Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Politisierung der Olympischen Spiele

 10 Antwort(en).

Felkix Schweizer begann die Diskussion am 10.02.02 (18:08) mit folgendem Beitrag:

Gestern genoss ich die prächtigen Darbietungen zu den Eröffnungsfeierlichkeiten in Salt Lake City. Fantastisch diese Choreographie.... wirklich einmalig diese geisterhaften Tiergestalten, die wie durch magische Kräfte bewegt über die Eisfläche glitten. Auch die raffinierte Lichtregie, die Effekte mit wallenden Tüchern, die musikalische Untermalung, die fast unglaubliche Präzision bei dieser Masse an Mitwirkenden, das koordinierte Abbrennen der Feuerwerk-Einlagen ... bravo .. ich bin des Lobes voll!
Doch bekam ich zwischenhinein einen bitteren Beigeschmack zu spüren ... der meine Begeisterung dämpfte.
Ich frage mich ob es andern auch so erging?
Der Auftritt der fünf Indianerstämme, der mich auch an die Präsentation der verdrängten und entrechteten Ureinwohner an der Sommerolympiade in Australien erinnerte. Sie mussten so auftreten, wie der Weisse sich eben Indianertänze vorstellt.... zuerst noch mit ihrer Musik und ihren Instrumenten .. dann aber nach der musikalischen Auffassung der Weissen. Mit keinem Wort ... oder habe ich nicht alles mitbekommen? ... vernahm ich eine Entschuldigung oder eine Geste des Bedauerns für all das Unrecht, das man diesen auf ihre Art hochkultivierten Völkern angetan hatte! Dafür wurde eine nationalistische Nabelschau zelebriert...... flankiert von heuchlerisch bigotten Mormonen - Hundertschaften mit ihrem kitschigen Zuckergussgehabe. Nicht nur hat Bush die Eröffnungsformel amerikanisiert, ursprünglich wollte er ja, dass man die in Manhatten ausgegrabene Flagge zusammen mit der Olympiaflagge am gleichen Mast hochzieht.
Darf dieses Internationale Sportereignis für die Nationale Politik missbraucht werden? In meinem Link erinnere ich an die Sommerspiele 1936 in Berlin, die leider kaum boykottiert wurden ... diesmal war es Nordkorea, ein Schurkenstaat auf der Achse des Bösen. Es braucht sich niemand aufzuregen ... Ich vergleiche Berlin 36 nicht mit Salt Lake City 2002 .... das wäre sehr ungerecht .... aber wehret den Anfängen!

(Internet-Tipp: https://www.dhm.de/lemo/html/nazi/olymp/)


Geheim-Rat antwortete am 11.02.02 (07:35):

In USA ist so etwas längstens schon üblich. Wir sahen Ähnliches 1970 - im kleineren Rahmen - bei jeder Rede eines Wahl-Kandidaten. The show must go on.


Baerliner antwortete am 11.02.02 (09:34):

Felix,

Du willst Berlin 1936 nicht mit Salt Lake City 2002 vergleichen? Wozu dann Dein Internet-Tipp? Und die Feststellung:Wehret den Anfängen?


Felix antwortete am 11.02.02 (09:48):

Hallo Baerliner,

ich bin mir bewusst, dass es sich bei der Berliner Olympiade 36 um eine andere Dimension der politischen Propaganda gehandelt hat. Aber du hast recht ... in der Intension kann man durchaus Parallelen sehen!
Der Internet-Tipp war für die gedacht, die sich nicht mehr über das Ausmass des Missbrauchs erinnern können. Dabei waren ja die wenigsten von uns!


Wolfgang antwortete am 11.02.02 (11:21):

Natürlich werden Olympische Winterspiele aus naheliegenden Gründen immer in dafür geeigneten Regionen liegen. Trotz der langen Vorlaufzeit seit der Bewerbung und trotz aller praktischer Erwägungen der Veranstalter halte ich dennoch einen Umstand für erwähnenswert... Es fügte sich so, dass die Spiele zur Zeit ausgerechnet dort stattfinden, wo die USA am amerikanischsten, d. h. am religiösesten, ja am fundamentalistischsten sind: In Amerikas Gottesstaat Utah. Das strahlt auf die Spiele aus und gibt ihnen vermutlich ungewollt, aber spürbar eine merkwürdige politische Botschaft.

