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THEMA: Was macht mehr Sinn .... ?
14 Antwort(en).
Medea.
begann die Diskussion am 01.08.04 (08:48) :
Bundesinnenminister Otto Schily hat seinen Vorschlag zur Errichtung von Auffanglagern für Flüchtlinge in Nordafrika verteidigt. Die Kritik der Grünen daran hat er scharf zurückgewiesen, besonders an Joschka Fischer, der ihm vorwarf, seine Idee nicht zuendegedacht zu haben. "Das muß ich an die Adresse des Kollegen Fischer zurückgeben: Mir scheint, er hat nicht zu Ende gedacht." Schily: "Die Vorstellung, wir könnten die Probleme von Krisenregionen in Afrika lösen, indem wir die Menschen nach Europa holen, ist falsch."
Handlungsbedarf ist längst angesagt. Wie ist Eure Meinung dazu?
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Miriam
antwortete am 01.08.04 (09:29):
Hallo und guten Morgen, Medea,
Du fragst nach unserer Meinung, und ich muss gleich am Anfang gestehen, dass sich eine eigene Meinung bilden in diesem komplexen Thema, sehr schwer fällt.
Denn es ist, genau wie für andere Themen unserer Zeit, eine verhältinsmässig neue Problematik, wenn man die Dimenssionen des Problems mitberücksichtigt. Ich wies gerade vor einigen Minuten, in einem anderen Thread daraufhin, dass bei neu aufkommenden Problemen der Zeit, eine definitive Antwort sehr schwer fällt, und sogar kontraproduktiv sein kann. Eine Diskussion darüber, die uns erlaubt das Problem annähernd überhaupt zu begreifen, finde ich sehr sinnvoll.
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Karl
antwortete am 01.08.04 (09:47):
Auffanglager in Nordafrika einzurichten bedeutet ja noch keinesfalls die Probleme der Afrikaner vor Ort zu lösen. Da baut Schily einen falschen Zusammenhang auf.
Andererseits, der für sich stehende Gedanke "Die Vorstellung, wir könnten die Probleme von Krisenregionen in Afrika lösen, indem wir die Menschen nach Europa holen, ist falsch" ist richtig.
Die beste und humanste "Abwehr" des Flüchtlingsstroms wäre es, den Menschen in ihrer Heimat zu helfen. Noch nie war Entwicklungszusammenarbeit so wertvoll wie heute!
Ich bin aber auch der Überzeugung, dass wir uns dem Flüchtlingsstrom nicht völlig verschließen können. Wir können nicht unsere eigene Bevölkerung ausdünnen und darauf bestehen, dass aus dem Drucktopf Afrika niemand reinkommt.
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schorsch
antwortete am 01.08.04 (09:47):
Auch ich bin der Meinung, dass man die Probleme dort lösen muss, wo sie entstehen. Das kann aber nicht (nur) mit Sammellagern geschehen, sondern indem man die dortigen Machthaber zwingt, die Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen....
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Karl
antwortete am 01.08.04 (09:54):
@ schorsch,
ähnlich und zeitgleich gedacht. Nur das "zwingen" gefällt mir nicht. Kolonialismus ist die Ursache vieler Übel in Afrika. Entwicklungszusammenarbeit ist besser und betont die Partnerschaft. Wenn wir "zwingen" wollen, machen wir alles schlimmer.
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juergen1
antwortete am 01.08.04 (12:11):
Was wäre wenn ?
Politiker mal einig wären UND denken könnten :-(
Da dem nicht so ist - nie sein wird - ist jede Diskussuíon eigendlich sinnlos.
Richtig wäre, Entwicklungshilfe UND "geschulte" Entwicklungshelfer vor Ort walten zu lassen.
Ein ehemaliger Nachbar, Entwicklungshelfer, pralte mal ganz stolz, wie er von seinem Frühstückstisch ( in Afrika ) beobachten konnte, wie "Leute" sich aus seinem Abfalleimer mit Essensresten bedienten. Er hatte ne schöne Zeit dort unten, meinte er zum Schluss.
