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THEMA:   Die Würde des Menschen ist (un)antastbar

 20 Antwort(en).

Rosmarie Vancura begann die Diskussion am 06.04.02 (22:10) mit folgendem Beitrag:

Ist diese Würde noch garantiert wenn

- für pflegebedürftige Menschen nur noch " satt-und-sauber- Pflege" möglich ist und oft keinerlei Zeit mehr für
Gespräche und Zuwendung übrig bleibt?

- auf Hilfe und Rat angewiesene Menschen auf den Ämtern mit
Herablassung behandelt und über ihre Rechte kaum
informiert werden


- Keine Sterbebegleitung stattfindet

- Menschen mit Behinderungen als minderwertig angesehen
werden

- Demente Menschen nicht optimal betreut werden

- Pflegende zu wenig oder gar nicht unterstützt werden

- Menschen auf Grund von Hautfarbe, Alter, Nationalität
oder Religion diskriminiert werden

- Wenn alles unter dem Aspekt Kostendruck gesehen und der
Mensch nur noch als Kostenfaktor angesehen wird

- diskriminierende Ausdrücke verwendet werden wie z.B.
Überalterung, Altenlast, Pflegefall ,Heiminsasse usw.

Menschenwürde bedeutet mehr als ein Dach überm Kopf. Es bedeutet auch einen Anspruch haben auf Verteidigung und Schutz. Und dies umso schwächer ein Mensch ist.Wir brauchen eine politische Kultur, die die benachteiligte Menschen würdig behandelt. Ich denke dabei daran, dass ich morgen vielleicht bereits zu dieser Gruppe
Menschen gehören könnte und stelle bedauernd immer wieder fest, wie wenig gerade die noch gesunden, älteren Menschen sich mit dem Kapitel Menschenwürde befassen und das Thema lieber unter den Teppich kehren. Weshalb ist das so?


Heidi antwortete am 06.04.02 (22:27):

Die Würde des Menschen, vor allem die des alten verwirrten und/oder behinderten, pflegebedürftigen Menschen, ist bereits angetastet.

Sie kostet Geld, sie kostet Zeit. Beides ist rar in unserer Businessgesellschaft


mulde antwortete am 06.04.02 (22:54):

Rosmarie!
Ich kann dir nur beipflichten es ist in einem Sozialstaat
nicht möglich ordentlich für seine Behinderten zu sorgen.
Es gibt kein Gesetz wo nach der Staat zwingend vorschreibt
wie diese Menschen versorgt werden müssen.
Es wird zu viel der privaten Hand überlassen , ich meine
jetzt nicht die gute Arbeit der Pflegedienste oder auch Vereine
Der privat Pflegende hier Ehepartner - Verwandte ist durch Unkenntniss der gesezlichen Möglichkeiten sehr eingeschränkt.
Ein Behinderter wird verwaltet nicht versorgt
Beispiel der Kampf zwischen Betroffenen zusammen mit dem
Antragsteller gegen das Versorgungsamt nur für den
SB-Ausweis Formulare- Formulare.
Oder solch ein Pflegebedürftiger Mensch möchte eine
Pflegestufe bekommen, da kommen Gutachter , die mit miesen
Tricks arbeiten ( lassen Irgendwas fallen ) und sagen dann
"ach sie können sich ja noch bücken" oder durch dummdreiste
Fragestellungen "was sie waschen sich allein ?"
Nur um vorangig den Antrag abzulehnen.
Ich weiß von was ich rede - habe diesen Kampf für meine
Frau geführt, weis also , daß ein Behinderter nur eine
Akte ist.Sehr viele Begutachtungen sind nur ein Verwaltungs-
akt. Der Mensch ist dabei sekundär.
Wird er vor Ort von Fachleuten begutachtet , das verursacht Kosten und die müssen klein gehalten werden.
Man bedenke bei Einfühung der Pflegeversicherung waren
Dementskranke (Gehirnerkrankte) garnicht mit vorgesehen.
Ob da jemand geschlafen hatte ????


Fred Reinhardt antwortete am 07.04.02 (10:51):

Bei all den Unzulänglichkeiten die es in der Altenpflege immer wieder geben wird, steht doch oft unsere eigene Bequemlichkeit im Vordergrund. Ich meine das Abschieben von älteren Menschen in Altenheimen, Pflegeeinrichtungen und sonstigen Unterkünften.

Der Familienverband ist hier, wie auch früher schon, an erster Stelle gefragt. Mulde schreibt : " Es wird zu viel der privaten Hand überlassen ". Nein, gerade da liegt der Hase im Pfeffer, die Familie sollte wieder viel mehr im Vordergrund stehen.

