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THEMA:   Der Antisemitismus in Deutschland auf dem Vormarsch

 95 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 01.06.02 (01:14) mit folgendem Beitrag:

Nachdem der FDP-Funktionär Jürgen W. Möllemann Zustimmung für Terrorangriffe gegen israelische BürgerInnen signalisiert hat und Mitglieder des Zentralsrats der Juden in Deutschland als am Antisemitismus selber schuld beschimpft hat, outet sich ein weiterer Prominenter als Antisemit: Der Schriftsteller Martin Walser.

Über das Manuskript von Walsers neuem Roman "Tod eines Kritikers" ist heftiger Streit entbrannt. Wegen "antisemitischer Klischees" hat Frank Schirrmacher - Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung - den Vorabdruck in einem offenen Brief abgelehnt. Das Buch sei ein "Dokument des Hasses".

Aus aktuellem Anlass deshalb dieser Link...

Rede des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, anlässlich der Veranstaltung zum Gedenken an die Reichsprogromnacht am 9. November 1938 am 09.11.2000, Berlin
https://www.zentralratdjuden.de/rede_001109.htm

(Internet-Tipp: https://www.zentralratdjuden.de/rede_001109.htm)


bernd-christian antwortete am 01.06.02 (03:46):

Hallo Wolfgang,
du schreibst:
"Nachdem der FDP-Funktionär Jürgen W. Möllemann Zustimmung für Terrorangriffe gegen israelische BürgerInnen signalisiert hat und Mitglieder des Zentralsrats der Juden in Deutschland als am Antisemitismus selber schuld beschimpft hat ...".
Diese deine Aussage ist so nicht richtig, beruht auf Populismus und kann nicht das Ergebnis einer seriösen Recherche sein.
Dazu drei Fragen: Was sind BürgerInnen? Gibt es auch BürgerAußen? Oder gibt es auch BürgerMittendrin?
Wir sollten nicht in den Fehler verfallen, die Aussagen unserer Politiker pauschal zu diffamieren, ohne die Quellen richtig hinterfragt zu haben, ungeachtet unserer eigenen persönlichen Meinung. Diese Freiheit bleibt jedem.


Jan antwortete am 01.06.02 (07:54):

Noch ist längst nicht klar, was und wie Martin Walser sich geäußert hat. Das Buch ist noch nicht einmal erschienen. Außer der FAZ hat wohl niemand das Manuskript gelesen.
Also sollte man sich zurückhalten, Martin Walser als Antisemiten zu bezeichnen, lieber Wolfgang. So direkt tun das nicht einmal die Medien.


WANDA antwortete am 01.06.02 (08:47):

Ich denke auch, dass man da sehr vorsichtig sein muss. Ich bin bestimmt kein Antisemit, wirklich nicht, aber ich verurteile das, was der Staat Israel sich anmasst.


Karl antwortete am 01.06.02 (08:52):

Ich werde das Buch von Walser lesen, bevor ich ihn verbal mit dem Begriff "Antisemit" totschlagen werde. Ich beobachte mit Sorge, wie die berechtigte Kritik an der Regierungspolitik von Israel immer mehr verstummt und stattdessen Antisemitismus als Feindbild wachgeküsst werden soll. Ein gelungenes Ablenkungsmanöver von der Bedrohung durch handfeste Realpolitik.


sofia204 antwortete am 01.06.02 (08:57):

@bernd-christian,
extra oberflächlich und flapsig, wie du
in diesem ernsten Thema
Bürger-innen und -außen vergleichst


Heidi antwortete am 01.06.02 (09:16):

"Wehret den Anfängen" heißt es oft, wenn es um den Kampf gegen Rechtsextremismus geht. Doch wir sind längst über dieses Stadium hinaus. Was wir fast täglich erleben, hat nichts mehr mit "Anfängen" zu tun. Wir befinden uns bereits mittendrin im Kampf gegen Rechts. Bundeskanzler Schröder forderte vor einigen Wochen einen "Aufstand der Anständigen", er forderte mehr Zivilcourage - aber was bedeutet das konkret und für den Einzelnen? Was kann und muss jeder von uns tun?

Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit in diesem Land Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit ablehnt. Aber diese Mehrheit darf nicht länger schweigen, sie darf nicht länger wegschauen, sie darf nicht länger die Vorgänge in unserem Land verharmlosen..."

Zitat aus o.a. Rede.


Heidi antwortete am 01.06.02 (09:57):

Um langes Suchen zu ersparen, hier der Link zum offenen Brief Schirrmachers:

(verkürzt unten antippbar, webmaster)

Link-Tipp: Der offene Brief von Schirrmacher


Geli antwortete am 01.06.02 (10:01):

Andererseits darf es doch aber auch nicht so weit gehen, daß jeder, der einen anderen kritisiert, nur deshalb, weil dieser andere "zufällig" Jude ist, gleich als Antisemit bezeichnet wird.


Felix antwortete am 01.06.02 (12:43):

Oh Heidi ... mit dieser überlangen Adresse hast du den Text weit über den Bildschirmrand hinaus verbreitert.

Karl ... kannst du helfen ... die Adresse in Heidis Text zu halbieren? Ich habe das bei mir auch schon machen
müssen!


Wolfgang antwortete am 01.06.02 (12:45):

FRANK SCHIRRMACHER ÜBER MARTIN WALSER
"Ich war so angewidert"

Er war der Auslöser der Walser-Debatte, bezichtigte den Autor antisemitischer Mordphantasien. FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher schrieb in seiner Zeitung, weshalb er den neuen Roman Martin Walsers nicht drucken werde. Seitdem steht auch Schirrmacher in der Kritik - und schwieg. Jetzt antwortet er im SPIEGEL-Gespräch.

https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,198914,00.html

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,198914,00.html)


Horst Krause antwortete am 01.06.02 (13:15):

Geli antwortete am 01.06.02 (10:01):

Andererseits darf es doch aber auch nicht so weit gehen, daß jeder, der einen anderen kritisiert, nur deshalb, weil dieser andere "zufällig" Jude ist, gleich als Antisemit bezeichnet wird.

Ich signalisiere volle Zustimmung. Aber es ist noch viel schlimmer, als Du schreibst. Schon anderer Meinung zu sein und kritische Äußerungen, und Du bist Antisemit, so ist es mir ergangen, als ich mir erlaubt habe, Spiegel wegen seiner Haltung um die Deutsche Leitkultur, nachdem aufklärenden Gespräch mit der CDU-Führung, zu kritisieren.
So einfach machen es sich diese Funktionäre und wundern sich, wenn sie nicht Freunde sondern Gegner gewinnen.


Anita antwortete am 01.06.02 (17:34):

Wenn ich keine Israelis und keine Juden kritisieren darf, dann heißt das doch, daß diese alle untadelig sind ! ?


Josef E. antwortete am 01.06.02 (17:41):

Möllemann kann sich sicher sein, dass er den Nerv breiter Bevölkerungsschichten getroffen hat. Seine klaren Worte in Richtung Michel Friedmann, dem so selbstherrlichen stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, ist nachweislich bei vielen Menschen auf Sympathie gestoßen. Möllemann haben seine deutlichen Worte gegenüber Friedmann den Vorwurf des "Antisemitismus" eingebracht. Dieser wurde nun ausgerechnet im linksliberalen "SPIEGEL" von Matthias Mattusek entkräftet. Mattusek stellte dort unter anderem fest: "Was soll daran antisemitisch sein, Michel Friedmann nicht zu mögen?" Friedmann rekuriere auf die "billigste Volte" überhaupt. Er rufe Antisemit und könne sicher sein, dass in fünf Minuten "das gesamte Deutschland" mitrufe. "Das ist der eigentlich skandalöse, weil für einen Intellektuellen und Journalist so unsportliche Vorgang", schlussfolgert Mattusek. "Austeilen und dann nicht etwa einstecken, sondern hinter den nächsten Baum springen und Antisemit brüllen."
Diese Aussagen kann ich voll unterstreichen. Möllemann ist zum Vollstrecker eines Tabubruchs geworden, was ich sehr mutig finde. Vielleicht brauchen wir tatsächlich einen "Aufstand der Mutigen" mit Möllemann in der Politik und Martin Walser bei den Literaten, damit endlich mal Normalität in dieses Deutschland einzieht.


Aaron antwortete am 02.06.02 (00:48):

Hallo Josef E.
volle Zustimmung zu deinen Ausführungen


schorsch antwortete am 02.06.02 (08:54):

Seufz 1: Was gibt es für einen Autor denn Absatzfördernderes , als dass sein neues Buch schon zerrissen wird, bevor es überhaupt jemand gelesen hat!?

Marcel Reich-Ranicki hat es auch noch nicht lesen können, aber er hat sich bereits entrüstet dazu gemeldet!

Seufz 2: Wann endlich zerreisst Marcel Reich-Ranicki MEINE Bücher!? Ich muss sie wohl selber!

