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THEMA: Was ist ein Aussiedler?
33 Antwort(en).
jo
begann die Diskussion am 06.10.04 (15:47) :
Ich denke, sogenannte Aussiedler, die heute nach Deutschland kommen, sind solche Osteuropäer, die entdeckt haben oder ganz schlicht behaupten, daß sie ein deutsche Urgroßmutter haben und auf Grund dessen reklamieren, Deutsche zu sein.
"Von diesen verfügen" - laut Aussiedlerbeauftragtem der Bundesregierung - "nur noch knapp 20 Prozent über ausreichende Sprachkenntnisse. Da auch die mitgebrachte berufliche Qualifikation oft ungenügend sei, stehe man vor einem kaum noch zu bewältigenden Integrationsproblem. Die Auswirkungen mißlungener Integration zeigten sich besonders deutlich bei einigen jugendlichen Spätaussiedlern, die durch Gewaltbereitschaft, Drogenmißbrauch und kriminelle Energie auffielen."
Haben wir nicht inzwischen genügend Probleme im eigenen Land aufgehäuft, als daß wir genau diese Art von Leuten uns auch noch auf den Hals laden lassen müssen, deren Legitimation sicherlich in vielen, vielleicht den meisten Fällen nach 60 Jahren Verlust Ostdeutschlands und Ostpreußens kaum noch nachweisbar sein dürfte?
Und weiter:
Wenn solche Integrationsansprüche gestellt werden dürfen und doch wohl anerkannt werden, warum mutet man dann eigentlich Deutschen aus Schlesien, Pommern usw. Verzicht auf ihr Eigentum dort zu, nur um des lieben Friedens mit Polen und innerhalb der EU zuliebe? Das sollte doch irgendwie zusammenpassen?
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barba
antwortete am 06.10.04 (16:58):
Ausgrenzung oder Hilfe?
Lieber Jo,
Populismus pur, was du da verbreitest. Oder deutlicher gesagt, billigste Stammtischparolen, besonders die Verknüpfung des Themas "Aussiedler" mit den Problemen, die manche jugendlichen Spätaussiedler haben und den "Eigentumsansprüchen".
Verkürzte Zitate sind irreführend. Der Aussiedlerbeauftragte Jochen Welt teilt in seiner Verlautbarung "Integrationsbemühungen dürfen nicht nachlassen" vom 6. Oktober weiter mit, die Auswirkungen nicht gelungener gesellschaftlicher Integration zeige sich besonders deutlich an einer kleinen Gruppe unter den jugendlichen Spätaussiedlern unter 30, die auffalle durch Gewaltbereitschaft, Drogenmissbrauch und erhebliche kriminelle Energie. Diese kleine Gruppe bestimme das Bild der Aussiedler in der Öffentlichkeit. Hier gelte es gegenzusteuern. Die Integrationsbemühungen müssten deshalb unvermindert fortgesetzt werden. Das Bundesministerium des Innern erreiche mit integrationsfördernden präventiven Maßnahmen diese Zielgruppe. Als besonders erfolgreich habe sich dabei neben zahllosen Einzelprojekten u. a. das Großprojekt "Integration durch Sport" in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sportbund erwiesen.
Soweit die weiteren Zeilen der Verlautbarung, die unter https://makeashorterlink.com/?T6EB32679 nachgelesen werden können.
Statt die Spätaussiedler zu verteufeln, sollten wir uns hier lieber überlegen, ob nicht auch gerade Senioren diesen Menschen bei der Integration helfen können. Nicht Ausgrenzung und Futterneid lösen die Probleme unserer Gesellschaft, sondern Engagement. Ich denke hier z.B. an Hilfe bei Hausaufgaben, beim Deutschlernen oder bei Bewerbungen. Gemeinden, in denen Aussiedler leben, sind über ehrenamtliche Helfer froh und die Menschen, die hier Fuß fassen wollen, dankbar.
Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?T6EB32679
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barba
antwortete am 06.10.04 (17:11):
Nachtrag:
für die, die überlegen, ob sie sich engagieren wollen, ist folgende Rede des Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung vom 12. Dez 03 interessant: "Aussiedler und Bürgergesellschaft - Erfahrungen und Erwartungen" https://makeashorterlink.com/?U5EC12679
Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?U5EC12679
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jo
antwortete am 06.10.04 (17:32):
Mich würde eigentlich zunächst mal interessieren, wer von den ST-Teilnehmern sich nun hinter dem Namen Barba versteckt.
Dann können wir über Stammtisch- und Biertischstrategie weiterreden.
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wanda
antwortete am 06.10.04 (18:46):
@jo - was soll denn das heißen "diese Art von Leuten" findest Du nicht, dass Du viel zu sehr verallgemeinerst?
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jo
antwortete am 06.10.04 (19:40):
@wanda
Ich habe schon vor mindestens 20 Jahren - wenn nicht länger - eine TV-Sendung über die Spätaussiedler gesehen. Schon damals wurde gesagt, daß es praktisch kaum noch feststellbar oder belegbar sei, ob die betreffenden Leute Deutsche sind. Das geht ja schon mit den Sprachkenntnissen los. Was sind die Kriterien dafür, Deutsch zu sein? Das kann doch - Hand auf's Herz - jeder Pole hier behaupten.
Wenn jemand seit knapp 60 Jahren oder von Geburt an, wenn jünger, in Polen gelebt hat und doch sicher einen polnischen Pass hat, dann frage ich mich, wie "solche Leute" dazu kommen, hier auf enmal zu erzählen, sie seien Deutsche.
Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung würde seinen Job verlieren, wenn auch unter diesen Nachkriegsfolgen nach immerhin 60 Jahren einmal ein Schlußstrich gezogen würde - zumal Polen nun ohnehin der EU angehört. Da also gibt es auch eine Interessenlage.
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barba
antwortete am 06.10.04 (19:41):
@ jo
willst du jetzt im ST eine Passkontrolle einführen?
Ich dachte, hier ginge es um Themen und nicht um Personen.
Zum Inhalt meiner Antwort hast du nichts zu sagen?
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jo
antwortete am 06.10.04 (19:58):
Ich habe es immer gerne, zu wissen, mit wem ich die Ehre habe, insbesondere unter dem Eindruck persönlicher Angriffe mit Vokabeln wie "Populismus" und "Stammtischparolen".
Das sind ja wohl keine Sachargumente, also gibt es da nichts zu diskutieren oder zu antworten.
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pamina
antwortete am 06.10.04 (22:03):
Lieber Jo, 1. bei diesen Aussiedlern wird sehr genau geprüft, ob sie wirklich deutsche Wurzeln haben. Erst dann erhalten sie die Genehmigung zur Aussiedlung.
2. Den Deutschen in der damaligen SU wurde unsägliches Leid zugefügt. Sie wurden verschleppt und irgendwo in der Taiga im Winter ausgesetzt, sie wurden zu Zwangsarbeit herangezogen und viele kamen dabei zu Tode - allein deshalb, weil sie deutschen Ursprungs waren.
3. Es wurde ihnen unter Strafe verboten, ihr Brauchtum und ihre Sprache auszuüben und zu pflegen. Natürlich kommen sie daher heute ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen zu uns.
4. Auch heute noch werden sie von Russen als Fremde angesehen, als Nazis beschimpft, gesellschaftlich isoliert und diskriminiert.
5. Alle meine näher bekannten Aussiedler kamen mit dem festen Willen hierher, dem Staat nicht zur Last zu fallen und ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen - oft weit unterhalb ihrer in der SU erworbenen beruflichen Qualifikation und ihres dortigen gesellschaftlichen Status'. Ich frage mich daher, welcher unserer "Neubürger" mit einer größeren Berechtigung zu uns kommt und bei uns bleibt und plädiere dafür, ihnen zumindest mit der gleichen Toleranz entgegenzukommen wie allen anderen.