Bei uns in der Familie war es immer so und ich kann es mir nicht vorstellen, dass dies eines Tages anders sein wird.
Meine Frau pflegt bei uns im Haus ihre 93 jährige Mutter die das Bett nicht mehr verlassen kann. Mein Bruder, mittlerweile auch 67 Jahre alt pflegt unsere 89 jährige Mutter die geistig mehr als verwirrt ist. Beide Mütter sind in der 2.Pflegestufe eingereiht und wir bringen neuerdings die Beiden einmal im Jahr in ein Pflegeheim zur Kurzzeitpflege. Wir sind sehr froh das es diese Hilfen gibt. Unsere Eltern hatten bei der Pflege ihrer Eltern solche finaziellen Pflegehilfen nicht. Es ist in den letzten Jahren diesbezüglich viel geschehen. Wir die Betroffenen, wissen dies wirklich zu schätzen, denn so selbstverständlich ist dies in anderen Ländern nicht.


smokie antwortete am 07.04.02 (11:26):

Der Satz "Die Würde ist unantastbar" ist bereits - ob mit Absicht oder nicht - falsch formuliert. Es müßte heißen: darf nicht angetastet werden,denn unantastbar ist sie nicht, wie man weiß und sieht.


KlausD antwortete am 07.04.02 (13:18):

Die Würde wird nicht nur in der Altenpflege verletzt.

Diese Unsitten gehen quer durch die gesamte Gesellschaft.
Vertreter und Nutznießer (Trittbrettfahrer) dieses Systems werden das immer wieder lautstark -unter Umständen mit Gewalt- bestreiten.

Der Unmut in der jüngeren Generation wächst ständig.
Man muß sich mal vorstellen,wie ein junger Vamilienvater mit 900 bis 1000,- Euro eine Familie ernähren soll!
Ein Schichtarbeiter in der Automobilbranche bekommt 1.250,-Euro-netto.Sieben Schichten Früh- 7 Spät- und 7 Nachtschicht.
Teilweise unzumutbare Bedingungen.

Der Widertand wächst -auch passiv.


Lotte antwortete am 07.04.02 (15:06):

KlauD, was erwartest Du eigentlich? Spitzenlöhne für ungelernte Hilfsarbeiter? Oder Geld dafür, weil Du Familie mit V schreibst?

Wer nichts kann, der ist fast immer der Dumme!


mulde antwortete am 07.04.02 (17:50):

Lotte warum ziehst Du Dich bei solch einem ernsten Thema
an ein "V" hoch?
Das Problem wächst sich doch dazu aus:" Weil du arm bist-
mußt du früher sterben"!
Fred warum mußt immer etwas negieren , wenn es nicht in
Deinen Rahmem passt. ich nehm es gelassen.
Bei all den Vorzügen die Du mit recht verteidigen willst.
Bleibt am Ende der Pfleger auf der Strecke wenn er keine
Ratgeber hat und sich nicht weiss zu wehren.
Widersprüche und und - das ist das was ich sagen wollte
und nicht, das was Du da hinein interpretierst.
Auch in ihre Entwicklung haben gute Dinge ihre Schatten-
seiten


K.G. antwortete am 07.04.02 (18:16):

Wie Ältere heute in unserer Gesellschaft leben, welche Wünsche sie haben, geht alle was an, doch gibt es darüber wohl keine allgemeingültigen Aussagen. Es fehlen entsprechende Untersuchungen, wie auch Untersuchungen über den Gesundheitszustand älterer Menschen. Die Kinder gehen heutzutage früher aus dem Haus und die Eltern leben im Alter meist allein. Frauen leben statistisch 7 Jahre länger als Männer. Ehefrauen müssen also damit rechnen, daß sie im Alter 10 bis 15 Jahre allein bleiben da ja ihre Ehemänner meist ein paar Jahre älter sind als sie. Mit zunehmendem Alter verringern sich die Kontakte zu Mitmenschen ohnehin, und den letzten Schritt im Leben geht man meist ganz allein, dies auch im Heim.
Wir haben in Neumünster/Schleswig-Holstein einen Senioren- Computerclub gegründet und streben als Club an, die Senioren auf ihrem Weg auf Computerbasis zu begleiten. Eine Schleswig-Holsteinische Volksinitiative v. Mai 2001 soll die Altenpflege menschenwürdiger machen. Die Initiative trägt den Namen: "Pflege in schlechter Verfassung?".
Der Computerclub Neumünster strebt die Aufstellung von PC´s in Heimen an. Unsere Adresse: https://www.scc-neumuenster.de
Regierung und Politik sind aufgerufen, einen umfassenden Zustandsbericht über Gesundheit und Wünsche älterer Menschen in unserer Gesellschaft zu erarbeiten und dann Vorschläge zu machen, wie man das Leben der größerwerdenden Seniorengruppe lebenswerter gestalten kann.
Kurt

