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THEMA:   Kein Gegensatz, sondern Frieden UND Frauenrechte

 11 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 23.03.02 (18:15) mit folgendem Beitrag:

Immer wieder wird behauptet, man müsse für den Krieg sein, wolle man etwas für die afghanischen Frauen tun. Umgekehrt, wird behauptet, es gäbe einen Gegensatz zwischen den GegnerInnen des Krieges und den AnhängerInnen des Befreiungskampfs der afghanischen Frauen.

An diesen Behauptungen ist nichts dran.

Ich möchte SAHAR SABA zitieren. Die ist Aktivistin bei "Revolutionäre Vereinigung der Frauen Afghanistans (RAWA)". Das sind Revolutionärinnen, die von den Fundamentalisten genug haben, von den Greueltaten, von den Verbrechen, die gegen die Frauen begangen wurden. Am 18. Oktober 2001 hat SAHAR im Forum des BBC Talkin Point auf die Frage, ob die US-Luftangriffe auf Afghanistan gerechtfertigt seien, folgendes geantwortet:

"Keineswegs, weil das keine Lösung ist. Damit kann der echte Terrorismus nicht ausgemerzt werden, und, wie wir ganz klar gesehen haben, wird unser Volk wiederum zum Opfer. Gerade jetzt schweben die Gefahr des Hungers, sogar die des Verhungerns, der Bombardierungen und weitere Gefahren über unserem Volk, niemand kann für ihre Leben garantieren. [...]"

Den konstruierten Gegensatz zwischen dem Kampf für die Rechte der Frauen und dem Kampf gegen den (US-)Krieg gibt es nicht in der Wirklichkeit. Diese Frauen kämpfen gegen die Fundamentalisten aller Kriegsparteien. Sie kämpfen für beide Ziele: für ihre Rechte und für den Frieden, das heisst gegen den Krieg.

https://www.rawa-germany.de/aktuell/interviews/interview_03.html

(Internet-Tipp: https://www.rawa-germany.de/aktuell/interviews/interview_03.html)


webmaster antwortete am 23.03.02 (18:56):

Das neue (alte) Thema setzt die Diskussionen unter
/seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a242.html
und
/seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a245.html
fort.


Karl antwortete am 23.03.02 (19:14):

Hallo Wolfgang,


ich glaube, niemand hier ist für Krieg. Wir sollten versuchen, jedem hier abzukaufen, dass er für Frauenrechte in einer friedlichen Welt ist. Richtig ist, dass gerade im Krieg die Menschenrechte der Frauen mit Füßen getreten werden (wie auch diejenigen der Männer übrigens).

Das von Dir zitierte Interview ist jedoch schon Geschichte, es fand vor dem Krieg in Afghanistan oder während dieses Krieges statt, jedenfalls noch vor dem Kollaps des Talibanregimes. Seitdem hat sich eine Menge getan. Wie die Berichte der UNO belegen, steht es mit den Frauenrechten in Afghanistan noch immer nicht gut. Wir alle wissen auch, dass die Nordallianzkrieger und -politiker keine angenehme nachbarschaft sind. Aber seit der Niederlage der Taliban haben sich eindeutig Chancen für die befreiung der Frauen in Afghanistan ergeben (s. Quelle unten). ich zitiere aus der Quelle:

"In vorliegendem Bericht gab der Generalsekretär weiter an, die von den USA geführten militärischen Interventionen und das Verfolgen der Taliban nach den Angriffen vom 11. September, hätten den Frauen die Möglichkeit gegeben ihre Rechte zurückzufordern. Aber auch schon bevor die Taliban an die Macht kamen, seien die Frauen am Rande der Gesellschaft gestanden, gab Annan an. Weiter hätten sie während den
Jahren der Auseinandersetzungen grössere wirtschaftliche und soziale Verantwortung angenommen, so Annan. Während die Burqa, das von den meisten afghanischen Frauen getragene alles umhüllende Kleidungsstück, von Außenstehenden als die vielleicht sichtbarste Form der Diskriminierung angesehen werde, "sind für afghanische Frauen andere Formen der Diskriminierung, wie das Verbot gegen Arbeit und Ausbildung, von grösserer Signifikanz", so Annan. Er plädierte für eine grössere Teilnahme von Frauen in allen Bereichen des täglichen Lebens und rief auf für mehr Anstrengung, um das Recht auf Arbeit, Ausbildung und freie Meinungsäußerung zu sichern.
Indem Hamid Karzai, Führer der Übergangsregierung, im letzten Monat eine Erklärung, welche die Gleichstellung von Mann und Frau bekräftigte, unterzeichnete, demonstrierte er seine Unterstützung für die Rechte der Frauen. Um die Gleichstellung von Männern und Frauen bezüglich des Entscheidungen Treffens zu beschleunigen, plädierte Annan für "zeitweilige spezielle Maßnahmen, eingeschlossen Soll und Quote, abgezielt auf afghanische Frauen." Weiter plädierte er für dringende Maßnahmen um alle, die Frauen diskriminierenden, Anordnungen aufzuheben und eine "sichere Umgebung ohne Gewalt" zu garantieren "und die Beteiligung der Frauen und die Rückkehr der Flüchtlinge zu erleichtern."


