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THEMA:   Holzmann - soll die Politik in die Wirtschaft eingreifen?

 10 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 22.03.02 (15:06) mit folgendem Beitrag:

Hallo zusammen,


ich verfolge zur Zeit mit großem Interesse die Vorgänge um Holzmann. War es damals richtig, dass Schröder geholfen hat, den Konzern kurzzeitig wieder aufzurichten oder wäre schon damals ein Ende mit Schrecken nicht vielleicht besser gewesen als ein Schrecken ohne Ende?
Prinzipiell, soll der Staat die Wirtschaft nicht besser laufen lassen als mit systemfremden Subventionen Fehlentwicklungen begünstigen?

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Anita antwortete am 22.03.02 (17:37):

Die letzte Frage würde ich absolut mit ja beantworten. Freie Marktwirtschaft mit Konsequenz: Was sich am Markt nicht behaupten kann, muß sich neu orientieren oder aufgeben.
Das Geld der Bürger dafür einzusetzen, daß ein aufgeblähter Konzern, der jahrelang mit billigen Subunternehmen gewirtschaftet hat, sich "wieder aufrichtet" halte ich nicht für richtig, andere Unternehmen (die bei schlechter Auftragslage auch Arbeitnehmer entlassen müssen)erhalten diese Hilfe auch nicht


Mechtild antwortete am 22.03.02 (17:40):

Ja, - Karl man fragt sich schon ob das Einmischen von Schröder vor 2 Jahren nicht nur Show war. Der Holzmann-Konzern hat 23.000 Beschäftigte. Der Staat hat meiner Meinung nach schon die Aufgabe sich um den Erhalt von Arbeitsplätzen zu kümmern. Einen Konzern, der vor der Pleite steht jedoch 2 Jahre mit viel Geld und einer großen Show am Leben zu halten, ist kaum sinnvoll, noch weniger wirtschaftlich. Ich halte die Baubranche für einen Wirtschaftbereich, den unser Land weiterhin benötigt. Es ist auch wichtig solch einen Industriebereich gegen Billigarbeitskräfte aus Billiglohnländern zu schützen. Wer die Schuld daran trägt, dass der Holzmann-Konzern nicht langfristig überleben konnte, kann ich nicht beurteilen. Wer an der Holzmann-Pleite verdient hat, kann man in den Zeitungen lesen. Verloren haben die ArbeitnehmerInnen, hauptsachlich die zukünftigen und der Wirtschaftsstandort Deutschland.


baerliner antwortete am 22.03.02 (18:02):

Schröder wollte vor zwei Jahren als Held und Retter der Holzmänner dastehen. Jetzt wird ihm die Rechnung präsentiert.

Zum Glück wurde das Darlehen des Bundes aber gar nicht abgerufen! Insofern ist dem Steuerzahler als kein zusätzlicher Schaden entstanden.

An der Holzmann-Pleite verdienen auch nicht die Banken
(oder wen meintest Du damit, @Mechthild). Die kommt die
Insolvenz und ein Konkurs teurer, als wenn der Konzern
mit Finanzspritzen bis zur Zerschlagung hätte weiterdahinsiechen dürfen. Die Arbeitnehmer verlieren in jedem Fall ihren Job.


mulde antwortete am 22.03.02 (18:21):

Möchte den Kritikern zum Thema Holzmann voll beistehen.
Jeder Hat auf seine Art recht, mir geht es um meine Kollegen
aus dem Bauhauptgewerbe die nun den bitteren Schritt
zum Arbeitsamt gehen müssen.
Auch ich bin der Meinung das Geschrei vor 2 Jahren hätte man sich sparen Können.
Mit von entscheidender Bedeutung ist, das die Konzernleitung
nichts begriffen hat oder nicht begreifen wollte!
Wie hoch werden wohl die Abfindungen der Bankrotteure sein?
Ein kluger Mensch hat einmal gesagt eine Firma mit einem Aufsichtsrat - da interressiert nicht mehr der Mensch noch
nicht mal das Produckt, sonder nur das was an Geldwert
einkommt.
So oder so ähnlich ist es auch bei Holzmann gewesen , mit ihren Branchenfremden Beteiligungen.
Wie sagt der Volksmund : ein Manager muß dynamisch und Jung sein oder wenn nicht jung dann zumindest keine Ahnung haben.
Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit!
Ein normaler Handwerksmeister oder Tante Emma laden
Zahlt sein Lebenlang für das was sie falsch gemacht haben.
Kommt man eigentlich vor dem Kadi wenn man solchen Riesenkonzern gegen den Baum gefahren hat?


Wolfgang antwortete am 22.03.02 (19:24):

"Kommt man eigentlich vor den Kadi wenn man solchen Riesenkonzern gegen den Baum gefahren hat?"