Eine andere Möglichkeit: Ganz Afrika und China gleich mit, nach D einreisen lassen. Wenn dann alle schön nebeneinander stehen, braucht keiner frieren. Ich glaube, hieran wird zur Zeit "gearbeitet"
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Mechtild
antwortete am 01.08.04 (13:06):
Keine einfache Frage. Verstehen kann ich die Menschen, die fliehen, denn auch sie haben nur ein Leben. Wenn es in der Heimat keine Zukunft gibt, verlässt man die Heimat. Nur wer soll in den Ländern eine Demokratie aufbauen, wenn nicht die Menschen, deren Heimat es ist. Otto Schily hat sich das fein ausgedacht. Wir zahlen und haben mit den Flüchtlingen/Menschen nichts mehr zu tun. Das Geld was wir für die Lager zahlen wird in irgend welchen Kanälen verschwinden und die Flüchtlingslager in Afrika werden der Horror werden. Hilfe für die 3. Welt wird es nicht sein. Vernünftige Hilfe kann nur sein, dass die 1. Welt ihre Märkte für die 3. Welt öffnet und faire Preise für die Ware zahlt. Das würde jedoch in Europa und den USA viele Produkte teurer machen und eine andere Weltwirtschaft bedeuten. „Geiz ist geil“ und wer billig ist, ist auch gut, wird dann nicht mehr als Ideologie funktionieren. Unsere Mittelschicht wird das nicht wollen, denn es bedeutet, dass viele Produkte teurer werden und ein Leben auf Kosten der Ärmeren nicht mehr geht. Die ganz Reichen beuten anders aus. Sie betrifft es nicht, wenn Konsumgüter teurer werden.
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seewolf
antwortete am 01.08.04 (13:53):
Mechthild -
Du triffst den Nagel auf den Kopf und den Durchsschnittsverbraucher an seinem empfindlichsten Nerv.
Geiz ist geil... All inclusive ist schön...
Nehmen wir zur Veranschaulichung ein Alltagsprodukt - den Kaffee. In den Supermärkten zahlt man m.W. heute ca ä 2,50 - 3,00 für das Pfund; das entspräche - und DIES einmal für all die Euro=Teuro-Propagandisten ! - rund DM 5,00 - 6,00. Ich erinnere lange zurückliegende Zeiten, da kostete dieselbe Menge das doppelte und mehr. NIemand hat damals auf seinen Kaffee verzichtet. Wenn nun heute die Preise derart niedriger sind, dann mit Gewißheit zulasten der Erzeuger, also der sog. Drittwelt-Länder, in denen Kaffee angebaut wird.
Es wäre Sache aller Redlichen, die Preise für solche Erzeugnisse nicht ständig drücken zu wollen - mit den Mechanismen des Marktes, nämlich ihrem Kaufverhalten.
Dies gilt für alle Erzeugnisse aus jenen Ländern. Beispielsweise auch für Textilien aus Asien usw.
Es sind m.E. NICHT die Konzerne, die die dritte Welt ausbeuten, sondern die Verbraucher und Touristen.
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Medea.
antwortete am 01.08.04 (14:16):
Eine Idee wird geboren, auf den Prüfstand gestellt, dabei wird sich dann Sofort-Machbares, Längerfristig- Machbares oder leider zur Zeit Nicht-Machbares herausstellen (im letzteren Fall muß neu überdacht werden).
Land ist in Nordafrika in Massen vorhanden und mit den heutigen Technologien ist auch eine Wüste in solches zu verwandeln - schwieriger dürfte die Frage sein, welches der nordafrikanischen Länder Interesse daran hätte, Flüchtlingen aus dem Kontinent eine Bleibe zu bieten.
"Auswandern" aus Not, Furcht vor Verfolgung und um das Leben gab und gibt es zu allen Zeiten - bei einer realen Chance könnten afrikanische Menschen in ihrem Erdteil bleiben, wenn sie erst einmal einen sicheren Platz gefunden haben. Wie der zu gestalten wäre, müßte anhand der Bedürfnisse ermittelt werden und die Europäer sind hier menschlich und logistisch in die Pflicht zu nehmen.
Mein kleines Gedankenspiel ist nur ein simpler Anstoß in eine Richtung, die ich nicht von vornherein 'als nicht zu Ende gedacht' in die Ecke stelle, sondern von dem ich hoffe, daß noch viele daran teilnehmen werden.