Schorsch


wese antwortete am 02.06.02 (09:25):

Wäre Martin Walser nicht zufällig ein "deutscher" Schriftsteller, sondern russischer, italienischer oder eventuell afrikanischer Herkunft, dann hätte das ganze Thema überhaupt keine Rolle gespielt. Zumindest nicht in den Medien.


Werner Bleicher antwortete am 02.06.02 (15:47):

Josef E und Wese
da kann ich nur zustimmen. Die einen mögen eine Person und die anderen eben nicht. In der heutigen Medienwelt wird vor allem in Fernsehen dem sympathischen Auftreten meist mehr Wert beigemessen als dem Inhalt. Selbst unter den Katholiken gibt es eine heiße Diskussion ob es sinnvoll oder schädlich ist den kranken Papst in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Kanzler Schröder kämpft unentwegt um die Oberhoheit über die Kameras und jede Firma und jeder Club achtet darauf, dass seine Repräsentanten ein möglichst positives Erscheinungsbild prägen.
Es ist aber eine Tatsache, dass Herrn Friedmans Art ein Gespräch zu führen einer großen Anzahl der Zuschauer unangenehm ist - natürlich auch seinen Mitdiskutanten. Das sind aber einstudierte Tricks, dem Partner auf den Leib rücken oder ungefragt anfassen! Er ist eben für viele nicht das gewohnt optisch vorteilhafte Aushängeschild - in diesem Fall nun einmal leider vom Zentralrat der Juden. Das ist eigentlich der Hintergrund - den Rest hat tatsächlich Herr Friedman und der Zentralrat selbst daraus gemacht.


Fred Reinhardt antwortete am 02.06.02 (17:17):

Werner Bleicher, du schreibst Zuschauer und auch Mitdiskutannten mögen Friedmanns einstudierte Tricks nicht.
Woher weisst du was die Zuschauer und Diskudanten mögen oder nicht mögen ?
Warum gehen überhaupt Mitdiskudanten zu Friedmann wenn er ihnen, wie du schreibst, lästig ist ? Es muss doch keiner MÜSSEN !!!
Friedmann hat bestimmt viele Zuschauer sonst wäre seine Sendungen schon längst vom Fenster.
Also Werner dir rate ich, abschalten wenn Friedmann dran ist und wenn du von ihm eingeladen wirst,geh einfach nicht hin.
Gruss Fred


Wolfgang antwortete am 02.06.02 (23:14):

"Möllemann kann sich sicher sein, dass er den Nerv breiter Bevölkerungsschichten getroffen hat.", schreibst Du, Josef E. - Das ist sicher richtig. Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen der Elite (die es eigentlich besser wissen müssten) die populistische Karte ziehen und dem Mob nach dem Mund reden. Was eignet sich besser dazu, um viel Applaus zu bekommen, als auf Juden einzudreschen... Zuerst einmal verbal... Die Drecksarbeit, die nonverbale Dresche, übernehmen später andere.

Was den Antisemitismus betrifft, sind sich "die Elite und der Mob" (Jan Philipp Reemtsma) in Deutschland immer beängstigend einig gewesen. :-(


Felix Schweizer antwortete am 03.06.02 (00:51):

für mich gibt es keinen Grund irgendeine Völkergruppe ... mit Samthandschuhen zu behandeln ... nur weil sie in ihrer Geschichte irgend einmal Unrecht erfahren haben!
Dies gilt für Fahrende, Armenier, Kurden, Juden etc. in gleichem Masse. Ich nehme mir die Freiheit und das Recht ... Fehlverhalten in der Gegenwart ... unabhängig von erlittenem Leiden in der Vergangenheit ... anzuprangern. Dies hat mit Anti.... überhaupt nichts zu tun!


Karl antwortete am 03.06.02 (09:02):

Wer wird jetzt hier als Mob beschimpft?

Heute lese ich in einer Kritik des Walser Buchs von Bettina Schulte in der Badischen Zeitung (sie als Journalistin hat das Manuskript bereits lesen können): "'Tod eines Kritikers' ist kein antisemitisches, es ist ein misslungenes Buch". Schirrmacher verfälsche Zitate, in dem er z.B. den Kontext unterschlage, zum Beispiel bei der mit "Entsetzen zitierten Nazi Parole "Ab null Uhr wird zurückgeschlagen". Diese werde im Roman selbst mit Entsetzen zur Kenntnis genommen.

Wer vorschnell über andere Menschen und seien sie berühmte Zeitgenossen ohne wirkliche Kenntnis der Tatsachen den Stab bricht und sie mit dem ungeheuerlichen Vorwurf des Antisemitismus belegt, bedient sich höchst fragwürdiger und in meinen Augen gefährlicher Methoden.

Früher war es der Vorwurf der Homosexualität, jetzt ist es der Vorwurf "Antisemit", der zerstören soll.


Wolfgang antwortete am 03.06.02 (11:16):

Es wurde hier gesagt: Der "Nerv breiter Bevölkerungsschichten" sei getroffen worden... Will sagen: Es musste mal einer kommen und sagen, was in Wahrheit viele denken.

Aber das ist ein gefährliches Spiel! Das Anstössige, das bisher Ungesagte (wenn auch Gedachte) aussprechen, den latenten Antisemitismus in alten Bildern, in Klischees vom "ewigen Juden" mit den besonderen (selbstredend schlechten) Charaktereigenschaften rauslassen, Stimmung machen, dem Mob nach dem Mund reden, das zu Teilen durchaus dafür empfängliche deutsche Publikum mit Mordphantasien gegenüber einem Juden bedienen...

Heute schreibt STEPHAN HEBEL in seinem Kommentar "Missverstandene Demokratie" in der Frankfurter Rundschau:

" [...] Jürgen Möllemann und Martin Walser öffnen einer Unterströmung den Raum des öffentlichen Diskurses, die bisher zwar über Stammtisch und rechtsradikale Subkultur hinaus vorhanden, aber aufs Gespräch hinter vorgehaltener Hand begrenzt war. Das ist es, was die beiden zu Feinden der Verfassung macht, soweit man Verfassung im weiten Sinne als 'Verfasstheit' einer demokratischen Gesellschaft versteht."


Karl antwortete am 03.06.02 (12:18):

Lieber Wolfgang,


damit wir uns richtig verstehen. Antisemiten sind eine fürchterliche Gattung Mensch, Rassisten überhaupt. Ich wehre mich immer vehement und intensiv gegen deren vereinfachendes Denken, welches Menschen verurteilt, weil sie per Geburt einer anderen Gruppe (ob nun Rasse oder Religion) zuzuordnen sind.

Gerade weil ich Rassisten so widerlich finde, bin ich allerdings auch sehr vorsichtig, jemanden als solchen zu bezeichnen. Aufgrund unvollständiger Informationen bin ich hierzu nicht bereit. Ebenso wehre ich mich dagegen, dass nicht das wirklich Gesagte zählt, sondern das Hineininterpretierte.

Die gegenwärtige Antisemitismus-Debatte ist m.E. eine künstliche, die keineswegs Strömungen in unserer Gesellschaft widerspiegelt. Diese Debatte ist ins Leben gerufen worden, um berechtigte Kritik an der Politik Israels abzuwürgen und wird am Leben erhalten, weil Vertreter von Organisationen und Parteien daraus Vorteile ziehen wollen.


WolfgangM. antwortete am 03.06.02 (16:25):

Es sollte das reichen, was Herr Möllemann gesagt und geschrieben hat. Da muß man nichts hineininterpretieren.

Er kann sich auch nicht entschuldigen, so wie es der Anstand erfordert. Mit seiner Entschuldigung wäre sein Herumrühren im braunen Sumpf unglaubwürdig, der Köder, den er auslegt hat, wäre weg.

Von Herrn Westerwelle kann man auch nichts erwarten, der muß zum Vorsitzenden des größten FDP-Landesverbandes stehen, auf Gedeih und Verderb (eher wohl auf Verderb).

Und er hat Probleme mit der Wahrheit - was sollīs! Herr Westerwelle ist nicht interessant genug. Er ist wohl bald auch Vergangenheit.

Mich persönlich macht es traurig zusehen zu müssen, was aus dieser einst sehr wichtigen FDP geworden ist, einer Partei, die ich zwar nie gewählt habe, die aber Format hatte und durch erstklassige Persönlichkeiten repräsentiert worden war.

Und man täusche sich nicht, man hoffe nicht auf das schwache Gedächtnis der Menschen:
Vor vielen Jahren machte einst der solide Herr Gentscher eine ganz dumme Bemerkung, als er von der Partei der "Besserverdienenden" sprach. Den Spruch bekommt er auch nicht mehr weg - auch wenn dieser Spruch dumm war und nicht zutraf.

Mölleman hat eine Zündschnur gelegt und angezündet - und er wird diese Zündschnur nicht mehr austreten können, selbst wenn er wollte.

