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THEMA: Mauer zurück
20 Antwort(en).
Lars
begann die Diskussion am 08.09.04 (12:46) :
Eben in den Schweizer Nachrichten vernommen.
20% der Ost und Westdeutschen wünschen die Mauer zurück, warum wohl? Ihre Meinung würde mich interessieren!
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idurnnamhcab
antwortete am 08.09.04 (12:58):
Hallo, bevor ich zu einem Thema, das jemand angeleiert hat, eine Meinung kundtue, sollte durch den Anfragenden doch erst einmal vermittelt werden, wo er steht!?
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jo
antwortete am 08.09.04 (13:30):
@Rudi Bachmann
Nö - warum denn? Abgesehen davon, daß Lars vielen bekannt ist, ist es durchaus üblich hier, mit herabgezogenem Visier zu kämpfen.
@Lars
20% ist eigentlich nicht so erschreckend, 80% sind also doch nicht dafür?
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Lars
antwortete am 08.09.04 (13:40):
Da hast du recht lieber Jo.
Hatte mich nur gewundert, dass solche Umfragen überhaupt gemacht werden, muss doch einen Grund geben dafür? Als Schweizer will ich mich hier natürlich nicht einmischen, das steht mir auch nicht zu, aber neugierig darf man trotzdem sein, nicht?
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Medea.
antwortete am 08.09.04 (14:26):
Die einen wollen die Mauer wiederhaben, weil es doch so bequem damit war und Papa Staat alles regelte .... - und die anderen, um sich nicht laufend das Gejammere von 'drüben' anhören zu müssen, wie schlecht es denen nun ginge .... -
Mir scheint, daß diese, wie auch immer zustandegekommenen 20 Prozent der Befragten vom Erwachsenwerden noch sehr weit entfernt sind.
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Felix
antwortete am 08.09.04 (15:36):
Wenns nicht doch ernst gemeint sein sollte ... eine absolute Lachnummer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass heute ein einigermassen denkender Deutsche ... allen Ernstes sich die Trennmauer zwischen West und Ost zurückwünscht! Auch dann, wenn möglicherweise sich für ihn selbst materielle Vorteile daraus ergeben könnten. Mensch ... ist das ein Pfui-Gedanke!
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eko
antwortete am 08.09.04 (17:21):
Ich glaube, dass jene 20%, um die es sich handelt, mit dieser Aussage lediglich ihren Frust darüber abreagieren wollen, dass es nicht mehr so bequem ist wie zu den Zeiten zweier deutscher Staaten.
Würde man Ernst machen mit einer neuen Mauer, wozu selbstredend auch a l l e sonstigen Begleiterscheiningen zählen müssten, nämlich Schießbefehl, DM-Ost, keine Reisemöglichkeiten, Stasi und und und, dann würden diese Befürworter sich gaaaanz schnell drehen.
Nein, mehr als Stammtischqualität billige ich solchen Aussagen nicht zu.
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ricardo
antwortete am 08.09.04 (17:58):
Stimmt eko
so was sollte man schon der lustigen Fragestellung wegen nicht allzu ernst nehmen.
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idurnnamhcab
antwortete am 08.09.04 (18:05):
Ich bin sehr wohl der Meinung, dass der Fragende zuerst seine Meinung kundtun sollte. Sein Gegenüber zu befragen, dessen Meinung heraus zu holen, ohne seinen Standpunkt voranzustellen, ist "Politikermanie". Meinungskampf "ja", "aber mit offenem Visier".
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Miriam
antwortete am 08.09.04 (18:36):
Stellt Euch folgendes Drehbuch vor : im Rahmen einer Montagsdemonstration greifen die Demonstranten zu Baumaterial und zum nötigen Werkzeug ... und errichten, als Protest, die Mauer wieder. Stellt sich nun die Frage : in Anbetracht der neu entstandenen Mauer, auf welcher ihrer Seiten würden sie nun bleiben, die, die sie neu errichtet haben?
