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THEMA: Zahlen und Moral
3 Antwort(en).
Illona
begann die Diskussion am 15.08.04 (06:20) :
Zahlen und Moral
Wenn aus einem Boot fast nackte, erschöpfte, kranke und hungrige Menschen in ein Boot der Küstenwache umsteigen, wenn eine kleine Gruppe Afrikaner mit letzter Kraft am Zaun steht: Dann wird niemand, der auch nur einen Rest von Mitgefühl aufbringt , NEIN zu diesen Menschen sagen. Ihnen muss geholfen werden: Europa ist reich und wohlorganisiert genug, dies zu tun.
Wenn aber tatsächlich jene Millionen kommen sollten, die als Nachahmer der erfolgreichen Flüchtlinge vor der afrikanischen oder asiatischen Not an den Europas Türen klopfen, dann wird es schwieriger. Würden die Anhänger der reinen Moral dann bei 5 Millionen jährlich oder erst bei 20 Millionen jährlich umdenken? Es ist anzunehmen, dass in Europa kaum einer glaubt, die persönliche Not von einer Milliarde Menschen durch Asyl in Europa zu lösen. Afrika und Asien können nicht in Europa gerettet werden.
Die Moral hat ihrer Natur nach nichts mit der Zahl zu tun.
Die Moral hat ihrer Praxis nach viel mit der Zahl jener zu tun, denen geholfen werden muss.
In diesem Dilemma müssen sich Europas Moralisten wie Realisten täglich fragen, wo ist die vertretbare Grenze ihrer Meinung , die über Leben und Tod anderer Menschen wesentlich mitentscheidet.
Wie würden wir entscheiden?
Eine " vernünftige" Moral gibt es hierbei nicht!
Gruß Illona
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julchen
antwortete am 16.08.04 (05:01):
Sehr gut gesagt, Illona!
Dies ist nicht nur eine Europaeisches Problem, sondern sehr wohl auch ein US-amerikanisches, sowie Kanadisches (Doris darf mich jederzeit berichtigen hier :))
Das dilemma ist doch wahrlich: welches Kind ist das erste Kind, welches man wieder ins Meer stoesst. Und welches Kind ist das letzte Kind, das den Europaeischen/Amerikanischen/Kanadischen Geldesel in die Knie zwingt?
Persoenlich mute ich mir nicht an, dafuer auch nur den Geruch einer Antwort zu haben!
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dirgni
antwortete am 16.08.04 (10:01):
Die moralische Verspflichtung, Flüchtlinge und Vertriebene aufzunehmen, wird sicher von niemandem bestritten.
Was aber wenn wir am Beginn einer "neuzeitlichen Völkerwanderung" stehen?
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schorsch
antwortete am 16.08.04 (17:40):
Bringt den potentiellen Flüchtlingen Frieden und Arbeit ins Land, uns keiner mehr wird den Wunsch haben, bei uns solches zu suchen.....
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