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THEMA: Wie könnte eine vernünftige Nahost-Politik aussehen?
10 Antwort(en).
Karl
begann die Diskussion am 02.02.02 (13:00) mit folgendem Beitrag:
Auf Anregung von Wolfgang Mücke eröffne ich dieses Thema in der Erkenntnis, dass es wenig bringt, einen verbalen Krieg gegen israelische oder palästinensische Politiker zu führen. Schuldzuweisungen an die eine oder andere Adresse bringen uns nicht viel weiter, konstruktive Vorschläge sind gefragt. Und sage niemand, dass sei doch sinnlos. Manch kleiner Stein ins Wasser geworfen und in Vergessenheit geraten, hat noch in weiter Entfernung Wellen geschlagen.
Um meine Meinung einzubringen: Ich glaube nicht, dass ein Frieden möglich sein wird, ohne beiden Völkern gesicherte und respektierte Staatsgrenzen zu garantieren, d.h. ein palästinensicher Staat muss anerkannt werden und selbst auch Israel anerkennen. Zudem muss die Siedlungspolitik Israels gestoppt werden. Nur so ist zu hoffen, dass die Verzweiflung der Menschen und damit der Terror aufhört.
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Roswitha Lyra
antwortete am 02.02.02 (13:44):
Ich glaube fest, daß eine vernünftige Nahost-Politik nur unter Druck auf beide Seiten durchsetzbar sein wird. Freiwillige Vereinbarungen sind in der Vergangenheit immer wieder annulliert und widerrufen worden.
Mein Vorschlag würde so aussehen:
Israel zieht sich auf die Grenzen von 1967 zurück. Alle Gebiete, die seit dem 6-Tage-Krieg und in der Folgezeit besetzt wurden, müssen zurückgegeben werden.
Alle Staaten, die von Israel als Feinde betrachtet werden, sollten wirtschaftlich aufgewertet werden. Dazu eignet sich meines Erachtens nur die UNO. Wenn sich die Lebensperspektiven der Araber sichtbar und spürbar bessern, dann wird sich der unkontrollierte Hass zwangsläufig reduzieren. Radikale Organisationen würden an Macht verlieren.
Selbstverständlich ist es erforderlich, daß jedes Volk in einem gegenseitig anerkannten Staat leben könnte. Wenn es kein formelles Friedensabkommen geben wird, wovon ich ausgehe, so sollten aber wenigstens die Grenzen eines Landes garantiert und respektiert werden.
Ich weiß natürlich, daß noch viele andere Punkte ebenso wichtig wären. Aber so könnte ich mir wenigstens einen ersten Schritt vorstellen. Die Hauptsache aber ist doch, daß überhaupt ein Anfang gemacht wird.
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Jean
antwortete am 02.02.02 (19:36):
Ich halte es für sinnlos, sich noch Gedanken über eine friedliche Nahost-Politik zu machen. Meine Einschätzung: Es wird einen großen Krieg geben, nicht nur zwischen den Palästinensern und den Israelis. Der gesamte Nahe Osten wird Kriegsgebiet werden. Die Hauptakteure wollen keinen Frieden. Alles deutet darauf hin, daß die USA das so beschlossen haben. Nein, ich glaube nicht mehr an friedliche vernünftige Lösungen.
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Roswitha Lyra
antwortete am 02.02.02 (21:07):
Ich dachte eigentlich, daß hier nach vernünftigen Lösungen gefragt wurde. So lautet zumindest die Überschrift. Leider wird auch dieses Thema bereits wieder für antiamerikanische Hetze missbraucht. Schade, ich habe wesentlich mehr Sachlichkeit erwartet. Es lohnt sich nicht, sich hier weiter zu beteiligen.
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Wolfgang Mücke
antwortete am 02.02.02 (21:51):
Bitte nicht in Streit abgleiten, das hat das Thema nicht verdient. Ich komme morgen mit meiner Vorstellung zurück - es gibt immer friedliche Lösungen, auch wenn es aussichtslos erscheint. Vielleicht dauert es lange Zeit. Bitte Ruhe bewahren - und Dank an Karl, daß er selbst dieses Thema, wichtige Thema, eingeleitet hat. Wolfgang Mücke - stur, nachdenklich, aber auch optimistisch!
