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THEMA:   Ohne Bilder kein Schock

 5 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 30.01.02 (09:59) mit folgendem Beitrag:

Gefangene Taliban in Guantanamo, rollende Lavamassen im Kongo, feuerspeiende Wälder in Australien, überflutete Landschaften in Bangladesh – Bilder müssen schon her, um Interesse zu wecken und bewußt zu machen. Eine verzweifelte Mutter oder ein verwundetes Kind – zur Not aus dem Bildarchiv – rundet dann das Ganze jeweils passend ab.

Und je weiter weg, desto dramatischer sollte es schon sein. Bei uns genügen schon ein paar umgeknickte Bäume, etliche Stunden auf der Autobahn festsitzende Menschen oder routinemäßiges Hochwasser an Rhein oder Donau, um eine Nachricht draus zu machen. In Fernost, Australien oder Amerika muß es ein wenig mehr sein.

Und wo bleibt das Gesehene? Mehr als eine Katastrophe pro Tag verträgt der Mensch nicht, soll Hans-Joachim Friedrichs gesagt haben. Und sehr viel mehr bleibt ja wohl auch nicht haften. Die eine verdrängt die andere, je nach Lage auf dem Nachrichtenmarkt und der dort bestehenden Konkurrenzsituation.

Ich empfehle, den Fernseher kalt zu lassen und die Zeit angenehmer und sinnvoller beim Seniorentreff zu verbringen!

(Internet-Tipp: https://www.n-tv.de/2899813.html)


e-l-e-n-a antwortete am 30.01.02 (11:59):

Lieber Johannes,

so einfach, wie du schreibst ist das leider nicht. Wegsehen hatten wir doch schon mal...?

Ich möchte informiert sein, wenn auch manchmal die Bilder weniger drastisch sein dürften, aber vielleicht bedarf es gerade dieser Form um die Menschen auf- bzw. wach zu rütteln?


Barbara antwortete am 30.01.02 (13:16):

Ich gebe Johannes recht. Auch ich halte diese täglichen Schreckensbilder nicht aus, ohne selbst Schaden zu nehmen. Wie lange schon dauert z.B. der unsägliche Krieg Israel/Palästina. Muss ich jeden Abend Blutlachen, zerfetzte oder schreiende Menschen sehen? Ich ertrage das nicht mehr!

Daher habe ich mir angewöhnt, möglichst keine Hauptnachrichten mehr zu sehen. Regionalberichte bringen mir mehr, sie sind mir näher und zum Glück in der Regel nicht so grausam.

Mit wegschauen hat das m.M.n. nichts zu tun. Der Information können wir allein durch Tageszeitungen, Radio etc. doch gar nicht mehr entgehen. Ich mische mich ein, wenn ich es für sinnvoll erachte. Dazu muss ich mich jedoch nicht täglich quälen.

Gruß Barbara


Johannes Michalowsky antwortete am 30.01.02 (13:58):

Nicht in die Glotze schauen sollte man aber nicht mit politischem oder menschlichem Wegschauen oder Gleichgültigkeit gleichsetzen. Oder darf man keinem abendlichen Vergnügen - Theater, Konzert, Lesen, Freunde, gottbehüte Seniorentreff - frönen, ohne vorher die von den Fernsehredaktionen ausgewählten und uns verordneten Schockerlebnisse inhaliert zu haben?


Gerhard / alias Mulde antwortete am 30.01.02 (17:45):

Das Weltnachrichten mit Bildern belegt werden ist doch normal.
das verwerfliche ist doch die unwürdige Art wie
(Chef)redakteure
ihren von Lohn und Brot abhängigen, immer wieder Klarmachen
Eine Nachricht ohne Sensation ist keine Nachricht.
Notfalls muß der Reporter eine erfinden und da wird schon
mal zum Archiv gegriffen oder der Bericht erstatter
geht unter die Gürtellinie und wird zum Paparozzi
man sollt nie vergessen : Alles hängt am Geld- alles drängt zum Geld.


seewolf antwortete am 05.02.02 (14:31):

hallo Mulde -

warum gibt es Paparazzi? Weil es zu viele sensationsgeile Käufer ihrer Bilder gibt... weil es zuviele sensationsgeile Käufer entsprechender Zeitungen/Magazine gibt, die sich daran aufgeilen, wenn bei Königin Elisabeth II der Busen zu hängen beginnt oder Naddel eine Quaddel am Hintern hat.

Und warum handeln Redakteure so gegenüber den abhängigen Reportern? Weil die Auflage von der Zahl der Käufer abhängt... weil es also zu viele sensationsgeile Käufer/Leser gibt...

Jo hat schon recht - NICHT kaufen, NICHT einschalten, NICHT mitspielen bei diesem widerlichen Spiel von Millionen Spannern/Mobbern/Sich-aufregen-Wollern/Muß-man-gesehen-haben-Betonern usw...