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THEMA:   Gewaltfreiheit ade!

 8 Antwort(en).

Heidi begann die Diskussion am 16.03.02 (14:47) mit folgendem Beitrag:

..und wie schön hat es angefangen, vor 22 Jahren. Eine Partei, die sich der Umwelt und dem Frieden verschrieben hatte, die ein Rotationssystem für die gewählten Mitglieder eingeführt hatte.. kurz eine Partei wie man sie sich nur wünschen konnte.

Was ist daraus geworden?.. Sie hat sich verkauft, sie ist austauschbar.

"Die Grünen haben in dieser Zeit viel erreicht - und auch viel gelernt." .. leider haben sie das Falsche gelernt.

"Die Zeiten der Grünen als "Alternative zu den herkömmlichen Parteien" (Bundesprogramm 1980) sind vorbei."

..und es wird wohl keine Partei mehr geben, die sich für den Frieden einsetzt. Gibt es tatsächlich nur noch Lösungen durch Gewalt und Krieg?

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,187493,00.html)


schorsch antwortete am 16.03.02 (15:16):

Liebe Heidi, die meisten Neugründungen werden von einer Gruppe Gleichgesinnter ins Leben gerufen, die sich um einen Leithammel scharen. Dann sucht man weitere Gleichgesinnte. Da diese aber nicht auf den Bäumen wachsen, nimmt man als nächste Möglichkeit "einigermassen Gleichgesinnte" auf. Und so geht das weiter. Hat die neue Partei erst einmal ein paar Erfolge aufzuweisen, kommen immer mehr Unzufriedene von anderen Parteien dazu. Und schon bald kräht kein Hahn mehr nach den einstigen hehren und edlen Vorgaben, mit denen die Ur-Gruppe eigentlich die Welt verbessern wollte.

Schorsch


v.Selasinsky antwortete am 16.03.02 (16:58):

Liebe Heidi,
die Ur-Gruppe um Herrn Gruhl wollte ja die Welt mit den "Grünen" verändern und verbessern und scheiterte.
Es kamen dann einige Mitglieder des Kommunistischen Bundes Westdeutschlands(KBW) und brachten die Partei auf strammen Linkskurs.
Die Wähler von heute...falls sie diese sogenannten "Grünen"wählen....wissen dies garnicht mehr.


DieterH antwortete am 16.03.02 (18:09):

Ich glaube nach dem Krieg 1945 hatten wohl sehr viele Menschen nur noch einen Wunsch. Sie wollten in Frieden leben. In der Zeit der Wiederbewaffnung gab es dann die ersten Auseinandersetzungen. Ein sehr großer Teil der Bevölkerung wollte nichts mehr mit dem Militär zu tun haben; anderen war das egal.
Der Preis der eindeutigen Westorientierung war damals u.a. die Wiederbewaffnung.
Es war die erste grundsätzliche Abkehr von einer gewaltfreien Republik.
In den Folgejahren kamen die Auseinandersetzung um die Atombewaffnung, den Viethnamkrieg und die Raketenrüstung.
Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurden die Pazifisten in der Bundesrepublick immer weiter zurückgedrängt. Der "kalte Krieg" tat ein Übriges.
Ich glaube der Umgang mit dem "Kriegsgerede" die Ablehnung eines"Angriffskrieges" sind Bestandteile die die Entwicklung bis heute überdauert haben.
Wahr ist aber auch, daß ein Land wie Deutschland, nur dann weiter im Frieden leben kann, wenn es im weiteren Umfeld ebenfalls Frieden gibt.
Was soll man machen, wenn durch Angriffskriege oder Terror diese Situation im weiteren Umfeld nicht mehr gegeben ist?
Verhandeln sollten die Politiker auf jeden Fall. Nur, wenn das alles nichts nutzt ( s. Kosowo)soll man dann zusehen oder den Bedrängten helfen?
Den Bedränten helfen heißt aber auch militärisch eingreifen.
für solche Hilfen bin ich ohne vom Grundsatz der Gewaltfreiheit abzurücken.
Vielleicht ist das auch die Ebene auf der in Deutschland vernünftig denkende Politiker zusammen finden können. Die Grünen werden mit solch einer Politik ihrem Grundsatz nicht untreu. Sie füllen ihn aus mit dem Versprechen Bedrängten zu helfen.
Mir scheint die Grünen stehen immer noch zu den Grundsätzen; nur die Presse will uns was anderes rüberbringen. Wär ja nicht das erste Mal das hier eine nach wie vor unbequeme Partei in eine "Ecke gestellt wird" in die sie gar nicht hinein gehört.


bernhard antwortete am 16.03.02 (20:05):

Man kann auch die Augen schließen, sich selber treu bleiben und die Welt ziehen lassen.


WANDA antwortete am 16.03.02 (22:46):

Man kann auch mit offenen Augen sich selber treu bleiben und der Welt zeigen, dass man seine Kreuzchen woanders macht !!!! WANDA


schorsch antwortete am 17.03.02 (09:30):

Das Kreuz mit den Kreuzchen.....

Schorsch


Heidi antwortete am 17.03.02 (12:43):

in den Diskussionsforen der "Grünen" gefunden, auch hier bleibt mir das Lachen im Halse stecken

eine Mail von unbekannt


"Das zentrale Sicherheitsproblem dieser Welt, meine lieben
Gefolgsleutchens, ist nicht etwa – Gott bewahre ! - die Abrüstung, eine Reform der UNO gar bis hin zu einem Weltstaat oder all der andere überlagerte pseudopazifistische Schimmelkäse, sondern einzig
und allein die endgültige Liquidierung (also Verflüssigung) aller nichtstaatlichen Terroristen dieser Welt mit Strunk und sogar mit dem ganzen Stiel!
Konkurrenz belebt zwar auch das Geschäft des Todes, nur muss man sich auch auf diesem hartumkämpften Markt an die Spielregeln halten - so wie wir dies ja auch immer getan haben!