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jo
antwortete am 06.10.04 (22:06):
Spätaussiedler sind die Menschen aus Polen und Tschechien - vorzugsweise -, die von sich behaupten, sie seien Deutsche. Von diesen sollte die Rede sein.
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schorschie2
antwortete am 06.10.04 (22:20):
Es ist immer das gleiche Strickmuster,wenn sich jemand kritisch zu Aussiedlern oder Ausländern äußert,dann fällt einigen Foristen nichts anderes ein,wie Stammtisch oder Populismus.Aus meiner Sicht ist dies eine billige Betrachtungsweise.Es ist ja wirklich so,das die Zweite dritte Aussiedler-Generation mit deutsch wenig zu tun hat. Es ist auch bekannt,dass unter diesen jugendlichen Aussiedlern ein hohes Kriminalitäts-Potential vorhanden ist und viele in unserer Stadt legen keinen Wert auf die deutsche Sprache,sie zeichnen sich durch große Brutalität aus und in den Jugendgefängnissen sitzen 40Prozent Ausländer bei einem Bevölkerungsanteil an Jugendlichen von 4 Prozent.Es ist bekannt,dass die Parteien großes Interesse an neue Wählerschichten haben,Aussiedler sind in hohem Maße CDU Wähler,die Türken wählen in der Mehrheit rot/grün.Die Zeche für die falsche Politik zahlt der Bürger,solange es mit unserem Staat so rapide bergab geht,sollte jegliche Zuwanderung gestoppt werden,da sie in erster Linie in die Sozialsysteme erfolgt.
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schorschie2
antwortete am 06.10.04 (22:30):
Man sollte sich auch solche einseitigen Links ersparen,wie der Aussiedlerbeauftragte.Ich kann mich noch an den Aussiedlerbeauftragten aus Zeiten der CDU erinnern,namens Waffenschmidt,der hat viele persönlich in seinen Wahlkreis geholt und hatte ein zusätzliches Wähler-Potential.Und all die herausgegebenen Statistiken,geben nie die Wirklichkeit wieder.Wer im öffentl.Dienst gearbeitet hat,der weiß,wie man mit Statistik die Bevölkerung hinters Licht führen kann.
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kleinella
antwortete am 06.10.04 (22:31):
Zum Thema "Wolgadeutsche" möchte ich mich auch einmal zu Wort melden. Ich wohne in einem kleineren Ort in Sachsen, nahe Zwickau. Hier wurden nach 1990 auch Aussiedler heimisch. Anfangs wohnten sie in großen Mehrfamilienhäusern, doch das behagte wohl den wenigsten. Jedenfalls wurden in meiner unmittelbaren Nachbarschaft drei sehr sanierungsbedürftige Häuser erworben, mit viel Fleiß hergerichtet und in Großfamilie bezogen. Die Menschen leben unauffällig, gehen zur Arbeit und es gibt keinerlei Kritik, im Gegenteil. So kann es auch sein.
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Karl
antwortete am 06.10.04 (23:14):
Danke Kleinella und Pamina. Wir haben private Kontakte zu Aussiedlern und waren auch schon auf eine "russische" Hochzeit eingeladen. Die Art und Weise wie hier über diese Menschen geschrieben wird, erfüllt mich mit Zorn. Dass die Umsiedlung speziell für manche Jugendlichen enorme Probleme mit sich bringt, sollte klar sein. Wir sollten aber, gerade auch wegen der Sozialsysteme über diese Zuwanderung froh sein. Nur Leute, die Statistiken nicht verstehen, können so dummes Zeug schreiben wie schorschie2.
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jo
antwortete am 06.10.04 (23:43):
@Karl
Wenn Du richtig lesen würdest, dann könntest Du Dir den Zorn sparen. Mir ging es um Polen und Tschechen, die auf einmal entdecken oder behaupten, eigentlich seien sie ja Deutsche.
