Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Betuwelinie - Lärmschutz an Bahnlinien

 11 Antwort(en).

bernd-Christian begann die Diskussion am 11.06.02 (04:03) mit folgendem Beitrag:

Das Vertragswerk zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Deutschen Bahn AG scheint nun nach 9 Jahren endlich unter Dach und Fach zu sein.
900 Millionen ä werden für den Ausbau der europäischen Transitstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen investiert. Davon werden nahezu 200 Millionen ä vorab für den Lärmschutz der Siedlungsgebiete eingesetzt.
Das ist sozusagen ein Pilotprojekt, welches allen anderen, bisherigen Gepflogenheiten widerspricht, aber nach Aussage des Bundesverkehrsministers in Zukunft Schule machen soll.
Das war ein großer Erfolg für die Bürgerinitiativen, deren Komunen und deren Bürger an der Bahn, deren Forderung von Beginn an ein menschenverträglicher Lärmschutz an den Gleisen der Bahn war.
Ich bitte alle Bürger, die von dieser oder auch anderen Ausbaustrecken betroffen sind, um Ihre Stellungnahme, ganz besonders zum Lärmschutz an Bahnlinien.


schorsch antwortete am 11.06.02 (08:45):

Auch in der Schweiz werden nun Lärmschutzwände zwischen Bahn und Wohngebieten gebaut. Die Verhandlungen zwischen Bahn und Gemeinden gingen sehr schnell über die Bühne - nur etwa 20 Jahre (;--))))

Schorsch


Johannes Michalowsky antwortete am 11.06.02 (09:59):

Was ist betuwe - oder muß man das wissen?


leona antwortete am 11.06.02 (22:50):

@ Jo

Gute Frage!!


Eric antwortete am 12.06.02 (15:47):

Jo,
vielleicht "Bet(on) u(nd) We(hr)".


elchi antwortete am 12.06.02 (16:32):

Die Betuwe (Bat-ouwe "besserer Grund"), eine alte niederrheinische Landschaft, gelegen zwischen dem Rhein, dem Lek, der Waal und der Maas.

https://www.novaesium.de/lage.htm


Johannes Michalowsky antwortete am 12.06.02 (20:56):

Danke für die Aufklärung, aber so etwas muß einem bundesweiten Publikum schon gesagt werden!


bernd-christian antwortete am 13.06.02 (00:27):

Von bernd-christian zur Aufklärung!
Vorab: Ich hatte bewußt in meinem Statement keine Erklärungen zu dem gegeben, was die Betuwelinie überhaupt ist. Ich war daran interessiert, zu erfahren, in wie weit dieses Thema, welches den deutschen Niederrhein seit fast neun Jahren beherrscht, überhaupt in das Bewußtsein der weiteren Öffentlichkeit gedrungen ist.
Ehe ich auf eure Fragen eingehe, möchte ich auf eine sehr gute Quelle hinweisen, uns zwar auf https://www.betuwe.de von meinem Mitstreiter Gerd Bork, der zudem Leiter des Büro-West der Bundesvereinigung gegen den Schienenlärm ist. Hier findet ihr einen sehr guten Abriss zur Geschichte und Entwicklung der Betuwelinie.
Auch findet ihr viele Hinweise, indem ihr einfach das Stichwort "Betuwe" in eure Suchmaschinen eingebt.
Weiteres in der nächsten Mitteilung!


bernd-christian antwortete am 13.06.02 (00:34):

an schorsch: Treffer! Es geht tatsächlich um den Lärmschutz an einer europäischen Eisenbahn-Ausbaustrecke. Leider im Gegensatz zu den begrüßenswerten Gepflogenheiten der Schweiz dauert die Durchsetzung von Lärmschutz an bestehenden Bahnlinien in Deutschland wesentlich länger: im vorliegenden Fall der Betuwelinie fast neun Jahre.


bernd-christian antwortete am 13.06.02 (00:48):

Johannes Michalowski, leona und Eric,
euch sei verziehen, dass ihr von der Betuwelinie bisher noch nichts gehört oder gelesen habt.
Wenn ich nicht zufällig selbst von den Auswirkungen der neuen Bahnlinie betroffen wäre, hätte ich als Außenstehender auch niemals davon erfahren.
Hallo elchi,
du bist genau auf der richtigen Fährte.
Die Betuwe ist eine alte niederrheinische Landschaft auf holländischen Boden, kurz vor der deutschen Grenze, wenig besiedelt und deshalb für Planungen der niederländischen Regierung sich anbietend.
Nebenbei aus der Historie: Viele Bewohner in dieser Niederung waren vor zwei bis drei Jahrhunderten derart verarmt, dass sie auswanderten und in Indonesien die holländische Kolonie BATAWIA gründeten. Aber das nur am Rande!
Weitere Informationen folgen.


bernd-christian antwortete am 13.06.02 (02:57):

Nun konkret zur Betuwelijn, wie sie auf holländischer Seite heißt. Diese ist eine Eisenbahn-Neubaustrecke von Rotterdam bis nach Zevenaar, und von dort aus weiter bis zur Grenze nach Deutschland bei Emmerich.

