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THEMA:   Afghanistan - schon uninteressant geworden?

 7 Antwort(en).

Heidi begann die Diskussion am 02.05.02 (10:16) mit folgendem Beitrag:

Fernseh-Tipp

So., 5. Mai, 12.45 Uhr, ORB

Reportage
Europa und die Welt: Frauenstimmen aus Kabul
(von Antonia Rados) Zwei Monate nach dem Sturz des Taliban-Regimes ist für die Frauen in Afghanistan nicht alles anders: Nur jene mit einer guten Bildung und einem Beruf - Ärztinnen, Lehrerinnen, Journalistinnen - haben Grund, sich zu freuen. Auch die Mädchen, die jetzt zur Schule gehen dürfen, haben ein normales Leben vor sich. Eine ganze Generation von Frauen aber ist durch Krieg und Regime daran gehindert worden, an Bildung zu partizipieren. Antonia Rados begleitete drei Frauen in ihrem Alltag nach der afghanischen "Stunde Null": eine Frau aus der Mittelschicht, eine Kriegerwitwe und eine Femininistin.


Wolfgang antwortete am 02.05.02 (10:39):

Afghanistan - schon uninteressant geworden? - Offensichtlich, Heidi... Mittlerweile gab es ja Dschenin, Dscherba, Erfurt... Demnächst Irak... Der Unterhaltungsindustrie wird der "Stoff" bestimmt nicht ausgehen. Und die Berufstrauernden werden zu tun haben.


schorsch antwortete am 02.05.02 (18:16):

Mit dieser Vergesslichkeit des Weltgewissens rechnen auch Kriegsgurgeln wie z.B. Sharon......

Schorsch


Manfred Franz antwortete am 03.05.02 (20:03):

Ja, Schorsch, so ist es! Mit der Dummheit und Geschichtslosigkeit der Massen lassen sich immer noch die besten Geschäfte machen!
Nicht, wer deren Vernunft, sondern wer deren primitivste Instinkte anspricht, der wird der Sieger sein. In einer Demokratie z.B., gewählt. In den Diktaturen geht es nach dem gleichem Prinzip, nur eben etwas rabiater zu.


Günter Paul antwortete am 04.05.02 (10:35):

Sehe ich auch so. ... Die Informationsflut ist durchaus kein „Segen“. Sie ist kaum überschaubar und recht förderlich für das Vergessen – im Interesse verantwortungsloser Machthaber und ihnen höriger Politiker.

Einen Ausweg könnte nur eine solidarische Gemeinschaft bieten, die sich Organe schafft, deren Aufgabe die Sichtung und Ordnung der Informationsfülle ist. Solange eine solche Gemeinschaft nicht besteht, können wir uns nur gegenseitig erinnern und versuchen, Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen. - Alles im Auge zu behalten, ist niemandem möglich.

Im übrigen erwarte ich nicht, daß sich in Afghanistan die Verhältnisse schnell ändern. Nach den revolutionären Erhebungen von 1973 und 1978, dem anschließenden Bürgerkrieg und dem Talibanregime herrschen wieder dieselben Verhältnisse wie Mitte des vorigen Jahrhunderts, die zu den revolutionären Versuchen geführt hatten. Daran nützt auch die Besetzung von Teilen des Landes durch internationale Truppenverbände nichts und bestimmt nicht die anhaltende Kriegführung. - Übrigens gab es dazu gestern Abend 21.15 Uhr bei ZDF eine interessante Reportage „Zwischen den Fronten. Deutsche Soldaten in Kabul.“

Gruß Günter


Heidi antwortete am 08.05.02 (19:24):

"KANZLERREISE NACH AFGHANISTAN

Den Kaiser mit Fußballplatz im Gepäck

Wenn Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am Mittwochabend nach Afghanistan reist, sitzt eine hochkarätige Wirtschaftsdelegation mit im Flugzeug. Doch allzu viele Versprechen will die nicht machen. Dafür hat der Sondergast Franz Beckenbauer ein Geschenk im Gepäck: Er stiftet einen Fußballplatz für Afghanistan..."