Gerhard Besier - Professor für Kirchengeschichte an der Universität Heidelberg - schreibt in DIE WELT: "Es ist nicht ohne Ironie, dass die Amerikaner ausgerechnet in diesen Zeiten der Welt eine Spielart ihrer Religiosität vorführen, die im säkularen Europa mit dem meist negativ belegten Begriff 'Fundamentalismus' charakterisiert wird."

Amerikanischer Fundamentalismus
Die Mormonen sind auf dem Weg, eine Weltreligion zu werden
Von Gerhard Besier
https://www.welt.de/daten/2002/02/11/0211fo313502.htx

(Internet-Tipp: https://www.welt.de/daten/2002/02/11/0211fo313502.htx)


Felix Schweizer antwortete am 11.02.02 (15:08):

Lieber Wolfgang,
ich danke dir für die Vertiefung des Problems. Eigentlich wollte ich nicht näher auf die Bewegung der Mormonen eingehen, obwohl ich ihre hahnebücherne Heilsgeschichte absolut lächerlich finde. Allerding etwas haben diese Strahlemann-Fundis mit den Taliban gemeinsam. Sie glauben naiv und stur, was ihnen gepredigt wird. Ihre Missionstätigkeit übertrifft auch alles, was mir bekannt ist. Sogar auf den kapverdischen Inseln traf ich immer wieder auf diese jungen Männer mit weissem Hemd, Kravatte und dunklem Anzug. Was wollen die eigentlich ... diese Smidtisten oder Josephaner (eigentliche Christen sind sie ja nicht!)
Bei uns in der Schweiz ... wir hatten für diese Winterspiele ja auch einen tollen Austragungsort vorgeschlagen ... geht in der Presse der Verdacht um .... man ( wer ist wohl darunter gemeint?) habe das Komitee bestochen!!!
Weiss jemand genaueres darüber? ... Denn wundern kann mich in diesem Zusammenhang nichts mehr!


Bernd antwortete am 11.02.02 (18:51):

Interessant? https://www.ex-mormonen.de/

(Internet-Tipp: https://www.ex-mormonen.de/)


Jutta antwortete am 12.02.02 (06:50):

Interessant!!!!
Ich sehe es sind immer wieder die Gleichen die absolut
NICHTS verstehen!!!

Nur ein kleines Beispiel, und es mag da wohl Grossteilig
and der schlechten Uebersetzung gelegen haben:

Hier schreibt man:

"Es ist nicht ohne Ironie, dass die Amerikaner ausgerechnet in diesen Zeiten der Welt eine Spielart ihrer Religiosität vorführen, die im säkularen Europa mit dem meist negativ belegten Begriff 'Fundamentalismus' charakterisiert wird"

Erstmal: die ganze Show in Salt Lake City wird seit ueber
2 Jahren geplant und zusammengestellt!
Es sei denn die Mormonen wissen TATSAECHLICH mehr als die
anderen, NIEMAND konnte wissen was im September 2001
passieren wuerde.
Zum Zweiten: NIEMAND hatte Kontrolle ueber was Salt Lake City - Und Utah - zur Eroeffnungsfeier praesentieren wollte!
Nicht nur das: Nobody cared! Es hat niemanden interessiert
bis zur Uebertragung Freitag Abend!
Zum Dritten: mit Religion hatte diese ganze Show ABSOLUT
NICHTS zu tun!
Es war nichts weiter als Tribut zu Utah! Zuerst von den
Ureinwohnern (auf welche Kontroverse ich jetzt nicht eingehe) bis hin zu den Europaeischen "Settlern" und die
Schwierigkeiten und Hoffnungen die sie auf ihrem Weg begleiteten.
Nichts weiter als eine Geschichte, erzaehlt in Riesenformat!
Nichts davor - nichts dahinter!!!