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petrone
antwortete am 08.09.04 (18:44):
ach das sind doch nur die Presseverblödeten - entschuldigung - die Presseverblendeten, die die Mauer zurück wollen
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hugo1
antwortete am 08.09.04 (19:07):
,,,,,,,,mit großer Wahrscheinlichkeit, werden solche Aussagen einzelner Interwiewter Bürger wie: "Man müßte die Mauer wieder,,oder hätte man noch aufstocken sollen,,"usw gezielt von Leuten ausfindig gemacht die am frühen Morgen noch nicht wissen welchen Artikel sie ihrem Chef für nächsten Tag in ihrem Blatt anbieten sollen. ,,da kann man nur vom Glück reden, mal einen Besoffenen , einen gerade mit Negativauskunft aus dem Arbeitsamt kommenden usw Menschen anzutreffen der natürlich gerne bereit ist aus einer momentanen Vergnatzheit heraus der Journaillie ein paar passende Ungereimtheiten ins Mikro zu flöten. Mit Sicherheit ist eine seriöde Umfrage mit dem Ergebnis siehe oben (20% wollen die Mauer wieder)bisher bei uns noch nieeeee durchgeführt worden. Von 38 Senioren beim heutigen im Seniorentreff war nicht einer schon so verblödet, das er sich die Mauer mit Echtzeitfunktion zurückgewünscht hätte. Das hat natürlich nichts damit zutun, das fast Jedem einiges Kritikwürdiges und Verbesserungswürdiges am gegenwärtigem Zustand einfällt.
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schorsch
antwortete am 08.09.04 (21:25):
Mit den abgebrochenen Stücken der Mauer als Souvenir sollen scheints ganz gute Geschäfte gemacht worden sein. Vielleicht ist den Händlern ihre Ware ausgegangen, so dass sie sich Nachschub in Form einer neuen Mauer erhoffen, die man zu gegebener Zeit wieder abbrechen könnte?
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Felix
antwortete am 09.09.04 (01:53):
für mich war das mehrfach geäusserte "Man sollte wieder die Mauer hochziehen!" eher ein sarkastischer Spruch von Wessis, die die Ossi-Mentalität nicht leiden können. Aber dass dies in einer Meinungsumfrage, die nicht am Karneval durchgeführt wurde, 20% Beführworter ergeben hat ... ist etweder ein makabrer Scherz ... oder die grösste dümmliche Ungeheuerlichkeit, die sich diese befragten Deutschen da geleistet haben.
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eko
antwortete am 09.09.04 (08:07):
Natürlich hat man mit herausgebrochenen Stücken der Mauer gute Geschäfte gemacht ( ich hab mir selbst ein Stückchen geholt!, aus der Mauer, versteht sich!) und ob es jemals soviele Uniformierte in der DDR gab, wie Mützen am Brandenburger Tor verkauft wurden, das wage ich sehr zu bezweifeln.
Nein, solche Aussagen:"man sollte die Mauer wieder hochziehen" kommen nur von Leuten, die man nicht ernst nehmen kann.
Was viel schlimmer ist und auch viel schwieriger, ist, die Mauer in den Köpfen!!!! einzureißen, und zwar auf b e i d e n Seiten! Das wird noch mindestens eine Generation dauern, bis das blöde Geschwätz von "Wessis" und "Ossis" abebbt. Ich setze da auf die unbelastete Jugend, die die Mauer nur noch vom Hörensagen kennt.
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jo
antwortete am 09.09.04 (08:46):
Ich verstehe das mit "Die Mauer hochziehen . . ." nicht als Wunsch nach einem physischen Wall als vielmehr stehend für den Wunsch nach einer weiterhin klaren Abgrenzung voneinander. Da sind 20% natürlich überhaupt nicht viel und alles Andere als ein makabrer Scherz, sondern ein erfreulich niedriger Prozentsatz - und ich würde da lieber auf die 80% schauen, die anscheinend anders geantwortet haben.
Ganz offensichtlich gibt es eine große Menge Wessis - und Ausländer vermutlich erst recht -, die überhaupt noch nie im Ossiland waren und umgekehrt. Und für wie viele gilt das, die hier mitdiskutieren, evt. auch?
Man könnte dann zweierlei sehen: 1. wie aufgepäppelt das Land sich dort präsentiert und 2. wie eingelernte Mentalität sich dort - und bei uns natürlich auch - erhalten hat und, wie es doch oft der Fall ist, weitergegeben wird.
Ein Ossi macht im Ossiland oder in Bulgarien oder Ungarn Urlaub, ein Wessi meidet den östlichen Harz und Rügen und "verlässt nicht Westberlin" - direkte Züge nach dem wunderschönen Rügen aus Westdeutschland sind inzwischen wieder eingestellt worden - das macht die Bahn doch sicher aus der Erkenntnis mangelnden Interesses.
Also, es ist schon ganz wichtig, gegenseitige Kontakte zu suchen und sich kennen zu lernen, und daran scheint es mir zu hapern - vielleicht weil Viele meinen, die Vereinigung ist gelaufen?
