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THEMA:   Verrohen visuelle Spielwelten?

 88 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 26.04.02 (23:21) mit folgendem Beitrag:

Die Schüler tuns, die Studenten tuns, es ist "in". Überall wird geballert. Die Spielwelten sind inzwischen so realistisch, dass man das Blut spritzen sieht. Es sind nicht Moorhühner, die abgeschossen werden, sondern die anderen, realistische Kämpfer in Uniform, wie man selbst auch.
Man lernt, wie Konflikte zu bewältigen sind, mit Gewalt. Die Politik macht es vor, das Fernsehen, der Film.

Heute Abend kluge Analysen, warum das Massaker in Erfurt möglich sein konnte. Ist es erstaunlich, dass von den vielen, die spielen, einer, wenige, die Spielwelt mit dem Leben verwechseln. Wofür lernen, spielen wir? für das Leben!


Wolfgang antwortete am 26.04.02 (23:53):

Du hast es schon angedeutet, Karl... Virtuelle Spielwelten wurden längst von den realen Macht- und Gewaltspielchen überholt.

Unsere Welt ist in keinem guten Zustand. Die Moral und die Achtung vor dem Recht und vor der Gesundheit und dem Leben anderer Mensch verflüchtigen sich nicht nur in der Politik in atemberaubendem Tempo. Krieger sind die neuen Helden. Die mit dem härtesten Punch und den robustesten Ellenbogen setzen sich durch. Die Friedfertigen bleiben auf der Strecke.

Die Kinder lernen, dass sich Rücksichtslosigkeit und Gesetzesbruch auszahlen in Einfluss, Ansehen und Geld. Das machen die 'Grossen' vor und sind - ob sie das wollen oder nicht - im negativen Sinne Vorbilder.


Felix Schweizer antwortete am 27.04.02 (00:21):

.. und woher kommen die Vorbilder? .... natürlich nicht aus USA werden die Fans behaupten!


pilli antwortete am 27.04.02 (00:28):

dieses entsetzliche geschehen kann nicht adhoc analysiert werden, zuwenig ist auch den informierten noch bekannt.

gerade erscheint auf dem monitor das bild des jugendlichen täters, vage vermutungen und vorstellungen bekommen ein gesicht. gewalt erleben viele jugendliche nicht nur durch die beispiele in politik, fernsehen und dem kino. wie gross hass werden kann, wird hier auf grausame weise dokumentiert


pilli antwortete am 27.04.02 (08:35):

gerade höre ich, dass der täter mitglied eines schützenvereines sein soll, ein mitgliedsausweis wurde gefunden. viele jugendliche lernen in diesen vereinen bereits als jungschütze/schützin den umgang mit waffen!!!

in wettbewerben wird "spielerisches" umgehen mit einer waffen zur normalität...


H. Steiner antwortete am 27.04.02 (08:48):

@ pilli,

was ist daran falsch? Ich kenne keinen einzigen Schützenverein, in dem zum Mord aufgerufen wird. Dein Hinweis sagt also überhaupt nichts aus.

Mit einem Hammer kann man ja auch einen Nagel in die Wand schlagen, oder aber jemand den Schädel zertrümmern.


Barbara antwortete am 27.04.02 (10:25):

Der Täter wird als intelligent, politisch interessiert, aufgeschlossen und beliebt von seinen Mitschülern beschrieben.

Wie konnte ein derartiger Hass gegen seine Lehrer in ihm wachsen?
Wieviel Demütigungen hat er ertragen müssen?
Wer hat in seinem Umfeld versagt

Meine Kinder haben sehr schwere Schullaufbahnen durchstehen müssen. Als ich meinem Sohn einmal riet, sich wegen seiner Probleme mit einem Mitschüler an seinen Lehrer mit der Bitte um Hilfe zu wenden, sagte er: "Aber doch nicht an den....." Jahre später erfuhr ich, dass gerade dieser Lehrer seine bei den Schülern so beliebten Späße auf Kosten meines Sohnes machte. Nach mehreren Selbstmordfällen von Schülern an dieser Schule baten Eltern um die Einsetzung eines Problemlehrers. Die Reaktion der Lehrer: "Um Gottes Willen nicht auch noch das...."

Schüler haben heute einen enormen Termin-Stress. Unsere Gesellschaft achtet immer mehr auf Äußerlichkeiten. Schüler mit den teuersten Musikinstrumenten erhalten die meiste Anerkennung und die besten Noten. Es ist dringend notwendig, wieder mehr miteinander zu reden, sich um die Probleme von Schülern zu kümmern. Natürlich sollte dieses die Hauptaufgabe der Eltern sein. Aber auch die Schule trägt hier eine große Verantwortung, die sie nach meinen Beobachtungen nicht wahr nimmt.

Gruß Barbara


Karl antwortete am 27.04.02 (10:34):

Du magst richtig liegen, Barbara, dass auch die Schule oder einzelne Lehrer versagen, aber mehr als ein Verstehen für das Zustandekommen eines Motifs ist das nicht.

Heute steht in der Badischen Zeitung ein guter Kommentar. Die Drehbücher für solche Taten entstehen nicht in den Köpfen der Jugendlichen, sondern sind zu finden im Kino, im Fernsehen, in Computerspielen. Unsere Gesellschaft muss sich überlegen, wieviel Toleranz sie solchen Gewaltdarstellungen und - verherrlichungen weiterhin entgegenbringen will.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Wolfgang antwortete am 27.04.02 (10:52):

Computer und Fernsehen sollen's also sein... Aber die Gewaltdarstellungen (!) sind doch nichts gegenüber der tatsächlichen Gewalt, die allerorten praktiziert wird, vorneweg von (gewählten) Politikern.

Barbara weist zu Recht auch auf die sogenannte strukturelle Gewalt hin, also auf die gesellschaftlichen Strukturen und Mechanismen, die zur Gewalt geradezu auffordern. Zu diesen gewalttätigen Strukturen gehört das passende Ritual: Dass man sich entrüstet und schockiert zeigt, wenn einzelne ausserhalb der allgemein anerkannten Gewalt sozusagen "privat" gewalttätig werden.

Ich denke, Karl, Du verwechselst Ursache mit Wirkung.


Barbara antwortete am 27.04.02 (10:55):

@ Karl

In diesem Punkt stimme ich voll und ganz mit Dir überein. Derartige Filme und Computerspiele lehne ich ebenfalls ab. Umstritten ist jedoch, ob sich Amokläufe durch ein Verbot dieser Filme und Spiele verhindern ließen.

Barbara


Karl antwortete am 27.04.02 (11:34):

@ Wolfgang

ich glaube eher wir diskutieren etwas auf verschiedenen Ebenen aneinander vorbei. Ich gebe Dir recht, dass das reale Leben zur Zeit auch die falschen Vorbilder und Drehbücher liefert, Selbstmordattentate, brutaler Gegenterror etc. Es gibt auch strukturelle Gründe dafür, dass junge Menschen in unserer Gesellschaft verzweifeln und Verzweiflungstaten begehen.

Die Drehbücher für die Art dieser Taten entstehen aber wirklich nicht in den Köpfen der Jugendlichen, sondern das gucken sie sich ab, im virtuellen und im realen Leben. Ich bleibe bei meiner privaten Meinung, dass bei labilen Menschen durch virtuelle Morde die Hemmschwelle gesenkt werden kann, so etwas auch im realen Leben durchzuziehen.

Ich erinnere mich an die eigenen und die Reaktionen anderer am 11. September letzten Jahres "Das kann doch nicht real sein, dass ist ein Katastrophenfilm", so dachte ich die ersten Minuten. D.h. die virtuelle Welt der Filme und Computerspiele nimmt das Geschehen in der realen Welt vorweg. Wenn wir ohne jede Kontrolle virtuell alles zulassen, werden wir dem Horror bald real begegnen, d.h. er ist ja schon da, wie Du richtig bemerkst.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


karl antwortete am 27.04.02 (11:38):

Ursache und Wirkung, ich glaube das ist in diesem Fall ein sich verstärkender Kreisverkehr.


WANDA antwortete am 27.04.02 (13:01):

was wir brauchen, ist mehr zeit für persönliche gespräche, z.B, zwischen eltern und ihren kindern, zwischen eltern und lehrern und auch zwischen lehrern und schülern. kaum jemand nimmt sich die zeit zuzuhören, ansonsten denke ich wie barbara.


Mechtild antwortete am 27.04.02 (13:37):

Kinder haben immer geballert und jeden Gegenstand zu einem Gewehr umfunktioniert. Ich halte es für zu einfach alles auf die Spielwelt zu schieben. Richtig ist jedoch, dass man Kindern Grenzen setzen muss und wenn eine Gesellschaft Gewalt verherrlicht ist es für Kinder schwierig später als Jugendliche und Erwachsene einen ablehnenden Standpunkt zur Gewalt zu entwickeln.
Solche eine schreckliche Bluttaten wie sie gestern passiert ist kann man sicher nicht mit einem Phänomen erklären. Aber es ist wichtig, dass es die Erwachsenen aufrüttelt und sie wieder mehr mit den Kindern und Jugendlichen reden. Es zeigt auf, dass Gewalt keine Lösung sein kann, sondern nur noch mehr unsinniges Leid anrichtet. Der Erwachsene muss klar Stellung gegen Gewalt beziehen und das auch begründen, damit Kinder und Jugendliche eine Orientierung bekommen.


Geli antwortete am 27.04.02 (13:51):

Gab es vorher keine Signale? Der Wut? Der Verzweiflung?
Jetzt beschäftigen sich alle mit der Psyche dieses Schülers. Hat sich vorher keiner damit beschäftigt? Wie allein muß er gewesen sein, wenn er sich und sein Unglück niemandem anvertrauen konnte.