Hintergrund dieser europäischen Neubaustrecke war der Erhalt und Ausbau der Wirtschaftsstandortes Rotterdam, dem größten europäischen Hafen.

In Rotterdam werden täglich einige tausend Container angelandet, die zur Zeit noch zum größten Teil per LKW abtransportiert werden, aber in Zukunft zur Entlastung der Umwelt auf die Bahn sollen, auch weil das holländische Autobahnnetz trotz teilweise vierspurigen Ausbaus aus allen Nähten platzt.

Im Hafen Rotterdam ist jedoch kein Platz mehr, um dort einen großen Güterbahnhof zwecks Zusammenstellung der internationalen Züge einzurichten.

Deshalb kam es zu der logischen Entscheidung, in Holland eine neue Bahnlinie zu bauen, um aus Rotterdam erst mal alle Container mehr oder weniger unsortiert abzufahren und diese kurz vor der deutsche Grenze in Zevenaar zu sammeln.

Dort, in der Betuwe-Niederung, entsteht zur Zeit das größte Eisenbahn-Güterverteilungszentrum der Welt mit einem riesigen Gleissystem, wo dann die Waggons mit ihren Containern zu internationalen Zügen zusammengestellt werden, die nicht nur Europa bedienen, sondern auch bis weit nach Asien gehen.

Dieser Bahnhof wird spätestens im Jahre 2005 in Betrieb gehen.

Es werden dann täglich mehr als 80 zusätzliche Güterzüge auf die Strecke nach Deutschland gehen, die natürlich auch wieder zurückkommen müssen. Also müssen pro Tag mindestens 160 zusätzliche Züge auch in Deutschland abgefertigt werden.

Damit steht die Deutsche Bahn AG vor einem riesigen Problem:
Die aus Holland zusätzlich kommenden Zügen können in Deutschland nur über die bestehende Strecke von Emmerich über Wesel und Dinslaken bis nach Oberhausen abgefahren werden. Diese Strecke ist bisher nur zweigleisig und wird den zukünftigen Anforderungen nicht genügen können.

Vorsorglich wurde in Oberhausen bereits ein neuer Knotenpunkt zur Aufnahme der holländischen Züge gebaut.

Jedoch gab es bisher keine Planung auf deutscher Seite, wie der Güterzugverkehr auf nur zwei Gleisen zwischen den Städten Emmerich und Oberhausen abzuwickeln sei, ohne den Personen-Fern- und den Personen-Nahverkehr zu beinträchtigen.

Auch gab es bisher keine Ansätze seitens der Deutschen Bahn AG, wie das auf die Bürger zukommende, unerträgliche Lärmproblem, besonders in den Nachtstunden, zu lösen sei.

Die Bürgerinitiativen und alle Städte und Kommunen am Niederrhein haben von Beginn an immer ein drittes Gleis gefordert, um den Personennahverkehr auf der Strecke sicher zu stellen und um aus dem dritten Gleis einen rechtlichen Anspruch auf Lärmschutz zu gewähleisten.

Zu dem vorläufigen Ergebnis unserer Bemühungen verweise ich auf meine Eingangs-Mitteilung. Ich werde in den nächsten Tagen dazu gerne entsprechend eurer Fragen weitere Insider-Informationen liefern.

Das Thema ist unter anderem auch: "Lärmschutz an bestehenden Bahnlinien".

für besondere Fragen stelle ich meine E-Mail-Adresse zur Verfügung.


bernd-christian antwortete am 13.06.02 (03:06):

Sorry schorsch,
habe erst jetzt deinen Anhang:
- nur etwa 20 Jahre (:--)))) - richtig erkannt.
Da haben wir am Niederrhein ja mit nur neun Jahren wohl richtig Glück gehabt.
Wohnst du auch an der Bahn?
Wenn ja, ich fühle mit dir.
Ich schlafe seit einigen Jahren immer nur mit Ohrstopfen.