Und der Antisemitismus in Deutschland - offen oder unterschwellig - soll rund 15 - 20% betragen. Kann man abtun, dann muß man aber auch alle anderen seriösen Umfragen abtun.

Und meine persönlichen Erfahrungen mit dem Antisemitismus, sogar ganz offen: Als meine Tochter damals einen Franzosen heiratete, der auch noch Jude ist - na, was meint Ihr, was ich da in der Familie (alte Onkel etc.) zu hören bekam!

Ich wünsche der FDP, daß sie wieder auf die Beine kommt und den Geruch eine Partei der Antisemiten zu sein los wird. Wird schwierig werden......


schorsch antwortete am 03.06.02 (17:11):

Ich denke, man muss unterscheiden zwischen "Juden" und "Israel". Das können offenbar nicht alle. Nicht alle Juden sanktionieren das, was gegenwärtig in Israel von Sharon & Co. verbrochen wird - ich denke sogar, dass es eine verschwindend kleine Gruppe jener ist, die nicht in Israel selber leben.

Aber es lässt sich wunderbar (politisches) Kapital draus schlagen, den unterschwellig immer noch vorhandenen Hass auf "Die Juden" zu schüren.

Schorsch


bernhard antwortete am 03.06.02 (18:22):

@ WolfgangM
Antisemitismus ist eine Form des Rassismus. Antiaraberressentiments und Antiislamressentiments, wie sie hier im Forum von dir völlig offen geschürt wurden, sind nicht vergessen und machen Deine Pseudoempörung über Möllemann, der nichts Vergleichbares über "die" Juden gesagt hat, vom moralischen Standpunkt aus völlig unglaubwürdig.


WolfgangM. antwortete am 03.06.02 (19:01):

Dunkel ist der Rede Sinn - was ich geschürt haben soll, keine Ahnung.

Man würde Herrn Möllemann zu viel Ehre antun, würde man sich über ihn empören - der Mann sollte ganz schnell von der politischen Bühne verschwinden, damit würde er sich selbst und vor allen Dingen seiner Partei einen letzten Dienst erweisen.

Wir diskutieren hier nicht über die Politik Israels oder die der Palästinenser.

Merke: Meine Glaubwürdigkeit entzieht sich Deiner Beurteilungsfähigkeit.


webmaster antwortete am 03.06.02 (20:35):

Bernhard hat nicht unrecht. Ein Beispiel vom Originalton WolfgangM zum Thema: Terror und was nun?

Wolfgang Mücke (wolfgangmuecke@t-online.de) schrieb am 02.10.01 (18:37): "Ob man mit Moslems auf die Dauer in Frieden leben kann, und zwar nach menschlichen Vorstellungen, weiß ich nicht. Nach meiner Meinung im privaten Bereich sicherlich nicht. Ich habe zu einem moslemischen Nachbarn, der Frau und Töchter tyrannisiert - nur, weil im seine Religion das erlaubt (???) - mit Sicherheit keinen Zugang."

Man stelle sich vor, jemand hätte hier Moslem durch "Jude" ersetzt, es wäre ein absolut berechtigter Aufschrei der Empörung ergangen "Antisemit!". Ich habe damals diese rassistische Äußerung gelöscht. Rassismus ist nicht nur gegen Juden gerichtet, sondern kann alle treffen und hat hier im Forum weder so noch anders etwas zu suchen.


WolfgangM. antwortete am 03.06.02 (22:52):

Man kann aus dem Zusammenhang einzelne Sätze herausnehmen, die dann zu passen scheinen, die Betonung liegt hier auf "scheinen".

Hier paßt nun die Passage aus meinem alten Beitrag, der für mich völlig unverständlich gelöscht wurde und den ich nun stückchenweise (wenn man meint, es paßt) serviert bekomme überhaupt nicht. Man muß nur genau lesen, was ich als meine Meinung damals in diesem Zusammenhang schrieb. Dieser Satz steht ja expresses verbis da - und nun kann jeder selbst lesen, ob ich generell eine Religion beleidigt habe oder nicht.

Und ich finde die Ablenkung vom Thema auch nicht gut, bleiben wir doch beim Antisemitismus. Meine Meinung zu Möllemann wird übrigens von Walter Döring nicht nur bestätigt, Döring geht noch weiter. Kann er, immerhin ist er ebenfalls stellvertretender Parteivorsitzender der FDP und er gehört zur "jungen" Garde der Partei.

Es wird auch Dir, lieber Webmaster, nicht gelingen mir irgendein Etikett anzukleben. Auch kein Bernhard, der sich hier im Ton vergriffen hat

Von mir aus können wir das Thema "Nahost" wieder aufleben lassen, aber dann bitte sachlich und ohne Wertungen einzelner Beiträge. Ich habe meine Meinung, die muß ich sagen dürfen. Und dann können wir gerne bis ins Jahr 1977 zurückgehen, da kommen dann Vorgänge aufīs Tapet, die den Anhängern der "Palästina-Fraktion" dann überhaupt nicht schmecken werden.........


juergen_schmidbauer antwortete am 04.06.02 (08:17):

Und der Antisemitismus in Deutschland - offen oder unterschwellig - soll rund 15 - 20% betragen. Kann man abtun, dann muß man aber auch alle anderen seriösen Umfragen abtun.......
********************
Dazu möchte auch ich ein paar Bemerkungen machen:
Eine Definition wie Antisemitismus ist doch auch problematisch, unterstellt diese doch eine pauschale Ablehnung alles Jüdischen.
Dabei gibt es so viele Künstler und Gelehrte, die wir alle sehr schätzen, ob noch lebend oder tot.
Daneben gibt es aber Personen, die sich unglaublich unsympatisch benehmen, wie Reich R. und Friedmann.
Alleine diese paar machen es einem schon schwer, sich auf Anti oder Nicht anti festzulegen; wie sagt man so schön:
Ein fauler Apfel kann eine ganze Kiste schöner Äpfel faulig machen.
Ich habe das Problem, vor vielen Jahren gewachsen, dass ich einfach nicht mehr Wohlwollen für Israel und Juden empfinden kann, seit ich die Last der Erbsünde(Holocoust), und das Übergewicht honoriger Juden nicht mehr empfinde.

Ich kann sogar nachempfinden, dass im Laufe der Jahrhunderte der Nährboden an vielen Orten der Welt gegen Judentum gedüngt wurde; dass daraus das deutsche Volk die grausamsten Ableitungen gemacht hatte, ist unsäglich schlimm, darüber ist jedes Wort überflüssig.
Aber ist es denn ausreichend für die Zukunft, solche Dünger alleine dadurch zu vermeiden, dass man gegenüber den Juden Unfreundliche standardmässig als Antisemiten brandmarkt?
Da habe ich mehr als Zweifel.


schorsch antwortete am 04.06.02 (08:56):

@ juergen_schmidbauer: "....Dabei gibt es so viele Künstler und Gelehrte, die wir alle sehr schätzen, ob noch lebend oder tot...."
Du hast die Sportler, insbesondere Fussballer vergessen. So lange sie uns dienen (Profit einspielen), sind sie uns sympathisch und dürfen bleiben.......

Schorsch


Karl antwortete am 04.06.02 (09:05):

@ Jürgen Schmidbauer,
ich bin schon sehr froh, dass ich als Deutscher im Ausland freundlich empfangen werde, obwohl es ohne Frage sehr unsympathische Deutsche gibt und gegeben hat. Die Frage ist also nicht, ob es sympathische oder unsympathische Juden gibt, natürlich gibt es sie, sondern ob wir einem ganzen Volk ein Etiquette wegen eventuell gemachter individueller Erfahrungen umhängen. Gerade dies ist der Schritt zum Rassismus und zum Antisemitismus im Besonderen.


juergen_schmidbauer antwortete am 04.06.02 (10:55):

Ich wollte ja auch rausbekommen, ob sich bei anderen eine ähnliche Veränderung der Einstellung entwickelt hat, daher habe ich keine lückenlose Argumentationskette vorgelegt oder beabsichtigt; und selbstverständlich sind deutsche Urlauber im Ausland, die sich schlecht benehmen, schädlich für Deutschland, aber die reisen ja wieder ab, schaden also nicht personifizierbar, sondern pauschal; übrigens auch grosses "Leider".


WolfgangM. antwortete am 04.06.02 (13:58):

Immerhin höre ich soeben in n-tv, daß auch der Vorstandsvorsitzende des Springerverlags die FDP nicht mehr für wählbar hält, solange mit Antisemitimus Wahlpropaganda gemacht wird. Ferner heißt es, daß Westerwelle den Kampf gegen Möllemann verloren hat - sicher hat er das noch nicht bemerkt oder versucht es "wegzureden".

Mir ist nur nicht klar, warum die honorigen Persönlichkeiten Genscher und Graf Lambsdorff sich nicht gegen Möllemann durchsetzen konnten - es ist doch mehr ihre Partei, als die eines Möllemann oder Westerwelle.