Um nicht mißverstanden zu werden: eine solche Gewalttat ist durch nichts zu entschuldigen!
Aber wir alle sollten auch in uns gehen und uns auch fragen, ob wir auf stumme Hilferufe immer (richtig) reagieren.


schorsch antwortete am 27.04.02 (17:11):

@ "Wieviel Demütigungen hat er ertragen müssen?
Wer hat in seinem Umfeld versagt"

Versagen wir selber denn nicht, wenn wir - ohne zu wissen, was denn nun der wirkliche Grund für die Wegweisung des Schülers war - schon ein Urteil sprechen über die Lehrer und Vollzugspersonen, die diesen Schüler von der Schule wiesen? Können denn Lehrpersonen dazu verdonnert werden, sich alles gefallen zu lassen? Muss denn nicht ab und zu ein Zeichen gesetzt werden, das den anderen Schülern zu bedeuten gibt: "Bis hierher und nicht weiter!"?

Schorsch


Barbara antwortete am 27.04.02 (18:48):

Lieber Schorsch,

wo bitte habe ich ein Urteil über Lehrer gefällt?
Ich frage mich allerdings in der Tat, wie dieser enorme Hass entstehen konnte. Soviel ich aus Gesprächen von Fachleuten erfahren habe, handelt es sich bei einem Amoklauf IMMER um einen erweiterten SELBSTMORD. Ein junger Mensch sieht für sich keinen anderen Ausweg, als aus dem Leben zu scheiden. Offenbar gibt er anderen die Schuld an seiner unerträglichen Situation, ob zu recht oder unrecht kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls verspürt er einen derartigen Hass auf diese Menschen in sich, dass er sie vor seiner Selbsttötung umbringen will. So erklären Fachleute einen Amoklauf.

Ich halte es für zu kurz gedacht, wenn wir allein Gewaltspielen u.ä. die Schuld geben. Damit nicht gleich wieder viele über mich herfallen: DIESES HAT HIER AUCH NIEMAND BEHAUPTET! Trotzdem verlief mir die Diskussion als zu eng, so dass ich einen weiteren Aspekt einbringen wollte.

Eine weitere Frage wäre, ob nicht auch derartige Verzweiflungstaten vermieden werden können, wenn sich Jugendliche anhand von Computerspielen abreagieren können. Nach meinen Beobachtungen können Experten auch dazu nicht viel sagen, denn jeder Mensch reagiert nun einmal anders.

Barbara


Felix Schweizer antwortete am 27.04.02 (19:28):

Ich interessiere mich sehr für die Hintergründe, Umstände und Auslöser, die zu dieser Einzeltat geführt haben.
Ich habe als Reallehrer in einer Industriegemeinde jahrelang die sogenannte Integrationsklasse betreut. Schülerinnen und Schüler im saftigen Alter von 14 - 18, die aus Gebieten stammten, wo Kriegszustand herrschte und die z.T. miserable Schulerfahrungen hinter sich hatte.
Ich erlebte viele Formen der Aggression. Die Situationen und auslösenden Momente, die jeweils zum aggressiven Verhalten geführt hatten, waren oft unspektakulär. Ein Blick .. eine schnippische Bemerkung ... zu nahes Herankommen .. oder Berühren manchmal auch offensichtliche Missverständnisse ... verstärkt durch sprachliche Verständigungsschwierigkeiten etc.konnten ein grobes handgreifliches Verhalten auslösen, das mit dem Auslöser inadequat war.
Da meine Schüler/innen vorallem aus der Türkei oder dem Balkan kamen, sah man auch vermehrt Formen der Bedrohung, die weniger mit Schusswaffengebrauch zu tun hatten. Messer, asiatische Wurfklingen und andere Konfu-Waffen gepaart mit Kampfsportarten waren in. Sie sahen sich damals auch mit Vorliebe solche Filme an oder bevorzugten solche Computer-Simulationen.
Regelmässige Sozialisierungsübungen brachten eine Besserung zuerst innerhalb der Klasse .. später auch nach aussen.
Einige Male blieb mir ... weil alle andern Mittel unbeachtet blieben ... nichts anderes übrig .. als mich selbst zwischen die Kämpfenden zu stellen ... zwar mit Entschlossenheit .. aber auch mit einem mulmigen Gefühl. Ich hätte gegen diese jungen Männer keine Chance gehabt.
Beim tragischen Fall von Erfurt führten offenbar andere imponierende Vorbilder zu dieser Schiesserei.Über die Hintergründe und Umstände können wir erst spekulieren.


pilli antwortete am 27.04.02 (20:53):

@ H. Steiner,

du kennst keinen schützenverein,
ich kenne kein virtuelles spiel, in dem zum mord aufgerufen wird und das war der einstieg zum sicher schwierigen thema, das karl gestern abend aus aktuellem anlass begann.

info von heute:

der täter war sogar mitglied in 2 schützenvereinen, also noch vertrauter mit dem "realen" umgang mit waffen und nicht dem "virtuellen"! und nur durch seine mitgliedschaft erhielt er die "waffenbesitzkarte", die erhält mann/frau nicht als softwarebeigabe zu virtuellen spielen.

weiter wurde in der aktuellen stunde des "wdr" gemeldet, daß es im kreis olpe "71" schützenvereine gibt.
im klartext heißt das für mich, es gibt "71" möglichkeiten für jugendliche als "jungschütze" waffengebrauch zu üben und dann diese karte zu erhalten;

nicht mehr und nicht weniger habe ich zur überlegung, denn mehr kann es nicht sein, angeboten.
dein "nagelbeispiel" möchte ich an dieser stelle ausnahmsweise nicht kommentieren, bei dem aktuellen anlass
verbietet sich für mich jede streitbare entgegnung,

sorry,
pilli


Fred Reinhardt antwortete am 27.04.02 (21:05):

Ich kenne eine Frau, die bis zum 50 Lebensjahr oft in der Nacht schweissgebadet wegen Angstzuständen aufwachte. Ihre ehemalige Klassenlehrerin hat sie über die Hälfte ihres Lebens verfolgt. Hohn und Spott hat sie über sich ergehen lassen nur weil ihr Vater sich einmal über die Lehrerin beschwert hat. Heute sagt sie, es war vorher schlimm, aber nach der Beschwerde war es ein Spiessrutenlaufen bis zum Ende ihrer Schulzeit.

Als ihre Kindern zur Schule gingen hat sie sich nie über einen Lehrer/ in beschwert, auch wenn dies wirklich manchmal notwendig gewesen wäre. Die Angst, ihre Töchter müssten gleiches mitmachen , hat sie davon abgehalten.

Ich wiederum hatte in Innsbruck eine Lehrerin, die ich nie vergessen werde. Es war eine Lehrerin, die ihre Schüler kannte und immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen hatte.


Karl antwortete am 27.04.02 (22:15):

Der Amokschütze war nicht nur im Schützenverein, sondern auch in Gewaltvideos und Spiele vernarrt. Übrigens schaffen Amokschützen sich für die Tat nie Waffen an, sondern sie haben sie bereits. Deshalb könnte ein strenges Waffengesetzt doch etwas bringen.


seewolf antwortete am 28.04.02 (02:45):

Leuten - egal welchen Alters und welchen Geschlechts - die glauben, eine Waffe besitzen zu müssen, traue ich keinen Millimeter mehr über den Weg. Sie könnten ja - hinterher bedauert und erklärt von Psychologen und anderen Experten - wegen irgendeiner persönlichen Krise durchknallen und deswegen um sich ballern...

Liebe Schützen, Jäger, Waffensammler und dergleichen : solange Ihr mir und meinen Lieben nicht mit Eurem Leben dafür einsteht, daß KEINER von Euch auf Menschen schießt, höre ich Euch nicht mehr zu, wenn Ihr über die Wichtigkeit des Waffenbesitzes palavert !!!

Mir stinkt es ganz gewaltig.

Und diese Betroffenheit hinterher - eigentlich selbstverständlich - oder ??? - nehme ich Euch auch nicht ab.


rolf antwortete am 28.04.02 (12:28):

Daß der Amokschütze in Gewaltspiele und Videos vernarrt sei, wurde - wenn ich den tv-Meldungen glauben darf - nur von einem Mitschüler in einem Interview gesagt. Die Polizei hat bei der Wohnungsdurchsuchung weder derartige Videos, noch Spiele gefunden, auch nicht auf seinem beschlagnahmten Computer.


pilli antwortete am 28.04.02 (13:23):

der headline von "Bild" ist zu entnehmen, dass der täter u.a. im "polizeisportverein" gelegenheit bekam, sich mit dem umgang von waffen vertraut zu machen. so vertraut, dass schlussendlich ein polizist sein leben verlor...


H. Steiner antwortete am 28.04.02 (15:13):

pilli,

wenn der Täter in einem Verein für Angelsport gewesen wäre, dann hätte man die Fische verbieten sollen. Ist das Deine Logik?


pilli antwortete am 28.04.02 (15:55):

nein,
denn ich nehme ja auch nicht an, dass karl`s posting logische rückschlüsse zulassen soll;
es sind vermutungen, die für das begreifen dieser entsetzlichen geschichte in betracht kommen "könnten"...

die frage des umfeldes mancher jugendlichen wurde angedacht; die frage, wie weit virtuelle spiele oder wie weit der besuch von schießsportclubs beeinflussen können, kann von niemand zum aktuellen zeitpunkt gesagt werden.

diesen sehr feinen unterschied darzustellen, das ist mir wichtig. vielleicht wird es jetzt klarer?