(Internet-Tipp: https://www.scc-neumuenster.de)


Mechtild antwortete am 07.04.02 (18:30):

Das Thema ist mir zu allgemein. Was soll hier angeprangert werden? Die Arbeitsverdichtung im Pflegebereich oder unsere immer egoistischer werdende Gesellschaft?
Arbeitsverdichtung findet leider in allen Arbeitsbereichen statt. Es geht immer auf Kosten der Schwächsten, im Pflegebereich der Patienten. Aber unser Gesundheitssystem ist den meisten ja zu teuer und auch hier wird immer wieder daraufhin gewiesen, dass private Unternehmen ja viel billiger sind. :-))
Mag ja sein, aber sozial sind private Unternehmen mit Sicherheit nicht.
Menschenwürde, was wird darunter verstanden? Ich halte den gesetzlichen Rahmen für ausreichend. Nur der Einzelne wird dadurch nicht aus der Verantwortung entlassen sich um ein soziales Netz zu kümmern. Eine Familie gibt es oft nicht. Dann muss man/frau sich im Freundeskreis ein soziales Netz aufbauen. Das geht jedoch nicht erst dann, wenn man/frau hilfsbedürftig ist, sondern muss früher begonnen werden. Soziales Verhalten steht in unserer Spass-Gesellschaft nicht sehr hoch im Kurs. Trotzdem gibt es viele kleine gut funktionierende soziale Netze. Schaut hin und macht mit.
K.G. finde ich gut, was Ihr macht


Rosmarie Vancura antwortete am 07.04.02 (23:18):

Liebe Mechthild! Anprangern will ich nicht, nur aufmerksam machen. Ich weiss um die Not der Pflegenden, lese die Berichte die Pflegende schreiben müssen und nach denen
abgerechnet wird.Ich sehe wie im Bruchtei einer Minute mein an Alzheimer im Anfangsstadium leidender Nachbar sein Essen auf den Tisch geknallt bekommt.Zu mehr als zu einem
"Guten Tag, wie geht's" und "auf Wiedersehen bis morgen"
reicht es nicht.

Ich habe Leute alleine vor sich hinsterben sehen.Das hat mich dazu bewogen, Hospizarbeit zu leisten.

Es gibt immer noch " Nachkommen " Söhne, Töchter, Enkel, die die Oma, den Opa immer dann besuchen, wenn am Tag zuvor das Tachengeld überbracht wurde.

Es werden immer noch alte Menschen " gewindelt" weil die Zeit zum Gang auf die Toilette fehlt.

Der Pflegeschlüssel wird immer noch nicht überall eingehalten
und es gibt immer noch viel Pflegepersonal,welches der
Alten- und Behindertenpflege frustriert den Rücken zuwendet,
weil sie diese unter Zeitnot geborenen Liebslosigkeit nicht mehr ertragen.

Du schreibst, der soziale Rahmen sei ausreichend.Das mag stimmen, aber nur teilweise. Ich weiss auch von vielen,kleinen Privatinitiativen, die segensvoll sind.
Auch im Chat sickert hie und da durch, dass z.B.einer ins Alte/Pflegeheim zum vorlesen geht. Ich habe an meinem Wohnort eine Seniorengenossenschaft ins Leben gerufen, die unter dem Prinzip " ich helfe heute, damit mir morgen auch geholfen wird" läuft.

Es müsste, gerade auch in einem Rahmen, der in seinem Titel das Wort " Senioren" trägt,mehr darüber gesprochen werden.
Denn auch das ist Politik und zwar eine, die wir selbst mit Sicherheit eher verändern können, als den beiden auch Senioren im nahen Osten Ratschläge zu erteilen, wie eine
jahrzehntelange Feindschaft in den Griff zu bekommen ist.

Ja Mechthild, wir müssen hinschauen und nicht wegsehen! Und
mitmachen! Und hie und da daran denken, dass es auch für uns
sinnvoll ist, denn wer weiss, vielleicht sind wir eher auf der pflegebedürftigen Seite, als wir es ahnen.

Rosmarie (Ruzenka)


Heidi antwortete am 07.04.02 (23:28):

"..vielleicht sind wir eher auf der pflegebedürftigen Seite, als wir es ahnen..."