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wanda
antwortete am 07.10.04 (08:06):
@jo, damit kannst Du Dich jetzt nicht erklären, Aussiedler kommen aus allen Ostgebieten, auch aus Moldavien, manchmal sogar aus Sibirien. @kleinella, danke - leider kann ich so etwas nicht berichten, da ich nur zu jüdischen Aussiedlern Kontakt habe und das ist ein spezielles Gebiet. @ jo. stell Dir mal vor, uns ginge es hier ganz erbärmlich, wir hätten keinerlei Perspektiven, unsere Kinder so gut wie keine Zukunft, und dann plötzlich könnten wir uns an einen Großvater erinnern, der ausgewandert war, in ein Land mit vielen vielen Möglichkeiten - glaubst Du nicht, dass Du auch darüber nachdenken würdest ? Natürlich setze auch ich voraus, dass diese Menschen so schnell wie möglich die deutsche Sprache lernen und bereit sind zur Integration. Bei den jüdischen Auswanderern (in meiner Stadt) ist das überall der Fall, allerdings verfügen diese über einen höheren Bildungsstand.
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ueberhaupt
antwortete am 07.10.04 (13:26):
Es ist schon seltsam, daß bei solchen Themen meist eine Kesselschlacht beginnt, wodurch Leute, die Jo durchaus Recht geben mögen, sich von vornherein zurückhalten, weil sie befürchten , ebenfalls in die Stammtischecke o.ä. geschoben zu werden. Das kann nicht Sinn eines Forums sein.
@ Karl: Du enttäuschst mich (leider wieder mal). Hier mit Deiner Bemerkung: "Nur Leute, die Statistiken nicht verstehen, können so dummes Zeug schreiben wie schorschie2".....Wer behauptet, Statistiken zu VERSTEHEN, versteht vielleicht Statistik nicht. Statistiken hängen sehr vom Blickwinkel des jeweiligen Betrachters ab....Und wie heißt doch der treffende Spruch: "Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe". Und eine klare und durchaus mutige Meinung hier als "dummes Zeug" abzutun, entpricht nicht den Regeln, die wir hier haben.
Und nun noch etwas zur Sache: Ich arbeite in der mittleren Führungsebene eines deutschen Sozialamtes. Ich habe den Spätaussiedlerstrom aus der UDSSR und aus Polen miterlebt und aktiv unterstützt. Seit Jahren kommen zu UNS aus Polen allerdings nur noch Leute, bei denen WIR uns sicher sind, daß sie keinen echten Aussiedlerstatus mehr beanspruchen können. Wir sagen es unter uns sogar deutlicher als Jo: Das sind Leute, deren Großeltern einen deutschen Schäferhund hatten.....Und noch etwas viel Schlimmeres: Vor ca. 2-3 Jahren stieg die Zahl polnischen Spätaussiedler rapide an, die einen deutschen Paß im deutschen Konsulat in Oppeln erhalten hatten....Irgendwann hat sich das dann wohl auch in Berlin rumgesprochen, und ich meine, daß es Herr Schily war, der diese Schwachstelle entfernt hat. Wirglauben aber auch heute noch, daß mit Geld vieles zu erreichen isst.....leider. Noch ein praktisches Beispiel? Bei uns saß vor ca. 10 Monaten eine junge Frau mit Kind und deutschem Paß, um Sozialhilfe zu beantragen; sie wohnte hier bei einer "Tante". Auf die Frage, wo ihr Mann sei, ließ sie durch eine Dolmetscherin sagen, der sei in Polen. Auf die Frage, was er dort mache, kam heraus, daß er arbeitet aber zu wenig verdient, um die Familie zu ernähren. Wir haben nicht gezahlt. Und? Vor 2 Monaten war sie wieder hier...mit Kind und Mann (mit polnischem Paß). Und sie hatte eine Wohnung gemietet. Und nun bekommen alle Sozialhilfe.....Nun könnt Ihr alle Gegenargumente der Welt hervorholen. DAS hier ist die Realität. Von Jo unterscheidet mich , daß ich so ein Thema nicht im Forum beginne; am Stammtisch auch nicht, weil ich zu keinem gehe. Aber in meinem Bekanntenkreis (und der ist weder braun, noch prollig, noch sonstwie) wird natürlich drüber geredet. Warum auch nicht? Das ist doch kein Thema, was totgeschwiegen werden darf-oder? Damit müssen wir uns auseinandersetzen. Und jetzt wünsche ich mir einzig , daß Ihr Euch mit meinem Beitrag sachlich auseinandersetzten könnt.