Die Vernichtung der illegalen Konkurrenten ist uns mit den jüngsten Schlägen in den afghanischen Hinterbergen dort ja nun balde gelungen, wobei unsere (nicht nur) ruhmreichen Allianzsoldaten, hier nun sogar mal richtig gute Handarbeit leisten mussten.(Hätten ja aber auch Politiker werden können, die Guten!)
Aber: Ein paar dieser terroristischen Rumpfstiele sind uns - sowie ich Gott helfe vorerst! - noch mal entkommen!
Diese, meine lieben Demokratlerie und Freiheizfreunde, -onkels- und –tantchens, kann und sollte unsere grandlinose, und gemeine Weltwertegemeinschaft nicht einfach durchgehen lassen! Hier stehen unsere, und also auch Ihre Interessen - und (sogar Vermögens-)Werte auf dem Spie(g)lbrett!
Wir stehen deshalb heute vor der Frage, unsere teuren und guten Soldaten noch mal bzw. weiterhin ins Todesspiel zu schicken oder noch mal so richtig klar und deutlich zu zeigen wo der A-Hammer, also die A-Bombe, hängt (der Singular ist hier natürlich nur rhetorischer Art)- nämlich bei der A-, also der first class! Atombomben, dies wird aus pazifistischen Kreisen oft falsch dargestellt, bestehen - wie jede andere Bombe doch auch - ja eben nur
aus Atomen! Wozu also diese -gewiss nur bescheidene- Aufregung?!(Die Vakuumwaffen sind derzeit nur in unserer geistigen Pipeline!)

Wenn wir das ganze Wertegesabber mal beiseite lassen so fragt sich jeder vernünftige Mensch: Sollen diese edlen high-tech Qualitätsprodukte von Gutmenschen etwa ewig nur vor sich hin gestapelt und gelagert werden? Und: Sollen wir uns etwa von ein paar wildgewordenen Höhlenbewohnern monatelang an unsrer eigenen Nase herumführen lassen??
No, nein und nochmals net! Wir haben uns und unsere Macht stets voll im Griff, und zwar jederzeit und weltlweit!
Undund – zumindest hierin besteht unter uns Spitzenpolitikern ja wohl doch allgemeiner Kononsens: Auf diese eine kleine Umweltgefährdung mehr oder weniger kommt es auf dieser verrußten und verbushten Welt heute eh nicht mehr an - schon gar nicht in ihren Hintergebieten!
Deshalb wiederhole ich für Euch, meine lieben Mitleselinnen und Mitleseläufer: Zeigen wir dieser elenden gemeinen Affenwelt und uns endlich, wer hier der große Schmied ist und wo der große A-ha-mmer hängt. Nebenbei können wir so endlich auch den letzten Resten der Naiv-Softis von der Friedensbewegung ein Aha-Erlebnis verschaffen, indem wir zeigen, wie man den Frieden mit modernen und intelligenten
Mitteln unserer Politik wirklich bewegt!
Also, meine lieben (zumindest uns gegenüber)uneingeschränkten Bündnispartner: Bleibt wenigstens uns treu!
Ihr müsst Euch Eure Finger hier dann aber nicht direkt schmutzig machen, diesmal wirklich nicht! Schickt aber doch bitte schon mal eure Euros und Füchsleins ins Krisenkampfdampfgebiet, zum grob Reinemachen! Als bekennende Gourmets können wir diese penetranten
Kadavergerüche nämlich gar nicht gern leiden!
Decapito!?

Good night for all of you!

Euer st(r)ahlhirniger
Big Dubbelju Pigbrother "


Günter Paul antwortete am 21.03.02 (11:47):

Liebe Heidi,
ich verstehe Dein Erschrecken über die obige E-Mail. Ich verstehe aber nicht, warum Du diesen Versuch, beim falschen Thema „witzig“ zu sein, hier ins Internet stellst. Nach meiner Meinung kommt er entweder aus der rechtsextremen oder der anarchistischen Ecke (die sich „links“ gebärdet). Solche „Beiträge“ sind im allseitig vernetzten Internet nicht zu verhüten. Wir sollten sie aber ignorieren.

Zurück zu Deiner Ausgangsfrage: Die Parteien sind in der spätkapitalistischen Gesellschaft zu Unternehmen geworden, die Politik anbieten und dafür Kunden (Wähler) werben, um – sofern sich die Kunden (Wähler) für sie entscheiden – hinterher über die Staatsfinanzen verfügen und sich daraus bedienen zu können. (Beispiel: Es wird über eine Erweiterung des Rechts auf Volksentscheid nachgedacht. Entscheidungen über Abgeordnetendiäten sollen aber unbedingt außen vor bleiben.) Wen wundert es, daß die Programmatik nach Möglichkeit so gestaltet (und abgewandelt) wird, daß möglichst viele Wähler gewonnen werden. Prinzipien und Grundwerte spielen dann nur eine Rolle, wenn sie Wahlerfolge versprechen und Teilhabe an der Macht ermöglichen. Das Beispiel der Bündnisgrünen beweist nach meiner Überzeugung nur, daß die gegenwärtige Parteiendemokratie den Wählern keine Entscheidungssicherheit bietet.

Im übrigen traue ich keiner Partei, die für unbedingte Gewaltlosigkeit eintritt. Unter den gegenwärtigen Bedingungen ist absoluter Gewaltverzicht kaum durchzuhalten, wenn man sich nicht bedingungslos fremder Gewalt ausliefern will.

Grüße von
Günter Paul