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THEMA:   US - Anwalt wird immer dreister!

 23 Antwort(en).

Felix Schweizer begann die Diskussion am 17.06.02 (15:33) mit folgendem Beitrag:

Geht's eigentlich noch? Da verklagt der US-Anwalt Ed Fagan an einem Gericht in Manhatten zwei Schweizer Banken (UBS und CS) zum Zahlen einer Entschädigung von ... höre und staune 88 Milliarden Schweizerfranken .. in Zahlen 80'000'000'000 SFr. Er begründet diese Forderung mit einer Sammelklage, die von Geschädigten des Apartheid-Regims von Südafrika ausgeht. Ausgerechnet ein gewinnsüchtiger Anwalt aus den USA will diese enorme Summe bei uns Schweizern holen, um ein Unrecht, das an der schwarzen Bevölkerung Afrikas verübt wurde zu entschädigen. Ausgerechnet wieder ein Amerikaner, deren rassistische Politik gegenüber der Ureinwohnerschaft und der als Sklaven verschleppten afrikanischen Bevölkerung, ihre Geschichte geprägt hat. Es ist der gleiche Anwalt, der die Schweiz im Namen der amerikanischen Juden, um gewaltige Beträge geschröpft hat, weil sie nicht alle, die vor dem Holocaust, den ja die Deutschen inszeniert hatten, geflüchtet waren, in ihr kleines Land aufgenommen hatte. Ausgerechnet die Schweiz, die nie eine Kolonie besessen hat. Schliesslich waren es auch in Südafrika andere Nationen, die die Hauptverantwortung tragen müssten.


Fred Reinhardt antwortete am 17.06.02 (19:16):

Eine kleine Anmerkung, weil es meist vergessen wir.
Der Holocaust ist nicht alleine eine Sache von Deutschland sondern von Grossdeutschland und da gehörte auch Österreich dazu.
Sonst ist dies eine Sache der Schweizer und wie ich sie kenne, werden sie sich zu wehren wissen.
Fred


mulde antwortete am 17.06.02 (20:38):

Felix
Abgesen von den Forderungen berechtigt oder unberechtigt.
Den grössten Happen möchte er Schlucken.
Was haben eigentlich Us-Anwälte von ehemaligen Zwangsarbeitern kassiert? Ich weiß es nicht, aber bestimmt
um einiges mehr als die Opfer bekamen.


Karl antwortete am 17.06.02 (22:08):

Lieber Mulde,

aber für viele Zwangsarbeiter war das Geld ein Segen, nicht nur materiell, sondern auch psychisch, eine Genugtuung! Wenn die US-Anwälte ihren normalen Gebührensatz berechnet haben, dann haben sie zwar sehr viel verdient, aber auch gute Arbeit geleistet.

Lieber Felix,

diese Summe enthält sicherlich den Fluch der Zinseszins-Rechnung. Wenn Gründe für die Forderung bestehen sollten, ist es rechtens, diese Forderungen zu stellen. Wenn es keine Gründe gibt, werden die Schweizer Banken sicherlich einen Rechtsstreit gewinnen und nicht zahlen.


schorsch antwortete am 17.06.02 (22:11):

Da wäre noch anzumerken: Fagan und seine Mitstreiter haben zwar ihren Löwenanteil an den Geldern eingesackt, die die Schweizer Banken bezahlt haben. Die Opfer warten aber zum grössten Teil noch auf die Auszahlung. Ich nehme an, irgendeinmal reicht es doch noch - für einen verspäteten Kranz aufs Grab!

Schorsch


Karl antwortete am 17.06.02 (22:28):

@ Schorsch
Ich glaube nicht, dass Du recht hast. Die Anwälte haben keineswegs einen Löwenanteil eingestrichen, sondern einen festen (hohen) Gebührensatz. Ich selbst weiss jetzt nicht wie hoch der in diesem Fall war, aber keinesfalls war dies der Löwenanteil vom Gesamtvolumen (wobei "Löwenanteil" natürlich frei definierbar ist ;-)

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Felix Schweizer antwortete am 17.06.02 (23:35):