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Josef E.
antwortete am 02.02.02 (21:55):
Wer sich an die Seite Amerikas stellt, bekommt einen Freibrief für terroristische Handlungen im eigenen Land ausgestellt. Das gilt für Pakistan, China, Rußland, die Türkei und amerikahörige arabische Staaten. Das Unheil des amerikanisch-israelischen Weltherrschaftsanspruchs liegt in der Allianz der puritanischen angloamerikanischen Oberschicht mit jenen kapitalkräftigen jüdischen Kreisen der Ostküste, die sich als Finanziers der Politiker betätigen und diese für ihre Zwecke einspannen. Auf diese Weise sind die USA zur Schutzmacht Israels geworden, und unter diesem Schirm kann Sharon sein Unwesen betreiben. Und deshalb ist es völlig sinnlos, sich über eine "vernünftige Nahost-Politik" Gedanken zu machen, weil hier die Vernunft nicht erwünscht und schon gar nicht gefragt ist.
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KlausD
antwortete am 02.02.02 (21:57):
Leider wird Jean mit seiner Meinung der Wahrheit näher kommen als alle anderen Vorschläge.
Die Welt wird keinen Frieden finden. Der Krieg wird von der gelobten Globalisierung nicht ausgeschlossen!! Auch der Krieg wird globalisiert.
Traurig ist nur,daß die Deutschen Soldaten an mehrern Fronten beteiligt sind -dadurch werden wir von den Amerikanern immer mehr in das Kriegsgeschehen einbezogen.
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bernhard
antwortete am 02.02.02 (23:19):
Schade, dass konstruktives Denken nicht gekonnt ist. Wenn sich die negativen Geister doch wenigstens zurückhalten könnten. Es ist schwierig, aber nichts ist hoffnungslos. Den Nahost-Parteien muss eine eindeutige Kosten-Nutzen Analyse präsentiert werden. Wenn sich die USA und Europa einig wären, müßte Israel Kompromißbereitschaft zeigen. Andererseits kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die Amerikaner Interesse daran haben, die Ursachen für den Terrorismus zu verschärfen, anstatt sie zu beseitigen. Die Beseitigung dieser Ursachen erfordert eine kluge Lösung im Nahen Osten. Diese kann nicht nur militärische Mittel beinhalten.
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Jutta M.
antwortete am 03.02.02 (03:42):
Mit Roswhita stimme ich vollkommen ueberein.
Diese Sache ist soweit fortgeschritten, dass es ohne Druck von aussen auf beide Seiten wohl nicht gehen wird.
Auch ist ihr Vorschlag sinnvoll, praktisch nochmal "von vorne" anzufangen und alles Land zurueckzuerstatten welches seit 1948 von Isreal (unabhaengig) erkaempft wurde. Der einzige Weg zu einem einigermassen zufriedenstellenden Ende zu kommen besteht darin den Lebensstandard der Palistenser zu erhoehen. Wer monatlich ein Autochen und ein Haeuschen abzustottern hat, hat keine Zeit fuer Kinkerlitzchen und hat "was zu verlieren".
Natuerlich hat Bernhard recht, die Amerikaner haben kein Interesse die Ursachen fuer Terrorismus zu verschaerfen, aber nach langjaehrigem "mis-management" liegt die Karre ziemlich tief im Dreck! Mit ein Grund warum wir nun in der patsche sitzen!
Auch stimme ich (dieses eine Mal) mit Jean ueberein, dass es fuer eine Friedliche Loesung, ohne militaerische Intervention, vielleicht zu spaet ist. Israel hat es seit Jahren schon absolut klargestellt, dass es unter keinen Umstaenden die erste Schippe Dreck zurueckerstatten wird - und grade mal Sharon wird gar nichts rausruecken!
Hoffen wollen wir das nicht, aber die Moeglichkeit besteht.
Nun erhebt sich aber die Frage: WER soll denn WELCHEN Druck, militaerisch oder anderweitig auf die beteiligten Parteien ausueben?
Jutta
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Wolfgang Mücke
antwortete am 03.02.02 (11:55):
Wenn überhaupt eine Lösung dieses Konfliktes möglich ist, dann nur friedlich, ohne Waffen, ohne Druck von außen, vor allen Dingen ohne militärische Einmischung von außen.
Die gegenwärtig an der Macht befindlichen alten Herren, in ihren Denkkäfigen eingesperrt, unfähig anders, als in Gewalt zu denken - das gilt für beide Seiten! - unterstützt von den jeweiligen religiösen Demagogen - das gilt auch für beide Seiten und dann auch noch für unsere Kirchenfürsten -werden absolut nichts mehr ausrichten.
Also eine Patsituation, die noch jahrelanges gegenseitiges Abschlachten bedeutet? Leider für einen kleineren oder auch größeren Zeitraum nicht zu vermeiden. Zuerst muß doch beiderseits einmal eine Bestandsaufnahmem erfolgen, die da heißt: Wo stehen wir eigentlich? Was wissen wir darüber, wie die anderen, uns völlig fremd gebliebenen Mitmenschen denken? Wie und wann hat der Haß angefangen? Wer haßt wen und warum und wie kann man die Ursache allen Übels, Unverständnis für den anderen und Haß gegen den anderen, beseitigen, mindern?