Brot und Spiele!

Ich frage mich nur für wen das "Brot" ist.

"..Denn die zehn Wirtschaftsvertreter, unter anderem von Siemens, Hochtief, der Kreditanstalt für Wiederaufbau und DaimlerChrysler.."

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,195336,00.html)


Heidi antwortete am 17.05.02 (16:04):

Es ist immer noch Krieg in Afghanistan!


Taliban-Kämpfer nehmen australische Soldaten unter Feuer

Australische Soldaten sind in Afghanistan von al-Qaida- und Taliban-Kämpfern unter Beschuss genommen worden. Britische und amerikanische Streitkräfte sollen ihren Verbündeten nun helfen.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,196727,00.html
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US-Hubschrauber beschießt Hochzeitsgesellschaft - mindestens zehn Tote

Wieder einmal haben amerikanische Soldaten in Afghanistan versehentlich ein ziviles Ziel angegriffen. Ein US-Militärhubschrauber beschoss eine Hochzeitsgesellschaft. Mindestens zehn Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,196672,00.html
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und dies noch:

Kampfplan gegen al-Qaida lag Bush schon am 9. September vor

Die US-Regierung gerät im Kampf gegen den Terrorismus immer mehr unter Druck. Zwei Tage vor den Anschlägen vom 11. September soll George W. Bush ein Plan zur Vernichtung von Osama Bin Ladens al-Qaida-Organisation vorgelegt worden sein - der Präsident habe aber keine Gelegenheit für die Unterzeichnung gehabt.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,196666,00.html
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Vielleicht sollte man ihn dazu befragen wenn er hier ist?

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,196666,00.html)


Wolfgang antwortete am 02.06.02 (14:13):

So ist das... Nicht nur in Seniorentreff-Kreisen ist ein Thema ein paar Tage "in" und danach eben "out", weil es Unterhaltsameres und noch Grausligeres gibt... Ausserdem werden von den Mächtigen der westlichen Welt nur amerikanische Opfer penibel gezählt, während sich von denen niemand diese Mühe bei afghanischen Opfern macht. Sogar wichtigere und betrauernswertere Tote gibt es ... So ist das... Vergessene Opfer...

Damit die Opfer des US-Terrors - etwa 4.000 Zivilisten, afghanische Männer, Frauen und Kinder - nicht vergessen werden, hier der Hinweis auf zwei Artikel, die vor einigen Wochen in der britischen Zeitung "The Guardian" erschienen:

Afghans are still dying as air strikes go on. But no one is counting
Estimates suggest US bombs have killed at least 4,000 civilians
The Guardian, February 12, 2002
Ian Traynor in Kabul
https://rawa.fancymarketing.net/civilian2.htm

Forgotten victims
The full human cost of US air strikes will never be known, but many more died than those killed directly by bombs
The Guardian, May 20, 2002
Jonathan Steele in Herat

P.S.: Gefunden habe ich die Artikel auf der Website von
"Revolutionary Association of the Women of Afghanistan (RAWA)"... Diese Frauen wurden in vergangenen Diskussionen von MitdiskutantInnen immer als Zeuginnen für die Berechtigung und den Nutzen des Krieges der USA gegen die Afghanen vorgeschoben. Offensichtlich haben die Frauen von RAWA ihre Funktion erfüllt und wurden ebenfalls schnell vergessen. Hier ist ihre Website:

https://rawa.fancymarketing.net/

P.P.S.: Vielleicht bleiben aufgrund der Lektüre dem Einen oder der Anderen die Worte im Hals stecken, wenn sie noch einmal behaupten, dieser Krieg würde nicht gegen die Afghanen oder gegen Afghanistan geführt.

(Internet-Tipp: https://rawa.fancymarketing.net/civilian3.htm)