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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Rot gegen Rosa?

 29 Antwort(en).

jo begann die Diskussion am 24.08.04 (09:06) :


Montag, 23.08.04:

"Wegen Differenzen zwischen den Organisatoren formierten sich in der Hauptstadt zwei Protestzüge. Während die einen vor allem Änderungen an der Arbeitsmarktreform Hartz Vier forderten, richtete sich die Kritik der anderen Demonstranten grundsätzlich gegen die Regierungspolitik."

(Nachrichten Deutschlandfunk 24.08., 8.00 Uhr)

Na, wer sagt's, 1932 in Sicht?


schorsch antwortete am 24.08.04 (09:56):

Tja, da hartzts ja schon zwischen Rot und Rosa....


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (14:22):

Was auffaellt ist, dass, damals wie heute, eine unselige Koalition der buergerlichen Mitte (also vor allem sich 'christlich' oder 'sozialdemokratisch' oder 'liberal' oder 'konservativ' nennende Kraefte) sich zusammenschloss, um eine Deflationspolitik durchzusetzen.

Was ist eine Deflationspolitik ? - Das ist eine Politik, die hauptsaechlich gegen die 'kleinen' Leute gemacht wird... Loehne und Renten werden gesenkt, Lohnersatzleistungen (z. B. Arbeitslosengeld und -hilfe) werden ganz oder teilweise gestrichen, die Arbeitszeit wird ohne Lohnausgleich verlaengert, die Umverteilung von 'unten' nach 'oben' wird forciert.

Die wirtschaftliche Folge: Mangels Kaufkraft fragten immer weniger Menschen die produzierten Waren nach... Immer mehr Unternehmen produzierten auf Halde oder gingen gleich pleite... 1932 erreichte die Arbeitslosigkeit einen Rekord... Geschaetzt (genaue Zahlen gibt es nicht) 6 Millionen arbeitswillige Menschen waren ohne Arbeit.

Die politische Folge: Der Boden war bestellt fuer ADOLF HITLER und seine faschistischen Mordbuben.


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (14:24):

Webtipp...

Bundeszentrale fuer politische Bildung (bpb)
Informationen zur politischen Bildung (Heft 261): Weimarer Republik
https://www.bpb.de/publikationen/P8C5HC,,0,Weimarer_Republik.html

Internet-Tipp: https://www.bpb.de/publikationen/P8C5HC,,0,Weimarer_Republik.html


jo antwortete am 24.08.04 (14:36):

Jetzt frage ich mal, welche Politik n i c h t gegen die kleinen Leute ist?

Deflation - siehe oben.

Inflation, ist ja das Gegenteil - ist also die das, was die kleinen Leute sich erträumen? Menschen, die 1923 erlebt haben, kann man nicht mehr fragen, aber die Berichte gibt es, und von Eltern/Großeltern ist da genug überliefert.

Also - immer mit dem argumentieren, was gerade opportun ist?


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (14:49):

Es ist in der Tat schwierig, in kapitalistischen Volkswirtschaften eine Politik zu machen, die die Wirtschaft, den Staat und die Gesellschaft als Ganzes (und nicht etwa nur ein Teil von ihr, wenige reiche und maechtige Menschen) unter einen Hut bringt.

Immer wird man sich zwischen Scylla und Charybdis bewegen.

Unmoeglich ist ein 'goldener' Weg aber nicht.

Eines steht fest: Eine Deflationspolitik ist immer eine zerstoererische Politik. Gerade beginnen viele Menschen zu ahnen, wohin der Weg von SCHROEDER, CLEMENT, MERKEL, STOIBER + Co. fuehren wird.

Es lohnt sich, sich mit der Wirtschaftspolitik und ihren Folgen zu Zeiten der Weimarer Republik zu beschaeftigen.


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (15:06):

Prof. HEINER FLASSBECK, einer der wenigen ehrlichen und klugen Vertreter seiner Zunft, schrieb unlaengst einen Artikel fuer die Financial Times Deutschland (FTD). Darin ist zu lesen:

"Noch nie seit dem Beginn der 60er Jahre haben die Deutschen so wenig von ihrem Einkommen gespart wie in den letzten vier oder fuenf Jahren, naemlich nur noch etwa zehn Prozent. Was sich fundamental geaendert hat, ist die Einkommensentwicklung und damit offenbar auch die Einkommenserwartung der Mehrheit der Haushalte. Seit Mitte der 90er Jahre ist sogar brutto das Realeinkommen der Arbeitnehmerhaushalte schlicht nicht mehr gestiegen, von netto ganz zu schweigen. Der normale deutsche Haushaltsvorstand muesste verrueckt sein, wuerde er fuer 2004 oder 2005 etwas anderes als Stagnation oder neue Einbussen erwarten."