Lieber Karl ... alles was recht ist ... meinst du ...du müsstest diesen US-Anwalt noch in Schutz nehmen? Er hat sich schon sattsam an andern Rechtshändeln die Nase vergoldet!
Siehst du tatsächlich eine so weitgehende Mitverantwortung der beiden Banken für das Unrecht, das die weisse Apartheidregierung, die schliesslich zu einem verschwindend kleinen Teil aus Schweizern bestand, dem afrikanischen Volk über all diese Jahre des puren Kolonialismus angetan haben. Was müssten die US Amerikaner berappen, wenn man sie für alle Unrechttaten, die sie in ihrer Geschichte zweifelsfrei geleistet haben, belangen würde. Es genügen einige HInweise z.B. die Ausrottung und Beraubung der Indianischen Völker, die Versklavung der verschleppten Afrikaner, die Apartheid in der USA, die Ku-Klux-Klan Aktivitäten, die Einmischung in die Politik Vietnams mit allen völlig unnötigen Vergiftungsaktionen mit Spätfolgen bis in die heutigen Tagen, der Krieg in Korea, der völlig unnötige Abwurf der Atombomben in Japan auch mit grässlichen Spätfolgen, die Atombombentests mit Verstrahlungsfolgen für die Umwelt und die Eingeborenen etc etc. Ausgerechnet ein Amerikaner muss auf das Staubkorn hinweisen und sieht den Balken im eigenen Auge nicht. Die Bevölkerung hat ihn heute in Zürich auch entsprechend empfangen .. als er sich anschickte, eine mediengerechte Präsentation anzubringen. Mit Spott und Schande musste er sich in die Räume eines Hotels verziehen, um seine unverschämten Geldforderungen zu begründen. Offensichtlich kennen die US-Anwälte keinen Sinn für Gerechtigkeit und schon gar nicht für Verhältnismässigkeit. Schadenersatzforderungen made in USA sind juristisch gesehen Lachnummern, wenn es für die Betroffenen nur nicht so tragisch wäre.
Ich finde es richtig ... lieber Karl ... dass du unqualifizierte Gifteleien von feigen anonymen Schreiberlingen weglässt.
Ich wiederhole: die USA sind die allerletzten, die den Schweizern rassistische Umtriebe vorzuwerfen haben.


Felix Schweizer antwortete am 17.06.02 (23:57):

@ Fred ... entschuldige, wenn ich als Schweizer, der den 2.Weltkrieg zwar nicht als Beteiligter aber durchaus als Betroffener erlebt habe, nicht unbedingt diese Nuancen zwischen Deutschland und Grossdeutschland mache. für mich haben die Deutschen .... zusammen mit ihren Partnern auch "Grossdeutschland" genannt ... den 2. Weltkrieg bewusst angezettelt ... den Rassenwahn mitgetragen .. und waren Schuld am Holocaust. Selbstverständlich war die Verantwortung dafür sehr ungleich verteilt.
Dass die Schweiz z.T dem deutschen Rassenwahn entgegengekommen ist ... ist auch eine Tatsache .... und macht mich heute noch betroffen, obwohl ich damit nichts zu tun hatte.


schorsch antwortete am 18.06.02 (08:07):

"Grossdeutschland" war doch gerade das Resultat einer Annektionsreihe. Aber daran sind auch all jene in moralischer Schuld, die damals tatenlos zugesehen haben - so wie sie jetzt wieder Israel zusehen.

Schorsch


E-l-e-n-a antwortete am 18.06.02 (09:52):

Wer sind eigentlich "die Schweizer" oder "die Amerikaner"? Wenn ein cleverer Anwalt, egal aus welchem Land, versucht durch einen derartigen Prozess richtig abzusahnen, dann ist das nicht mehr als ein Geschäft, fast wie jedes andere, und so wird das sicher auch gesehen. Er hat eben eine Marktlücke entdeckt, die noch niemand ausgefüllt hat. So ist das im Ami-Land, auch wenn er nicht oder nur teilweise gewinnen sollte, sein Name wird bekannt und damit werden andere Aufträge folgen.

Wir sollten uns von dem Gedanken frei machen, dass Anwälte eine besondere Ethik haben, die gibt es m.E. besonders in Amerika nicht, was kein Vorwurf, sondern eine Tatsachenbestimmung ist.


R.E.Porter antwortete am 18.06.02 (10:19):

Man sollte nicht alles pauschalisieren und im Plural ausdrücken.


Johannes Michalowsky antwortete am 18.06.02 (12:15):

Hilfreich ist es, sich über Ed Fagan zu informieren. Dieser ist laut einem Bericht von ABC News jahrelang durch die Welt gereist und hat rund 82.000 Holocaust-Überlebende zusammengekratzt, um deren Interessenvertretung gegenüber deutschen und schweizerischen Unternehmen in die Hand zu nehmen.

Dies hat er aber in vielen Fällen, nachdem er diese Menschen als Kunden unter Vertrag genommen hat, überhaupt nicht getan, sondern hat sie, wie man so sagt, anschließend im Regen stehen lassen. Sein Anliegen war offenbar kein humanitäres, sondern ein geschäftliches, wobei mir auffällt, daß er aktiv auf Kundensuche gegangen ist - das wäre ja so, als stünde hier bei mir auf einmal ein Anwalt wie ein Klinkenputzer vor der Tür, der mich aufirgendwelche rechte aufmerksam macht und mir gleich seine Dienste zu deren Durchsetzung andienen wolle.