Vielleicht ist genau das der Grund, warum viele "Senioren" bei diesem Thema gerne wegschauen. Es ist zu "nahe"!

(Internet-Tipp: https://www.h-lachnitt.de/berufliches.htm)


seewolf antwortete am 08.04.02 (01:05):

Senioren sind - für sich genommen - überhaupt nur interessant oder wichtig, sofern sie einen wesentlichen Beitrag zur Fort-Existenz ihrer Nachkommen darstellen.

Dies gilt in der engeren Situation der familiären Zelle wie auch in der Gesamt-Gesellschaft.


schorsch antwortete am 08.04.02 (10:04):

@ mulde antwortete am 06.04.02 (22:54):

Rosmarie!
Ich kann dir nur beipflichten es ist in einem Sozialstaat
nicht möglich ordentlich für seine Behinderten zu sorgen.

Ich möchte nicht meckern - aber Du meinst doch wohl nicht den Sozialstaat, sondern den Unsozialstaat?

Schorsch


Marliese Echner antwortete am 09.04.02 (08:34):

Guten Morgen zusammen,

Fred, was Ihr macht, ist ja alles sehr lobenswert.
Aber hast Du Deine Frau und Deinen Bruder schon mal gefragt, wie sie sich bei dieser aufopfernden Tätigkeit fühlen?
Wie oft der Blutdruck bis zum Anschlag in die Höhe schnellt?
Die allermeisten Menschen haben einen Grund, wenn sie ihre Angehörigen in ein Pflegeheim geben.
Zum größten Teil leidet der Rest der Familie unter der Aufopferung für einen Angehörigen.
Nebenbei bemerkt, meine 87-jährige Mutter lebt bei mir im Haus. Sie ist allerdings geistig noch voll aktiv. Körperlich braucht sie zeitweise Hilfe, die ich gerne leiste. Jedoch würde ich keine Garantie für die Zukunft übernehmen.
Das kann es ja nicht sein, dass man einen Angehörigen pflegt bis zum Exzess und anschließend sich selbst von den eigenen Kindern pflegen lassen muss.
Marliese

(Internet-Tipp: https://www.marliese-echner-klingmann.de)


Marliese Echner antwortete am 09.04.02 (08:52):

Ich muss noch was nachschieben.
Das mit dem "V" habe ich auch bemerkt. Jedoch bin ich überzeugt, dass dies ein Tippfehler ist, der jedem von uns ab und zu passiert. Also, Lotte, komm von Deinem hohen Ross runter.
Und von Kleinverdienern scheinst Du keine Ahnung zu haben.
Sei froh, dass man Dir eine gute Schulbildung mitgegeben hat, in der Du sogar das Wort "Familie" hast schreiben lernen.
Ich weiß, wovon ich rede.
Meine Tätigkeit als Betriebsrätin während meines Berufslebens hat mich vieles gelehrt.
Die Sache mit den PCs in den Altenheimen finde ich sehr gut. Der Geist wird trainiert und die körperlichen Gebrechen machen sich kaum negativ bemerkbar.
Übrigens maile ich seit 2 Jahren mit einem jetzt 96-jährigen, nach 4 Schlaganfällen halbseitig gelähmten Israeli.
Und dieser Kontakt ist höchst interessant. Der Gedanke, dass dieser Kontakt eher früher als später zu Ende sein wird, macht mir Angst.
Auf dem Gebiet der ´PC-Förderung für Senioren wäre noch viel Arbeit zu leisten.

Marliese


Mulde antwortete am 09.04.02 (09:32):

Marlies
gut deine Meinung genau richtig
Nach rund 50 Jahren kann ich meine Frau auch nicht mehr
wie einen Mantel an der Gaderobe abgeben (hier Pflegeheim)
Die Nebenwirkungen bleiben dabei nicht aus.
Würde ich sie "abgeben" dann würde ich durch die Kosten
zum Sozialfall, wem ist dann wohl gebessert?
in unserem ach so gebriesenem Sozialstaat kommt dann niemand und sagt ich helf Dir!!
also wieder nur Privatinitative!


Rosmarie Vancura antwortete am 09.04.02 (11:47):

Frage: Wäre es nicht möglich, dass Aussenstehende einen
Menschen der in der Familie gepflegt wird, mal für einige
Stunden betreuen? Der immer in die Pflege eingespannte Mensch (der/die Pflegende) könnte sich dann mal einen Nachmittag nach seinem Geschmack "einrichten". Ich mache es einmal pro Woche, für drei Stunden und dies wird von allen
Seiten gerne angenommen und von mir gerne getan.