Und weiter:

"Trotz der massiven Lohnzurueckhaltung - die realen Arbeitskosten sind im Zuge dieser Einkommensstagnation weit hinter dem Zuwachs der [Arbeits-]Produktivitaet zurueckgeblieben - hat die Zahl der Beschaeftigten nicht zu, sondern abgenommen. Folglich ist auch die gesamte den Arbeitnehmerhaushalten zur Verfuegung stehende Kaufkraft nicht gestiegen und der stagnierende Konsum ist eine ganz konsequente Entwicklung. Die Haushalte der Unternehmen haben zwar per Saldo gewonnen, aber offensichtlich nicht soviel zusaetzlich ausgegeben, dass sie die Flaute der Arbeitnehmernachfrage haetten ausgleichen koennen."

Quelle... Ohne Moos nix los - Sparen, eine urdeutsche Tugend, geraet mehr und mehr in die Kritik (von HEINER FLASSBECK), FTD, 09.02.2004

Was Herr FLASSBECK beschreibt, sind die wirtschaftlichen Folgen einer Deflationspolitik. Die gesellschaftlichen Folgen haben bekanntlich nicht lange auf sich warten lassen. Wer der Deflationspolitik der SCHROEDER, CLEMENT, MERKEL, STOIBER + Co. das Wort redet muss wissen, dass er die Zerstoerung der Berliner Republik mindestens billigend in Kauf nimmt.

Internet-Tipp: https://www.flassbeck.de/


Tobias antwortete am 24.08.04 (15:31):

Wolfgang ich bewundere dich was du alles so drauf hast. Warum hast du dies nicht alles als Wirtschaftsminister in der DDR verwirklicht ? Dann wäre es doch zum Schluss so gewesen die DDR hätte die BRD übernommen.

Spass bei Seite. In meiner hohen Zeit hatte ich bis zu 40 Leute beschäftigt. ( Nach Wolfgang ausgebeutet.) Diese Leute hatten ein Recht auf Tariflohn doch für mich gab es keinen Tarif im Gegenteil 16 Stunden pro Tag und kein Wochenende. Sorgen wie ich Geld am Monatsende für Alle zusammen bringe. Arbeit für die kommende Woche kommenden Monaten besorge und das Schlimmste war die schlechte Zahlungsmoral meiner Kunden. Gelder die wegen Kleinigkeiten vom Kunden zurück behalten wurden Mahnverfahren die sich bis in die Unentlichkeit hinzogen interessierten die Arbeiter nicht. Es waren für mich und für meine Familie sehr schwere Jahre und wir hatten oft am Monatsende viel weniger als manch meiner Facharbeiter in der Tasche. An Urlaub war auch nicht zu denken. Wir haben es zusammen durchgestanden sind zwar keine reichen, dafür aber sehr zufriedene Leute geworden. Wir arbeiten immer noch bezahlen noch Steuern mit dem Unterschied wir müssen nicht mehr, jetzt KÖNNEN wir.

Dieser Beitrag ist leider im falschen Thema gelandet aber ich habe leider nicht die Erfahrung am PC diesen dorthin zu setzen wo er hingehört.


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (15:38):

Du bist schon ein toller Kerl, Tobias...


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (15:47):

Zurueck zum leider ernsten Thema... 1932 war das Jahr, in dem die buergerliche Mitte die Weichen endgueltig Richtung Faschismus und Krieg stellte. Es wurde eine Deflationspolitk gemacht, eine Politik zugunsten der 'grossen' Leute und zuungunsten der 'kleinen' Leute.

Fuer diese Politik stand HEINRICH BRUENING (s. Link).

Eine de-facto grosse Koalition aus sich 'christlich' oder 'sozialdemokratisch' oder 'liberal' oder 'konservativ' nennenden Kraeften blies der Weimarer Republik das wirtschaftliche Lebenslicht aus.

Dann uebernahmen die braunen Mordbuben den abbruchreifen Laden und bereiteten den Weltkrieg vor.