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BarbaraH
antwortete am 07.10.04 (13:56):
Tja, was kann ich schon gegen die Erfahrung eines Fachmannes aus der "mittleren Führungsebene eines deutschen Sozialamtes" auf die Waagschale legen?
Vielleicht kannst Du mir dank Deines Fachwissens einmal erklären, woraus sich der Sozialhilfeanspruch dieser polnischen Familie begründet, denn wäre ihr Anspruch unberechtigt, würdest Du als mittlere Führungskraft doch sicher etwas dagegen unternehmen können, oder liege ich da falsch, "ueberhaupt"?
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schorschie2
antwortete am 07.10.04 (14:56):
Gestern hatte ich meinen Beitrag ins Forum gestellt,über die schlechten deutsch Kenntnisse von Aussiedlern und was lese ich heute in der Tagespresse:,,Spätaussiedler sprechen kaum Deutsch"Der Aussiedlerbeauftragte Jochen Welt teilt mit,mittlerweile verfügen nur noch 20Prozent der Neuankömmlinge über ausreichende Sprachkenntnisse,außerdem gebe es keine berufliche Qualifikation,es gebe kaum noch zu bewältigende Integrationsprobleme.Wenn die politischen Verharmloser bereits solche Statements abgeben,dann sieht man deutlich,dass diese Zuwanderungspolitik gescheitert ist.In Wirklichkeit sollten wir endlich zugeben,dass wir mit unserem Sozialhilfesystem,die Beladenen der ganzen Welt anlocken und wir auch dadurch finanziell am Ende sind.In anderen Ländern erhält nur der Unterstützung vom Staat wenn er auch in dem Staat geboren ist und gearbeitet hat.
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ueberhaupt
antwortete am 07.10.04 (16:46):
@barabaraH: Ich erklär' Dir gerne, woher der Anspruch kommt: Weil die Frau Deutsche i.S. des Grundgesetzes (geworden) ist. Und genau um diesen Punkt diskutieren wir hier; ob das auch dann noch gerechtfertigt ist, wenn Menschen aus nicht mehr klaren Gründen die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen. (Wenn Du übrigens fragst, woher die "polnische" Familie den Anspruch hat, ist das an dieser Stelle ein flotter Freudscher Versprecher :o))).Die unterschwellige Arroganz Deiner Zuschrift ist genau das, was eine sachliche Diskussion nicht braucht, gell? Sieh mal: Ich habe die Diskussion doch nicht begonne, um Euch zu belehren. Mir kann es doch Wurscht sein, ob Du mir glaubst oder nicht. Ich habe diesen Beitrag lediglich geschrieben, damit die Diskussion nicht einseitig weiterläuft und um zu sagen, daß der Alltag eben anders aussieht, als manch einer denkt. Ich könnte darüber einen Roman schreiben.....darin kämen massenweise natürlich auch unsere gebürtigen Landsleute vor; aber das ist ja nicht unser Thema. Und das mit der mittleren Führungsebene hatte ich auch nur geschrieben, damit mir nicht jemand Halbwissen oder Stimmungsmache unterstellt. Aber genau das tust Du jetzt. Schade! Hat halt mit der von mir erhofften Sachlichkeit nichts zu tun.
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mart
antwortete am 07.10.04 (16:58):
Frage an überhaupt:
Wie wird sich die am 1.Mai in Kraft getretene EU-Richtlinie zur Freizügigkeit sein, die bis Mai 2006 in nationales Recht umgesetzt werden muß, auswirken?
