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THEMA:   Erst der Terror! ... Der Hunger kann warten!

 22 Antwort(en).

Felix Schweizer begann die Diskussion am 15.06.02 (09:59) mit folgendem Beitrag:

Im Westen .. um neutral zu bleiben .. wird eine paranoide Antiterroraktivität beobachtet. Mit immer neuen Horrorszenarien wird in der Bevölkerung die Angst geschürt. Staatliche Mittel werden eingesetzt um das Sicherheitsbedürfnis dann wieder zu befriedigen.
Die wahre Katastrophe aber spielt sich täglich vor aller Augen ab ... die Unterernährung killt stündlich
das Vielfache vom 11. September an unschuldigen Menschen ... pro Tag sterben ca. 100'000 an den
Folgen der Unterernährung.
Und welchen Stellenwert hat das für westliche Nationen. Untergeordnete Landesvertreter werden an die
Konferenz nach Rom geschickt. Dort werden unverbindliche Resolutionen beschlossen ... die zu kaum
etwas verpflichten. Berlusconi als einziger ranghoher Vertreter verschob die Tagung ... weil er zuschauen
wollte, wie seine Italiener an der Weltmeisterschaft spielen! Ein Hohn.... mit welcher Halbherzigkeit, die
grösste Geissel der Menschheit bekämpft wird.

Artikel dazu in der Basler Zeitung vom 15.6.02
https://www.baz.ch/reusable/druckversion.cfm?objectID=CFED78C7-D44C-4E1F-A7D0F19B6ADD1DEE

(Internet-Tipp: https://www.baz.ch/reusable/druckversion.cfm?objectID=CFED78C7-D44C-4E1F-A7D0F19B6ADD1DEE)


Jean antwortete am 15.06.02 (13:54):

Es gibt den Terror und die Angst und das Schüren der Angst vor dem Terror. Es gibt gigantische Rüstungsausgaben vor allem für die US-Militärmaschinerie. Es gibt Kosten und Gewinne, die oft jene verursachen bzw. einstreichen, die angeblich den Terror bekämpfen wollen. Und es gibt die Armut und den Hunger. Weltweit. Aber auch zum Beispiel in den USA selbst.

Eines schließt das andere nicht aus. Im Gegenteil. Das Eine ist die Bedingung für das Andere.

In der Süddeutschen Zeitung stand unlängst ein Artikel von Nikolaus Piper mit der Überschrift "Terror-Angst mindert weltweiten Wohlstand" (siehe Link). Daß ihr Wohlstand sich drastisch vermindern wird, merken mittlerweile auch die Bürger in den sogenannten "reichen" Ländern. Die Kosten für tatsächliche oder eingebildete Sicherheit belasten zunehmend die Weltwirtschaft.

Auf der Grundlage der Zahlen des Londoner International Institute for Strategic Studies (IISS) lagen die weltweiten Rüstungsausgaben des Jahres 2000 bei 811 Mrd. Dollar. Den Löwenanteil davon tätigten die USA mit 294,7 Mrd. Dollar. Die vergleichsweise mickrigen 5 Mrd. Dollar, über die Al-Qaida verfügen soll, sind in der Rechnung nicht enthalten.

Immer mehr Geld wird also ausgegeben für das Militär und für Kriege und den Terror. Immer mehr Menschen hungern oder verhungern. Das Eine ergibt sich aus dem Anderen.

(Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/wirtschaft/aktuell/45992&datei=index.php)


schorsch antwortete am 15.06.02 (14:03):

Es tönt zwar makaber, ist aber traurige Wahrheit: Die Übervölkerung der Erde frisst sich selber auf!

Schorsch


Paul antwortete am 15.06.02 (14:56):

Ich kann den ganzen Mist nicht mehr hören. Es sind schon Millionen Menschen verhungert, bevor Amerika überhaupt entdeckt worden ist.

Es ist mehr als primitiv, wenn man für alles nur Amerika verantwortlich machen will. Hat der Rest der Welt eigentlich keine Bedeutung?


Jean antwortete am 15.06.02 (15:05):

Nein, Schorsch, die Erde ist nicht "überbevölkert" und die Bevölkerung "frisst" auch nicht sich oder die Erde auf (das gilt noch nicht einmal für die Bewohner der "reicheren" Teile der Erde).

Was den Menschen zu schaffen macht, und was so viele in die Armut und den Hunger treibt, sind die in Art und Ausmaß nicht mehr zu tolerierenden Rüstungsausgaben und die Folge davon - der Krieg.