Internet-Tipp: https://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BrueningHeinrich/


hugo1 antwortete am 24.08.04 (17:42):

hallo wolfgang,,du schreibst um 15 Uhr: "Noch nie seit dem Beginn der 60er Jahre haben die Deutschen so wenig von ihrem Einkommen gespart wie in den letzten vier oder fuenf Jahren,
Nach dem, was mir bekannt ist, soll die Verunsicherung der Bürger gegenwärtig so groß sein,
das sie kaum noch investieren,
die Händler jammern das die Deutschen kaum noch konsumieren,
die Anreize zum Bauen wie die Eigenheimzulage sollen gekürzt werden und die vielen Schlagzeilen in den Medien über die fehlende Altersabsicherung tun wohl ein Übriges
deshalb kommt mir Deine Aussage etwas spanisch vor
da finde ich die Angaben in einem Artikel der FAZ-Net vom 22. Juni dieses Jahres logisch:

Die Ersparnis der privaten Haushalte stieg im vergangenen Jahr von 160,8 auf 167,4 Milliarden Euro und liegt so hoch wie noch nie seit der Wiedervereinigung.
reden wir da irgendwie aneinander vorbei ? gehst du von anderen Relationen aus (vielleicht einer Gesamtgesellschaftlichen, oder im Verhältnis zum Einkommen ) oder hab ich was in den falschen Hals bekommen ?

übrigens wenn Jo fragt: welche Politik n i c h t gegen die kleinen Leute ist?
und Du antwortest: Unmoeglich ist ein 'goldener' Weg aber nicht.
dann bin ich gespannt auf eine brauchbare, verständliche Version dieses Weges. Die Superreichen und die Habenichtse müssten sich da doch irgendwie die Armut und den Reichtum teilen, oder sonnstwie näherkommen und das fänd ich noch spannender als Rot gegen Rosa


jo antwortete am 24.08.04 (17:47):

Es gibt ein bekanntes Bonmot von Baron Rothschild - leider kann ich es nicht genau zitieren -, der auf die Aufforderung, sein Vermögen auf das Volk zu verteilen, dem Betreffenden sagte:

Hier haben Sie Ihren Dollar.


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (18:00):

Herr FLASSBECK hat das geschrieben, Hugo (vgl. die von mir genannte Quelle... Ohne Moos nix los - Sparen, eine urdeutsche Tugend, geraet mehr und mehr in die Kritik (von HEINER FLASSBECK), FTD, 09.02.2004).

Aber es stimmt trotzdem. Die Angaben in der FAZ stimmen auch und widersprechen dem nicht. Herr FLASSBECK nimmt die aktuellen RELATIVEN Werte und vergleicht sie mit weiter zurueck liegenden RELATIVEN Werten, waehrend in der FAZ ABSOLUTE Werte genannt werden (die nicht sehr aussagekraeftig sind).

Wenn Du das jetzt auch noch aufrdoeselst auf Haushaltsgruppen, dann wirst Du feststellen, dass der Vermoegenszuwachs praktisch komplett zum oberen Fuenftel der Bevoelkerung gegangen ist, waehrend das untere Fuenftel deutliche Einbussen hinnehmen musste.

Kurz gesagt: Die Verteilung der Einkommen und Vermoegen ist in Deutschland in den letzten Jahren nicht nur nicht gleichmaessiger geworden, sondern noch ungleichmaessiger.


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (18:04):

@Jo... Alle Reichen reden gerne das Vermoegen klein, das sie angehaeuft haben. Auf alle verteilt, wuerden jede(r) ein huebsches Suemmchen bekommen. Auf gar keinen Fall aber muessten so viele Menschen Einkommens- und Vermoegenseinbussen hinnehmen, nur damit einige wenige Reiche und Maechtige noch etwas reicher und maechtiger werden.


Miriam antwortete am 24.08.04 (18:11):

Diese (Milchmädchen)Rechnung haben die Reichen der Welt bis jetzt nicht gekannt. Wenn sie dies aber ab heute hier im ST lesen werden, da wird sich sicherlich vieles ändern!
Aufklärung ist alles!


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (19:16):

Einige Zahlen zur allzu schiefen Vermoegensverteilung in Deutschland (Quelle... Prognos AG, Vermoegensbildung ud Vermoegensverteilung, Basel 2002, s. Link):

Zwei Drittel aller Haushalte haben nur ein geringes oder gar kein Vermoegen, das hat die Baseler Prognos AG auf der Basis der Einkommens- und Vermoegensstichprobe 1998 im Auftrag der gewerkschaftseigenen Hans-Boeckler-Stiftung ermittelt.

