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THEMA: Florian Gerster verlangt Kürzungen beim Arbeitslosengeld
13 Antwort(en).
Mechtild
begann die Diskussion am 04.03.02 (20:21) mit folgendem Beitrag:
Der scheidende rheinland-pfälzische Arbeits- und Sozialminister plädierte dafür, die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes von derzeit bis zu 32 Monate für Ältere stufenweise zu reduzieren. Das Ministerium erklärte dazu, dies sei nicht die Position der Bundesregierung. Auch die Gewerkschaften lehnen diesen Vorschlag ab. Besonders für ältere ArbeitnehmerInnen ist es sehr schwer einen gleichwertigen neuen Arbeitsplatz zu finden. Füe sie bedeutet Arbeitslosigkeit meist eine schwere finanziele Einbuße, die sich auch auf die spätere Rente auswirkt. Aber es wird sich sicher rechnen hier die Bezüge zu kürzen, sonst würde es Herr Gerster nicht vorschlagen. Sozial ist es sicher nicht, aber sozial will diese Regierung auch wohl nicht mehr sein.
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e k o
antwortete am 04.03.02 (21:55):
Liebe Mechtild,
heute abend in den Nachrichten wurde bekannt, dass er damit nicht durchkommt.
Und damit dürfte diese Kuh vom Eis sein.
Gruß von e k o
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WolfgangM.(Wolfgang Mücke)
antwortete am 04.03.02 (22:32):
Nach meiner Meinung ist keine Kuh auf dem Eis, vielmehr sollte man erstmal heraus finden, was Gerster eigentlich will.
Wir haben sicherlich viele tausende hochqualifizierte ältere Arbeitslose, die nur deswegen nicht arbeiten dürfen, weil eine nicht mehr nachvollziehbare "Regelung" dies verhindert.
Warum kann ein Dip. Ing. (z.B.) nicht als selbständiger zeitweise mit entsprechendem Vertrag für ein Unternehmen arbeiten, daß ihn für ein Projekt benötigt? Dieses Projekt, daß nur mit Hilfe einer zeitweiligen Spezialkraft durchgeführt werden kann würde auch die Beschäftigung von einigen weniger qualifizierten Kräften bedeuten, die dann nicht mehr arbeitslos wären.
Dies hochgerechnet würde hunderttausende von Arbeitsplätzen bedeuten, während die Spitzenkräfte für mehrere Firmen arbeiten könnten und so ebenfalls nicht mehr arbeitslos wären.
Verhindert wird dies nach meiner Meinung durch die "Aparatschiks" in der Regierung, an der Spitze der kläglich versagenden Herr Rister - mit der "Regulierung" des 630,00-Mark-Gesetzes legte er seine "Meisterprüfung" ab.
Dann wären noch die Handwerkskammern, die jegliche Initiative von tüchtigen Fachkräften verhindern, weil diese keinen "Meistertitel" haben. Wäre ein Meistertitel eine Gewähr für fachgerechte Arbeit hätten wir keine Reklamationen, die allein auf dem Baumsektor für Schäden in Höhe von rund 4000 Millionen Mark jährlich verantwortlich sind (sein sollen, wenn man den Berichten Glauben schenkt).
Und wer hatte nicht schon erheblichen Ärger mit einer sogenannten "Meisterwerkstatt", wenn es um die Reparatur seines Autos ging.
Wenn Gerster hier eine Verbesserung erreichen könnte, z.B. die Abschaffung des Arbeits-(Verhinderungs-)Ministeriums und die Beschneidung der Rechte der Handwerkskammer, dann hätten wir ein paar Millionen Arbeitslose weniger.
Ob dann die angebliche Kürzung von Arbeitslosengeldern noch ein Thema wäre??
Provokativ gefragt - natürlich!
WolfgangM. - wie immer gegen den Strom schwimmend.
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baerliner
antwortete am 04.03.02 (22:55):
Was Gerster will,hat er bei Christiansen gestern gesagt:
Großfirmen sollen sich nicht mehr so einfach von älteren Arbeitnehmern auf Kosten der Allgemeinheit trennen können, indem die Leute einen Aufhebungsvertrag mit Abfindung schließen, sich dann arbeitslos melden und auf die Rente "warten". Zu diesen "Großfirmen" zählt übrigens auch der Öffentliche Dienst!