H. Steiner antwortete am 28.04.02 (16:57):

pilli,

ja, jetzt ist es für mich besser verständlich. Dennoch gefallen mir die vielen Verdächtigungen und Vermutungen nicht. Die wahren Hintergründe sind längst noch nicht alle recherchiert worden. Und wir alle, ich natürlich eingeschlossen, wissen überhaupt nichts über diesen speziellen Fall.

Und dann noch eine ganz andere Bemerkung. Hier wird mal wieder über Gott und die Welt spekuliert. Ich warte auf den ersten Beitrag, wo auch mal an die Opfer gedacht wird. 17 Menschen haben bei diesem Verbrechen ihr Leben verloren. Das ist in dieser Diskussion mit keinem einzigen Wort erwähnt worden. Es wird totgeschwiegen. Warum eigentlich?


elchi antwortete am 28.04.02 (18:27):

Warum wird immer gleich so aufgeregt getan? Wann immer ein Jugendlicher durchdreht, wird als erstes von Computerspielen und Videofilmen und vom Fernsehen gesprochen. Doch das Schießen haben alle jugendlichen Amokläufer woanders gelernt, ganz offiziell und unter Kontrolle in den Schützenvereinen.

Heißt das, daß jetzt alle Schützenvereine und jeglicher Besitz von Schußwaffen verboten werden sollten? Das ist ähnlich absurd, als wollte man Autos oder Flugzeuge verbieten, nur weil die auch schon als Waffen verwendet wurden.

Eine bittere Erkenntnis ist, daß gegen gewaltbereite Menschen vor der Tat praktisch nichts getan werden kann.


Felix Schweizer antwortete am 28.04.02 (19:24):

Eines scheint jetzt relativ sicher zu sein. Der Anschlag war das Werk eines Einzelnen und galt vorallem der verhassten Lehrerschaft.
Als Angehöriger dieser Gilde macht mich das besonders betroffen. Wer hat hier versagt? Auch ich machte wärend meiner langen Tätigkeit immer wieder die Feststellung, dass es völlig unmöglich ist, allen anvertrauten jungen Menschen, Eltern, Schulbehördemitgliedern und gleichzeitig auch den Forderungen der Gesellschaft gerecht zu werden. Mein Weg glich zeitweilig einem Seiltanz. Bei einigen Schülerinnen und Schülern stimmte die Chemie hervorragend. Bei andern schienen meine Bemühungen nicht anzukommen. Heute kann ich offen mit diesen inzwischen erwachsenen Mitmenschen reden.
Ich kann übrigens ehemaligen Schülerinnen und Schülern nicht gut "Sie" sagen, deshalb biete ich allen das "Du" an .. und es wurde noch nie ausgeschlagen!
Ich staune oft, was an mir damals besonders missfallen oder gefallen hat. Oft waren es Bemerkungen oder Reaktionen, denen ich damals kaum Gewicht gab. Ich sah ein, dass jede Gebärde, jede Wortwahl, jeder Tonfall für die Betroffenen äusserst bedeutungsvoll sein kann.
Wir warten gespannt auf die Hintergründe, die in Erfurt zu einer solchen Hassreaktion geführt haben. Die Form der Aggression ist allerdings eher neu.
Auch wir hatten unfeine Methoden unbeliebte Lehrer zu bestrafen:
z.B. Klebstoff auf dem Lehrerstuhl, Wasserbecken über der Türe anbringen, ausgehängte Türen, Einschliessen, Auto aufbocken, Fahrrad an Baum hängen, Mappe verstecken, Lineale an der nassen Hinterseite der Wandtafel, Zettel am Rücken des Lehrers anbringen, telefonische Belästigungen etc. etc. ... den schlimmsten Streich, an den ich mich noch erinnern kann war eine fingierte Todesanzeige eines Gymnasiallehrers in der Tageszeitung .. schon das ging mir eindeutig zu weit.
Aber nach dem Leben trachten ... das ist für mich eine andere Dimension .. sowas wurde in der grössten Rage vielleicht höchstens verbal herausgeschriehen.
Ich glaube, dass diese Eskalation der Aggressionsformen schon von erlebten Vorbildern geprägt sind. Welchen Einfluss im Einzelnen Literatur, Filme, Videos, Computerspiele oder die Beispiele in andern Ländern gespielt haben .. wissen wir nicht. Was wir aber befürchten müssen, ist eine zunehmende Tendenz .. Konflikte mit Anwendung von gefährlichen Waffen anzugehen. Beispiele gibt es auch bei uns in der Schweiz genug: Beziehungs-Konflikte enden immer häufiger mit Schiessereien oder Messerstechereien. Vielleicht sehen wir darin auch den Einfluss fremder Ethnien, wo das schon lange üblich ist. Auch das Parlament wie kürzlich im Kanton Zug kann Ziel eines Anschlages sein.
Sicher kann man auch mit einem verschärften Waffengesetz wenigstens den Erwerb erschweren ... aber dies ändert an der Gewaltbereitschaft kaum etwas.


pilli antwortete am 28.04.02 (20:10):

@ H. Steiner

danke für die richtigstellung, denn ich hatte dieses argument bereits am 27.04. 00:28 genannt, wie können wir uns anmassen, hier etwas wissen zu wollen ohne die fakten zu kennen. karl verwandte eingangs sogar diesen text:

"Die Schüler tuns, die Studenten tuns, es ist "in". Überall wird geballert. Die Spielwelten sind inzwischen so realistisch, dass man das Blut spritzen sieht."

in einem anderen forenthema ("überall /alkoholleichen) hatte ich bereits dargestellt, daß ich die wortwahl "überall" schwierig finde, eigentlich sogar falsch. ich dachte damals, nachdem karl dies berichtigt hat, es sei ein versehen. ich kann doch jetzt nicht einfach mitlesen und nicht zu bedenken geben, es wird nicht "überall" geballert. an bestimmten orten wohl, aber eben nicht überall.

als forumsgast akzeptiere ich seine wortwahl, glaube aber jetzt nicht mehr an ein versehen.


Ralph Kalterer antwortete am 28.04.02 (20:24):

Der Staat kann vielleicht den Zugriff und den Erwerb von legalen Waffen erschweren. Die Kriminalgeschichte zeigt jedoch, daß vorwiegend illegale Waffen für Verbrechen benutzt werden.

Besonders einfach ist es dabei, sich Waffen aus den ehemaligen Ostblock-Staaten, oder aus ehemaligen Kriegsgebieten (Jugoslawien) zu besorgen.

Und dann gibt da noch Waffen, die man überhaupt nicht verbieten kann. Zum Beispiel Messer, Lanzen, Speere, Pfeile, Steine, Autos, menschliche Hände und geballte Fäuste.

Ein Verbrecher kann alles, tatsächlich alles, in eine Waffe verwandeln und umfunktionieren. Deshalb glaube ich, daß die moralische Verwahrlosung unserer Gesellschaft die eigentliche Hauptursache für das vorhandene Gewaltpotential ist.

Solange man den Menschen vorgaukelt, daß pure Gewalt eine Daseinsberechtigung hat, solange sollte man sich über diese Entwicklung nicht wundern. Und solange Politiker erklären, daß Kriege legal, gerecht und sinnvoll sein können, solange wird es Menschen geben, die es genau so machen.

Alle Menschen sind doch gleich - oder doch nicht?


Karl antwortete am 28.04.02 (21:12):

@ pilli

Die Wortwahl "überall" ist logisch falsch. Überall wird selbstverständlich nicht geballert. Ich gestehe, dass ich in verbaler Übertreibung meinte "Es wird an vielen Computern geballert".

Lass uns nicht über solch eine Wortwahl streiten. Felix hat deutlich gemacht, dass Hass gegen Lehrer allgegenwärtig ist, sich aber normalerweise nicht so katastrophal entlädt wie geschehen.

Wie konnte dieses Drehbuch der Rache entstehen? Gab es Vorbilder? Ja natürlich, dass zeigt schon die Kämpferverkleidung.

Ich möchte auch zu bedenken geben, dass nach Auskunft aller Experten, Amokschützen sich keine Waffen extra für die Tat kaufen, sondern diese bereits besitzen und im Regelfall als Waffennarren bekannt sind. Warum müssen Mitglieder eines Schützenvereins eigentlich die Waffen privat im Schrank aufbewahren?


pilli antwortete am 28.04.02 (21:23):

nein, Ralph Kalterer

menschen werden gleich geboren, sind aber nicht gleichermaßen gleichberechtigt...


Barbara antwortete am 28.04.02 (21:38):

Hallo Karl,

vielleicht kannst Du mir zwei Fragen beantworten:

1.Angeblich soll der 19jährige auf einer Entschuldigung w/Krankheit die Unterschrift seiner Erziehungsberechtigten gefälscht haben. Mit 19Jahren ist man jedoch volljährig und kann daher jede Entschuldigung selbst unterschreiben, da niemand mehr für einen erziehungsberechtigt ist.

2.Wieso haben Schüler, die in Thüringen durch die Abitur-Prüfung fallen, nicht einmal einen Realschulabschluss? In anderen Bundesländern hat man nach der 12.Klasse sogar die Fachhochschulreife. Sollten die Bestimmungen in den Oberstufen der verschiedenen Bundesländer nicht übereinstimmen?

Ich hoffe, dass Du uns etwas darüber sagen kannst.

Gruß Barbara


rolf antwortete am 28.04.02 (23:10):

Hallo Barbara,
Du sprichst zwar Karl an, ich antworte aber nach meinem Kenntnisstand - aus den Medien - auf Deine Fragen:
1. Er soll die Unterschriften auf u. a. ärztlichen Attesten gefälscht haben, die er vorgelegt haben soll, um an Prüfungen nicht teilzunehmen.
2. Das ist NUR im thüringischen Schulgesetz so geregelt. Kultur ist Landessache!


