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THEMA: Tarifverhandlungen - reprise eines Schaukampfes
5 Antwort(en).
Jahannes Michalowsky
begann die Diskussion am 03.04.02 (10:55) mit folgendem Beitrag:
Alle Jahre wieder - dieselben Tiraden, Worthülsen, Beschimpfungen, "Warnstreiks" mit Partyatmosphäre, Urabstimmung, vielleicht tatsächliche Streiks zur Freizeitbeschaffung der Arbeitnehmer um etwas, was sich Verhandlung nennt und nicht verhandelt werden muß.
Das Ergebnis steht in erste Näherung von vorneherein fest - nicht nur die x,x Prozent mehr oder weniger, das allseitige Gesichtwahren, die zusätzliche Inflationsrate, mit der auch die Rentner den Gewerkschafts"erfolg" mitfinanzieren, die Pleiten, gegenwärtig (Dornier, Herlitz, Holzmann, von den Kleinen nicht zureden) oder mit Sicherheit zukünftig, das weitere Zurücktreten der deutschen Wirtschaft zugunsten der Konkurrenz - eine von Blindheit und Verantwortungslosigkeit geprägte Arbeitspolitik, die mich in diesen Tagen veranlasst, sofort ein anderes Programm einzuschalten, wenn dieses Thema anklingt.
Oder kann jemand etwas Gutes oder Vertretenswertes an diesem Schauspiel entdecken?
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)
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Wolfgang
antwortete am 03.04.02 (13:34):
Ja, ich... Die Tarifautonomie, besonders die Tarifverhandlungen, sind wichtige Bestandteile in unserem Staat, der den Anspruch hat, ein sozialer Rechtsstaat zu sein. Die entprechende grundlegende rechtliche Regel hat deshalb Verfassungsrang (GG Art. 9 (3)).
Wie sollte auch anders friedlich und ohne staatliche Bevormundung und ohne Diktat einer einzigen Seite der Preis der Ware 'Arbeitskraft' ermittelt werden? :-)
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Mechtild
antwortete am 03.04.02 (22:30):
Ja die ArbeitnehmerInnen jedes Jahr wollen sie mehr Geld und nie sind sie bereit zu akzeptieren, dass es den Unternehmen schlecht geht, auch dann, wenn sie Gewinne machen. Eigentlich müsste jede(r) ArbeiterIn dankbar sein, wenn sie/er Arbeit hat und nicht arbeitslos ist oder wird. Das müsste einem doch etwas wert sein und man/frau müsste doch aus Dankbarkeit für den Arbeitsplatz auf Lohnerhöhungen gerne verzichten. Die Preiserhöhungen gleichen das nicht erhaltene höhere Gehalt sicher wieder aus. Auch würde man/frau keine Arbeitszeit wegen Streiks verlieren, gäbe es keine Tarifverhandlungen.. Bringt doch für alle nur Vorteile.:-))
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Heinzd
antwortete am 04.04.02 (06:56):
Das waren unsere Vorfahren auch. Sie arbeiten 70 Stunden und mehr pro Woche. Sie bekamen einen Hungerlohn von den sie schlecht und recht leben konnten. Nach dem 2 Weltkrieg hatten wir noch 52 Stunden gearbeitet. Ohne Gewekschaften geht es nicht mehr. In der Zwischenzeit ist jedoch der Einfluß der Gewerkschaften zu groß geworden. Sie schießen über das eigenliche Ziel hinaus und machen mit ihren durchgesetzten Verträgen die Wirtschaft kaputt: z. B. Kündigungsschutz, Betriebsverfassung Betriebsratswahl,etc. Tarifverhandlungen sind somit erforderlich. Die Berufstätigen haben doch in den letzten Jahren in Ihrer Geldbörse keinen Pfennig pardon Cent mehr drin gehabt.
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schorsch
antwortete am 04.04.02 (09:08):
Gewerkschaftsfunktionäre stehen unter dem genau gleichen Erfolgszwang wie die Politiker. Auch wenn sie genau wissen, dass das Angepeilte nie erreicht werden kann, müssen sie anpeilen. Denn würden die Gewerkschaften einfach abwarten, was die Unternehmer den ihnen vertrauenden Kollegen geben oder eben nicht geben möchten, bräuchte es keine Gewerkschaften. Wer aber glaubt, es brauche die Gewerkschaften überhaupt nicht, der/die ist entweder mit Blindheit geschlagen - oder bekommt sein Salär von Väterchen Staat direkt bezahlt!
Schorsch
PS. Ich gehörte in Funktionen über 40 Jahren einer Gewerkschaft an. Ich weiss also, wovon ich rede.
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pilli
antwortete am 05.04.02 (22:45):
tja, selbst bei väterchen staat bleibt mann/frau von gewerkschaftlichen machenschaften nicht verschont, entweder fällt die entscheidung zwischen ÖTV oder DBB oder beförderungen kannste vergessen. dazwischen ist wenig los mit den aufstiegsmöglichkeiten.
guter rat für die mitlesenden unternehmer/innen kleinerer unternehmensformen: immer schön auf die mindestanzahl der beschäftigen achten, dann bleibt der betrieb gewerkschaftsfrei und kann alle kraft und alle geldmittel sinnvoll verwenden. entsprechende gespräche bei der vorstellung neuer mitarbeiter/innen schaffen gleich von anfang klare verhältnisse. festgelegte umsatzbeteiligungen und mitsprache bei allen betriebsbedingten entscheidungen bilden die basis für motiviertes und erfolgreiches "miteinander". geht, glaube ich zumindest, auch.
pilli
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