Denn wenn sich so ein vorzeitiges Ausscheiden nicht mehr rechnet, dann wird der ältere Arbeitnehmer auch keinen Aufhebungsvertrag schließen (und kündbar ist er so leicht nicht, besonders im Öffentlichen Dienst) Und vielleicht kommt deshalb auch der Anschiß aus dem Arbeitsministerium, weil vor allem in den Neuen Bundesländern ein gewaltiger Überhang von Staatsdienern existiert, den man abbauen muß.
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Heinzdieter
antwortete am 05.03.02 (06:29):
Hallo WolfgangM. Ich stimme Deinen Ausführungen voll und ganz zu und möchte sie dahingehend ergänzen, daß ein ehemaliger Gewrkschaftler als Bundesarbeitsminister sowieso in seinen Aktivitäten gleichzeitg zwei Herrn dienen muß. Gruß Heinzd.
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schorsch
antwortete am 05.03.02 (08:58):
Habt Ihr auch schon gemerkt, dass die meisten Gesetze und Bestimmungen von Leuten gemacht werden, die garantiert nie in den "Genuss" derselben kommen werden? Da sind zum Beispiel die Arbeitslosengelder und die Sozialbezüge. Müsste ein Politiker, der bedenkenlos seine Hand hochhält, wenn es um die Abstimmung zu einem solchen Gesetz geht, damit rechnen, es könnte ja auch ihn einmal treffen, würden diese Gesetze und Bestimmungen garantiert ganz anders aussehen!
Schorsch
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Barbara
antwortete am 05.03.02 (10:50):
In meiner Nachbarschaft wurde ein Bestverdiener mit ca. 40 Jahren arbeitslos. Seine Frau sagte mir, ihr Mann wäre ja dumm, wenn er einen Job mit niedrigerem Einkommen annehmen würde, da sein Arbeitslosengeld, sollte er diesen neuen Job wieder verlieren, dann weitaus geringer wäre. Der Mann hat nie wieder gearbeitet, schleicht heute mit Ende Fünfzig als Jammergestalt durch die Gegend.
Gerster sagte, man müsse solche Leute zwingen, den schlechter bezahlten Job anzunehmen, ihnen bei erneuter Arbeitslosigkeit dann jedoch eine höhere Unterstützung zukommen lassen. In meinen Ohren klingt das vernünftig.
Vielleicht sollte man wirklich erst einmal genauer zuhören, was der Mann zu sagen hat.
Barbara
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Mechtild
antwortete am 05.03.02 (15:41):
Hallo berliner, ich halte es auch für richtig, dass man dafür sorgt, dass es den Firmen verboten wird, sich auf Kosten der Allgemeinheit von ihren älteren ArbeitnehmerInnen zu trennen. Das wird jedoch schon sehr lange so gemacht. Doch um das zu unterbinden ist es nicht notwendig das Arbeitslosengeld für ältere ArbeitnehmerInnen zu kürzen. Es gäbe andere Maßnahmen diesen Missbrauch von Sozialleistungen einzuschränken. Es gibt auch ältere ArbeitnehmerInnen, die aus nicht geschützten Arbeitsverhältnissen kommen und die trifft diese Kürzung dann besonders hart. Nicht alle älteren Arbeitslosen haben einen Aufhebungsvertrag in der Tasche und warten auf ihre Rente oder erhalten soviel Arbeitslosengeld, dass es sich für sie finanziell nicht lohnt eine Arbeit aufzunehmen. Hier wird auf Kosten der Geringverdiener gespart.
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Henner
antwortete am 05.03.02 (19:59):
Hallo WolfgangM zu deiner Meinung:"Warum kann ein Dip. Ing. (z.B.) nicht als selbständiger zeitweise mit entsprechendem Vertrag für ein Unternehmen arbeiten........ diesem Vorschlag steht in der Industrie zB der Patentschutz,das Betriebsgeheimnis u.ä entgegen.man kann nicht ohne weiteres mit seinen Spezialkenntnissen aus einem Betrieb ausscheiden um dann bei der Konkurrenz sofort wieder einzusteigen. Ansonnsten ist es eine von vielen Möglichkeiten Arbeitnehmer wieder zu beschäftigen.(bei Fussballtrainern und Spielern wird das reichlich praktiziert. :-))
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Petrone
antwortete am 06.03.02 (16:41):
Wenn ein Taxiunternehmer händeringend nach Fahrern sucht und dies dem Arbeitamt meldet - und die ihm dann 20 gesunde kräftige Leute schicken, die alle sagen, "Arbeiten will ich nicht bei Dir, aber hier mußt Du unterschreiben ..."! Sollen diese 20 gesunden und kräftigen Leute dann weiterhin Arbeitslosengeld beziehen oder nicht? Ein sozialer Hilfsdienst such dringend Personal für den Hauswirtschaftlichen Dienst in Seniorenhaushalten. Das Arbeitsamt vermittelt Frauen über 40 Jahren, die in einem vom Arbeitsamt bezahlten Kurzlehrgang gewisse Kenntnisse über den Umgang mit älteren Menschen erworben haben und ist sogar bereit, die Löhne bis 50% zu bezuschussen. Der soziale Hilfsverein glaubt, nun bekomme er Leute. Denkste! Auch hier wird alles versucht, um die Einstellung zu verhindern. in diesen Fällen bin ich sogar für erhebliche Kürzungen!