Karl antwortete am 28.04.02 (23:10):

@ Barbara
Handelte es sich nicht um ein ärztliches Attest? Wenn man 14 Tage fehlt reicht eine einfache Entschuldigung sicher nicht.

Die Kulturhoheit liegt bei den Ländern. Leider kenne ich die Bedingungen in Thüringen nicht. Es würde mich aber sehr wundern, wenn ein Schüler in der 12. Klasse nicht auch die Mittlere Reife haben sollte. Das wäre nicht zu verstehen.


rolf antwortete am 28.04.02 (23:11):

P. S. Er hat nicht einmal einen Hauptschulabschluß - also KEINEN Abschluß


Felix Schweizer antwortete am 29.04.02 (11:51):

In der Zwischenzeit weiss man einiges mehr:

- Der Täter, Robert Steinhäuser, kommt aus eher gut gestellten bürgerlichen Kreisen.
- Seine Persönlichkeit war nicht besonders auffällig. Was mitgespielt haben könnte: Frustrationsintoleranz, Geltungsdrang gepaart mit Problemen beim Selbstwertgefühl.
- Es wurden durchaus Hinweise auf Vorlieben für brutale Spiele und menschenverachtende Liedtexte gefunden.
Zitat:
Mit seinem Freund habe er das «blutige Computerspiel» Quake gespielt. Im Chatroom sei er als «Satans Sohn» aufgetreten. Ferner habe er die Musik der Gothic-Metal-Band «Slipknot» gehört: «In den Texten werden Menschen mit Fäkalien verglichen, die Band-Mitglieder tragen auf der Bühne Nazi-Embleme. Ihr Song «School Wars» (Schulkriege) enthält den chiffrierten Mordbefehl «Shoot down your naughty teachers with a pump gun» (Knall deine ekelhaften Lehrer mit einer Pumpgun ab)».
- Interessant finde ich das Aufreten seines 60 jährigen Lehrers Rainer Heise. Seine verbale Entwaffnung hat etwas mit der angeborenen Tötungshemmung zu tun. Er hat einen menschlichen Kontakt riskiert und damit den jungen Mann zur Aufgabe seines weiteren Handelns gebracht!
-Trotz allen Erklärungsversuchen wird eine solche Tat vermutlich ein Rätsel bleiben!

Dieser Link führt zu einer Meldung in der Basler Zeitung von heute (möglicherweise ist die Adresse zu lang!)
https://www.baz.ch/invoke.cfm?ObjectID=7F7EE427-930C-4C8E-A72EC33ADFC5310D&method=displayFull

(Internet-Tipp: https://www.baz.ch/invoke.cfm?ObjectID=7F7EE427-930C-4C8E-A72EC33ADFC5310D)


Fred Reinhardt antwortete am 29.04.02 (12:48):

Wenn Politiker wie unser Innenminister Beckstein diese Thema für den Wahlkampf ausschlachten will um sich als zukünftiger Innenminister von Deutschland vorzustellen, dann ADE liebes Deutschland.
Es ist zum KOTZEN, aber so ein Mann müsste aus dem Verkehr gezogen werden.


Wolfgang antwortete am 29.04.02 (13:15):

Die Amerikaner haben viel Erfahrung mit dem Terror an Schulen und von Schülern... In der FAZ wird heute über deren Erkenntnisse berichtet:

Alarmzeichen für Attentate
In Amerika wird nach den Ursachen für Schießereien in Schulen gesucht / Täter verheimlichen ihre Vorbereitungen nicht / Kein eindeutiges Profil / Von Katja Gelinsky

Der Link ist zu lang... Einfach https://www.faz.de anwählen und dann auf "Politik" klicken. Dort geht es weiter zum Artikel.

(Internet-Tipp: https://www.faz.de)


Karl antwortete am 30.04.02 (10:05):

Ich hatte gestern ein längeres Gespräch mit Jugendlichen. Demnach glich nicht nur das Outfit (als Ninja), sondern auch die Bewaffnung des Amokschützen haargenau derjenigen von Spielfiguren in Spielen wie Quake.

Das Argument, Jugendliche können Realität und Virtualität gut unterscheiden, teile ich, in 99,99% der Fälle. Ich möcht aber dem 0,01 Prozent einfach nicht begegnen müssen.

Mit den besten Grüßen

Karl


Barbara antwortete am 30.04.02 (18:11):

Dass dieser Massenmord unendliches Leid über viele Familien gebracht hat, erschüttert unser ganzes Land. Trotzdem muss - allein schon um weitere ähnliche Fälle zu verhindern - über die Hintergründe gesprochen werden. In endlosen Talkrunden wird im Fernsehen über ein Verbot von Video-Spielen und eine Verschärfung der Möglichkeiten zum Waffenbesitz diskutiert, obwohl jeder weiss, dass eine Umsetzung praktisch unmöglich ist. Sobald jedoch jemand auf die Ursache für diesen unvorstellbaren Hass des Robert S. auf seine Lehrer zu sprechen kommt, wird er sofort zurechtgewiesen: nein, "Mitgefühl" für diesen Massenmörder möchte niemand aufkommen lassen. Ist das der Weg, zukünftige Taten zu verhindern?

Ich konnte es selbst nicht glauben, jedoch hat ein Schüler, der in Thüringen durch das Abitur fällt, nicht einmal einen HAUPTSCHULABSCHLUSS"! Dieser Robert S. wurde ohne jeglichen Schulabschluss mit 19 Jahren der Schule verwiesen! In Schleswig-Holstein z.B. erlangt ein Schüler mit der Versetzung in die Oberstufe automatisch den Realschulabschluss und Ende der 12. Klasse dazu die Fachhochschulreife und dieses, auch ohne die Abiturprüfung bestanden zu haben. Wäre Robert S. auch dann zum Mörder geworden, wenn er derartige Bedingungen vorgefunden hätte?
Ich meine, diese Frage muss gestellt werden dürfen, ohne dass einem unterstellt wird, man nehme den Täter in Schutz, was hier auch nicht geschehen ist.

Barbara


Antonius Reyntjes antwortete am 30.04.02 (20:12):

Es gibt die medieninduzierte Gewalt, die bei sozialisationsgeschädigten Jugendldichen, besonders jungen Mackern, begierig aufgenommen wird. Der ROBERT lebte in einer Scheinwelt: von der Schule entlassen, fälscht Atteste (ich vermutete Alkohol- oder Rauschgiftprobleme), darf es zu Hause, also seiner Mutter nicht sagen, von den Lehrern abgeschoben, ohne echte Freunde; in den Idioten-Ballerspielen erhält er Zuwendung, Lob und Steigerung seiner Hassideen. Ein perfekter Fall von Amok, d.h. die Selbstvernichtung (da kein Selbstwertgefühl mehr da ist) ist Ziel einer gut ausgetüftelten Hassorgie, eines Todeslaufs: Lehrer als Mordziele; in Kauf genommen sog. Streuopfer, die eben so dazwischen laufen; eine Verantwortung ist abgelegt... Nur ein gut trainierter Dresseur, Lehrer Heise, hatte Glück, ihn zu stoppen.
Frage: Worauf müssen Lehrer vorbereitet wrden - auf diesen Extremfall nicht; wohl aber darauf: Kinder nicht fertigmachen! Zuhören! Sich nicht so wichtig nehmen. Es gibt auch noch eine andere Extremgruppe: sensible, freundliche, aber geheimmte Schüler, häufig Mädchen, mit nach innen gerichteter Aggression - sie enden sang-und klaglos im Werther-Tod - Suizid...
Bestialisch - unsere Medienwelt züchtet den Ninja-Kämpfer, mit ein paar hundert Schuss Muni...


Wolfgang antwortete am 30.04.02 (20:31):

Was ich mich frage, Barbara, das ist: Als man den jungen Mann wegen seiner Vergehen (Attestfälschungen) von der Schule gewiesen hat... Haben die Schulleitung oder seine LehrerInnen mit ihm darüber gesprochen, was jetzt geschehen soll oder geschehen kann? Oder wurde er einfach von der Schule gewiesen, ohne dass sich irgendjemand seitens der Schule noch die Mühe machte und das Gespräch mit ihm suchte und versuchte, aus der für ihn schlimmen Situation einen Ausweg zu finden? Hat die Schulleitung damals mit den Eltern gesprochen?


Barbara antwortete am 30.04.02 (20:55):

@ Wolfgang

In den rtl-Nachrichten wurde gesagt, dass man Robert S. lediglich einige Adressen von benachbarten Schulen gegeben hat. Diese Schulen, die seine Aufnahme ablehnten, suchte er ohne seine Eltern auf.

Auf mdr bestätigte die Schulleiterin, dass er lediglich die Adressen anderer Gymnasien erhielt. Das ist ein Skandal! Um es noch einmal zu betonen: selbstverständlich ist es kein Grund, ein Blutbad anzurichten. Trotzdem muss man doch diese Ursachen benennen, um weitere Fälle vermeiden zu helfen.

Mich erschüttert vor allem, wie Presse und TV damit umgehen. Es wird fast ausschließlich von in Hektik verfallenen Politikern berichtet, die auf die Schnelle Gesetze zum Erwerb von Waffen verschärfen, das Volljährigkeitsalter erhöhen wollen, etc. Nur bitte nicht nach den Gründen für diesen Hass auf seine Schule fragen? Ist das der richtige Weg?

Barbara


rolf antwortete am 30.04.02 (21:37):

da seine Eltern nichts vom Schulverweis wußten, kann die Schulleitung auch nicht mit ihnen gesprochen haben.
Wie ich in einer tv-Sendung hörte, ist dies aber lt. aller Landesschulgesetze auch bei über 18-jährigen vorgeschrieben.