---- Ende Zitat ---

Der Krieg mit der Niederlage der Taliban ist ein Faktum und inzwischen Geschichte. Jetzt geht es darum, die sich hieraus ergebenden Chancen für die Frauen in Afghanistan (und auch für die anderen Menschen) zu nutzen.

Mit freundlichen Grüßen

Karl

(Internet-Tipp: https://www.rawa-germany.de/frauen/frauen_004.html)


Wolfgang antwortete am 23.03.02 (19:19):

Wenn dieses Thema oder ähnliche Themen nicht erwünscht sind, und den Eindruck habe ich, warum sagst Du das nicht deutlich?

Dann weiss es jede(r) und jede(r) könnte seine Schlüsse draus ziehen.

Ich dachte jedenfalls bisher, trotz aller Kontroversen, die Foren des ST seien für alle sachlich Diskutierenden offen und da für Themen, die "auf den Nägeln brennen".

Wenn es so ist, Webmaster, würde ich sofort "ausziehen". Schneller kannst Du das nicht mehr haben. Du hättest von heute auf morgen ein Forum ohne jedes Kriegsthema (denn ich vermute, dass sich auch andere ernsthafte DiskutantInnen, wie so viele vorher, verabschieden würden). Die "Karlowitze" wären dann unter sich. Wenn Du das möchtest, sag' es bitte, offen und ehrlich.


Heidi antwortete am 23.03.02 (19:28):

https://www.freitag.de/2002/05/02051802.php

(25.01.02)

(Internet-Tipp: https://www.freitag.de/2002/05/02051802.php)


Wolfgang antwortete am 23.03.02 (19:30):

Noch eine Anmerkung, Karl: RAWA, die revolutionären Frauen Afghanistans, sind nach wie vor nicht in der Übergangsregierung vertreten. Die derzeitigen Machthaber haben auch deutlich gemacht, dass sie RAWA nicht in der nächsten regulären Regierung dulden werden, obwohl sie doch die einzigen Repräsentantinnen der afghanischen Frauen sind.

RAWA bleibt verboten und wird jetzt von den Warlords verfolgt. Ihre Aktivistinnen werden mit dem Tode bedroht und verfolgt, so wie früher von den Taliban und noch früher von den Mudschaheddin (die jetzt wieder dran sind).

Die Chance für die Befreiung der Frauen kommt erst noch.


Heidi antwortete am 23.03.02 (19:37):

damit wir nicht vergessen um wen oder was es geht:

www.rawa-germany.de/aktuell/aktuell_028.html

(Internet-Tipp: https://www.rawa-germany.de/aktuell/aktuell_028.html)


Heidi antwortete am 23.03.02 (19:54):

Ich will das Leid der afghanischen Bevölkerung nicht instrumentalisieren, aber wer glaubt, dass es dort jetzt besser sei, der sollte auch alle Berichte unter unten angegebenen Link lesen.

https://www.rawa-germany.de/aktuell/aktuell.html

(Internet-Tipp: https://www.rawa-germany.de/aktuell/aktuell.html)


WolfgangM.(Wolfgang Mücke) antwortete am 24.03.02 (23:35):

"Der Krieg mit der Niederlage der Taliban ist ein Faktum und inzwischen Geschichte"

Heute lese ich folgende Meldung:

"Sonntag, 24, März 2002:
Bagram(Reuters)-Die USA haben zur Vorbereitung weiterer Angriffe auf Einheiten der El Kaida und Taliban am Wochenende Erdkampfflugzeuge auf dem afghanischen
Luftwaffenstützpunkt Bagram stationiert."

Wie paßt das zu dem Bericht von Karl, dem das Eingangszitat entnommen ist? Ich will das nicht kommentieren.

Aber die Frage an Karl als Webmaster muß doch gestattet sein, ob er weiterhin eine offenen Diskussion gestatten will oder nicht. Hier schließe ich mich Wolfgang an.

Übrigens (im Hinblick auf den Krieg oder die Aktionen der USA in Afghanistan und deren Erfolgsaussichten:)

Afghanistan hat eine Fläche von 647.497 km2.
Die Länge aller sogenannten "befestigten" Straßen beträgt ganze 2.812 KM.