Ein winziger Teil der Weltbevölkerung, vor allem angesiedelt in den Chefetagen der Rüstungskonzerne, Armeen und Regierungen der USA und Europas, profitiert von Waffen und Aufrüstung und Krieg und möchte, dass sich Krieg und Terror weiter ausbreiten. Wenn diesen Menschen ihre Macht genommen wird, dann, erst dann, wird der Rest der Menschheit aufatmen und daran gehen können, Armut und Hunger für alle zu beseitigen.


Jane antwortete am 15.06.02 (15:28):

Hallo Schorsch,
ich stimme Dir zu: man nennt das "natürliche Auslese".
:-))


Felix Schweizer antwortete am 15.06.02 (16:18):

@ Paul
Ich finde es mehr als primitiv ... wenn man andern Aussagen unterschiebt, die sie gar nicht gemacht haben.
Ich spreche in meinem Beitrag nicht von Amerika .. sondern vom Westen. Wenn du genug von diesem Mist hast ... weil unverhältnismässig viel Mittel in die Rüstung gesteckt werden ... während beim Kampf gegen den Hunger lediglich Minimalprogramme geleistet werden ... dann hättest du Recht .... aber ich befürchte ... du hast nicht das damit gemeint!


Paul antwortete am 15.06.02 (17:16):

Felix,

sorry, ich habe wirklich nicht Dich gemeint, sondern die Aussage von Jean:

"Es gibt gigantische Rüstungsausgaben vor allem für die US-Militärmaschinerie."

Es nervt einfach, wenn man so tut, als ob nur Amerika für alles Übel zuständig sei. Der Rest der Welt darf sich offenbar auf die faule Haut legen und den Hunger auf der Welt weiterhin ignorieren.

Rüstungsausgaben gibt es überall! Angeprangert wird das jedoch nie! Auch hier in diesem Forum nicht.


K.G. antwortete am 15.06.02 (19:28):

Angeprangert wird viel in der Welt. Wie wärīs mal mit Lösungsvorschlägen von Euch, liebe Diskutanten?
Kurt


Helga antwortete am 15.06.02 (20:22):

Machst Du Witze? Du bist doch auch ein Diskutant. Wo ist denn Dein Vorschlag?


Felix Schweizer antwortete am 16.06.02 (00:12):

Ein altes Anliegen der aktiven Friedensforschung ist die Beseitigung oder zumindest die Verringerung der Konflikte, die zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen.
Der wichtigste Faktor ist die Sicherheit ....einigermassen menschenwürdig überleben zu können. Dazu gehören Nahrung, Wasser und Energie. Alle bisherigen Bemühungen, staatliche Mittel nicht in die Aufrüstung der Armee sondern in die Verringerung der zentralen Konfliktmomente zu investieren sind bisher auf taube Ohren gestossen.
Statt Terrorabwehr verbunden mit gröbster Verletzung der Menschenrechte wäre es sinnvoll ... die unwürdigen Zustände zu verbessern, die zur Verzweiflungstat Terror führen. Meint ihr, ich würde z.B. tatenlos zusehen, wie die israelichen Besetzer mit meinen Landsleuten umgehen .. wie unsere mühsam erbauten Häuser in Schutt und Asche gelegt werden ... wie in unserem Land .. auf unserem Grund und Boden .. bewaffnete Siedlungen erbaut werden ... wie wir in der Mobilität eingeschränkt unserer Arbeit nicht mehr nachgehen können .. wie unser gewählter Präsident verhöhnt und gedehmütigt wird u.s.w. ... Nein! Wahrlich .. ich würde meine ganze Intelligenz .. mein Wissen und meine Mittel einsetzen, um mich gegen diese Ungerechtigkeit zu wehren. In den Augen der Juden und der Amerikaner wäre ich ein unwürdiger Terrorist, den man wie Ungeziefer aus dem Verkehr ziehen kann.
Der Terror ist nicht von bösen Menschen gemacht ... sondern entsteht aus der Verzweiflung der Ohnmächtigen.
Ausdrücke wie "die Achse des Bösen" oder "Schurkenstaaten" zeigen in aller Deutlichkeit. dass diese Herrschaften rein gar nichts begriffen haben ... oder nichts zugeben wollen.


Fred Reinhardt antwortete am 16.06.02 (08:48):

Hallo Felix Schweizer.
Deine gleichbleibende Verbissenheit, wie du auf einige Staaten dieser Welt rumprügelst, ist hier im Forum unübertroffen.
Du schreibst, Terror entsteht aus Verzweiflung, nein überhaupt nicht, nur böse Menschen verbreiten Terror.
Was müssen dir diese Staaten angetan haben, dass du überhaupt nichts gutes an den gewählten Häuptern und der Mehrzahl der Menschen dieser Länder lässt.
Ist deine Schreibart auf Zeit gesehen nicht zu stressig und nervenaufreibend ? Kannst du dich überhaupt noch über irgendetwas freuen ?
Einen schönen und geruhsamen Sontag wünscht Fred Reinhardt.