Tessy antwortete am 30.04.02 (23:02):

Jetzt passiert das, was eigentlich vermieden werden sollte: Schuldzuweisungen, und das aufgrund von Vermutungen, Andeutungen in der Presse usw..
Was nicht geschehen wird: Kontrolle von Gewaltgames, mehr Gespräche im Elternhaus, Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern (was auch den Zuständigkeitsrahmen sprengen würde), die Liste würde sich endlos weiter führen lassen.
Was mir auch als äußerst schwierig aufgefallen ist: ein Jugendlicher, dessen Eltern sich eigentlich darum kümmern müßten ob die Schularbeiten gemacht werden, welche Spiele auf dem PC sind, und der andererseits einen Waffenschein besitzt und sich legal Waffen besorgen kann.
Verrückt!
Trotzdem wünsche ich euch allen einen schönen Abend.
Gruß
Tessy


Barbara antwortete am 02.05.02 (00:00):

Hallo Tessy,

ich empfinde es nicht als Schuldzuweisung, wenn man auf die skandalösen Schulrechtsbestimmungen aufmerksam macht, die einzig und allein in Thüringen bestehen und dort viele junge Menschen in große Not stürzen.

Als Schuldzuweisung empfinde ich Deine Bemerkung:

>>ein Jugendlicher, dessen Eltern sich eigentlich darum kümmern müßten ob die Schularbeiten gemacht werden, welche Spiele auf dem PC sind......<<

Wie sollen Eltern die Schularbeiten und die Programme auf dem Computer ihres volljährigen Sohnes kontrollieren?

Gruß Barbara


pilli antwortete am 02.05.02 (00:15):

@ tessy,

mit 19 jahren ist der täter erwachsen, was immer das bedeuten mag...

wie auch immer, ich habe zum thema heute eine site besucht, die für informationsmaterial für lehrer/innen eingerichtet wurde. in den freien forenbeiträgen fand ich den eintrag eines forumsteilnehmers, der meinte,

"Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir"; "Von wem und was, das ist doch die Frage"

auch weitere beiträge fand ich zum thema. vielleicht mag jemand die site besuchen, ich denke, es kann aufschlussreich sein, wie lehrer/innen das thema verarbeiten.
für alle betroffenen nicht leicht...

(Internet-Tipp: https://www.zum.de/Foren/frei/threads/thread235.html)


Barbara antwortete am 02.05.02 (12:52):

In der Thüringer Allgemeinen ist heute zu lesen:

>>Der Kinderschutzbund und der niedersächsische Justizminister Christian Pfeiffer (SPD) unterstützten die Forderung nach einem Verbot von Gewalt-Videos und -Computerspielen. Der Bielefelder Jugendforscher Klaus Hurrelmann hält davon allerdings nichts. "Gewaltdarstellungen können einen Prozess beschleunigen, die Ursache sind sie nie", erklärte er.<<

Hoffentlich werden die Worte des Herrn Hurrelmann ernst genommen und endlich Ursachenforschung betrieben.

Barbara


Wolfgang antwortete am 02.05.02 (13:15):

Ursachenforschung ist dringend nötig... Stattdessen: Viel Gefühlsduseliges... James Bond und Indiana Jones, Terminator und Gladiator sollen angeblich unsere Kinder versauen und sie zur Gewalt anstiften.

Aber: Plakative Schuldzuweisungen verstellen den Blick und verhindern sachgerechte Analysen.

Einen Vorteil hat das Geschrei von den bösen Videos und Spielen: Die Schule - Ort des Entstehens und des Vollzugs der Tat - ist aus der Kritik heraus. Wie praktisch!


Tessy antwortete am 02.05.02 (14:29):

Hallo Barbara,
wir haben uns total mißverstanden:
ich wollte im Gegenteil aufzeigen wie unmöglich es ist als Eltern Einfluß bzw.Kontrolle zu haben bei einem >Kinderwachsenen<.
Alles okay?
Gruß
Tessy


Karl antwortete am 02.05.02 (16:25):

@ Wolfgang

So ganz verstehe ich nicht, warum Du nicht die Existenz verschiedener Diskussionsebenen anerkennst. Ich bin schon der Meinung, das beides wichtig ist:

1. Die Frage, warum dreht ein junger Mann durch, ist wichtig.

2. Die Frage, warum greift ein Durchgedrehter zu solchen effektiven Tötungsmechanismen, ist auch wichtig.

Ad 1:) Lasst uns überlegen, wie unsere Gesellschaft sensibler werden kann, um allen Jugendliche eine Perspektive zu bieten. Das ist sicherlich eine sehr schwierige Aufgabe, obwohl Details, wie die Änderung der Schulordnung in Thüringen konkret zu Tage liegen.

Ad 2:)

a) Durch Waffenentzug könnte die konkrete Durchführung solcher Amokläufe erschwert werden.
b) Durch eine Beendigung der immer hemmungsloseren Gewaltdarstellungen in Film und Computerspiel könnte vielleicht auch die Entstehung des Drehbuchs für solche Taten im Kopf der Täter verhindert werden.

Bei all dem ist mir bewusst, dass unsere gegenwärtige Weltpolitik, die Mord und Todschlag real insziniert, eines der grundlegenden Probleme darstellt. Das darf aber kein Argument sein, bei den Dingen, die wir Ort anpacken können, nicht zu beginnen.

MfG Karl


Wolfgang antwortete am 02.05.02 (17:50):

So gesehen, Karl, stimme ich Dir in allen Punkten zu. :-)

Ein Hinweis noch auf einen neuen ZEIT-Artikel von WILHELM HEITMEYER:

Süchtig nach Anerkennung
Die prekäre Normalität: Wer nicht auffällt, wird nicht wahrgenommen - ist ein Nichts
https://www.zeit.de/2002/19/Politik/200219_eskalation.html

(Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2002/19/Politik/200219_eskalation.html)


Heidi antwortete am 02.05.02 (21:38):

Die Ballade vom Nachahmungstrieb

Es ist schon wahr: Nichts wirkt so rasch wie Gift!
Der Mensch, und sei er noch so minderjährig,
ist, was die Laster dieser Welt betrifft,
früh bei der Hand und unerhört gelehrig.

Im Februar, ich weiß nicht am wievielten,
geschah's, auf irgend eines Jungen Drängen,
daß Kinder, die im Hinterhofe spielten,
beschlossen, Naumanns Fritzchen aufzuhängen.

Sie kannten aus der Zeitung die Geschichten,
in denen Mord vorkommt und Polizei.
Und sie beschlossen, Naumann hinzurichten,
weil er, so sagten sie, ein Räuber sei.

Sie steckten seinen Kopf in eine Schlinge
Karl war der Pastor, lamentierte viel
und sagte ihm, wenn er zu schrein anfinge,
verdürbe er den anderen das Spiel.

Fritz Naumann äußerte, ihm sei nicht bange.
Die andern waren ernst und führten ihn.
Man warf den Strick über die Teppichstange.
Und dann begann man, Fritzchen hochzuziehn.

Er sträubte sich. Es war zu spät. Er schwebte.
Dann klemmten sie den Strick am Haken ein.
Fritz zuckte, weil er noch ein bißchen lebte.
Ein kleines Mädchen zwickte ihn ins Bein.

Er zappelte ganz stumm, und etwas später
verkehrte sich das Kinderspiel in Mord.
Als das sie sieben kleinen Übeltäter
erkannten, liefen sie erschrocken fort.

Noch wußte niemand von dem armen Kinde.
Der Hof lag still. Der Himmel war blutrot.
Der kleine Naumann schaukelte im Winde.
Er merkte nichts davon. Denn er war tot.

Frau Witwe Zickler, die vorüberschlurfte,
lief auf die Straße und erhob Geschrei,
obwohl sie doch dort gar nicht schreien durfte.
Und gegen Sechs erschien die Polizei.

Die Mutter fiel in Ohnmacht vor dem Knaben.
Und beide wurden rasch ins Haus gebracht.
Karl, den man festnahm, sagte kalt:" Wir haben
es nur wie die Erwachsenen gemacht."

(Anmerkung: Der Ballade liegt ein Pressebericht aus dem Jahre 1930 zugrunde)

Erich Kästner


Felix Schweizer antwortete am 03.05.02 (01:04):

Da hat ein gewisser Antonius den Versuch einer Satire über dieses Thema versucht .... zugegeben ein kläglicher, dümmlicher Versuch, der peinlich und geschmacklos ist.
Trotzdem frage ich mich, ob es richtig und sinnvoll ist ... einen solch misslungenen Versuch von vielen unbemerkt in die Gewölbe des Archivs verschwinden zu lassen?
Ich habe etwas gegen jegliche Form von Zensur oder Bevormundung. Es soll jeder selbst entscheiden können ... ob er überhaupt oder wenn ja in welcher Form .. auf einen fragwürdigen Beitrag reagieren soll.
In diesem Fall waren die wenigen akzeptierten Reaktionen sehr eindeutig. Auch ich habe mir die Mühe genommen, diese missglückte Satire zu kritisieren. Ich weiss nicht, warum mein Beitrag auch im Archiv nicht zu lesen ist.
Oder was meinst du dazu , Karl?


Karl antwortete am 03.05.02 (01:10):

Ich habe die Satire, die keine war, gelöscht. Hier möchte ich mein Hausrecht angewendet wissen.


Karl antwortete am 03.05.02 (01:10):

Ich habe die Satire, die keine war, gelöscht. Hier möchte ich mein Hausrecht angewendet wissen.


admin antwortete am 03.05.02 (01:16):

Die sogenannte "Satire" habe ich archiviert in der Hoffnung, daß Karl sie löschen wird, wenn er wieder an Bord ist. ( Wie auch geschehen)

Es ist ganz und gar unmöglich, einen Beitrag der ohne Rücksicht auf die Gefühle der Betroffenen hier gepostet wurde, stehen zu lassen.