Als Vergleich wegen der geograpischen Ähnlichkeit:
Die Schweiz hat 41.300 km2 Fläche, mithin könnte man die Schweiz 15,68 mal im Gebiet Afghanistan unterbringen.

Nimmt man nur die Schweiz etwa 10 mal als Vergleich an,
so ergibt sich ein riesiges Gebiet aus Gebirgen und Schluchten ohne Straßen (größtenteils), kaum Wege.
(Die Schweizer mögen mir verzeihen, ich vergleiche nur geographische Gegebenheiten, einverstanden?)

Wie will man dieses riesige Gebiet ohne Infrastruktur befrieden, ich sage ausdrücklich nicht besiegen?

Hier zeigt sich doch das ganze Dilemma, in dem sich alle westlichen Beteiligten, nicht nur die USA befinden.

Und ich denke, darüber sollten wir uns den Kopf zerbrechen und auch reden dürfen, es dient doch auch unserer Beruhigung. Meine ich.

WolfgangM.


Moni antwortete am 25.04.02 (23:46):

Auch in anderen Ländern werden Frauen- bzw. Menschenrechte mit Füßen getreten. In Sudan und Nigeria werden Frauen gesteinigt, wenn sie z.B. vergewaltigt worden sind und für die Tat keine drei männlichen Zeugen vorweisen können. Dazu wird die Frau in einen Sack gesteckt und mitten auf dem Dorfplatz eingegraben, so dass lediglich ihr Kopf aus dem Boden herausragt. Dann werfen die Dorfbewohner mit Steinen auf sie, bis der Tod eintritt. Dafür nimmt man besonders kleine Steine, damit die Prozedur länger dauert.

In Saudi Arabien ereignete sich am 11.03.02 in der "heiligen Stadt" Mekka folgendes:

In einer Realschule für Mädchen war ein Feuer ausgebrochen. 15 Schülerinnen starben, 50 wurden verletzt. Was sich wie ein Unfall anhört, war vorsätzlicher Mord. Denn die Mädchen hatten sich bereits in Sicherheit gebracht, waren aus dem Eingang gestürmt oder aus den Fenstern gesprungen. Aber die Religionspolizei trieb sie in die Flammen zurück. Der Grund: die Schülerinnen hatten in der Panik vergessen, sich "islamisch" korrekt mit der schwarzen Abaya zu verschleiern.
Nach Aussagen des Zivilschutzes versuchte die Religionspolizei sogar zu verhindern, dass männliche Helfer den Mädchen zur Hilfe eilten, so "Die Presse" aus Wien. Die Religionspolizei, die "Mutawwa", ist in Saudi-Arabien allmächtig, und ihr voller Name ist Programm: Kommission zur Förderung der Tugend und zur Verhinderung von Laster und Verderbtheit". Diese staatlich finanzierten Sittenwächter dürfen Menschen ohne Haftbefehl festnehmen und Strafen ohne Gerichtsverhandlung erlassen.

Unsere Presse fand es nicht einmal wert, darüber zu berichten.......


rolf antwortete am 26.04.02 (09:55):

Hallo WolfgangM,
warum greiftst Du Karl an, wenn er eine andere Meinung vertritt. Soll er die, nur weil er "zufällig" Webmaster ist, für sich behlten?
Er selbst unterscheidet zwischen seiner Meinung: Karl
und Mitteilungen als WEBMASTER.


WolfgangM.(Wolfgang Mücke) antwortete am 26.04.02 (18:35):

Hallo Rolf,

ich denke, Du meinst meinen Beitrag vom 24.03.02?

Ich habe meinen Beitrag nochmals gelesen, einen Angriff gegen Karl kann ich nicht erkennen, außerdem greife ich nie jemanden an. Jeder hat ein Recht auf seine Meinung.

Karl vermittelt gelegentlich den Eindruck (und der Eindruck kann falsch sein), daß er ein Thema gerne beenden möchte - s. Eingangszitat vom 24.03.02. Und da zu diesem Zeitpunkt wegen unserer stark unterschiedlichen Meinungen die Nerven etwas bloß lagen, verstärkte sich dieser Eindruck (der, wie gesagt, auch falsch sein kann).

Deswegen die Frage, ob weiterhin eine offene Diskussion gestattet wird oder nicht. Sie wird, wie bewiesen.

Nun kommt - was mich betrifft - noch hinzu, daß sich Karls Positionen zu meinen fast immer diameteral gegenüber stehen, was ja auch nicht schlecht ist, hält dies doch eine Diskussion in Schwung.

Habe ich Deinen Einwand hinreichend beantwortet?