Übrigens: Ich meine, daß Antisemitismus in allen seinen unappetitlichen Erscheinungsformen nur rational bekämpft werden kann, gerade weil seine Basis emotional-irrational begründet ist. Man muß Antisemitismus, Ausschreitungen gegen Juden miterlebt haben, um echt Angst zu bekommen, was uns heute blühen kann - wenn wir alle nicht aufpassen, daß Emotionen, die Möllemann wahlstrategisch schürt, nicht katastrophal zum Tragen kommen. Es ist eventuell noch nicht zu spät.

Den Antisemitismus wahlstrategisch einzusetzen hat nach Ansicht von Walter Döring der Wahlstratege der FDP, der hinter Möllemann steht, ganz bewußt und kalkuliert eingesetzt.

Das ist unverantwortlich und man sollte den Vorsitzenden der BW-FDP Walter Döring unterstützen und Genscher und Graf Lambsdorff sollten den Mut haben und nicht nur Döring, sondern auch Gerhardt und alle anderen ehrlichen FDP-Leute unterstützen, die die Möllemannīsche Antisemit-Tour nicht mitmachen.

Es tut mir leid, wenn ich gelegentlich schon im Vorfeld h Recht habe und dann von den Großkopferten später bestätigt werde........


juergen_schmidbauer antwortete am 04.06.02 (16:19):

Gelegentlich recht haben im Vorfeld, na ja, in diesem Fall war das wohl allgemein vorauszusehen, denn nun ist M. mal als Antisemit abgestempelt.
Wesentlich schwerer ist eine Propheterie, die in die weitere Zukunft geht, ob es wirklich gelingt einen stabilen Anti-Antisemitismus aufzubauen, bei einer Bevölkerung, deren Interessenschwerpunkte ganz woanders liegen als bei uns Senioren.
Das wird für uns aber nicht mehr sichtbar werden, wenngleich ich allen wünsche, die sich das auch wünschen, dass sie hundert Jahre und mehr werden.


bernhard antwortete am 04.06.02 (20:35):

Was mich an der gegenwärtigen inflationären Antisemitismusdiskussion in Deutschland am meisten anwidert, ist die dadurch stattfindende Entwertung dieses Begriffs. Wenn andeutungsweise der antisemitischen Gesinnung verdächtige Zitate aus dem Zusammenhang eines unveröffentlichen Buches gerissen ausreichend sind, einen Menschen mit dem Schlimmstwort "Antisemit" abzuurteilen, dann ist es nicht mehr weit, dass dieser Begriff seinen Schrecken verliert:

"Papa, was ist ein Antisemit?"
"So jemand wie Walser"!
Aha, das war also die deutsche Geschichtsbewältigung.


deutscher antwortete am 05.06.02 (03:34):

Es besteht ein Unterschied zwischen dem immer in Deutschland und auch in anderen Teilen der Welt vorhandenen, latenten Antisemitismus und dem zickigen Verhalten des Zentralrates der Juden und dessen Gallionsfigur Friedmann, die in keinem Ansatz bereit sind, Herrn Möllemann und der FDP überhaupt nur den kleinsten Finger zur Versöhnung zu reichen.

Dann dürfen sich die Herren des Zentralrates und ganz besonders Herr Friedmann in seiner impertinent fordernden Art nicht wundern, wenn durch ihre unversöhnliche Haltung und ihr Beharren auf der Rechtfertigung der Verbrechen der derzeitigen Regierung in Israel besonders in Deutschland antisemitische Strömungen wieder aufkommen.

Auch die Fixierung auf die FDP ist vom Ansatz her grundsätzlich falsch. Dieses Denken zieht sich durch die Wählergruppen aller Parteien. SPD und GRÜNE sollten sich nicht in der Rolle der aufschreienden Moralisten sehen, sondern sich an die eigene Nase fassen. Wenig erstaunlich hält sich die CDU/CSU bemerkendwert in dieser Diskussion zurück. Deutet das auf eine zukünftige Koalition mit den Liberalen hin?

Es wird Zeit, dass dieses Thema in der Politik endlich zurückgestellt wird, damit wir zu den wirklich wichtigen Fragen unseres Staatswesens zurückkehren können.

Ich habe offengestanden von dieser Diskussion mittlerweile die Schnauze voll. So wichtig können doch gar nicht 90.000 Bürger jüdischen Glaubens in Deutschland sein gegenüber einer Gesamtbevölkerung von 80 Millionen, als dass wir unser politisches Tagesgeschen nur von dieser Minderheit beherschen lassen.


WANDA antwortete am 05.06.02 (09:33):

Du bist gut, deutscher, wer bist Du ? Bin ganz Deiner Meinung.


Fred Reinhardt antwortete am 05.06.02 (10:35):

Ein Mann, Wanda, der aus der Anonymität Giftfpeile losschiesst, kann gar nicht gut sein.
Es sind nicht die Bürger jüdischen Glaubens in Deutschland die das politische Tagesgeschehen bestimmen, sondern die Medien und die Politiker.

Soeben in den Nachrichten.Ein Palästinenser fährt mit einm Lieferwagen, voll geladen mit Sprengstoff in einen Bus. Mindestens 17 Israelis wurden getötet und noch viel mehr verletzt. Es ist so grausam !!!
Auch Tagesgeschehen, und schon wieder gehts um Juden, Herr Deutscher.


schorsch antwortete am 05.06.02 (10:52):

Ich verurteile auch die Hintermänner jener, die ihr Leben für ihre Sache opfern. Ich verurteile aber kein Volk als solches - weder Juden, noch Palästinenser, noch Amerikaner. In jedem Volk gibt es Exponenten, die vorgeben, für "ihr Volk" zu kämpfen, aber nur im Hintergrund hetzen, dort wo (vermeintliche) absolute Sicherheit herrscht und ihnen selber passieren kann.

Schorsch


Auch ein Deutscher, allerdings ein deutscher Jude antwortete am 05.06.02 (11:10):

"So wichtig können doch gar nicht 90.000 Bürger jüdischen Glaubens in Deutschland sein ..., als dass wir unser politisches Tagesgeschehen nur von dieser Minderheit beherschen lassen. "

Dieser Satz aus dem Posting eines "Deutschen" lässt sich auf zweierlei Art lesen und beide Interpretationen dürften der Intention des Autors nahe kommen.

Erstens impliziert der Satz das Vorhandensein einer Macht, welche "uns" daran hindert, wahrhaft "deutsch" zu sein, und "deutschen" Interessen nachzugehen. Diese phantasierte Macht sollen die Juden sein.

Die zweite Interpretation dieser Textstelle lässt eine Drohung zum Vorschein kommen, die besagt: Wehe wenn die Menschen in diesem Land einmal befragt werden und ihre Meinung auch wirklich ausdrücken können, so wie Möllemann und Walser das getan haben: Dann brechen alle Dämme.

Ein Schelm der hier an Antisemitismus denkt.


juergen_schmidbauer antwortete am 05.06.02 (12:32):

ebenfalls @deutscher:

auch wenn ich zu allem meine eigene Meinung habe, es ist ja richtig, das Thema angesichts der Minderheit, um die es geht, nicht zu wichtig zu nehmen.
Die nicht allzuvielen Stimmen, die sich angesichts des grossen denkbaren Potenzials an Lesern dieses Forums überhaupt geäussert haben, sind wohl auch nicht repräsentativ für uns Senioren.
Und es geht ja ohnehin nicht darum, dass die Freiheit irgendeiner Klientel in Deutschland in Zukunft in irgendeiner Form gefährdet ist.
Daher ist es ja richtig, lieber über etwas Substanzielleres in der Politik zu debattieren, z.B. darüber, welcher Partei eher zuzutrauen ist, dass sie Senioren besser in ihr Programm rückt.
Mit unserer nicht mehr so grossen Lebenszeitperspektive ist es doch legitim, dies in den Mittelpunkt einer Wahlüberlegung zu stellen?


Karl antwortete am 05.06.02 (13:21):

Keinesfalls darf die "Kleinheit" einer Gruppe als Argument dazu dienen, deren Schutz als wenig wichtig anzusehen. Zudem kommt es mir sehr makaber vor, wenn jemand, der sich bezeichnenderweise als "Deutscher" tituliert, davon redet, die Minderheit der Juden sei so klein, dass es die Aufmerksamkeit nicht wert sei. Das ist der falsche Zugenschlag und davon distanziere ich mich - auch als "Deutscher", was immer das bedeuten soll.


deutscher antwortete am 05.06.02 (14:46):

Karl, Du willst wissen, was das Wort "Deutscher" bedeuten soll. Nun, ein Deutscher ist ein Bürger der Bundesrepublik Deutschland.

Ignatz Bubis, von 1992 bis 1999 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, warnte vor antisemitischen Tendenzen in unserer Gesellschaft und vor dem Verdrängen und Vergessen deutscher Schuld an der Vernichtung des europäischen Judentums. Er plädierte für einen vorurteilsfreien Umgang mit Minderheiten und für das Wiederentdecken der gemeinsamen christlich-jüdischen Wurzeln.