Das hat mit Zensur nichts zu tun, sondern mit Menschenwürde und Achtung vor trauernden Menschen.

Da sollte auch ein Felix mal auf sein Recht zur freien Meinungsäußerung verzichten können, denke ich.


Felix &;>I( antwortete am 03.05.02 (01:22):

oooh ... pardon ... war ja nur eine Frage!


Barbara antwortete am 03.05.02 (09:43):

In der Thüringer Landeszeitung wird wohltuend sachlich über die Tragödie von Erfurt berichtet, vorallem bemüht man sich auch, Hintergründe aufzuklären.

Schaut einfach mal hinein: www.tlz.de

(Internet-Tipp: https://www.tlz.de)


Heidi antwortete am 03.05.02 (11:18):

Ich habe erst jetzt den offenen Brief der betroffenen Familie gelesen und bin im Nachhinein noch entsetzt, wie man auf diese abstoßende Art und Weise darauf reagieren kann.

Ich schlage vor, daß

Antonius Reyntjes (anton@reyntjes.de)

hier offiziell Schreibverbot erteilt und jeglicher zukünftiger Beitrag von ihm, egal welcher Art, gelöscht wird.


Felix antwortete am 04.05.02 (00:18):

Einspruch ... Schreibverbote bringen nichts ... im Gegenteil!


Stephanus Frank antwortete am 04.05.02 (00:48):

Die gelegeile, rauschhaft globalisierte Gesellschaft auf der Suche nach ihren Opfer, die, weil sie nicht vorbereitet wurden in Liebe, Achtung und Arbeitsfähigkeit, der Bilderflut und Stressanforderungen zum Opfer fallen.
Es gibt die medieninduzierte Gewalt, die bei sozialisationsgeschädigten Jugendldichen, besonders jungen Mackern, begierig aufgenommen wird. Der ungeliebte ROBERT St. lebte in einer Scheinwelt: von der Schule entlassen, fälscht Atteste (ich vermutete Alkohol- oder Rauschgiftprobleme), darf es zu Hause, also seiner Mutter nicht sagen, von den Lehrern abgeschoben, ohne echte Freunde; in den Idioten-Ballerspielen erhält er Zuwendung, Lob und Steigerung seiner Hassideen. Ein perfekter Fall von Amok, d.h. die Selbstvernichtung (da kein Selbstwertgefühl mehr da ist) ist Ziel einer gut ausgetüftelten Hassorgie, eines Todeslaufs: Lehrer als Mordziele; in Kauf genommen sog. Streuopfer, die eben so dazwischen laufen; eine Verantwortung ist abgelegt... Nur ein gut trainierter Dresseur, Lehrer Heise, hatte Glück, ihn zu stoppen.
Frage: Worauf müssen Lehrer vorbereitet werden - auf diesen Extremfall nicht; wohl aber darauf: Kinder nicht fertigmachen! Zuhören! Sich nicht so wichtig nehmen. Es gibt auch noch eine andere Extremgruppe: sensible, freundliche, aber geheimmte Schüler, häufig Mädchen, mit nach innen gerichteter Aggression - sie enden sang-und klaglos im Werther-Tod - Suizid...
Bestialisch - unsere Medienwelt züchtet den Ninja-Kämpfer, mit ein paar hundert Schuss Muni...; stattet ihn mit Westwaffen aus - und lädt ihn in eine Schule, in der er absolut versagte - und den Eltern den Schulabschluss nicht zu sagen getraute. Da gibt es neben den unschuldigen 17 Opfern noch ein Opfer, das sich selber umbringt - weil er sich für einen besonder bösen Menschen hält - und ist nur ein Opfer seiner Umstände, Prüfungsvorschriften und unterschiedlich fähiger Lehrer.
Warum hat der Heldenlehrer Heise dem kleinen, verstörten, psychpathischen Jungen Robert die Waffe zum Selbstmord ausgehändigt....? Schlau? Wollte er ihn vor den Forderungen nach der Todesstrafe bewahren? Vor Lynchjustiz?

Stephanus


Felix antwortete am 04.05.02 (01:14):

Stephanus

... der Spur nach habe ich deine engagierte Aussage mitbekommen ... ich geben aber zu, dass ich mit deiner Sprache und Formulierungsweise echt mühe habe. Ich bin nicht sicher, dich richtig verstanden zu haben.


Heidi antwortete am 04.05.02 (05:07):

Interessant, Herr Anton Reyntjes, dass Sie jetzt unter dem Namen Stephanus Frank von fehlender Liebe und Achtung schreiben.


pilli antwortete am 05.05.02 (09:21):

zum "heldenlehrer" heise möchte ich den eben gelesenen artikel bekanntmachen; wenn dem so ist, hat er ein problem...

"Lehrer Heise – Ist er ein Schwindler?
Nach schweren Vorwürfen denkt er an Selbstmord.
Es war auch der Tag, an Rainer Heise (60), Geschichtslehrer des Erfurter Gutenberg-Gymnasiums, zum Helden wurde: Er stoppte das Morden. Doch jetzt glauben die Ermittler Rainer Heiser angeblich nicht mehr. Der Held von Erfurt – ist er ein Schwindler?

In fast jede Kamera erzählte Rainer Heise seine Geschichte: „Ich hörte ein Schlurfen auf dem Gang. Ich schaute nach.“ Vor ihm plötzlich der Junge mit der Ninja-Maske.

Heisers Version: „Er hielt mir sofort die Pistole auf die Brust, zog sich dann langsam die Maske vom Gesicht. Dann sagte ich zu ihm: "Robert, du kannst mich jetzt erschießen. Aber du musst mir dabei in die Augen sehen.“

Dann will Heiser den irren Schüler eingeschlossen haben – ein letzter Schuss, Steinhäuser richtete sich selbst.

Aber – was geschah wirklich in diesen Minuten im Gutenberg-Gymnasium? Die Polizei soll nach einem Bericht des „Spiegel“ „größte Skepsis“ an Heisers Schilderungen der Geschehnisse haben.

Denn die Widersprüche zwischen dem tatsächlichen Geschehen und den Aussagen des Lehrers seien bisher nicht geklärt. Ein Fahnder soll zudem dem „Focus“ erklärt haben, dass die Abläufe „uns noch völlig unklar sind“.

Heise im Zwielicht. Dem „Focus“ sagte er, dass er auf keinen Fall das von Innenminister Otto Schily vorgeschlagene Bundesverdienstkreuz annehmen werde. Heise: „Das wäre ein Totenorden.“

Heises Mitteilungsfreude gegenüber der Öffentlichkeit – sogar die Kollegen wenden sich jetzt von Heise ab: „Ich werde von ihnen inzwischen als "Lügner" und "mieses Schwein" beschimpft, das sich im Blut der Kollegen suhlt.“

Ein dunkler Schatten fällt auf den Helden von Erfurt. Damit scheint er nicht gerechnet zu haben.

Sogar an den Tod denkt der Mann. Heise zum „Focus“: „Vielleicht hole ich als nächstes eine Knarre und bringe mich um. Das meine ich nicht pathetisch.“

Holt sich der Massenmörder Robert Steinhäuser so noch nach seinem Tod sein 17. Opfer?

entnommen "express online"

(Internet-Tipp: https://www.express.de/servlet/Satellite?pagename=XP/index&pageid=1004979498952&rubrik=220&artikelid=1020524428467®id=1)


wese antwortete am 05.05.02 (09:44):

pilli,

um was geht es in Deinem Beitrag eigentlich? Möchtest Du nur den Lehrer Heise madig machen, oder willst Du Dich lediglich am allgemeinen Klatsch & Tratsch beteiligen?

Übrigens: Kurze URL's verwenden gehört zu den Spielregeln, wie Du überall nachlesen kannst.

Zitat Webmaster:

(lange URLs provozieren horizontales Scrollen und werden gelöscht)


pilli antwortete am 05.05.02 (10:11):

@ wese,

habe ich "madig" gemacht?
ich habe gelesen und bekanntgegeben.
ob nun die presse "madig" macht, vermag ich nicht zu sagen, ich habe diesen artikel nicht geschrieben.

zum "übrigens" :
danke für den hinweis, erspart mir, das "überall" nachlesen.


Barbara antwortete am 05.05.02 (14:39):

Eines darf man nicht vergessen:

Wer ein solches Grauen überlebt hat, steht unter Schock! Ich war entsetzt, als Herr Heise vor laufender Kamera die Länge und Breite der Blutlache beschrieb, in der eine Kollegin lag, sich dann sogar noch über die unterschiedliche Farbe des Blutes ausließ. Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass man nach einem derartigen Vorfall unter Schock wie aufgezogen reagiert. Erlebtes, von anderen Gehörtes und eine lebhafte Phantasie verfälschen die Erinnerungen.

Von meinem Arbeitgeber (Bankgeschäft) wurde eine Vorschrift erlassen, dass nach einem Überfall keiner mit anderen Personen sprechen darf. Als erstes wird ein Formular ausgeteilt, auf das jeder seine Erinnerungen einträgt. Erst nachdem dieses erfolgt ist, darf man miteinander reden.

Also bitte diese Menschen, die grauenhafte Stunden durchstehen mussten, nicht noch dafür verurteilen, dass sie sich unter Schock nicht wie Schauspieler verhalten, die ihre Szenen wochenlang einstudiert haben.

Barbara


pilli antwortete am 05.05.02 (15:01):

@ Barbara

stop!!!

wer hat hier verurteilt???

ich habe immer wieder gesagt, dass niemand, absolut niemand diese schrecklichen ereignisse analysieren und viel, viel schlimmer noch, verurteilen darf.

diese bitte kannst du dem richter stellen, nur ein gericht und die richter können verurteilen.