Danach dürfen sich EU-Bürger in einem anderen Staat der Gemeinschaft bis zu fünf Jahre niederlassen, wenn sie keiner Erwerbstätigkeit nachgehen und genug Vermögen für ihren Lebensunterhalt nachweisen können. Danach erhalten die Zuwanderer – auch wenn sie ohne einen Cent dastehen – ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht und Anspruch auf alle Sozialleistungen.
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eko
antwortete am 07.10.04 (18:42):
Diese ganze Diskussion scheint mir - wie viele andere hier auch - doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen zu sein.
Wieder einmal wird - genau wie bei anderen Themen auch, alles über einen Kamm geschert.
So kommt man niemals zu Potte !
Natürlich gibts unter den "Aussiedlern" auch schwarze Schafe, wo denn nicht ?
Ein positives Beispiel. Neben uns wohnt ( in einem 14-stöckigen Hochhaus mit 50 Wohnungen) ein Ehepaar mit seinen beiden Kindern. Sie ist von der Abstammung her sogar "Reichsdeutsche", also nicht mal "Volksdeutsche" und kam unter merkwürdigen Umständen nach dem Krieg als Kind nach Russland. Inzwischen erwachsen, hat sie einen Russen geheiratet und ist vor vier Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Nach anfänglichen Arbeitsstellen als Zimmermädchen in Hotels hat sie sich ( examinierte Ingenieurin!) selbstständig gemacht und betreibt zwei Schmuckläden in denen sie Bernsteinschmuck verkauft. Der Mann ( ebenfalls Ingenieur ) arbeitet von Anfang an als Elektriker ( Strippenzieher). Die Tochter ist Klassenbeste im Gymnasium, der Sohn tut sich etwas schwerer, aber macht sich auch.
Diese Menschen tragen etwas bei zu unserem "Bruttosozialprodukt", sie sind ein integrierter Bestandteil unserer Gesellschaft.
In einem anderen Thread wird darüber gestritten, dass es "zu teuer " wäre, in Deutschland Kinder in die Welt zu setzen und dabei brüsten sich sogar Leute, dass ihre Töchter keine Kinder haben werden.
Wie passt denn das alles zusammen ? Auf der einen Seite keine Kinder haben wollen, Deutschland niedrigste Geburtenrate in der EU und auf der anderen Seite will man Leute nicht nach Deutschland lassen, nur weil sie nichts vorzuweisen haben als einen Deutschen Schäferhund der Großeltern ?
Ich bin der Meinung, dass wir Blutzufuhr brauchen, dass Menschen hierher kommen müssen. Allerdings sollten sie sich nicht in Ghettos abschotten und hier nur absahnen wollen, sie sollten arbeiten ( nach Möglichkeit) und sich den hiesigen Gepflogenheiten nicht verschließen.
Und wir sollten sie nicht abweisen.
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ueberhaupt
antwortete am 07.10.04 (18:46):
@mart: Da muß ich passen. Ich bin kein Politiker und kenne die jeweiligen Sozialhilfe-Landesvorschriften nicht...Doch: Von Frankreich weiß ich, daß man nicht annähernd so leichtund schnell "Sozialhilfe" bekommen kann, wie in Deutschland.
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Karl
antwortete am 07.10.04 (21:44):
Lieber eko,
ich fasse die Gelegenheit beim Schopf und stimme Dir voll inhaltlich zu. In der Tat ist es so, dass die Zuwanderung nicht etwa auf unsere Kosten geht, sondern die Zuwanderung von Familien benötigen wir, damit wir auf unsere Kosten kommen. Jeder der die heutige Bevölkerungsentwicklung in der BRD studiert, sollte das erkennen können.
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BarbaraH
antwortete am 08.10.04 (09:59):
Was ist ein Aussiedler?
