Zur Seniorentreff Homepage
Google
Web  ST 

Neues ChatPartnersuche (Parship)FreundeLesenReisen LebensbereicheHilfe


Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Moral und Zahlen

 4 Antwort(en).

Illona begann die Diskussion am 13.09.04 (16:21) :

Moral und Zahlen
wenn eine kleine Gruppe Afrikaner mit letzter Kraft am Zaun steht oder wenn aus einem Boot fast nackte, erschöpfte, kranke und hungrige Menschen in ein Boot der Küstenwache umsteigen :
Dann wird niemand, der auch nur einen Rest von Mitgefühl aufbringt , NEIN zu diesen Menschen sagen. Ihnen muss geholfen werden: Europa ist reich und wohlorganisiert genug, dies zu tun.

Wenn aber tatsächlich jene Millionen kommen sollten, die als Nachahmer der erfolgreichen Flüchtlinge vor der afrikanischen oder asiatischen Not an den Europas Türen klopfen, dann wird es schwieriger.

Würden die Anhänger der reinen Moral dann bei 5 Millionen jährlich oder erst bei 20 Millionen jährlich umdenken?

Es ist anzunehmen, dass in Europa kaum einer glaubt, die persönliche Not von einer Milliarde Menschen durch Asyl in Europa zu lösen.
Afrika und Asien können nicht in Europa gerettet werden.

Die Moral hat ihrer Natur nach nichts mit der Zahl zu tun.

Die Moral hat ihrer Praxis nach viel mit der Zahl jener zu tun, denen geholfen werden muss.

In diesem Dilemma müssen sich Europas Moralisten wie Realisten täglich fragen, wo ist die vertretbare Grenze ihrer Meinung , die über Leben und Tod anderer Menschen wesentlich mitentscheidet.

Wie würden wir entscheiden?

Eine " vernünftige" Moral gibt es hierbei nicht!


Graugans antwortete am 13.09.04 (20:45):

Hallo Illona,

in Deinem Beispiel hat Moral bestimmt was mit der Zahl zu
tun!
Viele Flüchtlinge können nämlich soziale Systeme erschöpfen
und auch kippen.
Hier sind die Außenministerien der EU- Länder gefordert,
schnellstens zu handeln!
Es macht wirklich keinen Sinn, Menschen aus einer anderen
Kultur mit anderen Sprachen hier aufzunehmen und lebenslang
mit einer Rente auszustatten.
Integrationsbemühungen sind wenig hilfreich, aber ein
kurzer Aufenthalt wäre gerechtfertigt.

Viele Grüße
Graugans


juergenschmidb antwortete am 13.09.04 (21:21):

Graugans hat sicher recht, kürzfristig Nötiges angerissen.

Langfristig muss, das weiss aber auch jeder, ganz anders angepackt werden, denn es ist ja das Gefälle zwischen arm und reich, das solche Völkerwanderungen auslöst, gehandelt werden muss in den reichen Ländern, das geht nur über lange Zeiträume, mit viel Entgegenkommen seitens der reichen Länder, mit Umdenken gegenüber fremden Völken, mit Entradikalisieren von Religionen, nur über Einrichtungen wie die UNO.
Details lasse ich weg, da gibt es sicher schon Bücher darüber, wenn nicht, ich werd auch keins schreiben, aus verschiedenen Gründen.

Wir als Einzelpersonen können konkret nicht mal Tropfen auf heisse Steine realisieren, sehr wohl aber gesellschaftlich bei der Bewusstseinsbildung unser Schärflein beitragen.


schorsch antwortete am 14.09.04 (09:32):

Ein in Europa angekommenen afrikanischer Flüchtling kostet den Asylstaat etwa 50`000 ä jährlich.

Ein afrikanischer Flüchtling, dem im eigenen Lande dazu verholfen wird, keiner zu werden, kostet uns keinen Zehntel davon!

Also setzen wir doch all unsere überschüssige Kraft dafür ein, dass kein Mensch aus Not zu uns fliehen muss....


Illona antwortete am 14.09.04 (10:46):

Hallo
und damit sind wir wieder dort, wo es gilt , dass Verantwortliche rechtzeitig handeln müssten.
Wie aber könnten wir erreichen , dass Potentaten und Diktatoren ihr Volk nicht zur Flucht zwingen, dass es eben keine Irakwiederholung gibt oder ähnlich Grausames gibt?
Schilly will in Nordafrika ein Lager für Flüchtlinge errichten.Dort könnten EU Beamte die Asylanträge von Flüchtlingen vor ihrer Erinreise in die EU prüfen.
Tony Blair hatte Anfang 2003 einen ähnlichen Vorschlag. Rückendeckung durch Schröder , " es sei ein wichtiger Anstoß" ist gegeben.
Aber:
Modell Marke Schilly existiert schon :
Im spanischen Ceuta findet der tägliche Ansturm bereits statt.
Dort, am europäischen Vorposten an der marokkanischen Küste spielt sich fast täglich das gleiche Drama an der schwer bewachten Grenze ab.
Verzweifelte Seelen aus Marrokko und und Algerien, den Armuts- und Bürgerkriegsgebieten Schwarzafrikas, stürmen den 3,20 m hohen Doppelzaun, schneiden in Sekundenschnelle ein Loch , die meisten afrikanischen Flüchtlinge können durchschlüpfen und EU Boden erreichen, bevor spanische Grenzpolizisten aus ihrem Jeep springen.
Die Grenzanlagen sind schon martialisch:
Wachtürme , Bewegungsmelder,Infrarotkameras, Natodraht, bewaffnete Posten....

" Die Flüchtlinge lassen sich durch keinen Zaun der Welt aufhalten" sagt ein Sprecher der spanischen Grenzpolizisten, die dort die
" Schmutzarbeit für Europa " leisten.