Er sagte: "Ein jüdischer Deutscher ist ein Bürger der Bundesrepublik Deutschland mit denselben Rechten und Pflichten wie jeder andere Deutsche."


deutscher antwortete am 05.06.02 (14:51):

Zu den "wirklich wichtigen Fragen unseres Staatswesens" gehört die Frage:

Wie gehen wir mit unseren Minderheiten, insbesondere mit der schon wieder gefährdeten Minderheit jüdischer Deutscher um?


deutscher antwortete am 05.06.02 (15:39):

Die Unsitte, sich hier ohne E-mail Adresse mit doofen Nicks einzutragen, greift um sich. sie führt sich ad absurdum.


Jens antwortete am 05.06.02 (16:05):

Mölleman muss bis Montag seinen Antisemiten aus der Landtagsfraktion entlassen. Das verlangt Westerwelle. Noch besser wäre es, Möllemann würde ebenfalls seine Koffer packen und die FDP verlassen.


WANDA antwortete am 05.06.02 (17:18):

Ich habe den deutschen so verstanden, dass er die Zeit anprangert, die dieses Thema schon in Anspruch nimmt (Sabine Christiansen und und und) und dass er darauf hinweist, dass es auch noch andere Themen gibt und nur das, ist auch meine Meinung.


mit mail antwortete am 05.06.02 (17:40):

@deutscher,
"Die Unsitte, sich hier ohne E-mail Adresse mit doofen Nicks einzutragen, greift um sich. sie führt sich ad absurdum."
Sehr gut bemerkt und selbst praktiziert! Was Soll das?


Margret antwortete am 05.06.02 (23:23):

@deutscher, mir wäre es lieber du würdest beachten das wir alle, welchen glauben wir auch immer haben mögen, Menschen sind. Die Nationalität ist zweitrangig.
Mich schüttelt es wenn ich lese das dieses Thema nicht wichtig genug ist um darüber zu diskutieren. Hätte M. sich entschuldigt wäre es längst vom Tisch.
Die "Empfindlichkeit" der Juden ist doch wohl nach dem was ihnen hier, in ihren Heimatland angetan worden ist verständlich.Meinst du das wäre schon lange her?? ich denke der Schmerz hält das ganze Leben an.
Margret


rolf antwortete am 05.06.02 (23:28):

@margret,
wenn ich deutscher richtig verstanden habe, meinte er, daß der Streit zwischen Friedmann und Möllemann ncit alle anderen Probleme überlagern sollte.
Und seit wann ist Deutschland das Heimatland der Juden?


Hans-Jürgen antwortete am 06.06.02 (00:37):

Rolf,

es *war* die Heimat vieler Juden - bevor sie von Deutschen vernichtet wurden. Daß Du das nicht weißt oder begreifst!

Margret, ich verstehe Dich so sehr und fühle genau wie Du.
Sei herzlich gegrüßt!

Hans-Jürgen


deutscher dem Echten antwortete am 06.06.02 (03:16):

Von: deutscher - dem Echten
Betreff:
deutscher am 05.06.02 um 14:46
deutscher am 05.06.02 um 14:51
deutscher am 05.06.02 um 15:39

Die oben angeführten Meldungen stammen nicht von mir. Hier hat sich irgendein Einschleicher meines Nick-Names bedient, um Unfrieden und Verwirrung zu stiften.

Ich distanziere mich ausdrücklich von diesen Ausführungen und erkläre, dass ich unter dem Pseudonüm "deutscher" zu diesem Thema nur einmal Stellung genommen habe, und zwar am 05.06.02 um 03:34 Uhr.

Man möge mir verzeihen, dass ich zu diesem brisanten Thema nicht meinen richtigen Namen und meine e-mail-Adresse angegeben habe. Man möge mir auch verzeihen, dass ich durch das Pseudonüm meine Privatsphäre wahren wollte.

Dass sich ein jeder Trittbrettfahrer auf den Namen eines anderen aufsatteln kann, habe ich schon früher bemängelt. Hier wäre der Webmaster gefordert. Ich wäre gerne bereit, diesem meine wahre Identität preiszugeben, aber ohne dass das bis zu den Teilnehmern des Forums durchdringt.

Der Webmaster sollte dann nach Klärung der Identität den Nickname anderen gegenüber blockieren. Ehe es so weit ist, werde ich nicht mehr am Forum teilnehmen.

Zum Abschied möchte ich Wanda danken, die den "echten" deutscher offenbar richtig verstanden hat.

Gehabt euch wohl!


Karl antwortete am 06.06.02 (06:44):

Die Verwendung von Nicknamen wie oben verstehe ich als eine Art Sabotage der Diskussionsforen. Sie sind wenig hilfreich. Ich fühle mich durchaus gefordert, allerdings zur Zeit in Bezug auf notwendige Änderungen auch überfordert. Zeitlich kann ich das im Moment nicht schaffen, weshalb ich über das Abschalten nachdenke. Von einigen wohl so gewollt.


webmaster antwortete am 06.06.02 (07:08):

Nicknamen wie Mensch, Noch ein Mensch, Deutscher, Weißer, Schwarzer, Dummkopf etc. zudem ohne gültige E-mailadresse werde ich in Zukunft ohne Ansehen des Inhalts konsequent löschen.
Da die Löschung manchmal zeitverzögert erfolgen wird, bitte ich auf solche Einträge auch nicht mehr zu antworten, denn Antworten müssten dann notgedrungen auch rausfliegen.


Jens antwortete am 06.06.02 (08:56):

Fast alle wichtigen Zeitungen haben nach der Lektüre des noch unveröffentlichten Manuskripts von Martin Walsers neuem Roman "Tod eines Kritikers" den in der F.A.Z. erhobenen Vorwurf, der Text spiele mit dem Repertoire antisemitischer Klischees, bestätigt.

Bei Walsers Angriff auf Marcel Reich-Ranicki geht es nicht um einen abstrakten Meinungsstreit, sondern um den Angriff auf ein tatsächlich gelebtes, den Deutschen wohlbekanntes Leben eines deutschen Juden.

Marcel Reich-Ranicki sagte diese Woche in der Fernsehsendung "Solo":

"Dieses Buch ist wohl im hohen Maße antisemitisch. ... Die Mordphantasien in diesem Roman im Zusammenhang mit der Person des jüdischen Kritikers haben meine Frau und mich tief getroffen. Wir sind in unserem langen Leben, wir sind jetzt zweiundachtzig Jahre alt, mit der Absicht, uns zu ermorden, hinreichend konfrontiert worden. Wir sind schon leidgeprüft. Aber daß ein solches Buch von einem bekannten und anerkannten deutschen Schriftsteller im Jahre 2002 geschrieben werden kann, damit haben wir nicht gerechnet."


schorsch antwortete am 06.06.02 (09:03):

@ "....deutscher dem Echten antwortete am 06.06.02 (03:16):

Die oben angeführten Meldungen stammen nicht von mir. Hier hat sich irgendein Einschleicher meines Nick-Names bedient, um Unfrieden und Verwirrung zu stiften...."

Eigentlich sollte sich nicht beklagen, wer sich selber hinter einem nicht definierbaren (nicht mit Unterstrich versehenen) Nicknamen versteckt!

Schorsch


Karl antwortete am 06.06.02 (09:08):

@ Jens
seltsam, ich höre Kommentare im Fernsehen und lese in Zeitungen Kommentare von Leuten, die das Manuskript gelesen haben und genau das Gegenteil sagen. Was stimmt jetzt? Ich werde das Buch selber lesen und selber denken.


WANDA antwortete am 06.06.02 (09:20):

Zwischenfrage: Gehe ich richtig in der Annahme, das Karl und Webmaster ein und dieselbe Person sind, und das Karl, als Karl privat auftritt und umgekehrt nur als Organisator ?;


:-) antwortete am 06.06.02 (09:54):

Manchmal vermischt sich das auch. :-)


rolf antwortete am 06.06.02 (10:37):

@Hans-Jürgen
Ich weiß wohl, daß für viele Juden hier wohnen, überwiegend als deutsche Staatsbürger, Deutschland Heimat war und ist.
Aber die Aussage Heimat der Juden verstehe ich so: Es ist das Ursprungsland DER JUDEN - und das ist Deutschland nie gewesen. Juden, besser gesagt: Menschen jüdischen Glaubens, gibt es weltweit.


:-) :-) : antwortete am 06.06.02 (10:40):

und manchmal entsteht aus einer "privatmischung" eine kunstvoll komponierte und harmonisch abgestimmte "private auslese" :-)


WolfgangM. antwortete am 06.06.02 (10:50):

Kleine Vorbemerkung:
Niemand sollte Angst haben offen unter seinem Namen (Vornamen) mit echter e-mail-Adresse Beiträge zu veröffentlichen. Es wird ihm/ihr nichts passieren.