Heute in SPIEGEL-ONLINE zu lesen:
>>Ein Russlanddeutscher auf Heimaturlaub Aus Nowosibirsk berichtet Merle Hilbk
>>....Horst ist Russlanddeutscher. Seine Eltern wurden 1941 auf Stalins Befehl hin nach Sibirien deportiert, gemeinsam mit Hunderttausenden anderen deutschen Familien.... (...)
Tagelang rollten die Deportierten in Viehwaggons gen Osten. Dort, wo sie ausstiegen, gab es nichts: Keine Häuser, keine Milch für die Kinder, keine warmen Kleider. Sie bauten sich Erdhütten, baten bei den Bauern der Umgebung um Saatgut und legten Felder an. Mit den Jahren wurden aus den wenigen Hütten ein Dorf, an dessen Rand die neuen Anwohner auf Befehl ein Keramikwerk errichteten. Am Tage arbeiteten sie im Werk, am Abend pflanzten sie Getreide und Gemüse. So begann das Leben in der Fremde, in die Horst hineingeboren wurde.<<
https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,320499,00.html
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,320499,00.html
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heinzdieter
antwortete am 08.10.04 (11:53):
Dem will ich widersprechen: wir brauchen Aussiedler, daß wir auf unsere Kosten kommen. Ich gehe davon aus, daß hier die Großfamilie gemeint ist. Fakt in diesem Zusammenhang ist doch die seit Jahren ( mehrere Kanzler -Perioden ) betriebene Familienpolitik; und die will man durch Aussiedler lösen??? Dies ist doch ein ganz falscher Ansatz. Frankreich, Schweden und etliche andere EU- Länder beschreiten einen anderen auf positive Familienpolitik ausgerichteten Weg; und dies mit sehr großen Erfolg.Das nur zur Klärung. Jeder Ausländer aus dem Ostblock mit einem deutschen Vorfahren in der Familie, wird anstreben, nach Deutschland zu kommen bedingt durch die guten Lebensverhältnisse.
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eko
antwortete am 08.10.04 (16:09):
@ heinzdieter:
Das Eine schließt das Andere nicht aus !
Einerseits müssen wir im Land selbst sehen, dass die Geburtenzahl wieder zunimmt, was aber wohl nur schwer zu realisieren ist, weil die dafür infrage kommende Generation lieber selbst im Luxus ohne Kinder leben will...
Andrerseits müssen aber auch Menschen nach Deutschland zuwandern, auch wenn das einigen unter uns nicht in den Kram passt, weil sie lieber untereinander im eigenen Saft schmoren wollen....
Wenn das so weitergeht wie bisher und es sozusagen zum "guten Ton" gehört, keine Kinder haben zu wollen und Zuwanderer nicht willkommen sind, können wir absehen, wann der letzte in Deutschland das Licht ausknipsen kann und die deutsche Nation aufgehört hat, zu existieren.
(Wahrscheinlich wird es jetzt wieder einige ganz "weltoffene" geben, die sich am Begriff "Nation" stören werden.Was solls! )
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schorschie2
antwortete am 08.10.04 (18:47):
Wenn ich den Quatsch schon höre,den manche selbsternannten Zukunfts-Profheten von sich geben.Brauchen wir überhaupt noch mehr Zuwanderung,da durch Rationalisierung mit Sicherheit noch weniger Arbeitsplätze zukünftig vorhanden sind,Technik schreitet weiter fort.Alle diejenigen Wissenschaftler,die glaubten,die letzten Jahrzehnte voraus berechnen zu müssen, stellten letzlich fest,dass es dann ganz anders kam.Und nicht anders wird es uns in den nächsten Jahrzehnten ergehen.Kurzplanungen für kurze Zeiträume machen Sinn,alles andere führt nur zur Verunsicherung der Menschen und hilft letzlich niemanden.
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eko
antwortete am 08.10.04 (20:12):
schorschie2:
Das ist nun wirklich ein großer Quatsch, was Du da schreibst.
In wenigen Jahren werden wir nicht mehr in der Lage sein, bestimmte Arbeitsplätze mit hochqualifizierten Leuten besetzen zu können, weil einfach niemand mehr da ist. Die Geburtenraten sinken schon seit Jahren, Nachwuchs wird immer weniger.
