Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"
THEMA: Die Schulausbildung scheint unzureichend zu sein!
11 Antwort(en).
Graugans
begann die Diskussion am 15.09.04 (14:26) :
Hallo, ich habe gerade im Radio gehört, daß unser dreigliedriges Schulsystem den Bildungsbedarf aus der Zeit der Zünfte besser genügen soll, als den heutigen Anforderungen. Warum wird am Schulsystem so viel herumgedoktert? Bekommen die Geisteswissenschaftler, Philologen usw. nichts mehr auf die Reihe?
Viele Grüße Graugans
|
Roalf
antwortete am 15.09.04 (15:57):
@graugans interessantes Thema,
nur ist mir nicht ganz klar, was es damit zu tun hat dass Geisteswissenschaftler und Philogogen nichts auf die Reihe bekommen.
Und warum so viel daran rumgedoktert wird?...nun, zuerstmal unterstelle ich allen Beteiligten, das sie guten Willens sind es zu verbessern und den sich ständigt ändernden Notwendigleiten anzupassen.
|
schorsch
antwortete am 15.09.04 (16:09):
....das Dumme an der Geschichte ist nur, dass jeder der mithilft, daran herumzudoktern, eine andere Heilmethode anpreist. Im Sinne eines Kompromisses gibt es dann statt eines Fort- einen Rückschritt - siehe Schreibreformen!
|
Roalf
antwortete am 15.09.04 (16:29):
@schorsch
...eine andere heilmethode zu haben...ist immerhin besser als keine Idee zu haben und nur die Zustände zu kritisieren.
Also was sind genau die Kritikpunkte?
P.S ich erspare es euch hiermit ausdrücklich mein übliches Kritik-Stakato auf die Lehrerschaft loszulassen (mein Partner und ich sind selber in diesem Bereich tätig).
|
Mulde
antwortete am 15.09.04 (17:32):
Roalf@ Was sind nun die Kritikpunkte? Zuerst nicht unbedingt die Lehrerschaft,sie wird gern herangezogen, um das eigentliche zu bemänteln Ich sehe die Fehler so: Kein einheitliches Schulsystem! Jedes Bundesland kocht seinen Lehrplan selber! Schulbücher uneinheitlich von Land zu Land ganz grotest gleiche Schule aber verschiedene Schulbuch verlage! Höherstufige Schulen sollten erst ab der 10. Klasse möglich sein. Reduzierung des Religonsunterrichtes zu gunsten der Naturwissenschaftlichen Fächer! Anerkennung des Abiturs in der ganzen BRD, nicht nach Ländern getrennt. Alle Schulabschlüsse werden in jedem Bundesland anerkannt! Das Abitur aus Mecklenburg-Vorpommern hat die gleiche Wertigkeit wie das aus Bayern oder Hessen. Schüler mit guter Veranlagung - ohne Berücksichtung der Elterlichen gesellschaftlichen Stellung werden an eine höhere Schule mit Stipendium delegiert. Ja , das gibt es schon -- aber leider nicht ausreichend. Mit den Schulbüchern hat doch 2004 Niedersachsen,Bremen, Meck- Po schon begonnen diese Länder haben einheitliche Bücher und arbeiten an ebensolchen Lehrplänen Man muß nur wollen. Wie währe es man übernimmt das Prinzip der ex DDR entrümpelt es vom Marxismus- Lenismus da hätte man doch zumindest schon mal das höhere Niveau Siehe Finnland? Man muß es nur wollen! Nur das ist wohl das Problem - man müsste über den eigenen Schatten springen
|
BarbaraH
antwortete am 15.09.04 (18:14):
Unsere Schule ist vom ersten Schultag an eine riesige Sortiermaschine. Kinder werden mit roter Tinte auf Misserfolge (Fehler) hingewiesen und nach ihrer Anzahl sortiert anstatt auf Erfolge zu verweisen und an den Schwachpunkten zu arbeiten.
Lehrer sind nur ausführende Organe dieses bürokratischen Monstrums. Viele von ihnen sind engagiert und bemüht, jedoch letztendlich ausführende Organe dieser staatlichen Sortiermaschine.
Wer irgend kann, schickt sein Kind nachmittags zur kostspieligen Nachhilfe, sobald es droht, durch das Sieb nach unten zu fallen. Kinder, deren Eltern sich diesen Privatunterricht nicht leisten können, haben eben Pech gehabt.
Lt. Schulgesetz ist die Schule da, um die Begabungen eines Kindes zu fördern. In den Ohren vieler Eltern und Schüler der blanke Hohn.
Es wird Zeit, dass Kinder sich ohne Notendruck in der Schule entwickeln dürfen. Am Ende der Schulzeit ist genügend Zeit, um Bilanz zu ziehen.
|
Tobias
antwortete am 15.09.04 (19:03):
Dies ist ja nicht erst seit heute so. Es wird höchste Zeit uns in den Ländern umzuschauen wo das Schulsystem besser ist als bei uns, dieses aber nicht kopieren sondern es noch besser machen als es dort ist.