Mir ist bisher auch noch nichts passiert, keine Bedrohung per e-mail o.ä, obgleich ich nie "ein Blatt vor dem Mund nehme". Gelegentlich liege ich mit Karl/Webmaster im Clinch, ja - und? Ihm und mir ist dabei noch nie etwas passiert.

So - Thema:
Walserīs Roman ist noch völlig unbekannt, bis auf ein paar Leute, die diesen Roman gelesen haben - und den Roman überhaupt nicht antisemitisch finden. Also, wer sich hierzu eine eigene Meinung bilden will, sollte den Roman lesen.

Alle Menschen, die in Deutschland leben, ihren "Lebensmittelpunkt" in Deutschland haben, hier geboren sind oder auch woanders, die eine eigene Religion haben oder keine, die bereits (oder schon immer) deutsch sprechen oder es noch lernen, haben uneingeschränkt die gleichen Rechte, bis auf diejenigen, die noch keinen deutschen Paß haben. Aber uneingeschränkt leben dürfen sie hier, es sei denn irgendein Paragraph weist sie - häufig unmenschlich - aus.

Wir dürfen uns heute freiwillig und ohne Verfolgung fürchten zu müssen schützend vor alle Gruppen stellen, die nur deswegen verfolgt, beschimpft oder bedroht werden, weil eine - leider recht große Gruppe Deutscher - noch immer nicht begriffen haben, welche Folgen diese Begriffstutzigkeit haben kann.

Wir haben und wir werden immmer ein besonderes Verhältnis zu unseren Mitbürgern jüdischen Glaubens haben. Sie benötigen unseren besonderen Schutz vor Diffamierungen, da sind wir alle angesprochen.

"Wehret den Anfängen!" - Nie war ein Satz richtiger. Und nun erleben wir leider eine Antisemitismus-Debatte, deren
Urheber sich nicht nur schämen sollten. Mehr hierzu schrieb ich an dieser Stelle ab 03.06. in mehreren Beiträgen.

Vielleicht sind manche Beiträge auch aufgrund mangelnder eigener Erfahrungen ("die Gnade der späten Geburt") entstanden. Und hier ist dann ein Nachholbedarf vorhanden - meine ich.

Hüten wir uns davor später wieder hören zu müssen:" Das haben wir nicht gewußt, das haben wir nicht gewollt!"
Heute kann man wissen, man muß nur die Ohren und Augen aufsperren!


Fred Reinhardt antwortete am 06.06.02 (11:06):

@rolf
So ein Schmarrn den du da schreibst.
Weit über 1000 Jahre leben Juden in Deutschland oder besser in den Ländern und Bistümer die sich heute Deutschland nennen.
Du schreibst vom Ursprungsland der Juden, da müsste ich dem Ursprungsland meiner Vorfahren entsprechend, Inder oder Pakistaner sein, denn die kamen vor ca. 500 Jahren nach Mitteleuropa .
Übrigens war das Ursprungsland der Christen auch nicht Deutschland. In welches Ursprungsland würdest du dann uns deutsche Christen hin verfrachten ???


Wolfgang antwortete am 06.06.02 (11:30):

für viele hat es die christlich-jüdische Symbiose in Europa, speziell in Deutschland nie gegeben. Sie meinen, Juden gehören gar nicht hier her und wenn sie schon da sind, seien sie irgend so etwas wie geduldete Gäste.

Aber es gibt bei uns (wie Fred richtig bemerkte) seit weit über tausend Jahren diese Symbiose zwischen Christen und Juden.

Symbiose darf nicht aufgefasst werden als störungsfreie Beziehung. Aber sie ist per definitionem ein Zusammenleben zu gegenseitigem Nutzen.

Christen und Juden gehören Religionsgemeinschaften an... Mit der Zugehörigkeit zur deutschen Nation hat das gar nichts zu tun. Fast 100.000 Deutsche sind Juden. Sie sind eine Minderheit im ansonsten christlichen und mittlerweile auch islamischen Deutschland, aber doch ist Deutschland in aller Regel ihr Ursprungs- und Heimatland. Eine Minderheit, die - da gebe ich WolfgangM unbedingt recht - eines besonderen Schutzes bedarf. Wegen des Holocausts - der Ermordung der europäischen Juden durch Deutsche -, aber auch wegen des aktuellen Antisemitismus, der wieder frech sein böses Gesicht zeigt.

Wehret den Anfängen!


Karl/Webmaster antwortete am 06.06.02 (11:44):

@ Wanda
Karl=Webmaster=Betreiber des ST. Als Webmaster bezeichne ich mich, wenn ich etwas zur Organisation des Chats mitteile. Als Karl beteilige ich mich an den Diskussionen. Dass ich eine Person bin, kann ich leider nicht ändern.


juergen_schmidbauer antwortete am 06.06.02 (13:19):

Um den Anfängen zu wehren, hat sich nun m.E. W.welle und Möllemann seriös geäussert; für mich ist damit, obwohl früher nie, die FDP eine Alternative geworden, die man wählen kann.


WolfgangM. antwortete am 06.06.02 (14:29):

Man sollte sich nicht zu früh freuen - es heißt nach einer Agenturmeldung, daß Herr Möllemann bei seiner Entschuldigung Herrn Friedmann ausdrücklich ausgenommen haben soll. Das soll er als Nachtrag n a c h der wortreichen Rede des Herrn Westerwelle gesagt haben.

Wenn diese Meldung tatsächlich stimmt, ist die nächste Runde bereits eingeläutet.

Die Annahme, daß Herr Möllemann aufgibt, das würde ich für ein Gerücht halten.


Margret antwortete am 06.06.02 (15:55):

@rolf. "Deutschland das Ursprungsland der Juden"
mag sein das ich mich etwas unklar ausgedrückt habe, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen das man mich so verstehen könnte,und ich glaube das du von Anfang an wußtest wie es gemeint war.Wie ich feststelle haben andere dir schon eine Antwort darauf gegeben.
Margret


WANDA antwortete am 06.06.02 (16:57):

@WolfgangM die Meldung stimmt, ich habe M. gesehen und gehört, als er das sagte !
@webmaster ich wollte nur sicher gehen, als Karl bist Du mir näher


rolf antwortete am 06.06.02 (17:28):

richtig Margret,
ich wollte auch nur auf den Ausdruck "der Juden" eingehen, solche Allgemeinplätze - ich erwische mich auch manchmal beim Gebrauch - verleiten dann zu Fehlinterpretationen.
Im übrigen bin da ganz Deiner Meinung.


Wolfgang antwortete am 07.06.02 (02:05):

Das möchte ich doch etwas genauer wissen... Welcher Meinung bist Du jetzt, Rolf? - Ist Deutschland das Ursprungsland der deutschen Juden oder nicht?


schorsch antwortete am 07.06.02 (09:35):

Ich denke, mit seiner Äusserung, dass er Friedmann von seiner Entschuldigung ausnehme, hat sich Möllemann einfach absichern wollen, dass ihn die Ultrarechten nicht plötzlich fallen lassen!

Schorsch


rolf antwortete am 07.06.02 (10:29):

Wolfgang,
dazu müßte man jetzt erst definieren:
Was sind deutsche Juden? Was ist Deutschland? Wo ist der Ursprung? usw.
Ich bin zufällig in Sachsen geboren und im Ruhrgebiet aufgewachsen, mein Vater stammt aus Schwaben, meine Mutter aus dem Ruhrgebiet, ihre Eltern aus Ostpreußen. Wo ist mein Ursprungsland? Auch meine Religionszugehörigkeit ist doch zufällig (durch die Rel. der Eltern).
Ohne große Definition: Ich bin ein Mensch, zufällig als deutscher Staatsbürger in Deutschland geboren.


Ruzenka antwortete am 07.06.02 (11:06):

Lieber Rolf, würde sich jeder so erkennen wie Du, es könnte
sehr viel Elend vermieden werden. Jede Kultur verdient Achtung. Ich grüss Dich du sächsischer Schwabe oder Kohlenpöttler aus Ostpreussen. Bin gerade am überlegen, dass ich, würde ich meine Vorfahren und ihre Herkunftsländer mal aufzählen, vielleicht die 500 Worte
sprengen würde. Also es grüsst Dich " ein Mensch"!


Felix Schweizer antwortete am 07.06.02 (18:03):

Wenn man die Deutsche Geschichte zur Nazi-Zeit berücksichtigt ... versteht man die paranoiden und übersensiblen Reaktionen auf kritische Äusserungen den Juden gegenüber. Weshalb heutige Juden besonderen Schutz und spezielle Toleranz beanspruchen, sehe ich nicht ein. Ich beurteile sie .. genauso wie andere Mitmenschen ... nach ihrem Verhalten ... und nicht nach ihren Reden. Da gibt es eben kritisierbare Aspekte.
Ein anderer zum Himmel stinkender Aspekt in diesem Forum .. sind die immer häufiger vorkommenden Feiglinge ... die sich hinter einem Fantasienamen verstecken müssen.
Meine Beiträge ... und die sind nicht anpasserisch ... laufen seit Anfang an unter meinem vollen Namen mit meiner durchsichtigen e-Mail Adresse. Soviel Zivilcourage sollte man noch aufbringen können!


