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THEMA:   Tätersuche per Massentest

 21 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 11.05.02 (12:34) mit folgendem Beitrag:

"14442 Männer zwischen 18 und 49 Jahren aus westlichen Stadtteilen Frankfurts sind seit Freitag aufgerufen, eine freiwillige Fingerabdruckprobe abzugeben." (Zitiert nach der Süddeutschen Zeitung)

Dies soll bei der Ermittlung des Mörders von Tristan helfen.

Dies bedeutet, daß über 14.000 unbescholtene Bürger dieses Staates ihre Unschuld beweisen müssen - denn kommen sie nicht zu dieser "freiwilligen" Abgabe, sind sie zunächst einmal verdächtig.

Ich stelle mir vor, ich gehörte zu dem betroffenen Personenkreis - ich würe mit absoluter Sicherheit mich dem Test nicht stellen und würde also in den Kreis von Mordverdächtigen einbezogen - wie seht Ihr das?


Ullika antwortete am 11.05.02 (12:59):

Wie würdest du es denn sehen als Vater eines geschändeten, misshandelten oder getöteten Kindes?


schorsch antwortete am 11.05.02 (13:10):

Mir wäre es lieber, einer von 20`000 zu sein, die dank ihres Speichels als unschuldig erkannt werden, als einer von 20, die wegen ihrer Verweigerung Jahre lang einem Verdacht ausgesetzt würden.

Schorsch


poetas antwortete am 11.05.02 (13:13):

Ullika, d a s wollte ich auch antworten. Unbegreiflicher Standpunkt!!


tessy antwortete am 11.05.02 (13:40):

Jeder der seinen Fingerabdruck gibt, hilft, den Mörder eines Kindes zu fassen und verhindert damit vielleicht einen weiteren Mord.


Nuxel antwortete am 11.05.02 (13:48):

Hallo,Ihr Alle
kann nur sagen,nix wie hin! Tut nicht weh und ich finde daß das eine gute Täterfindungsmöglichkeit (schönes Wort?)ist!

Hallo,Jo,so kenne ich Dich ja noch nicht;-))

Natürlich wehrt sich irgendetwas in uns Anständigen,mit möglichen Verdächtigungen in einer Reihe stehen zu müssen:"wer sind wir denn" aber,wie sollen sie sonst an den vielleicht Schuldigen kommen?Andererseits,ist der vielleicht längst über alle Berge.....wenn ich aber denke,daß den betroffenen Eltern diese Hoffnung,den Täter zu finden,etwas Trost geben könnte-

Nuxel


rolf antwortete am 11.05.02 (15:52):

Jo, ich stimmer Dir zu. Unser Rechtssystem wird immer weiter aufgeweicht.
Der Grundsatz: Jeder ist unschuldig, solange ihm seine Schuld nicht bewiesen ist, wird geändert in:
Jeder ist unschuldig, wenn er es beweisen kann!
Und ob Tristans Angehörigen damit geholfen ist, wage ich zu bezweifeln.


Felix Schweizer antwortete am 11.05.02 (17:00):

Nach Abwägen der Rechtsgüter ... Unschuldsvermutung gegen erfolgsversprechende Einschränkung des Täterkreises bei einem schwerwiegenden Verbrechen ... würde ich mich für Letzteres entscheiden ... denn ich habe ja nichts zu verbergen ... auch wenn meine Daten in einer Datei festgehalten werden!


Barbara antwortete am 11.05.02 (18:51):

Mich würde interessieren, was mit den Fingerabdrücken Unschuldiger geschieht.
Werden sie danach vernichtet oder kommen sie in eine Kartei? Letzteres hielte ich für sehr bedenklich.


Mechtild antwortete am 11.05.02 (19:09):

Ja Jo, ich kann auch diese Wissenschaftsgläubigkeit nicht verstehen. Wo liegen die Fehlerquellen bei dem Genetischen Fingerabdruck? Warum geht man nicht hin ermittelt den Täter und nimmt dann den genetischen Fingerabdruck als Sicherheit um evt. Fehlurteile zu verhindern. Hier findet eine Umkehrung des Rechtssystems statt. Unschuldige müssen ihre Unschuld beweisen.