Es gibt sehr vieles, was Aussenstehende mit einem Pflegebedürftigen tun können. Photos aus früherer Zeit ansehen, ist z.B, eine Möglichkeit.fürmich ist es immer erstaunlich, was für Geschichten sich da ergeben.

Oder wir suchen nach Gedichten, die damals in der Schule
noch auswenig gelernt werden mussten. Ich lese sie streckenweise vor, aber sehr oft weiss Anna die Strophen
noch selbst.Wir reden über alte Filme und ich entdecke, dass sie von denselben Stars schwärmte, wie meine verstorbene Mutter.

Zu sagen ist,dass das nicht immer möglich ist.Meine Bekannte leidet unter dem morbus Alzheimer und ist nicht jedesmal gleich gut drauf. Der langen Rede kurzer Sinn, jeder sollte sich mal durch den Kopf gehen lassen, was er zu tun gewillt ist und was in seinen eigenen Möglichkeiten steht.

Ich versuche damit, ein klein wenig die Angehörigen zu entlasten, den Staat entlasse ich damit ja nicht aus seiner Verantwortlichkeit.

Noch kurz zu Lotte: Die Geschichte mit dem Tipfehler ist aber eine recht bösartige Entgleisung Deinerseits. Es wäre
gut, wenn Du Dich dafür entschuldigen würdest.Zumal KlausD
viel näher am Thema dran ist als Du!


Marliese Echner antwortete am 09.04.02 (12:40):

Diesen Vorschlag von Rosemarie finde ich sehr gut. Sowas funktioniert über Nachbarschaftshilfe auf dem Land noch ganz gut.
Auch die Erzählungen der alten Menschen sind interessant und wären alle wert, sie Wort für Wort niederzuschreiben.

Ich arbeite in der Redaktion einer alternativen Heimatzeitschrift mit und befrage in meinem Dorf Senioren. Diese Gespräche werden dann im "Howwl" (schriftsprachlich "Hobel", im Schreinerdorf Eschelbronn ein wichtiges Werkzeug) veröffentlicht. Der "Howwl" erscheint zweimal im Jahr und wird uns förmlich aus der Hand gerissen und wird regelmäßig an die ausgewanderten Angehörigen verschickt.
Die in 20 Jahren angesammelten Bänder sind eine wahre Fundgrube an geschichtlichen Fakten und beinahe alle sind schon Geschichte, weil der größte Teil der befragten inzwischen verstorben ist. Auf jeden Fall haben ältere Menschen sehr viel zu sagen. Auf diese Weise tragen wir dazu bei, die Würde, das Selbstbewusstsein der Menschen zu stärken.
Doch das nur nebenbei.

Marliese


Fred Reinhardt antwortete am 09.04.02 (13:06):

Marliese du kannst es mir glauben, meine Frau und ich leben nicht nebeneinander sondern miteinander. Gleiches gilt auch mit meinem Bruder. Dies klingt geschrieben etwas hart aber mir liegt schon daran dir mitzteilen, dass die Pflege meiner Mutter und Schwiegermutter auch mich sehr in Anspruch nimmt. Meine Frau und ich haben diese Art der Pflege gewählt, sollte jedoch einer von uns krank werden, müssen wir Alternativen suchen.

Hallo Rosmarie, ohne die von dir beschriebene Nachbarschaftshilfe hätten wir uns in Würzburg nicht treffen können und dies wäre sehr schade gewesen. Nein, ohne dem Miteinander in der Nachbarschaft geht es auch in der Stadt nicht. Darüber hatte ich aber schon einmal geschrieben.

Euch BEIDEN einen schönen Tag


Marliese Echner antwortete am 10.04.02 (06:51):

Guten Morgen Fred,
ich wollte dir bestimmt nicht zu nahe treten. Aber ich bin der Meinung, man kann nicht alle pauschal verdammen, die ihre Angehörigen in ein Pflegeheim geben müssen.
Früher, zu Zeiten der Großfamilie (jetzt hätte ich die Familie beinahe auch mit V geschrieben) war das alles einfacher, weil immer irgend jemand anwesend war und man sich abwechseln konnte.
Ich selbst hatte dieses Glück in einer Großfamilie, umgeben von Urgroßeltern, Großeltern, Großtanten, Tanten und Mutter, aufzuwachsen und habe diese Pflege miterlebt. Bei uns mußte ständig ein Familienmitglied gepflegt werden. Die Männer der jüngeren Generation waren alle im Krieg und sind auch dort geblieben.
Ich wünsch dir und deiner Familie viel Kraft bei der Pflege.
Herzlich
Marliese

(Internet-Tipp: https://www.marliese-echner-klingmann.de)