Waehrend im Schnitt auf jeden Haushalt Vermoegen von 110 000 Euro entfallen (128 000 Euro im Westen, 40 000 Euro im Osten) betraegt das Vermoegen eines mittleren Haushalts lediglich 40 000 Euro (55 000 Euro im Westen, 15 000 Euro im Osten). Ein Viertel aller Haushalte verfuegt ueber hoechstens 7500 Euro.

P.S.: Zum Vermoegen wurden hier alle Arten von Vermoegen gezaehlt, also auch Immobilien.

Internet-Tipp: https://www.prognos.de/


iustitia antwortete am 24.08.04 (19:19):

Was Wolfgang darstellt und belegt - wird immer wieder mit dem dummen Ex-DDR-Knüppel belegt: ab in die DDR oder nach Kuba! (China passt ja nicht mehr!)! Was nie Absicht von Republikanern war, aber denen wundersam passte, die an dem Grundgesetz vorbei Militär duchsetzten, Privatkapitalissisimus organisierten - Unchristlichkeiten allüberall. Bis zur Zerstörung der Sozialdemokratie. (Was die Sozis selber schafften. Und die CDU/FDP nicht zu laut lachen, weil es die Katastrophe sichtbar werden ließe.)
Wer sich heute des Aktienrechts kreativ-kriminell bedient, um Milliarden zu verschieben - wird nicht bestraft.
Mit dieser Raubmentalität ist im 30-jährigen Krieg die Soldateska aller Orten, aller Herrschaften aufgerüstet worden. Volk mordete Volk!
Und nach 1933 gedieh im bürgerlichen Schoß die faschistische Sehnsucht nach dem blöden Volk, dem tollen Führer, dem einen Reich, dem einen Tod (wenn die Deutschen nicht siegen würden)!
Heute braucht man nur die Steuergesetze konsequent anzuwenden für die privaten Transfers - und man kann sich vollfett brüsten, jeden Etat in Berlin hochgehen zu lassen - und die wenigen Kritiker dieser Beraubung an der Gemeinschaft in die DDR-Vergangenheit schicken.


Tobias antwortete am 24.08.04 (20:30):

Ja was Wolfgang darlegt und wie immer belegt ( im System konnte man nur so etwas werden ) ist eine Umverteilung von oben nach unten.

Nehmen wir das Geld der Superreichen und verteilen es auf die breite Bevölkerungschicht die wenig hat, dann reicht es gerade für zwei Eintrittskarten ins Fussballstadion.
Nach der Verteilung werden dann alle BMW Mercedes und Porsche Arbeiter entlassen weil keiner mehr genügend Geld hat sich so ein Vehikel zu kaufen. Dann sind alle gleich haben alle nichts mehr, aber die IDEE war doch grandios.

Geldverteilen ist sehr leicht, Geldverdienen aber sehr schwer.

P.S. Den Beleg für die zwei Eintrittskarten kann ich leider nicht liefern, denn das Geld könnte auch für zweieinhalb reichen.



Miriam antwortete am 24.08.04 (20:54):

@Tobias,

das ist eine Diskriminierung sondergleichen, Du willst mich mit diesen zwei Karten für das Fussballstadion abfinden, ich aber hasse Fussball. (Dies war nebenbei ein Outing)

Also gehe ich persönlich bei dieser Umverteilung leer aus. Wo, frage ich Dich, bleibt die Gerechtigkeit?


hugo1 antwortete am 24.08.04 (21:00):

na Tobias da untertreibste aber mächtig gewaltig
,,allein das Vermögen der Aldis reicht für 6 Dauerkarten beim Deutschen Meister Bremen für die gesamte Saison für 80 Millionen Fans
Wir Alle zusammen müßten Tag und Nacht ununterbrochen Fussball gucken -und das direkt im Stadion in der Vip-Loge, um wenigstens einen Teil des Vermögens und des Einkommens der Reichen in Deutschland auf diese Art zu verprassen.
Da möcht ich gerne neben Dir sitzen und Dein langes Gesicht nach ca 50 Stunden bewundern. Ich glaub wir beide würden auf diesen Reichtum an Freikarten doch in Bälde verzichten und uns näherliegenden Beschäftigungen zuwenden----z.B. fröhlich über Rot gegen Rosa diskutieren im ST. *gg*


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (21:45):

Hier noch ein Link fuer die, die sich ernsthaft mit dem Faktum der immer schiefer werdenden sozalen Schieflage auseinandersetzen wollen (denn dieses Faktum ist der wirtschaftliche Hintergrund fuer die aktuellen, haerter werdenden Auseinandersetzungen):

Die Mathematik der Ungleichheit (von GOETZ KLUGE)
https://www.umverteilung.de/verteilung.htm

Internet-Tipp: https://www.umverteilung.de/verteilung.htm


eko antwortete am 24.08.04 (22:50):

Wenn die Albrecht - Brüder von vornherein gewusst hätten, dass ihnen die Wolfgangs ihr erarbeitetes Vermögen wieder abjagen würden, hätten sie sicher nicht mit Aldi angefangen und lieber Steine geklopft.