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WolfgangM.(Wolfgang Mücke)
antwortete am 06.03.02 (17:46):
Hallo Henner, die Gefahr des Verrats von Betriebsgeheimnissen etc. hat man auch, wenn man eine entsprechend qualifizierte Fachkraft fest anstellt. Ich halte diese Gefahr für gering, fast alles läßt sich vertraglich regeln.
Hallo Petrone, nicht jeder/jede ist als TaxifahrerIn geeignet, nicht jeder/jede kann mit Menschen umgehen, besonders mit älteren.
Und dann sollte man vielleicht auch überlegen, daß ein SozialhilfeempfängerIn (oder Arbeitslosenhilfe) vielleicht gar nicht diese angebotene Stellen annehmen kann, weil er/sie diese nicht finanzieren kann. Es ist doch in der Regel so, daß gut bezahlte Stellen besetzt werden können, während die sogenannten "unteren" Lohngruppen dermaßen niedrige Löhne bieten, daß derjenige/diejenige sich diese Arbeit nicht leisten können - Sozialhilfeempfänger dürfen z.B. kein Auto besitzen, abgesehen von den Zusatzkosten: Wie sollen sie ohne Fahrzeug zur Arbeit kommen? Grundsätzlich hat auch derjenige/diejenige, die sich täglich außer Haus bewegen weit höhrere Kosten, als derjenige/diejenige, die zu Hause bleiben können - ob sie wollen oder nicht.
Also 750,- EURO Sozial- oder Arbeitslosenhilfe sind weitaus mehr, als 850,00 EURO Arbeitseinkommen. Die 100,00 EURO mehr wiegen u.U. die Mehrkosten für außer Haus Arbeit nicht auf, also meine ich, daß wir mit einer Kritik ganz vorsichtig sein sollten.
Clevere "Schmarotzer", die noch nebenbeirgendwie "schwarz" ein paar EURO verdienen hat natürlich die ganze Härte des Gesetzes zu treffen! Wo kämen wir denn hin, wenn sich diese - in der Regel ehrliche - Menschen wie unsere großen Steuerbetrüger, unsere (doch auch wohl vorhandenen) bestechlichen und korrupten Politiker verhalten, die sich ungestraft die Taschen füllen dürfen.........!
Außerdem - daran sollte man auch denken - bringen diese "Schwarzarbeiter" auch wieder Geld unter die Leute, stärken die Wirtschaft.
Solange unsere Arbeitsgesetzgebung aus Arbeitswilligen "Schwarzarbeiter" macht, ja, da kann ich daran nichts Schlechtes finden.
Auch wenn ich arbeite und dem Finanzamt dafür Steuern anbiete und den anderen Behörden alle Abgaben, bin ich doch ein "Schwarzarbeiter" und werde gnadenlos verfolgt, wenn ich keine Gewerbeerlaubnis vorlegen kann, die mir das Ordnungsamt verweigert, weil sich u.U. eine Handwerkskammer quer legt - weil ich keinen Meisterbrief habe!!
Und wie lange wollen wir uns diesen Blödsinn angesichts von Millionen von arbeitswilligen Arbeitslosen noch gefallen lassen??
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kh
antwortete am 06.03.02 (21:32):
Ich hoffe, viele von Euch sehen eben die Diskussion im WDR über den Jugendwahn und ich bin gespannt auf Eure Meinungen!!
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kh
antwortete am 06.03.02 (21:33):
In dem Zusammenhang - was haltet ihr von den Ansagen der Frau Schüller??
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Heidi
antwortete am 06.03.02 (21:53):
Hier der Link zur Sendung - sie wird morgen um 10.30 Uhr wiederholt (WDR 3 - Hart aber fair)
https://www.wdr.de/online/hartaberfair/themen/20020306/
(Internet-Tipp: https://www.wdr.de/online/hartaberfair/themen/20020306/)
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