Beispiele sind in dem Bericht von ABC nachzulesen, URL unten, Text natürlich in Englisch. Einen kleinen Ausschnitt hier in meiner Übersetzung - alles würde zu weit führen, aber ich meine wirklich, wenn man hier über dieses Thema diskutieren möchte, dann sollte man sich unbedingt vorher informieren:

ABCNEWS fand eine Anzahl von Holocaust-Überlebenden und deren Familienmitglieder, die mit Fagan einen Vertrag geschlossen hatten und nun sagen, daß er sie ignoriert habe, als sie auch nur den Status ihrer Forderungen herausfinden oder wissen wollten, ob ihr Forderungen Teil des Verfahrens seien.

"Ich war hartnäckig, ich rief an, schickt Faxe, Emails, alles" sagt Dr. Reuven Ofir.

"Ich weiß immer noch nicht, ob er korrekt ist. Tut er überhaupt etwas? Oder will er gar nichts tun?" fragt Minnie Kramer.

Professor Gillers ... sagt, "...das ist aus meiner Sicht ein außer Kontrolle geratenes Anwaltsbüro. Das ist Mandantenmißbrauch, und man sollte ihm die Weiterarbeit nicht erlauben."

https://abcnews.go.com/sections/world/DailyNews/holocaustlawyer_000908.html

(Internet-Tipp: https://abcnews.go.com/sections/world/DailyNews/holocaustlawyer_000908.html)


Felix Schweizer antwortete am 18.06.02 (12:21):

Was von diesem US-Anwalt zu halten ist erseht ihr z.B. in diesem heute erschienen Artikel in der BaZ:

https://www.baz.ch/reusable/druckversion.cfm?objectID=563A5A04-12AF-4264-B46E92E12AE2C63F

Über den Sachverhalt auch in der heutigen BaZ:

https://www.baz.ch/reusable/druckversion.cfm?objectID=918DCD56-BC10-4DE0-B0704834F7DE74A0

Wenn in den USA solche Anwälte auf diese Weise ungestraft abzoggen können ... frage ich mich ... was dieses Land für eine marode Gerichtspraxis haben muss! Womöglich sieht man dort sogar Fagan als Held an.
Schorsch hat schon Recht ... die Betroffenen schauen dabei oft in die Röhre. Siehe 1. Link.
Es widert mich regelrecht an! ... Pfui!


Johannes Michalowsky antwortete am 18.06.02 (12:33):

Lieber Felix,

unsere Beiträge haben sich wohl zeitlich überlappt. Deswegen noch eine Bemerkung von mir zu Dir:

Fagan wird man dort nicht durchweg als Helden ansehen - immerhin ist der von mir zitierte recht umfangreiche Bericht aus amerikanischer Quelle, und die dicke Überschrift dort sagt, daß ein prominenter Anwalt der Klientenmißachtung beschuldigt werde. Das ist besser als eine noch so seriöse Schweizer Quelle - ich vermute mal, daß die BaZ dies ist!


Felix Schweizer antwortete am 18.06.02 (15:18):

Hallo Jo ...
danke für den Hinweis ... Trotzdem wundere ich mich, dass die Rechtssprechung in den USA so pervers sein kann. Anwälte brauchen doch auch dort eine Lizenz ... ich bezweifle, dass er sie in Deutschland, der Schweiz oder einem andern zivilisierten Rechtsstaat noch hätte!
Warten wir's ab! ... Ich will nicht hoffen, dass dieser Fagan weiterhin sein Unwesen treiben kann!


E-l-e-n-a antwortete am 18.06.02 (16:25):

@ Felix

Ich denke, das Fagan sich im Rahmen der amerikanischen Gesetzt bewegt, die für mich persönlich nur schwer nachvollziehbar sind. Warum also sollte er seine Lizenz verlieren.

Es gibt zwei Dinge, die in Amerika unendlich wichtig sind. Niemals krank werden und niemals mit der Justiz in Berührung kommen. Dabei denke ich z. B. an den kleinen Jungen, der wg. angebl. sexueller Belästigung seiner Schwester in Untersuchungshaft kam.


Felix Schweizer antwortete am 18.06.02 (17:17):

Liebe E-l-e-n-a .. weshalb diese Schreibweise? ... Wurdest du mit einer andern Elena verwechselt?

Die Frage, die ich mir stelle:

Ist eine Nation mit einer derartigen Justiz überhaupt ein Rechtsstaat? Gehört die Rechtssprechung nicht auch zur Zivilisation eines Landes. Meinte ich schon ... oder?
Und genau dieses Land spielt sich ... wie kein anderes ... weltweit als Weltpolizei, als Vertreter der Zivilation und der Menschenrechte auf.

