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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   M.Moore-Film im FS

 5 Antwort(en).

Tessy begann die Diskussion am 07.10.04 (21:52) :


Auf Klassik-Radio gehört:

Am 01.11.04 auf ProSieben der Film von M.Moore.
Vorzeitig im FS ausgestrahlt um noch vor den Wahlen den Film einem breiten Publikum zugängig zu machen.


Karl antwortete am 07.10.04 (21:59):

Das ist eine gute Nachricht. Moores Film ist ein beeindruckender tiefgängiger Antikriegsfilm. Ich habe ihn im Kino gesehen:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a917.html


Karl antwortete am 07.10.04 (22:05):

Weil man im Archivthread lange scrollen muss, hier nochmal:

am 08.08.04 (00:00):

Ferienzeit - Kinozeit. Auch heute Abend habe ich das wahr gemacht. Ich war mit meiner Frau in Michael Moores Fahrenheit 9/11.

Warum eigentlich bin ich in diesen Film? Was war meine Erwartung? Jeder hier in den Foren weiß, dass ich kein Bushfan bin, wollte ich also einfach einmal am Bush-Bashing Spass haben und Zustimmung suchen? Vielleicht war dies so, vielleicht wollte ich in diesen Film gehen, um meine eigene Meinung über Bush bestätigt zu bekommen, wollte einmal herzlich lachen können über diesen tumben, aber gefährlichen Trottel an der Spitze der US-amerikanischen Regierung.

Zu Beginn des Films schien ich auf meine Kosten zu kommen. Bei der Dokumentation der Wahlmanipulation in Florida wurde viel gelacht, aber diese Spassigkeit ging zunehmend verloren. Nicht nur, aber natürlich auch wegen der Events am 11. September. Gut das Moore hier darauf verzichtet die Flugzeuge und das Einstürzen der Türme noch einmal zu zeigen. Stattdessen bleibt die Leinwand schwarz und man hört nur die Schreie des Entsetzens. Dieser 11. September ist ein Wendepunkt in der Präsidentschaft von George W. Bush, der vorher über 40% seiner Amtszeit im Urlaub verbracht hatte. Dieser 11. September lieferte der Administration die Argumente, die sie zu benötigen glaubte, um ihre Herrschaft zu festigen und um den privaten Gewinn zu mehren (so Moore). Dieses Fahrwasser hatte ich erwartet und das war für einen alten Bushbasher wie mich nichts Neues *g*.

Warum aber herrschte im Kino am Ende Totenstille, warum waren nicht nur ich und meine Frau tief betroffen und warum wurde unter den Besuchern selbst noch beim Verlassen des Kinos kaum geredet?

Der Film hat überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprochen und ich habe ihn auch ausgehend von den gelesenen Kommentaren, nach denen er eine reine Agitprop-Veranstaltung sein sollte, nicht wiedererkannt. Dieser Film ist primär nicht eine nur auf den jetzigen Wahlkampft bezogene Meisterleistung, sondern noch bevor er als Anti-Bush, was er natürlich auch ist, eingestuft werden muss, ist er eine beeindruckende Anklage gegen den modernen Krieg überhaupt. Eine Meisterleistung wird er nicht dadurch, dass er die geschäftlichen Verbindungen der Bush- und Bin Laden-Familien aufzeigt, sondern vor allem dadurch, dass er einerseits die begeisterten jungen Rekruten erzählen lässt, wie sie sich mit der richtigen Popmusik im Ohr zum geilen Töten animieren lassen und andereseits die Getöteten und das Leid ihrer Angehörigen zeigt. Eine Meisterleistung ist auch die Verschränkung von Redeauszügen von Verteidigungsminister Rumsfeld, in denen er die Präzision und die Menschlichkeit der modernen Kriegsführung lobt, mit den ungeschminkten Wirkungen jener Bomben.

M. E. am wichtigsten ist jedoch die Sequenz fast am Ende des Films, in der Moore zeigt, woher die amerikanischen Menschen kommen, die die Army rekrutiert. Es sind die besonders armen Gebiete der USA, wo die Rekrutierungsbüros den meisten Zulauf haben. Es sind die ärmsten der Armen, die sich bei der Army Ausbildung und Lebensunterhalt versprechen. Diese Menschen werden in den Krieg geschickt, getötet oder verstümmelt oder psychisch zerstört. Auf der anderen Seite feiern die Bosse ihre Gewinne im Irak. Bush begrüßt bei einer Gala "die Reichen und die Superreichen, manche nennen Euch die Elite, ich nenne Euch meine Basis". Applaus.

Der Krieg dient vor allem der Aufrechterhaltung der Hierarchie im eigenen Land, so Moore. Die Reichen werden reicher, die Armen bleiben arm dran, auch mit Arm ab. Diese "Message" des Films ist zeitlos und wird den Wahlkampf überdauern.


pilli antwortete am 07.10.04 (22:18):

danke Tessy,

das ist doch mal ein interessanter fernseh-tipp!


dutchweepee antwortete am 08.10.04 (10:15):

in einer früheren m.moore-doku hab ich von ihm einen satz gehört, der präzies die amerikanische demokratie beschreibt:

"3% der amerikanischen bürger haben zwei parteien, der rest keine"


robertius antwortete am 09.10.04 (21:06):

@dutchweepee

In jedem demokratischen Land haben ca. 3% der bürger zwei oder drei Parteien. Was stellst du dir denn vor? Wobei die Anzahl der Parteien nun wirklich nicht ausschlaggebend für Demokratie ist! Ich wüsste nicht, was dein Problem dabei sein könnte.

Fakt ist, dass es den US-Bürgern sehr gut geht und ihren Wünschen demokratisch entsprochen wird. Selbst die Armutsgrenze ist definiert auf 27.000 Dollar im Jahr. Ich wünschte ich wäre so "arm"...

Dein plumper Antiamerikanismus impliziert nur eine Lösung: Antidemokratie wie in der DDR mit Massenorganisationen. Tolle Demokratie.