Wolfgang antwortete am 08.06.02 (12:34):

Deutsche Juden (wie die französischen Juden auch) brauchen einen besonderen Schutz... Oft werden jüdische Einrichtungen angegriffen, Gräber geschändet... Jüdische Kinder werden unter Polizeischutz in die Schule gebracht... Synagogen sind Hochsicherheitstrakte mit Kameraüberwachung und zivilen Polizisten während der Gottesdienste... Die Berliner Polizei empfiehlt Juden, keine offensichtlich jüdischen Embleme oder jüdische Kleidung zu tragen. Der Antisemitismus ist eine Macht - nicht nur in Deutschland.

"Die Umfragen der letzten Jahrzehnte gehen von einem manifesten Antisemitismus von 15 bis 20 Prozent in der [deutschen] Bevölkerung aus. Aber das ist nicht das, was uns irritiert - sondern die weiteren 30 Prozent latenter Antisemitismus." (Professor SCHOEPS in der ARD-Sendung Tagesschau am 07.06.02).

tagesschau.de
Interview mit Professor Julius Schoeps
https://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,2044,OID827882_TYP6_THE,00.html

(Internet-Tipp: https://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,2044,OID827882_TYP6_THE,00.html)


Wolfgang antwortete am 08.06.02 (12:37):

Antisemitismus
Überzeugt vom unbekannten Vorurteil
Antisemitismus-Forscher Wolfgang Benz über anti-jüdische Klischees, Stereotypen und Verschwörungstheorien in unseren Köpfen.
sueddeutsche.de-Interview von Gabriela Hartig
https://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/kultur/themen/45463&datei=index.php

(Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/kultur/themen/45463&datei=index.php)


Felix Schweizer antwortete am 10.06.02 (02:26):

Auch in der Schweiz haben die Juden einen schweren Sympathie-Verlust erlitten.... möglicherweise auch mit den vorallem aus der USA gegen die Schweiz erhobenen Vorwürfe ... die Schweizer Banken und Versicherungen hätten sich durch namenlose Konten bereichert. z.T. übertriebene Geldforderungen wurden .. wie so oft von amerikanischen Anwälten gefordert ... bereichert haben sich sicher einmal diese selbst!
Jüdische Einrichtungen werden rund um die Uhr bewacht .. zum Glück ist bis jetzt nichts von Bedeutung geschehen.
Ich frage mich immer wieder: Wissen eigentlich die Juden selber .. weshalb sie immer unbeliebter werden. Meiner Meinung nach hat das mit der Glaubenszugehörigkeit oder mit der "Rasse" ... die ja gar keine ist ... gar nichts zu tun!


Wolfgang antwortete am 10.06.02 (08:56):

Du hast recht, Felix, Juden sind keine "Rasse", sondern Mitglieder der jüdischen Glaubensgemeinschaft. Juden lehnen es auch ab, dass man sie weltweit in eine Kollektivhaftung nimmt, zum Beispiel für die Kriegspolitik der derzeitigen israelischen Sharon-Administration (die ja ganz offensichtlich nicht die Regierung nicht-israelischer Juden ist).

Rassismus ist der Glaube, dass menschliche Populationen sich in genetisch bedingten sozialen Merkmalen unterscheiden, so dass bestimmte "Rassen" gegenüber anderen höherwertig oder minderwertig sind. Es gibt aber keinen überzeugenden (natur-)wissenschaftlichen Beleg, mit dem dieser Glaube gestützt werden könnte. Es gibt einfach keinen Beleg für "rassische" Verschiedenheit hinsichtlich Intelligenz, emotionaler, motivationaler oder anderer psychologischer und das Verhalten betreffender Eigenschaften, die unabhängig von kulturellen, also von erlernten Faktoren wären.

Der Begriff "Rasse" zur Charakterisierung von Menschen hat schon viel Unheil angerichtet. Er sollte deshalb nicht mehr verwendet werden.


Wolfgang antwortete am 10.06.02 (09:16):

Übrigens, es gibt nicht nur in der der FDP rechtsradikale und antisemitische Tendenzen, sondern auch in der CDU.

Das NDR-Magazin "Panorama" brachte eine Sendung am 06. Juni 2002:

Vertuschen und verdrängen - Rechtsradikale in der CDU
Während die FDP gerade darüber streitet, Jamal Karsli wegen antisemitischer Äußerungen aus der NRW-Landtagsfraktion zu drängen, finden in der CDU Mitglieder und Zuarbeiter rechtsradikaler Organisationen Unterschlupf.
https://www.ndrtv.de/panorama/20020606/cdu.html
https://www.ndrtv.de/panorama/20020606/cdu_presseerklaerung.html

Die deutsche jüdische Zeitung haGalil onLine berichtet auch über die Sendung von "Panorama":

https://klick-nach-rechts.de/gegen-rechts/2002/06/cdu.htm

(Internet-Tipp: https://klick-nach-rechts.de/gegen-rechts/2002/06/cdu.htm)


schorsch antwortete am 10.06.02 (10:42):

Zum Thema "Rassenmerkmale" wäre es auch empfehlenswert das Buch "Die Männer hinter Hitler" zu lesen. Hier wird anschaulich geschildert, wie "Koriphäen" Konstrukte in der Rassenlehre aufgebaut haben. Und es ist weiter zu lesen, dass und wie noch heute nach solchen Thesen geforscht und gelehrt wird. Einige Professoren, die damals mit verantwortlich waren für den Tod von "Unwertem Leben", werden noch heute in Hörsälen zitiert.

Schorsch


Felix Schweizer antwortete am 10.06.02 (12:41):

Bevor über Rassismus und Antisemitismus diskutiert wird .. sollte man sich zuersteinmal darüber informieren, was die heutige Genforschung über sogenannte "Menschenrassen" zu sagen hat.
Auf die heutige Menschheit bezogen kann der biologische Rassenbegriff nicht angewendet werden.

Hier z.B. ein Link unter vielen andern zu dieser Frage:

<https://home.t-online.de/home/Martin.Marheinecke/wt-005.htm#oben>

(Internet-Tipp: https://home.t-online.de/home/Martin.Marheinecke/wt-005.htm#oben)


Anita antwortete am 11.06.02 (11:54):

Wie ist das eigentlich: Um Jude zu sein, muß ich jüdisches Blut haben (was ist jüdisches Blut?), um Israeli zu werden ist es unwesentlich. Bin ich da richtig informiert?


bernhard antwortete am 11.06.02 (22:45):

Bodo Kirchhoff: "Und darin liegt für mich die eigentliche Dimension der ganzen Antisemitismus-Debatte: dass sie einen lehrt, wie es ist, das Gewicht der eigenen Worte fürchten zu müssen."

Wer wagt noch den Mund aufzumachen?

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,200113,00.html)


sofia204 antwortete am 11.06.02 (23:45):

@ Anita,
so wie Du es gesagt hast,
kann man es nicht besser auf den Punkt bringen,
m.E.


Jean antwortete am 12.06.02 (01:49):

Du bist richtig informiert, Anita. Um Jude zu sein, muß möglichst reines jüdisches Blut in deinen Adern fließen, und nicht etwa etwas von dem davon zu unterscheidenden christlichen oder islamischen oder gar heidnischen Lebenssaft.

Ob das jüdische Blut den Anforderungen genügt, kann immer nur im Einzelfall entschieden werden. So ähnlich, wie bei den Alkohol-Schnelltests, gibt es mittlerweile handliche Blasapparate, mit denen vor Synagogen mobile Kontrollen durchgeführt werden können, ob es sich bei dem Kontrollierten wirklich um einen Juden handelt. Genauere Ergebnisse sind aber nur mit einem speziellen Bluttest möglich, der dir noch bis zu einem Zehntel Promille den jüdischen Anteil im Blut liefert. :-)))

Spaß beiseite (nicht, daß noch jemand das als ernst gemeint auffaßt). Ein Jude ist einfach nur ein Mensch, der der jüdischen Glaubensgemeinschaft angehört.


Wolfgang antwortete am 12.06.02 (11:35):

*lach*

Die Metapher vom "jüdischen Blut" hat leider einen ernsten Hintergrund... Rassisten - Anti- wie auch Prosemiten (!) - arbeiten oft mit dem Begriff "Blutreinheit" oder, auf den speziellen Fall bezogen, mit den Begriffen "arisches" oder moderner "deutsches Blut" oder eben "jüdisches Blut". Damit sollen religiöse, also erlernte kulturelle Unterschiede einen "biologischen" Anstrich bekommen.