Ich frage mich jetzt bloss: Wo in aller Welt würden wir dann jetzt einkaufen? Bei Lidl? Na, die täten sich freuen!;-))


schorsch antwortete am 25.08.04 (10:31):

Wer glaubt, dass, je mehr das Volk spart (sprich auf die Hohe Kante legt), umso besser gehe es ihm, liegt falsch. Überlegt euch doch mal: Würde jeder und jede den halben Lohn zur Bank bringen, würde er/sie weniger konsumieren, die Läden und Gewerbler könnten weniger verkaufen, sie müssten die Löhne der Mitarbeitenden herab setzen, diese könnten noch weniger kaufen, die Unternehmer könnten noch weniger verkaufen.....

Und wenn nun jemand meint, mit vermehrtem Sparen würden wenigstens die Banken profitieren, irrt sich ebenfalls. Denn je mehr Geld auf den Banken liegt, umso grösser wird die Gefahr, dass sie dieses für riskante Geschäfte leihen. Aber leihen müssen sie ja, denn das Geld nützt nichts, wenn es einfach im Safe verschwindet. Und es muss wenigstens so viel Gewinn einbringen, dass die Angestellten der Bank Lohn erhalten können.

Man sieht: Es ist verdammt schwierig, zwischen In- und Deflation zu lavieren.


Wolfgang antwortete am 25.08.04 (10:37):

Duemmlicher geht's wohl nimmer... Zurueck zum Thema... Arbeitslosigkeit ist die Kraetze, von der eine kapitalistische Volkswirtschaft staendig (mal weniger, eher mehr) befallen ist. Arbeitslosigkeit ist ein sicherer Weg in die private und in die oeffentliche Armut.

Arbeitslosigkeit entsteht immer dann, wenn die Arbeitsproduktivitaet staerker waechst als das gesamte Wirtschaftsprodukt.

Diese Situation haben wir mindestens seit den 90er Jahren.

Arbeitslosigkeit befoerdert die Umverteilung von unten nach oben. Der Faktor Arbeit wird billig wie Dreck... Arbeit wird unter den gegeben Bedingungen immer uninteressanter und kann immer weniger Menschen auskoemmlich ernaehren.

Eine Umverteilung findet also permanent statt. Nur eben nicht von oben nach unten (wie das wirtschaftlich und politisch gesehen vernuenftig waere), sondern, ganz unvernuenftig, von unten nach oben (dorthin also, wo sich der Reichtum haeuft und dort ab einer bestimmten Haeufung ebenfalls nicht mehr rentierlich angelegt werden kann).

Nachhaltig ist solch ein System nicht. Im Gegenteil: Solch ein System - wird nichts dagegen getan - zerstoert sich schnell selbst.

Wurde wirklich nichts gelernt aus dem Scheitern der Weimarer Republik ?


Wolfgang antwortete am 25.08.04 (10:38):

Damit es kein Missverstaendnis gibt, Schorsch: Mein Satz 'Duemmlicher geht's wohl nimmer...' bezieht sich auf Eko's Beitrag, der vor Deinem steht. ;-)


Wolfgang antwortete am 25.08.04 (10:41):

Einen prima Link moechte ich empfehlen... Informationen satt gibt es dort ueber die von mir beschriebene permanente (so unvernuenftige wie systemimmanente) Umverteilung von unten nach oben:

https://www.wem-gehoert-die-welt.de/

Internet-Tipp: https://www.wem-gehoert-die-welt.de/


Miriam antwortete am 25.08.04 (10:47):

Scheint wohl alles an Argumente zu sein, was Wolfgang heute, den 25.8.04, zur Verfügung steht. Soeben im Thread über Israel meine Aussagen als solche qualifiziert.

Morgen werden dann die anderen Schablone aus der Trickkiste gezogen.

Wir dürfen gespannt sein, welche dann an die Reihe kommen.


Wolfgang antwortete am 25.08.04 (11:05):

Auch hir wieder, Miriam, ist Deine miese Anmache zu lesen... Dir gehen die Argumente aus. Also versuchst Du MitdiskutantInnen persoenlich anzugreifen.

