Carola meint es wäre der Instinkt, also das Gefühl dafür verantwortlich und nennt als Ersatz für den "gesd- M.-Verstand" die Bauernschläue...
Liebe Wanda, gibt ebensosoviele geschichtl. Beispiele der Verführung durch Vorbilder, wie auch die allgemein als gut-richtungsweisend erkannten Vorbilder - aber genau das ist es ja: Wann und wie ist der "gesd. M.-Verstd" angewendet - wie erkennbar ist dieser "gesd. M.-Verstd."?
Nur ein Beispiel, wirklich nur als Beispiel: Freiligrath als Dichter war Vorbild für das Freicorps, das Freicorps wiederum führte als Freiheits-Vorbild mitwirkend eine ganze Generation in den Kriegsabgrund... Wie ist der gesd. M.-Verstd. erkennbar...? Erst an den Folgen der durchgeführten Taten...? Oder ist´s doch nur ein hohle Floskel..?
Oder - meiner Meinung ganz schlimm - hat möglicherweise Carola recht mit der Behauptung, daß Vor- und Nach-Denken, oder z.B. Volkswirtsch.-Lehre oder andere (intelektuelle) Erfahrungen, den bei ganz einfachen, sozusagen "gläubigen" Menschen nach der These ja vorhandenen gesd. M.-Verstand zerstören?
Wenn Carola mit dieser These recht hätte, wenn, wie ist dann - auch nur als Beispiel - die WAHL der DEUTSCHEN, der doch ganz einfachen deutschen Bevölkerung im Jahre 1933 zu deuten...?
Darf ich weiterfragen - oder soll´s ein Ende haben..?


WANDA antwortete am 03.07.02 (09:15):

Du darfst weiterfragen, es ist in der Tat sehr schwer. Auf jeden Fall hat m.E. Bauernschläue nichts mit Instinkt zu tun. Bauernschläue hat etwas "Durchtriebenes", so etwas vom "Schlitzohr", den anderen übervorteilen wollen, während der Instinkt etwas aus dem Inneren ist, ein Urwissen sozusagen. Ja, woher kommt nun der gesunde Menschenverstand?
Meiner sagt mir, dass wir weiter darüber reden sollten.


Carola antwortete am 03.07.02 (09:27):

für mich sind "Gefühl" und "Instinkt" zweierlei.


Felix Schweizer antwortete am 03.07.02 (14:29):

Meiner Meinung nach gibt es nicht e i n e n "Gesunden Menschenverstand". Dieser umgangssprachliche Ausdruck wird in der Regel im Sinne eines evidenten .. eines selbstverständlichen ... einleuchtenden Sachverhaltes verwendet.
Klar zu unterscheiden von instinktiv, reflexartig, gefühlsmässig, intuitiv oder unreflektiert.
Also ein Ausdruck der alles andere als klar definiert und scharf abgegrenzt ist ... völlig subjektiv ... also abhängig von dem, der ihn anwendet!


Alfred antwortete am 03.07.02 (16:49):

Tja, Carola, Wanda und Alfred - nach alldem, was nun deutlich ausgeschrieben, der "gesd. M.-Verstand nicht ist -da haben wir´s nun schwarz-auf-weiss!
Meiner Meinung nach
Eine sehr saubere und eindeutige Definition:

Der sogenannte gesd. M.-Verstand ist als völlig subjektiv zu verstehen, ist keine klare Aussage und unscharf in seiner Vorstellung! Und das Beste - der Bezug auf den "gesd. M.-Verstd." ist als das eindeutige Debatten-Druckmittel zu verstehen (abhängig von demjenigen, der diese Vorstellung anwendet)!
Das ist auch meine Meinung Felx, nur habe ich es bisher noch nie so deutlich definieren können - Applaus, bravo-bravo-Schreie und Dank´!
Aber wie sind die andauernden und immer wiederkehrenden Forderungen zu verstehen, anzuwenden, die die Verläßlichkeit des gesd. M.-Verstand propagieren??
Das war meine Diskussions-Frage... Danke Felix! Den beiden Damen - meine Verehrung und auch ein herzliches Dankeschön, "aufwiederlesen" in der Kleinen Kneipe am Waldesrand


WANDA antwortete am 03.07.02 (22:19):

ja, so ist es wohl aber @carola, ich habe darüber nachgedacht, ob das, was ich Urwissen nenne, also Instinkt nicht auch Intuition sein kann. Und Intuition würde ich auch mehr zu den Gefühlen rechnen.


Carola antwortete am 04.07.02 (11:00):

Hallo Wanda,
gute Idee. Werde darüber nachdenken.