Barbara antwortete am 05.05.02 (16:33):

Liebe pilli,

dann habe ich Deinen Beitrag falsch verstanden und bitte Dich um Entschuldigung.

Ich habe eben einmal auf focus-online nachgelesen. Abscheulich allein dieser Satz:

>>Kollegen nennen ihn einen Lügner, ein mieses Schwein. Lehrer Heise, der „Held von Erfurt“, gibt sich verzweifelt<<

......gibt sich verzweifelt. Nach den erlebten Schrecken müssen diese Menschen verzweifelt sein!!!

Wenn die Medien die Menschen doch nur in Ruhe ließen, aber natürlich muss möglichst viel Geld daran verdient werden.

Barbara


pilli antwortete am 05.05.02 (16:51):

@ barbara

entschuldigung gerne angenommen :-)

pressefreiheit. wie auch immer sie benutzt wird, ist ein wichtiges element unserer demokratie. "sich ein eigenes bild machen" gilt es.

zum schwierigen thema nicht immer möglich aber versuchen sollte frau/mann es.


marco antwortete am 06.05.02 (15:38):

@Karl

"b) Durch eine Beendigung der immer hemmungsloseren Gewaltdarstellungen in Film und Computerspiel könnte vielleicht auch die Entstehung des Drehbuchs für solche Taten im Kopf der Täter verhindert werden."

Solche Forderungen habe ich inzwischen hundertfach aus Politikermündern gehört. Nichts als Scheinaktionismus. Ist es Hilflosigkeit oder Populismus? Ich weiß es nicht – auf alle Fälle lassen sich solche Sprüche bei den Bürgern am besten „verkaufen“ – vor allem vor einer Bundestagswahl. Dabei wissen sie alle, die Dampfplauderer, dass ein Verbot viel zu SPÄT kommt. Alle vorstellbaren, und auch unvorstellbaren Gewaltdarstellungen sind bereits auf Video verewigt. Gewalttätige Actionfilme, Splattervideos übelster Sorte und reale Abschlachtvideos aus ehemaligen Kriegsgebieten sind in unzähligen Haushalten bereits vorhanden.
Gewalttätige Computerspiele (berühmte Vertreter: Doom, Quake), die schon lange auf dem Index stehen, sind ebenfalls zuhauf in den Händen Jugendlicher. Die o.g. Spiele sind übrigens in den USA auf Wühltischen der Wal-Märkte zu finden.
Es ist ein Kinderspiel, solcherlei Spiele über das Internet herunterzuladen.
Und im Übrigen: Die überwiegende Mehrzahl der Gewaltvideos und Spiele wurden und werden nicht in Deutschland produziert.

Der Nutzwert solcher Verbotsmaßnahmen ist also gleich Null!

Einzige Ausnahme: Das Fernsehen. Hier könnten die Politiker sehr wohl ihren Einfluss geltend machen um die Ausstrahlung Gewalt verherrlichender Filmen zu verhindern.
Aber: Dabei geht es um sehr viel Geld, denn gewisse Privatsender leben davon. Ob sich hier die Politik durchsetzen kann, oder will, ist zweifelhaft.

Ich wage mal eine Prognose: Warten wir noch ein paar Wochen (spätestens bis zur Fußball-WM), und kein Mensch redet mehr über Erfurt – leider!!


marco antwortete am 06.05.02 (15:49):

@Karl

"b) Durch eine Beendigung der immer hemmungsloseren Gewaltdarstellungen in Film und Computerspiel könnte vielleicht auch die Entstehung des Drehbuchs für solche Taten im Kopf der Täter verhindert werden."

Solche Forderungen habe ich inzwischen hundertfach aus Politikermündern gehört. Nichts als Scheinaktionismus. Ist es Hilflosigkeit oder Populismus? Ich weiß es nicht – auf alle Fälle lassen sich solche Sprüche bei den Bürgern am besten „verkaufen“ – vor allem vor einer Bundestagswahl. Dabei wissen sie alle, die Dampfplauderer, dass ein Verbot viel zu SPÄT kommt. Alle vorstellbaren, und auch unvorstellbaren Gewaltdarstellungen sind bereits auf Video verewigt. Gewalttätige Actionfilme, Splattervideos übelster Sorte und reale Abschlachtvideos aus ehemaligen Kriegsgebieten sind in unzähligen Haushalten bereits vorhanden.
Gewalttätige Computerspiele (berühmte Vertreter: Doom, Quake), die schon lange auf dem Index stehen, sind ebenfalls zuhauf in den Händen Jugendlicher. Die o.g. Spiele sind übrigens in den USA auf Wühltischen der Wal-Märkte zu finden.
Es ist ein Kinderspiel, solcherlei Spiele über das Internet herunterzuladen.
Und im Übrigen: Die überwiegende Mehrzahl der Gewaltvideos und Spiele wurden und werden nicht in Deutschland produziert.

Der Nutzwert solcher Verbotsmaßnahmen ist also gleich Null!

Einzige Ausnahme: Das Fernsehen. Hier könnten die Politiker sehr wohl ihren Einfluss geltend machen um die Ausstrahlung Gewalt verherrlichender Filmen zu verhindern.
Aber: Dabei geht es um sehr viel Geld, denn gewisse Privatsender leben davon. Ob sich hier die Politik durchsetzen kann, oder will, ist zweifelhaft.

Ich wage mal eine Prognose: Warten wir noch ein paar Wochen (spätestens bis zur Fußball-WM), und kein Mensch redet mehr über Erfurt – leider!!


marco antwortete am 06.05.02 (15:51):

Nachtrag zum obigen Beitrag:
Andere, wirkungsvollere Maßnahmen die von der Politik ergriffen werden könnten, kosten Mühe, Zeit, Geld und – WICHTIG – unter Umständen sogar Wählerstimmen.
Dies vor Augen habend tun sich die Damen und Herren der Politik dann doch etwas schwer, Probleme energisch anzugehen.


marco antwortete am 06.05.02 (16:02):

Ein Klick auf "publizieren" und ein paar Minuten später auf "Aktualisieren" und mein vorletzter Beitrag hat sich "verdoppelt". ;-(


Werner Bleicher antwortete am 06.05.02 (17:04):

Wer die vielen Diskussionen und Kommentare seit „Erfurt“ verfolgt hat muss feststellen: Alle haben Recht!
Das Schulsystem einschließlich Lehrer gehört erneuert, Waffengesetze müssen verschärft werden, Gewalt im Fernsehen gehört verboten und menschenverachtende Gewaltvideos dürfen erst gar nicht hergestellt werden – alles bedenkenswerte Vorschläge. Und wer kontrolliert die Eltern? Unser Zeitgeist ist bereits soweit, dass das Wort „Verbot“ am liebsten auch verboten würde.

Das nachfolgende Beispiel, die Rock-Musik, gehört auch dazu.
Ich habe übrigens diesen Beitrag schon im Dezember 2001 Ministerien und Kinderschutzbünden gesandt – ohne jede Reaktion.

„Ein Opa ist entsetzt“
Da kommt die siebenjährige Enkelin: „Opi, du musst dir unbedingt mal meinen neuen Tanz ansehen!“ (im städt. Hort gelernt) Sie schiebt eine CD ein.
Dann kommt es knüppeldick und ich traue meinen Ohren nicht mehr:
„Ich verzichte auf alles, was mit euch zu tun hat! – Ich hasse euer Leben, mehr als eure Debatten! – Ihr alten Säcke, jetzt kommt unsere Zeit! – Ihr seid Geschichte – Selbst die 12jährigen wissen alles besser, was ihr mit fünfunddreißig labert und immer noch nicht wisst! – Ihr habt Angst, dass wir euch alleine lassen, weil wir euch jetzt schon hassen! – Nicht mehr an eurem Tische fressen! – Die krassen neuen Medien, die wir jetzt schon besser kennen als ihr Penner ...“. – Hier habe ich kapituliert!
Dazu ist das ganze Machwerk natürlich mit dröhnenden Elektro-Gitarren unterlegt und wird im Rep-Sprechen und unüberbietbarem, stimmverrenkendem Hassgebrüll herausgestoßen!

Man fragt sich: „Was soll das Ganze? – Warum, woher und wodurch ausgelöst soviel Hass?“ In dem ganzen Pamphlet gibt es nicht eine Erklärung dafür!

Wen wundert da noch Gewalt und Brutalität an den Schulen? Gewalt gegen Alte und Behinderte und alles was nicht zu den „Hassern“ gehört? Wozu haben wir Jugendschutz-Gesetze, Familienministerien und Jugendämter? Gehört es zur Meinungsfreiheit sinnlos Hass auf Eltern und Ältere zu predigen? Fällt es unter die „künstlerische“ Freiheit auf diese Weise Kinder und Jugendliche unter Ausnützung der pubertären Stimmungslage schamlos für den eigenen Profit in ziellose Aggression zu versetzen? (sh. Berlin, 1. 5.) Hier liegt der Unterschied zum vielgeschmähten „Früher“, der sich mit nichts vergleichen oder vertuschen lässt.

Das ist aber nur ein kleiner Aspekt des „Erfurt-Komplexes“. Dazu gehört aber noch der gesamte Werteverfall im Zuge der „Modernisierung“ unserer Gesellschaft in allen Teilen – von der Ehe über die „Sekundärtugenden“ bis zur Verächtlichmachung der Religionen. Darüber kann und muss noch viele Abende diskutiert werden und es bleibt trotzdem fraglich ob das Vakuum durch die Abschaffung der Traditionen ohne Rückbesinnung auf religiöse und abendländisch-humanistische Werte aufgefangen werden kann.
(Habe die Wörter allerdings nicht gezählt)


seewolf antwortete am 06.05.02 (22:26):

... und ich bleibe dabei:

in den Familien/Un-Familien findet die Prägung der Kinder statt. Hier erfahren sie die vorgelebten Verhaltensweisen besonders intensiv, hier werden Techniken erlernt, wie man "in der Meute" miteinander umgeht oder verfährt, hier werden "Grenzen" erlebt oder eben nicht, hier wird erlernt, ein "Nein" zu ertragen oder eben nicht, hier werden Grundsteine für die Persönlichkeit gelegt.