Wenn ich mich in einer Sackgasse befinde, ist es unproduktiv und sinnlos auf die Mauer vor mir zu schimpfen. Ich drehe mich um und gehe den Weg zurück, bis zu dem Punkt, an welchem ich mich verlaufen habe. Das wäre für beide Seiten der allererste Schritt sich zu treffen. Ob der Punkt 1948 oder 1967 oder anders heißt, ist zunächst egal.
Die Alten können wir vergessen, die jungen Leute müssen es tun, sich begegnen "Hallo Israeli, hallo Palästinenser, laßt und zusammen reden, wir sind jung, es ist unsere Welt, die wir entweder gemeinsam aufbauen, weiter entwickeln, oder die wir gemeinsam zerstören können. Was ist besser? Können wir uns als ersten gemeinsamen Schritt auf die Beantwortung dieser Frage einigen"?
Man stelle sich diese Situation vor, ich kann es. Diese jungen Leute, die leben wollen, die ihren Kinder eine Zukunft geben wollen, eine Zukunft, die es z.B. für die jungen Palästinenser gegenwärtig überhaupt nicht gibt, aber geben könnte. Sie müssen gemeinsam ihre fanatischen Mullahs, ihre fanatischen Rabbis entmachten, die sollten dann irgendwo gemeinsam friedlichen Umgang lernen und kein Unheil mehr anrichten können.
Könnt ihr mir auf einem riesigen Gedankensprung folgen? Es wird ein Staat geben, der wird heißen:"Israelisch-Arabische-Republik", oder umgekehrt "Arabisch-Is...". Eine junge, von Palästinensern abstammende Frau wird Präsidentin dieses Staates sein, ihr Mann wird ein Israeli sein. Bis dahin sind beide Seiten, auch die Jungen Leute, olympiareif ständig über ihren eigenen Schatten gesprungen.
Wann könnte das sein? Da sind wir in unseren Särgen längst vermodert, auch unsere Kinder, unsere Enkel sind auch bereits uralt, es wird die Generation unserer Urenkel sein, die die Chance hat das zu erleben - und eventuell wirken sie mit, arbeiten sie mit, friedlich.
Das Ganze eventuell doch früher, warum nicht?
Das, was ich hier "vergesse", ist die gegenwärtige Weltlage. Meine Meinung hierzu ist bekannt und ich will nicht schon wieder eine Debatte auslösen. Natürlich wird die Weltlage immer auch Einfluß auf die Ereignis über all haben. Nur - muß ich mich in meiner Vorstellung/Vision davon beeinflussen lassen?
Ich sage nun abschließend etwas, was unverständlich bleiben muß, nehmt es bitte einfach so hin. Ihr müßt dem ja nicht zustimmen: Alle Menschen sind Teil des globalen Bewußtseins, miteinander verbunden, ohne, daß wir es merken. Die Macht unserer Gedanken, unserer positiven, friedlichen Gedanken, fließt dort ein und kann Veränderungen zum Positiven bewirken. Dies ist meine Erkenntnis. Ihr dürft gerne zweifeln. Auch die Bibel sagt, daß der Glaube Berge versetzen kann. Nun, der Vergleich hinkt etwas, nur es gibt Dinge, die sich gegenwärtig noch unserem Verständnis entziehen.
Ich habe für heute genug gesagt - mich (und wahrscheinlich nicht nur mich) würde interessieren zu erfahren, wer etwas über die Denkweisen weiß, der Palästinenser und der Israelis. Ich selbst hatte 1957/58 viel mit Israelischen Geschäftspartner zu tun. Daher glaube ich ein wenig zu wissen.
Und bitte, nehmt dieses Thema bitter ernst und denkt nach. Jeder positive Gedanke kann unter Umständen ein Leben retten.
Wolfgang Mücke - traurig über jedes Leben, das durch Gewalt stirbt, aber nicht durch Gewalt sterben müßte.
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von Selasinsky,York
antwortete am 08.02.02 (21:03):
Der Palästina-Staat wird früher oder später zwangsläufig kommen.....die EU hat sich in diesen Tagen vehement dafür eingesetzt.Allerdings müssen die Friedenverhandlungen ohne scharon und Arafat stattfinden.Auf beiden Seiten können durch freie Wahlen junge Leute von beiden Völkern gewählt werden. Gut,daß die EU mit ihrer Forderung angefangen hat,daß sich was in Nahost tut.
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