Alfred antwortete am 04.07.02 (17:04):

hallooo... Schönen Dank (au so´n umgangsprachliche Sache..) für Ant Worte..
Urwissen - also das ist doch sicherlich der Instinkt, dáß möglicherweise in den Genen festgelegte Überlebens- und Fortpflanzungs-Bewußt-Sein... Beruht scheinbar vor allem auf Riechen, Hören und Sehen - wird z.Zt. "forschungsdiskutiert..." denke ich.
Gefühle... Auch da ist die Forschung, Ursachen und Verhaltens- noch mitten dabei.. Nunja,: .. so in etwa -nichts Genaues weiß man nicht...
Intuition ist meiner Meinung nach dann auch so etwas -mit dem Wissen um die eigene Erfahrung, Voraus-Sehen -Hören, -denken - parasensibel.. Interesante Themen - wie das "Farben sehen" hier im Forum!
Wie ist´s denn aber mit "gesundem Selbstbewußtsein..." und "gesundem Durchsetzungsvermögen"... Auch so wie Felix Schweizer es definiert? Jeder für sich und anderen gegenüber - subjektiv, und nur die eigene Vorstellung..?


schorsch antwortete am 06.07.02 (17:07):

Der "Gesunde Menschenverstand" wird vom augenblicklich herrschenden Zeitgeist bestimmt. Der "Gesunde Menschenverstand", welcher vor ein paar hundert Jahren massgebend war, hiess es z.B. gut, dass ganze Völker im Namen Christi ausgerottet wurden, wenn sie sich nicht zum Christentum bekehren lassen wollten. Heute sagt uns unser "Gesunder Menschenverstand", dass damals grausame Verbrechen an ganzen Völkern begangen wurden.
Aber wir brauchen doch gar nicht so weit in die Vergangenheit zu gehen. Gebot denn nicht vor ein paar Jahrzehnten der "Gesunde Menschenverstand", ein paar millionen Menschen zu vergasen?


Jean antwortete am 06.07.02 (20:36):

"Gesund" und "Normal" und das Gegenteil davon, "Unnormal", "Krankhaft", "Entartet", etc. - Solche Begriffe werden oft von der Mehrheit in der politischen Auseinandersetzung verwendet, wenn es gegen Minderheiten geht.

für die Angehörigen der Minderheit ist der "gesunde" Menschenverstand dann ganz ungesund.

Aus schlimmen Worten können noch schlimmere Taten werden.


Alfred antwortete am 06.07.02 (21:40):

Dann könnten wir also das Thema sozusagen beenden... Der Begriff Menschenverstand resultiert nach unser aller Meinung, so auch Wanda und Carola zu mindestens einem Teil aus Gefühl und Intuition und ist Menschenwissen aus der Überlebensstrategie, richtig?

Felix Schweizer hat das Thema doch sehr konsequent definiert - den sogenannten "gesunden..." Menschenverstand als umgangs-sprachlich definiert, richtig?

Er schrieb: Meiner Meinung nach gibt es nicht e i n e n "Gesunden Menschenverstand". Dieser umgangssprachliche Ausdruck wird in der Regel im Sinne eines evidenten .. eines selbstverständlichen ... einleuchtenden Sachverhaltes verwendet.

Klar zu unterscheiden von instinktiv, reflexartig, gefühlsmässig, intuitiv oder unreflektiert.

Also ein Ausdruck der alles andere als klar definiert und scharf abgegrenzt ist ... völlig subjektiv ... also abhängig von dem, der ihn anwendet!
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Und mit dem Schlußsatz weist Felix dann sehr klar daruf hin, daß der gesd. M.-Verstand ein subjektiver Begriff ist - der erst dann aussagekräftig sein könnte, wenn er in Bezug auf denjenigen Menschen betrachtet wird, der diese Vorstellung als Aussage benutzt hat...

So sind, meiner Meinung nach, die (etwas polemischen) Beiträge von Jean und schorsch denn auch als Anschauungs-Beispiele zu einer neuen Diskussion um das Wort "gesund" zu sehen, richtig?

Es geht meiner Meinng nach also gar nicht um die Vorstellung des Verstandes etc pp, sondern um dieses seltsame und immer wieder gebrauchte Vor-Wort "gesund" als Behauptung von der Überzeugung des Benutzers...

Dann wäre jetzt doch eigentlich nur noch - die Frage nach:
- "Gesundes" Durchsetzungsvermögen - z.B. im Alltag...
- "Gesundes" Selbstbewußtsein - in der Beschäftigung, im Beruf, in der Kunst-Betrachtung -Kritik etc
- und auch nach der "gesunden Agressivität" u.A. eben im Sport-Betrieb...

Oder hat Felix schon alles deutlich gemacht...?


Jean antwortete am 06.07.02 (22:47):

Nein, Alfred, polemisch ist mein Beitrag ganz sicher nicht. Wenn ich Schorsch richtig verstanden habe, ist da auch keine Polemik drin.

Ich versuche nur darauf hinzuweisen, wie gefährlich Sprache sein kann. Das gilt vor allem für umgangssprachlich locker dahingesagte Begriffe, die in der entscheidenden historischen Situation (gewollt oder ungewollt) buchstäblich mörderisch werden können.


schorsch antwortete am 07.07.02 (10:26):

Der "gesunde Menschenverstand" hängt oft auch vom momentanen Gesundheitszustand des Geldbeutels ab.....