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Felix
antwortete am 09.09.04 (11:23):
Jo,
da muss ich dir Recht geben. Meine erste Reise durch die neuen Bundesländer machte ich kurz nach der Oeffnung der Grenzen. Weitere Besuche folgten in Abständen von einigen Jahren. Ich stellte immer wieder fest, dass zuerst die TV-Schüsseln auf den Dächern und die Automarken auf den schlechten Strassen gewechselt wurden .... die Mentalität aber nicht. Ich glaube auch, dass dazu Generationenwechsel notwendig sind. Was mir damals auch auffiel, waren die überhöhten Preise für mindere Qualität. In einem neuerrichteten Hotel an der Küste mit einem durchschnittlichen fast selbstverständlichen Komfort verlangten sie fürs Doppelzimmer 336.- DM pro Nacht! Wir suchten eine kleine Gaststätte. Fassade neu renoviert. Wir schauten uns die Zimmer vorher nicht an. Es war spät und wir mussten zuerst etwas essen. DM 60.- pro Person/ Nacht schien noch angemessen. Wir erschraken, als wir unser Zimmer betraten. Es war ein ehemaliger Unteroffiziersschlag. Zwei Eisenbetten mit alten Matratzen standen in einem engen Raum hintereinander. Knirschend gab die durchhängende Federung nach. Es stank nach altem Rauch. Die Waschanlage war wie in einer Kaserne. Ein langer Trog mit vielen Hahnen. Männchen und Weibchen aus allen Zimmern machten dort ihre Toilette. Es hatte zwar zwei Duschkabinen, die waren aber mit Unrat vollgestopft. Wir hatten genug. für die nächsten Uebernachtungen suchten wir uns freie Zimmer in Privathäusern. Diese waren auch eher bescheiden aber korrekt im Preis.
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jo
antwortete am 09.09.04 (12:51):
@Felix
Na ja,ich hatte mich nun bewusst nicht auf die erste Zeit nach der Wende bezogen, da könnte man in der Tat noch Einiges mehr berichten - was damals auch verständlich war. Nur das Dazulernen ist wohl noch nicht so ganz gelungen.
Der Prozess wird weiterhin langwierig sein - Ressentiments aus der Zeit des 2. Weltkrieges z.B. gibt es immer noch oder "Vertriebene" hier im Land - es wird schon dafür gesorgt, die Erinnerung mit Konsequenzen für das gegenwärtige Lebensgefühl wachzuhalten.
Und so wird man vielleicht - ich würde sagen: wahrscheinlich - auch in 50 Jahren noch zwischen Ossis und Wessis unterscheiden.
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juergen1
antwortete am 09.09.04 (13:25):
Über diese "Mauer" sollte man besser nachdenken.
KEINER will sie wirklich, es wird aus Frust "so gesagt" um sich die langen Reden über die unendliche Enttäuschung zu sparen.
Ex-DDR'ler können nun endlich Reisen, wohin sie wollen, wenn sie noch Arbeit hätten um solche Reisen finanzieren zu können :-(
Systematisch wurden von westdeutschen Beamten gesteuert, ganze Industrielandschaften "platt gemacht".
Unzählige Wohnungen stehen nun leer, weil deren westdeutsche "Altbesitzer", die sie längst, längst abgeschrieben hatten, zurückbekamen, mit Krediten, die sie nicht bezahlen brauchten, Marmorpaläste enstehen liessen und die Mieten ein Arbeitsloser nicht aufbringen kann. Und so weiter ...
Na, Klasse
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Mechtild
antwortete am 09.09.04 (22:32):
ch glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.
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eko
antwortete am 09.09.04 (22:35):
Na Klasse!!
Nun haben wir sie wieder, die altbekannte Leier über die bösen westdeutschen Beamten, die ganze Industrielandschaften platt gemacht haben, und niemand hat Arbeit und leerstehende Wohnungen von westdeutschen Altbesitzern.
Man könnte lachen, wenn es nicht so ernst wäre.
Bei meinen letzten Besuchen in Leipzig und Dresden vor wenigen Wochen sah ich allerdings vor allen Dingen leerstehende Platte, aus denen die meisten ausgezogen waren, warum wohl ?
Und platt gemachte Industrielandschaften gibt es im Westen genauso, man fahre nur mal in die Aachen-Stolberger Gegend, wo ich wohne.
Und wenn ich in den Feriengebieten des Westens teilweise bis zu einem Drittel Autokennzeichen aus den neuen Ländern sehe, dann kann man sich schon fragen, was das wohl für Menschen sind, wenn sie doch alle arbeitslos sind? Arbeitslos gemacht vom Westen natürlich.
Aber es ist eben so erleichternd, wenn man seine zu hoch gesteckten Erwartungen enttäuscht sieht, weil einem im Westen eben auch nicht die gebraten Tauben ins Maul fliegen und auch da nicht alles Gold ist, was glänzt und dann seiner Larmoyanz freien Lauf lassen kann, denn an allem ist ja nur der böse Westen schuld.
Na Klasse !!
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