Das ist sehr unwahrscheinlich, Mulde, denn das Verfahren würde sicher wegen Geringfügigkeit eingestellt. :-)


Gerlinde antwortete am 22.03.02 (21:07):

Bruno Kreisky hat mit Gewalt marode Firmen, von Staatskassen und Grossbanken, sanieren lassen. Sein Spruch "Lieber marode Staatskassen als arbeitslose Bürger" ist ja bekannt. Wohin es geführt hat, sieht man heute bei uns in Österreich. Es wird zwar nie gelingen aber die Politik sollte sich aus der Wirtschaft heraus halten.


pilli antwortete am 23.03.02 (08:59):

tja,
die frage, kann ich nicht einfach mit ja oder nein beantworten; hier ist sehr viel feingefühl und know how gefragt, an beidem muss der kanzler noch hart arbeiten, wie die vielen geschehnisse der vergangenen monate deutlich gezeigt haben. aus meiner sicht ist das immer schwierig, als kölnerin darf ich an die zur zeit hochaktuellen verknüpfungen erinnern, die sich aus zuviel engagement ergeben können. hier wurden wirtschaftliche unternehmungen auf ganz eigene art und weise beeinflusst und zwar in einer sprache, die unmissverständlich ist: geld- und machtorientiert. ich erinnere mich an einen besuch des kanzler`s bei der firma "plasmaselect ag", deren aktien im "neuen markt" positioniert waren. info-material hatte ich zu diesen aktien bereits gesammelt, entwicklung schien interessant, als habe ich noch in der nacht meine order aufgegeben, zu börsenbeginn erhielt ich meine kaufbestätigung zu 61,50ä. im januar 01 verkaufte ich die stücke zu 13,50ä! bemerken muss ich noch, dass der stand dieser aktie vor dem tagesschaubericht über den besuch des kanzler`s bei plasmaselect 55,60ä war. insider hatten hier wohl eine chance, ich war`mal wieder zu spät und gehörte damals wohl zu den schäfchen, die sowas ermöglichten.
mal wieder was`s gelernt, wie wohl jetzt auch die vielen holzmann-aktionäre.

pilli


Anita antwortete am 23.03.02 (09:43):

mulde, es stimmt, daß ein Aufsichtsrat nur den Gewinn des Unternehmens im Auge hat. Aber das ist auch seine Aufgabe,nichts Anderes, er wird am Gewinn gemessen, nicht an Menschlichkeit, Kultur o.ä.
Wenn aber die Geschäftsführung nicht so plant und wirtschaftet, daß sie dem Aufsichtsrat Gewinn melden kann, gehört sie abgelöst und zwar ohne die übliche großzügige Abfindung. Schließlich hat sie "schlecht gearbeitet" und dafür werden andere Arbeitnehmer, wenn sich dies herausstellt auch entlassen.


e k o antwortete am 23.03.02 (11:32):


Presseberichten zufolge hat die Geschäftsführung kein gutes Management geführt. Man hat u.a. Aufträge ausgeführt, die preislich unter den Gestehungskosten lagen, man musste also "zubuttern". Solche Praktiken können auf Dauer nicht gut gehen. Man hat zu hoch gepokert, viele allzu riskante Aufträge übernommen, hatte einen aufgeblähten Baubetrieb - und ist in der nachlassenden Konjunktur als Quittung dafür in den Strudel geraten.

Wenn ein kleiner Angestellter Mist baut, wird er geschasst. Wird in den Chefetagen Mist gebaut, versucht man krampfhaft,sich am Leben zu erhalten. Wäre nur eine kurze Durststrecke zu überwinden gewesen, wäre das Konzept vielleicht aufgegangen. So aber kränkelt die Bauindustrie schon seit Jahren an der schwachen Konjunktur und jetzt erweisen sich Überkapazitäten als Klotz am Bein. Holzmann ist ja nicht der erste, der deshalb den Bach runter gehen wird.

Als Schröder vor zwei Jahren sich als Holzmann - Retter feiern ließ, glaubte er, einen eindrucksvollen Sieg gelandet zu haben. Jetzt ist er auffallend still. ( Ist wohl auch besser so!) Es war alles nur Wahlkampf.

Wenn Holzmann dicht machen muss, hat das die Geschäftsleitung zu verantworten, doch die hat ihr Schäfchen längst im Trockenen. Leidtragende sind einmal mehr die vielen Zulieferer, von denen jetzt auch einige konkurs gehen werden - und Leidtragende sind natürlich die Arbeitnehmer, die können am wenigsten dafür und die trifft es mit Arbeitslosigkeit am Härtesten.

Dennoch bin ich der Meinung, dass sich die Politik aus der Wirtschaft herauszuhalten hat. Politiker sollen ihren Job machen und Wirtschaftler auch und keiner sollte dem Anderen dazwischenreden.










DieterH antwortete am 26.03.02 (21:30):

Wer ist Schuld an der Schieflage der Holzmann AG? Wer sitzt im Vorstand des Unternehmens und welche Unternehmenspolitik hat er in den letzten 10 Jahren gemacht?
Wer sitzt im Aufsichtsrat der Holzmann AG und hat den Vorstand kontrolliert?
Wer haftet für den angerichteten Schaden? Wird die nun folgende Arbeitslosigkeit vieler Arbeitnehmer und der denen dadurch entstehender Schaden von den für das Unternehmen Verantwortlichen getragen? Alle Antworten auf diese Fragen zeigen das hohe Maß an Verantwortungslosigkeit der in dem Unternehmen verantwortlich Handelnden