Du kannst doch nicht aus der heutigen Situation der neuen Länder urteilen.
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ueberhaupt
antwortete am 08.10.04 (22:46):
@eco:Da das Thema inzwischen gewechselt hat, habe ich was beizusteuern: Mein Sohn gehört zu den sog. Hochqualifizierten und hat vor fünf Jahren ein sehr gutes Berufsangebot in Neuseeland angenommen. Der Reiz lag zunächst darin, daß dort auch bei einem sechsstelligen Jahreseinkommen nur 30 % Steuern bezahlt werden müssen. Inzwischen hat er Daueraufenthalt (übrigens nur, weil er eine "Indexhürde" überschritten hat, ohne die es in NZL keine Daueraufenthaltserlaubnis gibt...womit wir doch wieder ein bißchen beim Ausgangsthema wären...), will dort bleiben und ist auch mit einer Greencard nicht zurückzuholen. Und er ist kein Einzelfall! Geburtenrate und Hochqualifizierte? Nee-nicht wirklich...
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heinzdieter
antwortete am 09.10.04 (15:34):
In der BRD gibt es zurzeit lt Statistik 4,3 Millionen Arbeitslose unterschiedlicher Qualifikation. Wenn nun von den Wirtschaftsmanagern behauptet wird es fehlen qualifizierte Fächkräfte so ist dies schon glaubhaft, denn die Gesuchten sollen 30 Jahre alt sein aber mindestens 20 Jahre Erfahrung auf den betreffenden Fachgebiet vorweisen und kein großen Gehaltsansprüche stehen, desweiteren sollen sie belastbar und flexibel sein. Solche Fachleute findet man hier nicht. In Deutschland gibt es Fachkräfte aber über 45 Jahre in genügender Zahl, die auch flexibel sind. Ich glaube nicht daß die Deutschen aussterben werden, wenn keine Aussiedler etc in Land kommen. Einige EU - Länder so auch Schweden standen vor einigen Jahren vor dem gleichen Problem und haben es gelöst. Schauen wir doch einmal über den Zaun und übernehmen dieses System oder Teile davon. Einfacher ist es jedoch dieses Problem wie jetzt zuhandhaben.
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ueberhaupt
antwortete am 09.10.04 (15:50):
@heinzdieter: Falls sich Deine Antwort (auch) auf meine Zuschrift bezieht: Mein Sohn ist 35 und war 30 als er nach NZL gegangen ist....Und, wenn Du so willst, ist er abgehauen, weil die Politiker, trotz vollmundiger Erklärungen, unser Steuersystem nicht modernisiert bekommen haben.
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heinzdieter
antwortete am 09.10.04 (16:16):
@ ueberhaupt die Zuschrift ist allgemein also ohne Bezug auf jemanden OK
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Medea.
antwortete am 10.10.04 (15:00):
Zum Bekanntenkreis meiner Mutter gehören viele Aussiedler-Familien, sie haben sich alle im Kirchenkreis kennengelernt.
Alle haben schwere Schicksale hinter sich, die Eltern wurden mit den kleinen Kindern damals von Stalin "umgesiedelt", die Familien auseinander gerissen, viele kamen um. Einige hatten nie die Möglichkeit, Lesen und Schreiben zu lernen.
Sie leben hier still und unauffällig, sind von großer Hilfsbereitschaft, backen und kochen geradezu 'königlich'. Dann und wann bin ich bei ihnen zu Gast, es wird viel gelacht, gesungen und die Ziehharmonika gespielt.
Sie sehen aber auch mit großer Trauer, wohin sich viele der männlichen Jugendlichen entwickeln und das ist ihnen eine große Sorge.
Wenn wir uns treffen, tauschen wir Neuigkeiten aus - ich mag diese Menschen - die Frauen mit ihren Nylontüchlein und die Männer mit ihren Hüten.
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