Jean antwortete am 16.06.02 (08:58):

Amerika ist nicht "für alles Übel zuständig" (was in diesem Thema auch niemand behauptet hat) - die amerikanische Politik der Dominierung der Welt ist selbst das Übel. Diese Politik ist Kriegspolitik.

Unlängst wurde der weltweit größte US-Militärhaushalt beschlossen. 2003 werden die amerikanischen Militärs und Politiker 379 Milliarden Dollar (439 Milliarden Euro) zur Verfügung haben. Gegenüber 2002 ist das eine gewaltige Steigerung und in absoluten Zahlen die größte Steigerung überhaupt.

President Bush hat den neuen Haushalt selbst als "Kriegshaushalt" bezeichnet. "Es ist ein Plan, um einen Krieg zu gewinnen, den wir nicht wollten; einen Krieg, den wir aber entschlossen sind zu gewinnen." - sagte er.

Da bleibt für die armen Länder nicht mehr viel übrig: Etwa 9 Milliarden US$ Entwicklungshilfe sind veranschlagt, vielleicht noch erhöht um die von Mr. Bush kürzlich in Deutschland versprochenen 5 Millarden US$.

Die Zahlen lassen eines deutlich werden:

Die Weltherrschaft ist das Ziel der USA, der weltweite Krieg ist das Mittel dazu und die "Entwicklungshilfe" ist das politische Feigenblatt (damit in Diskussionen auch einmal etwas Gutes über die USA gesagt werden und von der Kriegspolitik abgelenkt werden kann).


Felix Schweizer antwortete am 16.06.02 (11:24):

@ Fred

Keine Frage ... natürlich kann ich mich an sehr vielen Dingen freuen .. aber sicher nicht an den Ungerechtigkeiten und menschenverachtenden Machtakten, wie sie heute noch rings um unseren Globus stattfinden.
Leider sind in unsern Medien nicht alle Konfliktgebiete so präsent .. wie z.B. der Antiterrorkrieg der USA und die aggresive Vorgehensweise der Israelis. Deshalb ... das gebe ich zu ... kommen diese vermehrt ins Schussfeld der Kritik. Man könnte gerade so gut die scheusslichen Ungerechtigkeiten in Tschetschenien, in verschiedenen Teilen Afrikas, in Südamerika, in China, Indonesien oder in der Türkei anprangern. Terror kennen wir auch in Europa ... wie die ETA in Spanien oder IRA in Nordirland etc.
Aber bei deiner andern Aussage, dass der Terror keine Reaktion auf eine verzweifelte Lage darstelle ... sondern von bösen Menschen gemacht sei, muss ich mit aller Entschiedenheit widersprechen.
Auch mit bescheidenen entwicklungspsychologischen Grundkenntnissen solltest du wissen, dass kein Lebewesen "böse" zur Welt kommt. Aggressive Verhaltensweisen sind nicht mit Bosheit gleichzusetzen. Um "böse" zu sein braucht es die Einsicht, gegen eine angenommene Ethik zu verstossen. Ein Kleinkind, das mit wasserresistenten Filzstiften auf die neue Tapete malt ist nicht "böse" ... eher die Überreaktion des Vaters der das Kind schlägt!
Man kann mit diesem Ausdruck "BÖSE" nicht vorsichtig genug umgehen. Wer ist so zu bezeichnen? Der palästinensische Junge, der Steine gegen Soldaten wirft, die seine Ortschaft zerstört und viele Mitbewohner verletzt oder getötet haben? Oder der Soldat in einem israelischen Panzer, der zum Spass, Wassertanks von den Dächern der Palästinenser schiesst. Waren die deutschen Wehrmachtsoldaten "böse" oder nur ihre Führer?
Menschen die ganze Nationen mit diesem Ausdruck diffamieren wie z.B. Präsident Bush, disqualifizieren sich selber .. und werden ... das werdet ihr doch verstehen ... von meiner Kritik auch weiterhin nicht geschont!


DorisW antwortete am 16.06.02 (11:36):

Wenn ein Land, dessen Bevölkerung nichts zu beißen hat, seine wenigen Dollars in die Kriegsmaschinerie investiert - ist das nicht viel schlimmer als die Militärausgaben der USA?


Fred Reinhardt antwortete am 16.06.02 (12:33):

Ja DorisW das finde ich auch.

