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THEMA:   Vorbehalte der USA am Weltkindergipfel in New York

 4 Antwort(en).

Felix Schweizer begann die Diskussion am 12.05.02 (00:24) mit folgendem Beitrag:

Die USA versteht sich selber als zivilisierter, fortschrittlicher Rechtsstaat. Wiederholt werden andere Staaten als rückständig, unzivilisiert oder sogar als Schurkenstaaten gebrandmarkt.
Ausgerechnet dieses sich als Vorbild aufspielende Land zeigt Schwierigkeiten mit überholten Vorstellungen und Praktiken in Bezug auf ihre Kinder und Jugendlichen aufzuräumen.
- Sie (besser gesagt gewisse Staaten) wollen an der Todesstrafe dür Minderjährige festhalten. Allein schon die noch praktizierteTodesstrafe zeigt, wie rückständig heute noch in diesem Land gedacht wird.
- Von einer Pflicht, junge Menschen sexuell auzuklären, wollen viele Amerikaner nichts wissen. Dafür plädieren sie für Enthaltsamkeit ... wie strenge Puritaner zu meiner Kinderzeit. Auch der Abtreibung in besonderen Lebenssituationen begegnet man mit Ablehnung ... wie bei uns in der Schweiz einige fanatische Ewiggestrige gegen die Fristenlösung streiten. (Volks-Abstimmung vom 2.Juni)
Dafür ist man nicht bereit das Waffengesetz in den Staaten strenger zu gestalten.
für mich ist diese Haltung unverständlich ... genauso wie die Ablehnung eines Internationalen Strafgerichtshofes oder die Torpetierung von notwendigen Umweltschutzabkommen.

Die USA zeigt selber wenig Solidarität ... verlangt diese aber von allen andern. Dies gilt natürlich auch für einseitige Handelsmassnahmen wie Einfuhrbestimmungen, Schutzzölle etc.

Sind sich die USA-Amerikaner eigentlich bewusst ... wie fragwürdig sie in diesen Belangen sind ... oder sind sie ganz einfach selbstgerecht und naiv genug?

Link zur Baslerzeitung:

https://www.baz.ch/reusable/druckversion.cfm?objectID=6F0E6F48-E811-4676-899C0536925CC623

(Internet-Tipp: https://www.baz.ch/reusable/druckversion.cfm?objectID=6F0E6F48-E811)


Wolfgang antwortete am 13.05.02 (17:34):

Und dann wird den USA auch noch ein Zugeständnis von den europäischen Ländern gemacht, das eine zum Himmel schreiende Schande ist: An Stelle eines Verbots der Todesstrafe exekutiert an Kindern tritt ein unverbindlicher Appell, dies doch möglichst zu unterlassen. So können die Behörden der US-Bundesstaaten weiter Minderjährige hinrichten, ohne dass ein UN-Papier sie irritieren müsste (daran halten würden sie sich eh' nicht).

Die USA mögen einen Rechtstaat haben, aber es ist eben keiner von der zivilisierten Sorte. :-(


Kinder haben das Wort antwortete am 13.05.02 (19:19):

ECHTE KINDER KAMEN AUF DEM UN-KINDERKONFERENZ ZU WENIG VOR
für uns ist das der Gipfel!
Es ist eine Frechheit, dass mehr Erwachsene als Kinder bei dem Weltkindergipfel in New York ihre Stimme erheben konnten. Was dort besprochen wurde, betrifft doch die Kinder. Da es ihr Gipfel ist, sollten sie den Parteien und Regierungen aus aller Welt sagen dürfen, was sie meinen. Stattdessen haben sich - wie in vielen Familien - mal wieder die Erwachsenen durchgesetzt.

Wir finden es furchtbar, dass es in den USA die Todesstrafe gibt, auch für Minderjährige. Den Strom für den elektrischen Stuhl könnte man wahrhaftig für andere Dinge verwenden - zum Beispiel für Lampen und Computer. Es wäre viel besser gewesen, wenn die US-Regierung das für die Zukunft hätte verbieten müssen. Wir finden es außerdem doof, dass die Regierung der USA und der Vatikan minderjährige Mädchen dazu zwingen wollen, Babys auszutragen. Diese Mädchen sollten das selbst entscheiden dürfen. Und dieser Papst-Staat soll sich da gefälligst zurückhalten, seine Geistlichen haben doch gerade ihren Skandal wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern. Wir haben gehört, dass von den zwei Milliarden Kindern auf der Welt jährlich elf Millionen an vermeidbaren Krankheiten sterben: Grippe, Fieber, Durchfall, Keuchhusten usw. Das sind viel zu viele.

Erwachsene tragen die Verantwortung für Kinder. Also sollen sie auch dafür sorgen, dass es ihren Kindern gut geht, dass sie keinen schweren Unfällen zum Opfer fallen, dass sie was lernen können, dass sie über alles, was sie interessiert, informiert werden (außer den Verstecken für Weihnachtsgeschenke und Ostereier). Viele Kinder wissen gar nicht, dass sie das Recht haben, nicht verprügelt und nicht schikaniert zu werden, von niemandem, auch nicht von ihren Eltern oder ihrer Katze.

Wenn jetzt in Berlin ein Kindergipfel abgehalten würde, dann würden wir fordern, dass alle Eltern ihren Kindern Taschengeld geben müssen - die Kinder können dafür im Haushalt helfen. Außerdem würden wir verlangen, dass die Hundehaufen verschwinden. Wilde Hunde sollten um 30 Prozent, kleine Hunde um 15 Prozent, große Hunde um 20 und Kampfhunde um 100 Prozent reduziert werden.

Die Autoren sind 8 und 9 Jahre alt

(Internet-Tipp: https://www.taz.de/pt/2002/05/13/a0120.nf/text)


schorsch antwortete am 13.05.02 (22:16):

Man sollte nicht vergessen:
Die USA sind aus einem Haufen Desperados entstanden. Man hat dorthin Verbrecher ins Exil geschickt, um diese nicht im eigenen Lande durchfüttern zu müssen. Aber auch die wenigen anständigen Siedler, die sich dazu gesellten, mussten sich notgedrungen an die damals herrschenden harten Sitten und Zustände anpassen. Selbstjustiz war selbverständlich. Die heutigen Gesetze sind aus der Lynchjustiz entstanden. Aus dieser Warte ist auch die Eigenheit des Amerikaners zu betrachten, das Böse an der Wurzel zu packen - sprich Kinder (auch wenn sie aus Überlebens-Not delinquieren) lebenslänglich hinter Gitter zu bringen, oder gar auf den elektrischen Stuhl.

Schorsch


Geli antwortete am 14.05.02 (11:24):

"Die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen" - gilt immer noch und immer wieder!

In diesem Fall: die Großen (= große Staaten = USA) konnten es sich wieder mal richten. Kleine (Staaten) werden in ähnlichen Fällen als "Schurkenstaaten" bezeichnet.