Die Ideologie des "Blutes" ist nicht neu. Ich zitiere aus der Zusammenfassung einer Seminararbeit - MAXIMILIAN HERING: Die Blutreinheit im Spanien des 15. und 16. Jahrhunderts. Rassismus in der Frühen Neuzeit? - am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München:

"Nach den Massenkonversionen der in Spanien lebenden sephardischen Juden aufgrund der zunehmenden Pogrome von 1391 galten die Konvertiten ('Neuchristen', conversos oder pejorativ 'Marranen') rechtlich als Christen. Die Kreuzigung Jesu Christi, das Fortleben der jüdischen Religion unter dem Deckmantel des Christentums (Kryptojuden) und der aus dem ausgehenden Mittelalter tradierte Antijudaismus gaben in der Bevölkerung und in den einzelnen Institutionen (Klöster, Militärorden, Universität und Gemeinden) den Anlaß zur Einführung von Blutreinheitsstatuten. Diese Gesetze und die daraus abgeleiteten genealogischen Untersuchungen verboten Christen den Zugang in die jeweiligen Körperschaften, wenn in ihrer Verwandtschaft, egal in welchem Grad, 'jüdisches Blut' nachgewiesen werden konnte. Die Neuchristen galten also in der iberischen Gesellschaft als 'befleckt' und als 'blutunrein' im Gegensatz zu den von den Goten abstammenden 'Altchristen'. Die 'Rasse' wurde somit zum entscheidenden Kriterium der gesellschaftlichen Marginalisierung oder Integration."


Regina antwortete am 12.06.02 (22:55):

*grübel* jüdisches Blut, christliches Blut, moslemisches Blut, deutsches Blut, spanisches Blut, arisches? Blut ..

Was mögen wir Österreicher wohl für Blut haben oder gar die Amerikaner. Cocktailblut?

Ideologie des Blutes? Was für ein Irrsinn!! Gibt es in der Zeit von Transfusionen und Transplantationen tatsächlich noch Personen die an so etwas glauben? Was ist, wenn ein deutscher Bürger jüdischen Glaubens eine Transfusion mit dem Blut eines Christen bekommt? Hat er dann immer noch "jüdisches" Blut?

Albern, nicht wahr? Was also ist der Grund für Antisemitismus?

Die Mär, dass "der Jude" ein Talent hat mit Geld umzugehen, einen höheren IQ hat und daher die meisten Universitätsprofessoren "Juden"sind usw. - es gibt noch mehr dieser Pauschalierungen.

Tatsache ist, daß Kinder deren Eltern der jüdischen Glaubensgemeinschaft angehören von klein auf zu selbständigen Denken erzogen werden, die jüdischen Schulen eine hervorragende Ausbildung bieten und die jüdische Glaubensgemeinschaft ihren Mitgliedern Unterstützung und Halt bietet.

Sind Antisemiten neidisch auf diese Gemeinschaft oder haben sie gar Angst davor?


schorsch antwortete am 13.06.02 (09:26):

Genau so wie ein Jude Christ werden kann, kann auch ein Christ Jude werden. Zur Zeit, als der Staat Israel gegründet wurde, schwappte eine grosse Sympathiewelle nach Nahost und viele Junge zogen in die Kibbuz um beim Aufbau der Landwirtschaft zu helfen. Viele liessen sich in ihrer Begeisterung hinreissen, das Christentum abzulegen und Jude zu werden. Es braucht also nicht "reinrassiges" Blut um Jude zu sein. Der Boxer Cassius Clay wurde schliesslich auch kein reinrassiger Muslem, nur weil er diesen Glauben annahm und sich seither Muhamed Ali nennt.
Ich zweifle übrigens oft daran, ob ich ein "reinrassiger Christ" bin, nur weil ich zufällig in diesen Glauben hinein geboren wurde.
Schorsch


Wolfgang antwortete am 13.06.02 (10:09):

Ich glaube, Regina, dass der Neid eine wichtige (vielleicht die wichtigste?) Rolle beim Antisemitismus spielt. Im Vor-Hitler-Deutschland nahmen deutsche Juden durch Bildung und Fleiss bedingt eine herausragende Stellung in der Gesellschaft ein. Ganze Berufsstände oder Branchen wurden von Juden dominiert.

Das ärgerte viele deutsche Christen... Aus ihrem Futterneid bedienten sie sich des längst vorhandenen Antisemitismus'. Als dann die nationalsozialistische Verbrecherbande die deutsche Regierung stellte, gingen sie daran, die Juden aus ihren Berufen und Positionen zu drängen. Später bereicherten sich viele Christen an von Juden gestohlenem Vermögen.

Das alles wurde verbrämt und mit mythischer Blut- und Boden-Ideologie aufgeblasen. Die "Rasse" wurde erfunden und selbstverständlich die "arische Rasse" zur Krönung der Schöpfung erkoren. So definierten sich viele als etwas Besseres, indem sie einer Minderheit alles Schlechte unterschoben.

Dieser Mechanismus funktioniert immer noch... Möllemann hat es vorgemacht... Es gibt genügend Mitläufer, die nach einem "Führer" geradezu lechzen. Der spricht dann das aus, was sie schon lange denken, sich aber nicht trauen, öffentlich zu sagen. Dazu ein SPIEGEL-Artikel...

ANTISEMITISMUSFORSCHER SCHOEPS: "Westerwelle redet blanken Unsinn"
Im Antisemitismus-Streit mangelte es den FDP-Verantwortlichen nicht nur an geschichtlichem Verständnis, sondern auch an Einfühlungsvermögen in die Ängste der Juden, meint der Historiker Julius Schoeps im SPIEGEL-ONLINE-Interview. Der Streit um Möllemanns Äußerungen erinnert ihn an Goebbels' antisemitische Angriffe in den dreißiger Jahren.
https://www.spiegel.de/politik/europa/0,1518,200425,00.html

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/europa/0,1518,200425,00.html)


Werner Bleicher antwortete am 13.06.02 (17:36):

Wolfgang schreibt: "... Der spricht dann das aus, was sie schon lange denken, sich aber nicht trauen, öffentlich zu sagen. ..." Damit hat er Recht und damit erhebt sich auch die Frage nach dem Warum? Alle Debattenredner beteuern, es gäbe kein Tabu - und trotzdem "... sich nicht trauen, öffentlich zu sagen ..." Ich verstehe dann die Meinungs- und Redefreiheit in einer Demokratie nicht mehr. Die Meinungs- und Redefreiheit muss auch eine Argumentation einschließen die eine Kritik an Minderheiten darstellt. Ganz am Rande sei vermerkt: Herr Mölleman ist der Vizepräsident einer politischen Partei und Herr Friedman der Vizepräsident einer religiösen Vereinigung. Wenn Herr Spiegel bei Gaby Bauer einerseits der FDP attestiert, dass er sie nicht für antisemitisch hält, sie aber gleichzeitig für Möllemann in Sippenhaft nimmt und als unglaubwürdig erklärt, solange Möllemann Vize ist, dann muss er die gleiche Sippenhaft bei sich und Herrn Friedman ebenfalls akzeptieren, noch dazu wo Herr Friedman nicht eine politische Tagesmeinung repräsentiert, sondern der Vize einer Glaubensgemeinschaft ist. Gleiches Recht für alle hat aber weder mit Antisemitismus oder sonst einer Antipathie zu tun - meine ich.


Jane antwortete am 14.06.02 (16:20):

Habt Ihr nun schon alle das "verrufene" Buch von Walser aus dem Internet herunter geladen - und was sagt Ihr jetzt dazu?


Wolfgang antwortete am 15.06.02 (16:51):

Als Ergänzung zu Werner Bleichers Beitrag (vom 13.06.02 (17:36)) gedacht... Die WELT hat heute einen Kommentar von DAN DINER - Direktor des Simon Dubnow Instituts für jüdische Geschichte und Kultur e.V. an der Universität Leipzig und Professor an der Ben Gurion-University of Negev in Beer Sheva (Israel) - veröffentlicht.

Ein Zitat daraus:

"[...] Nach Jahren, nach Jahrzehnten kollektiven und als auferlegt empfundenen Schweigens, erschallt allenthalben aus der respektablen Mitte der [deutschen] Gesellschaft und nicht von ihrem Schmuddelrand her der Ruf nach Befreiung von einer als fremd, als fremde und verinnerlichte Besatzung empfundenen Erinnerung. Solche Widerständigkeit nimmt die Konturen des Gerüchts über die Juden an - die Gestalt des Antisemitismus."

Es redet aus ihnen heraus
Grass, Walser, Möllemann - über die Entstehung einer neuen Form des Antisemitismus in Deutschland
Von DAN DINER
https://www.welt.de/daten/2002/06/15/0615lw338238.htx

(Internet-Tipp: https://www.welt.de/daten/2002/06/15/0615lw338238.htx)


bernhard antwortete am 16.06.02 (09:34):

Jane, kennst Du die Adresse, von wo aus das möglich ist? Ich finde es nicht.