Felix, das Wort " BÖSE " ist für mich eine reine Auslegung. Du wirst es eher als Akademiker überdenken und ich als Handwerker.
Ich habe gerade von dir angenommen, du würdest nicht nur die Fernsehbilder wiedergeben sondern auch mal daran denken, wie so ein Selbstmörder mit Sprengstoff am Leib, sich in ein Gewühle von Israelis stürzt. Dies ist im Fernsehen nicht zu sehen, nur zugedeckte Menschenleiber und darum wird dies auch nicht so vordergründig angezeigt. Panzer gegen Kinder, gegen Menschen, gibt da schon etwas mehr für einen Fernsehberichterstatter her.

Sind Menschen, die andere Menschen zum Selbstmord anstiften nicht das BÖSE in Reinkultur ? Bei uns Christen wie auch bei den Moslems ist Selbstmord eine Sünde. Von Selbstmord und dann noch von vielen Weibern, steht bei uns in der Bibel und auch im Koran nichts. Im dritten Reich hat man fleissig in der Bibel nach einer solchen Stelle gesucht, um die Einmanntorpedomänner in eine rosige Zukunft zu schicken. Nichts gefunden und die haben damals gründlich gesucht.


schorsch antwortete am 16.06.02 (17:58):

@ Fred Reinhard: "...Du schreibst, Terror entsteht aus Verzweiflung, nein überhaupt nicht, nur böse Menschen verbreiten Terror...."

Es gibt nur wenige wirklich böse Menschen - die anderen werden zu solchen gemacht - aus Not, Verzweiflung, oder eben: indem man ihnen eintrichtert, es gelte, den Ungläubigen auszurotten - so wie das noch vor kurzer Zeit die Christen mit den "Unchristen" getan haben.

Schorsch


Fred Reinhardt antwortete am 16.06.02 (18:55):

@ Schorsch, du bringst da Namen durcheinander.
Der Satz " Terror entscteht aus Verzweiflung " stammt von Felix und ich habe dies nicht nochmals vermerkt.

Na ja, mit dem Wort " wenig " gehe ich aber nicht so einig, denn die Zeit zeigt uns immer mehr BÖSE, und dies nicht nur in der Vergangenheit.
Gruss Fred


Felix Schweizer antwortete am 17.06.02 (01:47):

@Fred

tut mit leid .. habe deinen letzten Beitrag nicht verstanden.

Was willst du mit den Fernsehbildern aussagen? ...Was hat das mit meinem Beitrag zu tun? .. Auch das mit den fehlenden Bibel- und Koranstellen ist für mich völlig abstrus! Bitte drücke dich deutlicher aus!
In einem Punkt sind wir vermutlich einig:
Auch ich finde es eine abscheuliche Gemeinheit, ein Verbrechen ... Menschen mit irgendwelchen Versprechungen oder Druckmitteln zum Selbstmord zu bringen. Noch verwerflicher ist die Anstiftung zu einem Selbstmordattentat.


schorsch antwortete am 17.06.02 (08:54):

Sorry Fred!

Schorsch


Felix antwortete am 17.06.02 (14:51):

@Fred ... Ich warte auf deine Antwort!


Fred Reinhardt antwortete am 17.06.02 (18:07):

Ja Felix, es war ein wunderschöner Sommertag,
die Börsenkurse haben auch angezogen,
einen guten annehmbarer Auftrag habe ich auch erhalten,
die Rechnung vom Zahnarzt war bei der Post,
warum soll ich mich da noch streiten Felix,
du hast RECHT und ich meine RUH.
Dir wünsche ich noch einen schönen hochsommerlichen Abend.


K.G. antwortete am 17.06.02 (23:29):

Helga! Evtl. erwartest Du eine Antwort auf Deine Reaktion:
"Machst Du Witze? Du bist doch auch ein Diskutant. Wo ist denn Dein Vorschlag?"

Ich würde lieber über objektbezogene Lösungsmöglichkeiten bezüglich Hunger und Terror nachdenken wollen, als auch noch mit anzuprangern. Man müßte ein entsprechendes Land benennen über das man diskutieren will, darüber dann aber auch gut recherchieren. Ja DorisW, warum investiert ein solches Land in Waffen und nicht in Brot? wenn es denn stimmt, was Du sagst. Fred R. erwähnt die Einmanntorpedos. Ich möchte erweitern und auf die japanischen Kamikazeflieger hinweisen, auf den Kapitän, der als letzter mit seinem Schiff untergeht, auf sterbende Duellanten. Sie alle starben freiwillig. Mit Verzweiflung hat das, glaube ich, nicht sehr viel zu tun.
Terrorismus wird von oben organisiert, an Freiwilligen wird es nicht fehlen.
Sollten wir nicht, um auf das Beispiel eines hungernden Landes zurückzukommen, einmal über Entwicklungshilfe und deren Ergebnisse nachdenken?
Ursachenerkennung ist der erste Weg zur ..............
Kurt