Gut ... Fagan repräsentiert nicht das Rechtswesen der USA ... symptomatisch ist sein Aufreten aber doch!


Karl antwortete am 18.06.02 (19:26):

Lieber Felix,

Du überziehst. Wegen des Gewinnstrebens eines Anwalts das rechtstaatliche System der gesamten USA in Frage zu stellen, halte ich für sehr übertrieben. Ich bin überzeugt, dass die Schweizer Banken nichts zahlen werden, wenn sie keinen Dreck am Stecken haben und eben zahlen müssen, wenn sie haben. Ich würde in diesem Fall keine Träne verdrücken, wie ich auch sehr dafür war, dass die deutsche Wirtschaft die Entschädigungszahlung geleistet hat. Ohne die amerikanischen Anwälte - nebenbei bemerkt - hätten die Zwangsarbeiter gar nichts bekommen.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


schorsch antwortete am 19.06.02 (11:16):

Merkwürdig ist schon, dass ein USA-Anwalt in ein europäisches Land reisen und dort Repressionen aufzählen kann, die Amerika einleiten werde, falls die Organe des besuchten Landes nicht spuren würden. Das gleiche sollte doch mal ein europäischer Anwalt in den USA versuchen!

Schorsch


juergen_schmidbauer antwortete am 19.06.02 (15:58):

ich denke, auch wir sollten mal überlegen, ob es in der Geschichte nicht eine Situation gab, die uns so mitgespielt hat, dass wir an irgendeinen Staat oder Nachfolgestaat noch eine Nachforderung stellen könnten, vielleicht an die Nachfolger der Hunnen, die uns mal überfallen und Böses angetan haben, sicher auch gemordet und gestohlen, vielleicht haben wir usn nicht einmal erfolgreich gewehrt.
Oder wie wärs mit den Schweden? genau, die haben uns ja im 30-jährigen Krieg ungefragt überrennt, viele Kolporteure auf dem Gewissen.
Nein, Leute, denkt doch endlich mal an die Zukunft, unsere Kinder können schon gar nichts mehr hören, die leisten schon Kampf genug, um die Gegenwart zu bestehen, die Zukunft zu gestalten.
Wir sollten ihnen aktiv dabei helfen, planen ist doch immer das Wichtigste.


Felix Schweizer antwortete am 19.06.02 (22:10):

Dienstag 18. Juni 2002, 18:29 Uhr
US-Anwalt Fagan bei Kaprun-Prozess aus Gerichtssaal geworfen

Nicht nur in der Schweiz ... auch in Oesterreich wird der US-Staranwalt Fagan ... der wie ein Aasgeier von Opfer zu Opfer hüpft ... nicht mit offenen Armen empfangen. Die USA hat in ihrer Geschichte genügend Opfer erzeugt, die auf eine Entschädigung schon lange vergeblich warten ... Fagan hätte genügend Arbeit in seinem Land!

Salzburg, 18. Juni (AFP) -

US-Opferanwalt Ed Fagan ist am ersten Tag des Prozesses um das Seilbahnunglück von Kaprun aus dem
Gerichtssaal geworfen worden. Der Vorsitzende Richter Manfred Seiss wies Fagan nach Prozessbeginn an, den
Verhandlungssaal im Salzburger Kolpinghaus zu verlassen und künftig nur noch als Zeuge aufzutreten, wie
Beobachter am Dienstag berichteten. Damit gab Seiss einem Antrag der Verteidigung statt, die unter anderem
kritisiert hatte, es finde kein "Kaprun-Prozess, sondern ein Ed-Fagan-Prozess" statt. Fagan nannte seinen
Rauswurf "skandalös". "Ich will Gerechtigkeit für meine Mandanten - und Gerechtigkeit bedeutet Geld", sagte er.


KLaus Märker antwortete am 20.06.02 (09:22):

Hallo Schorsch,
ja genau dieses Auftreten der US - Anwälte ist dazu geeignet den Ruf der Amerikaner weiter zu verschlechtern.
Wir dort ? Die Amerikaner würden uns was husten !
Klaus


juergen_schmidbauer antwortete am 20.06.02 (09:28):

wahrheit ist ja gnaz was schönes, aber ihr würdet, wenn hier amerikaner mitdiskutieren würden, sehr schnell den Stempel "Antiamerikaner" aufgedrückt bekommen,
auch wenn ihr nur den einen Anwalt meint.

Anti geht schnell, pro langsamer.


Felix antwortete am 20.06.02 (17:02):

@Juergen

.. frag mal unser Amerika-Fan juttam!