Frage : Macht da unsere Beamtenlehrerschaft auch mit ? Machen unsere Professoren die Ausbilder der Lehrer an den Hochschulen mit ? Kann man dieses doch so gut Eingelaufene überhaupt ändern ?
Solange noch einzelne Bundesländer damit angeben " bei den andern ist es noch schlechter " kann ich es mir überhaupt nicht vorstellen.
|
radefeld
antwortete am 21.09.04 (07:01):
Ihr habt ja alle so Recht. Aber eines sollte nicht unwidersprochen bleiben: Ohne Leistungsbewertung wird nur Trägheit gefördert. Außerdem wäre es wohl am Ende der Schulzeit sicher zu spät, noch nach Verbesserungen zu suchen. Richtig ist, dass die Freude am Lernen und an der eigenen Leistung mehr gefördert werden sollte und eine möglichst lange gemeinsame Schulzeit sicher für alle nützlich ist. Wenn unsere Kinder nicht ewig das Schlusslicht in Europa sein wollen, müssen ALLE, Lehrer, Eltern, der Staat- etwas dafür tun (WOLLEN). Gegenseitige Schuldzuweisunge helfen da nicht weiter. Jeder sollte zuerst SEINE Aufgabe dabei sehen UND erfüllen.
|
mart
antwortete am 21.09.04 (08:21):
Mit diesen allegemeinen und sicher richtigen Feststellungen wird keine Verbesserung eintreten können.
Wir alle, daher auch alle Beteiligten am Schulsystem leben einem bestimmten strukturellen und geistigen Umfeld.
Daher werden allgemeine Aufrufe, daß jeder seine Aufgabe sehen und erfüllen soll, nicht ausreichen.
Wie überall, ist eine Analyse der Gegebenheiten und ein Vergleich mit anderen - auch den schlechter Abschneidenden - der erste Schritt. Soviel ich weiß, wurde das doch schon längst getan. Der zweite Schritt ist, die Konsequenzen daraus zu ziehen, unabhängig davon, wie sie mit der Ideologie einzelner Parteien und einzelner Menschen inkl. Erziehungswissenschaftler übereinstimmen.
|
BarbaraH
antwortete am 21.09.04 (11:16):
>>Ohne Leistungsbewertung wird nur Trägheit gefördert.<< (radefeld)
Untersuchungen haben ergeben, dass das gerade nicht zutrifft, radefeld. Kinder sind von Natur aus wissbegierig, wollen unbedingt alles verstehen und lernen. Eine Leistungsbewertung fördert lediglich Gutbenotete, während Kinder schlechte Noten als demotivierend und als demütigend empfinden: "Es hat ja sowieso keinen Sinn..."
Die in der PISA-Studie führenden Länder haben das verstanden. Hier dürfen Kinder angstfrei lernen, bevor gegen Ende der Schulzeit Bilanz gezogen wird.
|
radefeld
antwortete am 21.09.04 (16:28):
Da habt Ihr mich wohl nicht richtig verstanden. Noten, vor allem gute natürlich, sind doch ein ANSPORN, und das nicht nur für die guten Schüler. Man sollte das positiv sehen. Einmal versagt heißt doch nicht, immer ein Versager zu sein. Und mart: natürlich war das allgemein. MICH stört nur bei der ganzen Debatte, dass jeder nur immer ganz genau weiß, was die ANDEREN zu tun und zu lassen hätten. Davon gar SEINE Aktivität überhaupt abhängig macht. Dieses Denken: MEINE Rechte und die PFLICHTEN der Anderen, dazu das Wissen um all' das, was man nicht zu tun braucht, ist eben auch ein Ergebnis unserer Schulpolitik. Wahrscheinlich nicht nur der. Und vielleicht AUCH einer der Gründe für das schlechte Abschneiden unserer Schüler in internationalen Vergleichen.
|
mart
antwortete am 21.09.04 (17:10):
So stimme ich mit dir ganz überein, radefeld.
Barbara, Du kannst nicht nur einen unterscheidenden Faktor bei diesem Ländervergleich heranziehen, wie zum Beispiel die Leistungsbewertung, und daran die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation hängen. Auch Japan war sehr gut, in Mathematik an erster Stelle!
Da muß die Analyse schon tiefergehend sein und alle Parameter berücksichtigen. Natürlich gibt es dann auch eine Reihe von fördernden und hemmenden Wechselbeziehungen.
Ich kann nur aus meiner Erfahrung von Waldorfschülern sprechen, die ab einem gewissen Alter geradezu den Leistungsvergleich suchen, der ihnen in dieser Schule eben nicht geboten wird.
Ob schlechte Noten nur als demotivierend empfunden werden, sei dahin gestellt; manchen dienen sie sicher als ein Zeichen, daß halt einfach mehr getan werden muß oder klüger oder taktisch geschickter an die Sache herangegangen werden muß.
|
|