Das bekannte Sprichwort: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" hat immer noch seine Gültigkeit.

Wenn wir nicht zusehen wollen, wie jahrtausendelang gültige Regeln für das Zusammenleben von Menschen ersetzt werden durch jeweils nur individuell gültige Weltbilder, dann müssen wir sogenanntes Sozialverhalten wieder früh trainieren, nicht erst in den für ungeübte Seelen sehr schmerzhaften Wirklichkeiten des Erwachsenwerdens.


wese antwortete am 06.05.02 (23:16):

Langsam wird es wirklich absurd!

So zu tun, als ob alle Kinder die Chance hätten, in einer heilen Familie aufzuwachsen, das halte ich für reichlich gedankenlos.

Kann schon sein, daß die Prägung der Kinder in der Familie stattfindet. Aber WIE man geprägt wird, das ist doch hier die Frage. Ein vielfach vorbestrafter Vater und dazu eine alkoholkranke Mutter.... einfach toll, wie schön man doch manchmal geprägt werden kann!

Pauschale Aussagen taugen einfach nichts!


seewolf antwortete am 07.05.02 (00:16):

wese -

lies doch meinen Beitrag noch einmal ...

es wurde 'nicht so getan, "als ob alle Kinder die Chance hätten, in einer heilen Familie aufzuwachsen," ' - es wurde an die Erwachsenen appeliert, an dem beklagenswerten Zustand etwas zu ändern, daß eben viele Kinder nicht diese Chancen haben. An wen sonst könnte man denn appellieren?


Felix Schweizer antwortete am 07.05.02 (01:11):

Seewolf ...ich bin gleicher Meinung.
Das modellhafte Erlernen und Erfahren der sozialen Verhaltensweisen beginnt selbstredend im Umfeld der Familie ... vorerst einmal unabhängig davon welche Struktur diese hat. Eine traurige Ausnahme bilden diejenigen, die schon als Baby oder als Kleinkind in einem Heim oder einer entsprechenden Institution leben müssen. Aber auch dort sind die allerersten sozialen Erfahrungen prägend. Später in der Spielgruppe, im Kindergarten, in der Schule und bei andern sozialen Kontakten erfahren diese Prägungen Verstärkungen, Bestätigungen oder dann Modifikationen und auch gewisse Korrekturen.
Eine wichtige Charaktereigenschaft oder Persönlichkeitsstruktur, die verhindert, dass ein Mensch eine Verzweiflungstat wie die von Erfurt begeht, ist die Fähigkeit mit frustrierenden Situationen fertig zu werden. Diese Frustrationstoleranz beginnt sich schon bald nach der Geburt auszubilden. Es ist schon bedeutungsvoll, wie eine Mutter auf ihren schreienden Säugling reagiert ... und in welcher Vertrautheitsbeziehung gestillt wird. Die Strategie eines gesunden Kindes ist ... alle Mittel einzusetzen ... um befriedigt zu werden.... und sehr rasch zu lernen, welche Strategien am ehesten zum Ziel führen. Nach dem Stillen geht es weiter mit dem Essen, mit Körperausscheidungen, mit Süssigkeiten, Schlafen gehen, Spielsachen, Fernsehkonsum, Markenklamotten .. etc. In allen Bereichen können Kinder lernen mit einer frustrierenden Situation umzugehen.
Leider durchschauen dies viele Eltern nicht oder zu spät. Einigen ist es gleichgültig oder sie meinen .. dies sei eine moderne Erziehungsmethode. Das Kind brauche völlige Freiheit, um sich zu entwickeln. Die schwerwiegenden Folgen dieses Missverständnisses brauche ich an dieser Stelle nicht auszuführen .. ihr habt ja alle die Früchte der "antiautoritären" und "laisser faire" Epoche miterleben können.


seewolf antwortete am 07.05.02 (02:35):

Danke Felix !

Du hast exakt das aufgenommen, was ich versucht habe, auszudrücken.

Danke !


Wolfgang antwortete am 07.05.02 (02:42):

@ Werner Bleicher...

Hallo, Werner, obwohl ich selbst nicht mehr zu den Youngstern gehöre, kann ich ihren 'Hass' - wie Du es nennst - verstehen. Von dieser Generation - also von ihren Eltern und Grosseltern und meinetwegen auch noch Urgrosseltern - werden die Jungen für ihr Leben nichts mehr Sinnvolles lernen können.

Das haben die Jungen richtig erkannt. Ob sie in ihrer Ablehnung unserer 'Werte' (mir sträuben sich bei diesem hohen Wort alle Nackenhaare) immer den richtigen Weg gehen werden, sei dahingestellt. Dass sie überhaupt einen eigenen Weg gehen wollen, stimmt mich aber ein wenig hoffnungsfroh. So solltest Du den von Dir erwähnten beispielhaften Rap auch einmal sehen. :-)


wese antwortete am 07.05.02 (06:04):

Seewolf,

sorry, ich muss Dir zustimmen, ich habe es nicht auf Anhieb verstanden. Du hast den Begriff "Prägung" nach beiden Seiten interpretiert.

Ansonsten ist das ganze Thema eigentlich nur noch bedingt einsichtig. Hintergrund ist ein Einzelfall. Er wird nach allen Regeln der Kunst aufgebauscht.

Wenn die gleiche Tat (Erfurt) von einem Erwachsenen begangen worden wäre, dann hätte man weit weniger Worte darüber verloren. Niemand hätte von Gewaltvideos oder von ähnlichen Einflüssen gesprochen. Das macht mich nachdenklich.


Werner Bleicher antwortete am 07.05.02 (15:51):

Lieber Wolfgang, dein Verständnis für die Jugendlichen in Ehren, es ist ja leider wahr, dass sehr viele unserer Familien auf einem Niveau sind, von welchem Jugendliche nichts - vernünftiges - mehr lernen können. Es ist leider aber auch Tatsache, dass viele Eltern, die sich noch bemühen ihren Kindern etwas von unseren "alten Werten" zu vermitteln, gegen Gruppenzwang und Cliquenwirtschaft auf verlorenem Posten kämpfen. Dieser Mist von "Gewalt-Rock" lässt sich nur sehr schwer von den Jugendlichen (und Kindern) fern halten.


Felix Schweizer antwortete am 10.05.02 (01:53):

Von Tag zu Tag vernimmt man mehr über die Hintergründe dieser Bluttat von Erfurt:

- Die Eltern wussten kaum etwas über die Schwierigkeiten ihres Sohnes.
- Die Eltern kümmerten sich kaum darum. Die Kommunikation beschränkte sich in der Regel auf die gemeinsame Nahrungsaufnahme.
- Von der Vorliebe ihres Sohnes für menschenverachtende Computerspiele wollen sie nichts gewusst haben. Die teure Pumpgun kaufte er sich ohne wissen der Eltern. (Mit welchem Geld?)
- Der akademische Berufsstand des Vaters und die sozial anerkannte Tätigkeit der Mutter als Krankenschwester verlangten vom schulisch unbegabten Sohn eine Schullaufbahn, die ihn immer wieder überforderte.Ich kenne diese Konstellation aus ähnlich gelagerten Fällen zur Genüge.
- Das Versagen des eigenen Kindes wurde von den Eltern nicht ernst genommen.
- Diplomeltern wissen sowieso alles besser ... was ihre Kinder leisten können. Meinungen von Lehrpersonen werden oft sogar lächerlich gemacht!

Kein Mensch kommt krimenell auf die Welt ... er wird zu dem gemacht!


schorsch antwortete am 10.05.02 (10:32):

@ Felix: "....Diplomeltern wissen sowieso alles besser ... was ihre Kinder leisten können..."

Unterstrichen und mit folgender Ergänzung versehen: Diplomeltern wissen sowieso alles besser ... was ihre Kinder leisten --- und die Lehrer tun sollten......

Schorsch


Barbara antwortete am 11.05.02 (19:10):

Der Spiegel berichtet:

In Thüringen regiert an den Gymnasien ein bundesweit einmaliges K.-o.-System: Jugendliche, die auch beim zweiten Anlauf die Abiturprüfung nicht bestehen, müssen die Schule bislang ohne jeglichen Abschluss verlassen.

Ein knallhartes, leistungsorientiertes Ausleseverfahren, auf das schon Krapps Vorgänger Dieter Althaus besonders stolz war: " Es gibt überhaupt keinen Anlass, die Qualitätsstandards der thüringischen Schularten aufzugeben."

Den Wunsch, zu den Besten und Härtesten zu gehören, hegen nicht nur die Bildungspolitiker des Landes. Auch an den Gymnasien des Freistaates wird der Elite-Gedanke groß geschrieben. Schulversager müssen rechtzeitig aussortiert werden; wer leistungsschwach ist, verdirbt die Quote.

Auf welchen Wegen Schule und Schulverwaltung Leistungsverweigerer herauspicken, wird auch beim Schulrausschmiss des Erfurter Amokschützen Robert Steinhäuser deutlich. Schulgesetz und Schulordnung sehen für ein Schulausschluss-Verfahren klare Regeln vor. Nahezu keine davon wurde bei Steinhäuser eingehalten.

Der gesamte Artikel befindet sich im u.a. Link

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,195721,00.html)