Gila antwortete am 11.05.02 (19:28):

@ Barbara

Soweit ich weiß, werden die Unterlagen vernichtet, wenn das Ergebnis negativ ist.

@ Mechtild

Den Täter haben sie doch nicht. Deshalb versuchen sie ihn ja über die Fingerabdrücke zu bekommen. Ob sie ihn so kriegen, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Gruß Gila


Ullika antwortete am 11.05.02 (20:03):

Barbara,
die Daten Unschuldiger werden vernichtet, dürfen auch nicht archiviert werden. Hierüber wird auf Verlangen eine Bestätigung erteilt.


Johannes Michalowsky antwortete am 11.05.02 (21:33):

Zu Ullika:

Ich bin ganz sicher, daß ich mich in keiner Weise anders verhalten würde, denn Täterermittlung, Rechtsfindung und Urteil darf nicht durch Subjektivitäten beeinflußt werden. Das Recht hat objektiv zu sein und zu bleiben.


Mechtild antwortete am 11.05.02 (22:55):

"Die Daten Unschuldiger werden vernichtet" das glaube wer will. Ich glaube eher, dass es einen gute Methode ist eine Genkartei aufzubauen. Welche Begründung gibt es für die hohe Zahl. Ist die Zahl 14000 rein willkürlich? Diese Massentest werden von einem großen Teil der Bevölkerung anscheinend akzeptiert. Es ist ja für einen guten Zweck. Der Zweck heiligt scheinbar immer noch die Mittel die Mittel.


poetas antwortete am 12.05.02 (08:47):

Johannes Michalowsky,
wenn Du den Speicheltest ablehnst, hast Du dann ganz andere Schwierigkeiten am Hals. Viel unangenehmer, als das bißchen Spucke abzugeben.


DorisW antwortete am 12.05.02 (18:11):

Was stört euch vor allem an diesem Vorgehen?
Daß man als "Verdächtigter" behandelt wird? Daß man nicht sicher sein kann, ob die Daten nach dem Abgleich wieder vernichtet werden? Oder vertraut ihr der Methode nicht?

Es ist doch normal und berechtigt, daß Tatverdächtige nach einem Alibi befragt werden. In diesem Fall ist der Kreis der "Verdächtigen" eben besonders groß, weil die Anhaltspunkte für eine nähere Eingrenzung nicht gereicht haben. Und das Alibi ist in diesem Fall der genetische Fingerabdruck.

Soweit ich mich erinnern kann, ist im letzten Jahr in den Niederlanden oder Belgien (?) ein Kinderschänder aufgrund eines solchen Gentests überführt worden. Er hat freiwillig teilgenommen.

Ich als Betroffene würde jedenfalls sofort freiwillig teilnehmen, um dadurch zu helfen, den Kreis um den Täter enger zu ziehen.


Karl antwortete am 13.05.02 (00:06):

Ich sehe das ähnlich wie Doris. Es ist legitim, wenn bei den Ermittlungen zur Aufklärung eines Verbrechens der Kreis der Verdächtigen eingegrenzt wird. Dazu sind individuelle Befragungen immer schon durchgeführt worden. Die Frage nach der genetischen Konstitution wird noch nicht lange gestellt, weil das technische Wissen jüngeren Datums ist. Wurde am Tatort ein Fingerabdruck gefunden, konnte aber von einem Tatverdächtigen durchaus ein solcher genommen werden.
Der Grad der Verdächtigung einer Einzelperson aus einer Gruppe von 40000 ist natürlich sehr gering, aber der Aufwand wird wohl nur betrieben, weil eben doch dieser Personenkreis verdächtigt wird, den Täter zu enthalten.
Ich halte es für eine gute Sache, dass sich Täter heute nicht mehr unbedingt in einer solchen Menge sicher fühlen können und würde helfen, sie zu entlarven.