Lager nach palästinensischem 'Vorbild' sind indiskutabel, aber an solche wird weder Otto Schily noch ich einen Gedanken verschwenden.
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schorsch
antwortete am 01.08.04 (16:52):
Lieber Karl, Kriegstreiber, Völkermörder & Co lassen sich nicht auf Bitten ein - nur auf Zwang.
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Karl
antwortete am 01.08.04 (17:27):
... durch Krieg? Da beißt sich die Katze wohl in den Schwanz. Das ist die Logik, die immer zum Krieg führen wird.
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ueberhaupt
antwortete am 02.08.04 (22:47):
Eigentlich kann ich mir von Natur aus recht schnell eine eigene Meinung zu wichtigen und interessanten Themen bilden. Ich gestehe aber, dass ich es hier auch noch nicht kann. Einzig denke ich, dass Herr Schily mit seinem Vorschlag eine Diskussion losgetreten hat, die schon lange fällig war. Bisher hatte ich, wenn ich Gespräche über das afrikanische Flüchtlingsproblem hatte, die schlimme Vision, dass, wenn wir weiterhin nichts Vernünftiges tun, in 10, 20 oder 50 Jahren von Afrika aus unweigerlich eine Invasion Europas stattfinden muss. Wie das aussehen sollte, kann ich mir angesichts des Meeres dazwischen im Moment nicht vorstellen; aber vor 50 Jahren konnte sich auch noch niemand vorstellen, dass Amerika einmal so fürchterlich, wie am 11. September, angegriffen werden könnte. Mein augenblickliches Fazit: Lassen wir alle derzeitigen Meinungsbeiträge ruhig zu; in der Hoffnung, dass daraus am Ende etwas Vernünftiges wird. Die schlimmste Beobachtung in all den Jahren ist für mich eigentlich, dass Politiker hüben wie drüben noch nicht mit voller Kraft auf den Zug "Menschen für Menschen" von Karlheinz Böhm aufgesprungen sind. Wir müssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass es auf dem afrikanischen Kontinent noch immer und noch lange Diktatoren gibt, die Lust an Macht, Unterdrückung, Krieg und Geld haben. DAS wegzukriegen, hat bei uns auch verdammt lange gedauert.....und richtig fertig sind wir damit auch noch nicht.
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Medea.
antwortete am 03.08.04 (08:55):
Bereits vor ca. zehn Jahren habe ich einen Film in einem Seminar gesehen, in dem sich die Afrikaner aufmachen, den Kontinent Europa "zu erobern", um in dieses gelobte Land zu gelangen. Die "Invasion" erfolgte über die Meerenge von Gibraltar.
Schon damals war Sinn des Seminars, die Europäer aufzurütteln, den schwarzen Menschen in ihren eigenen Ländern mit Rat und Tat, mit Hilfe zur Selbsthilfe zur Seite zu stehen - der verzweifelte Weg nach Europa wäre in jedem Fall der verkehrte.
Überhaupt, ich finde auch, daß das von Otto Schily in die öffentliche Diskussion gebrachte Problem großer Aufmerksamkeit bedürfte - und wünschte mir, daß auch im ST die vielen zwar Lesenden, aber leider Schweigenden ihre Meinung dazu äußerten.....
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schorsch
antwortete am 03.08.04 (10:03):
Im Moment ist die Invasion der Schwarzafrikaner in Europa noch wie ein Rinnsal, das man mit wenig Mühe kanalisieren kann. Aber wehe, wenn dem Rinnsal nicht dort Einhalt geboten wird, wo es entsteht - das Rinnsal wird zum reissenden Fluss werden, der die Dämme und die Orte in Europa überflutet.....
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DorisW
antwortete am 03.08.04 (20:47):
Ein zynischer Vergleich für Menschen in Not, schorsch, und deiner eigentlich nicht angemessen. Aber es ist natürlich eine schön einfache Sichtweise, denn gegen Naturkatastrophen darf man sich ja wehren, nicht wahr.
Allerdings tragen solche Betrachtungsweisen nichts zur Lösung bei. Ganz im Gegentum. Angst ist ein schlechter Ratgeber.
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