In Kuerze wirst Du dann wieder ein Thema aufmachen und ueber 'Killerphrasen' jaulen und die 'kommunikativ Kompetente' spielen.

Merkst Du eigentlich gar nicht, dass Du ohne Sinn und Verstand selber Killerphrasen in die Foren setzt ?

Ist das Dein Ideal von 'kommunikativer Kompetenz'?


Wolfgang antwortete am 25.08.04 (12:26):

'1932 in Sicht ?' fragte Jo in seinem Eroeffnungsbeitrag. - Meine Antwort: Das kann so kommen... dann, wenn die Deflationspolitik der SCHROEDER, CLEMENT, MERKEL, STOIBER + Co. wider alle Vernunft, aber im Interesse weniger Reicher und Maechtiger durchgezogen wird.

Auf folgende Zahlen moechte ich aufmerksam machen:

"In Deutschland entwickelte sich die [Wirtschafts-]Krise schaerfer als in den anderen Laendern [...]. Die Produktion ging bis 1932 um ueber 40 Prozent zurueck und die Zahl der Arbeitslosen stieg auf 6 Mill. (44,4 Prozent). Die sozialen Folgen waren verheerend. Der Nettowochenlohn der Industriearbeiter fiel von rd. 42 RM 1929 auf rd. 22 RM 1932, wobei das Existenzminimum 1932 bei rd. 39 RM pro Woche lag. Selbst 70 Prozent der Aerzte verdienten 1932 weniger als 170 RM im Monat. In Preussen wurden von 22.000 Lehrerabsolventen nur 990 in den Schuldienst übernommen. Das sind gerade mal 4,5 Prozent der Absolventen. Die Zahl der zwangsversteigerten Bauernhoefe stieg von 3.173 im Jahre 1929 auf 7.060 im Jahre 1932. Die Pleiten von Kleinbetrieben stiegen auf ueber 40.000 pro Jahr. 1930 gingen selbst 1142 groessere Betriebe in Konkurs."

"In dieser Situation griffen die Regierungen Bruening, Papen und Schleicher [die letzten Administrationen vor der HITLER-Administration] zu einer Politik des Sparens und des Sozialabbaues, was die Krise und die sozialen Spannungen noch verschaerfte. Die Beamtengehaelter wurden gekuerzt, die Arbeitslosenunterstuetzung wurde von 26 auf 6 Wochen begrenzt, die Renten wurden stark gemindert und die Leistungen der Krankenversicherung wurden abgebaut, um nur einige zu nennen."

Quelle... Die Wirtschaftspolitik im Nationalsozialismus. Die wirtschaftliche Situation am Ende der Weimarer Republik (von HANS JUERGEN SCHOENAMSGRUBER, GLASNOST Berlin, s. Link)

Sollten die Reichen und Maechtigen und ihre politischen Agenten wirklich nichts gelernt haben aus dem Scheitern der Weimarer Republik ?

Oder nehmen sie gar bewusst das Scheitern der Berliner Republik in Kauf um dann, wie 1933 nach dem endgueltigen Scheitern, mit fliegenden Fahnen ueberzulaufen zu den braunen Mordbuben (die bekanntlich schon in Lauerstellung liegen) ?

Internet-Tipp: https://www.glasnost.de/autoren/schoen/nswirt.html


ricardo antwortete am 25.08.04 (14:20):

Die Zeit 1933 ist mir als damals fünfjährigen deshalb gut in Erinnerung, weil wir damals nicht nur unser Haus, sondern mein Vater seine Existenz, nicht aus wirtschaftlichen sondern aus politischen Gründen verloren.
In unserer Straße formierte sich im März 33 ein Schlägertrupp der Kommunisten mit SchalmeienKapelle. Vor denen hatten die Leute noch mehr Angst als vor den Nazis.
Hätten damals die Kommunisten die Macht übernommen. es wäre uns nicht besser ergangen.
Wenn heute hier so Amateur-historiker meinen zu wissen, was damals geschah, so fehlt ihnen völlig die eigene Erfahrung und die Urteilsfähigkeit dazu.

Deutschland hat bis heute Mühe, die demokratische Lektion zu lernen.Es fehlt noch an einer längeren Tradition.
Zu einer demokratischen Diskussion hier gehört, den anderen zu achten.
Sowohl die Nazis als auch die Roten waren bekannt für ihre rüden Schimpfereien!