Mit freundlichen Grüßen

Karl

(Internet-Tipp: https://www.genetischer-fingerabdruck.de/index2.php)


Manfred Franz antwortete am 13.05.02 (06:09):

Zur Aufklärung von Verbrechen hat die Justitz schon immer in die Privatsphäre eingeriffen. Diejenigen, die das massiv behindern, in diesem Falle sich einer Probe verweigern, müssen sich allerdings gefallen lassen, als Tarnmasse für Verbrecher zu dienen. Es kommt immer am Ende daruf hinaus:
Was steht höher- der Datenschutz, der zum Täterschutz wird, oder das berechtigte Interessse an der Aufklärung von Straftaten?
Dass diese Methode unsinnig ist, gar zu anderen Zwecken missbraucht werden könnte, halte ich für ein böswilliges Gerücht. für die Methode sprechen die bereits damit erzielten Fahndungserfolge, der Missbrach ist durch nichts bewiesen.


schorsch antwortete am 13.05.02 (10:23):

Ich denke, es gilt Vorteil gegen Nachteil abzuwägen. Schon lange werden tausende von Daten über uns überall im Lande gespeichert, die wir irgendmal selber freiwillig gegeben haben, ohne uns bewusst zu sein, was damit alles gemacht werden kann. So wäre ein Genprofil von uns, auf einer zentralen Datenbank gespeichert, nur noch das Tüpfchen auf dem i.
Ich habe nie im Sinne, ein Gewaltverbrechen zu machen. Wenn nun also auch noch meine Spuckedaten in einer Datenbank liegen, stört mich das keineswegs.

Schorsch


rolf antwortete am 13.05.02 (14:22):

schorsch,
in unserem Alter ist es wohl auch nicht tragisch - aber bei den jungen, die evtl. ohne Angabe von Gründen bei der privaten Lebens-/Krankenversicherung abgelehnt werden, oder keine Arbeit bekommen, weil in ihrer Gendatei ein Hinweis auf mögliche Krankheitsveranlagung gefunden wurde, ist es schon zumindest unangenehm.


DorisW antwortete am 13.05.02 (15:17):

Neue dpa-Nachricht:

Mädchen-Mord nach 15 Jahren durch Gentest aufgeklärt

Deggendorf (dpa) - Mehr als 15 Jahre nach dem Mord an einem 17- jährigen Mädchen im niederbayerischen Patersdorf hat ein angeklagter Familienvater die Bluttat gestanden. Der Verteidiger des 37 Jahre alten Mannes erklärte zu Beginn des Mordprozesses vor dem Landgericht Deggendorf, dass sein Mandant das Verbrechen einräume. Er plädiere aber auf Totschlag. Der Angeklagte war erst im vergangenen Jahr durch einen Reihen-Gentest an 350 Männern aus der Region überführt worden. Ein Urteil wird Ende der Woche erwartet.

[ 13.05.2002 14:07 ]


juttam antwortete am 15.05.02 (02:31):

Taetersuche per Massentest hat bereits vor Jahren in
England zum positiven Resultat gefuehrt.

Ich sehe nichts verkehrt damit! Warum sollte ich wohl
nicht Fingerabdruck oder DNA geben um zu etablieren dass ich
nichts getan habe?
Unter den 14 1/2 Tausend Maennern ist doch wohl bloss einer,
(mit etwas Glueck) der etwas zu befuerchten hat.
Ich kenne den Fall nicht, entnehme aber einem obigen Kommentar dass es sich in diese Falle wohl
um ein geschaendetes ermordetes Kind handelt.

Taeter, die sich an Kindern vergreifen stehen in keiner
Relation zu irgendeinem anderen Kriminellen und das Einzige
was von diesen Menschen mit Sicherheit gesagt werden kann,
ist dass sie nicht heilbar sind!
Wenn diese erstmal den endgueltigen Schritt getan haben
und ein Kind, nach Schaendung und Mishandlung, ermordet haben, so ist es fast
sicher zu sagen, dass der Taeter dies wieder tun wird!
...Und damit auch nicht aufhoeren wird, bis er gefasst und
hinter Gitter ist!

Wie sich jemand da an Technikalitaeten aufhalten kann, wie
z.B. was mit gespendeten Fingerabdruecken oder DNA passiert, nachdem der Fall geklaert ist, ist mir ein totales Raetsel!!!!

Von mir aus koennten sie die Information fuer Ewig ins Archiv legen, solange nur einem Triebtaeter der Schlimmsten
Sorte das Handwerk gelegt wird!
Es geht hier um einen Trieb Taeter der Kinder auf grausamste
Art ermordet - wen juckt es da, ob die Regierung meinen
Fingerabdruck oder DNA hat, solange es weitere Morde verhindert?

Juttam