Wenn man so will: es war ein Riesen: WILLKOMMEN IN UTAH
an die ganze Welt!

So, ok, vielleicht war's nicht euer Geschmack, aber ich
kann Euch versichern dass Politik das Allerletzte war,
welches dort eine Rolle spielte - ebensowenig Religion!

Die Euro-Presse muss ja gewaltig Saure Gurken Zeit haben,
wenn sogar Sowas als politisch und hinter- und tiefgruendig
aufgeputscht werden muss!

Mensch, Leute, denkt doch mal fuer Euch selber!

Jutta

PS.
G.W. Bush hatte absolut nichts damit zu tun dass die WTC
Fahne aufgezogen werden sollte.
Das waren andere Gruppen, die sich dafuer einsetzten.
Das Olympische Committee hatte anfaenglich sich dagegen
gewehrt dass diese Fahne auch nur ins Stadium gebracht
werden sollte!
Unter dem Druck der oeffentlichen Meinung hier hat man dann
nachgegeben.
Ich finde es NICHT unappropriate (mir faellt's deutsche
wort nicht ein), unter den Umstaenden, dass diese Fahne in Utah kurz praesentiert wurde,
aber ich schliesse mich den vielen Stimmen in den USA an,
dass sie von Sportlern praesentiert werden sollte und nicht
von Feuerwehr Beamten oder sonst jemanden!
Aber auch DAS war in sich selbst nicht "politisch"!

Man muss mal versuchen dies von Seiten der Amerikaner zu
sehen:
Was am 11. September passiert ist hat uns in unserem
selbsicheren Fundament geschuettelt!
Fliegen, welches wir hier taten wie andere Leute den Bus
nehmen, ist nicht mehr sicher!
Ein Fussballspiel zu besuchen erfordert nicht nur exorbitante Dollars, sondern auch Mumm! Denn man sitzt
in einem Stadium mit 60 - 80 - 120,000 anderen Menschen
und man ist das perfekte Ziel!
Jede Kamera der USA ist auf das Stadium gerichtet, so damit
JEDER andere Amerikaner eine Attacke LIVE sehen kann!
Genauso wie es war am 11. September, als der Grossteil
aller Amerikaner "Good Morning America" und die Nachrichten
ansah!
Schockeffekt! Psychologischer Terror - das ist was man will!
Eine Affaire wie die Olympischen Winterspiele sind ideal
Spielsachen fuer Terroristen!

DAS, und sonst nichts, ist der Grund warum die WTC Fahne
unbedingt dazu gehoeren musste!
Nicht als Politischer STandpunkt fuer die Welt!

Im Gegenteil: als ein Zeichen, unter uns selber, sozusagen
den Mittelfinger hochzuhalten und damit den Schuldigen
zu sagen: Wir haben keine Angst, ihr werdet und den Spass
noch lange nicht verderben!

Diesen, internen, relativ insignifikanten Akt, auf die
grosse politische Waage legen zu wollen zeigt mir nur
noch ein weiteres Mal, dass die internationale Presse
gut beraten waere ein paar alte profis zu schicken -
welche noch verstehen dass Nachrichten Nachrichten sind -
und nicht ein Forum ihrer eigenen Meinungen und politischen
Standpunkte!


schorsch antwortete am 12.02.02 (12:15):

Es kann auf der Welt kein Blatt von einem Baum fallen, ohne dass jemand versuchen wird, daraus politisches Kapital zu schlagen:

Schorsch


jutta M. antwortete am 13.02.02 (04:17):

Oder Journalistisches!


Felix antwortete am 13.02.02 (12:56):

Hallo Jutta,

Zitat:"Interessant!!!!
Ich sehe es sind immer wieder die Gleichen die absolut
NICHTS verstehen!!!" Ende Zitat.

Späte Einsicht!