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THEMA:   Der Ethnologe Thomas Hauschild über El Kaida und den Terrorismus als eine Sprache der Tat

 59 Antwort(en).

Miriam begann die Diskussion am 29.07.04 (11:57) :

Es geht in meinem Beitrag um ein Interview mit dem Ethnologen Thomas Hauschild. Leider besteht dieses Interview nur als Videostream - und dies ist keine gute Diskussionsbasis. So habe ich den grössten Teil des Gesprächs in eine schriftliche Version umgesetzt.
Das Interview führte Tina Mendelsohn von der Redaktion der Kulturzeit (3SAT)am 27.07

F:
Herr Hauschild, Sie fordern uns auf, statt von Terror von Krieg zu sprechen und aufzuhören die vermummten islamistischen Terroristen "Monster" zu nennen, sondern sie als unsere Feinde zu begreifen. Das heisst, wir sprechen ihnen keine Rationalität zu.

T.H.:
Ja, wenn man einen Krieg gewinnen möchte oder mit einem gefährlichen Gegner fertig werden möchte, dann muss man wissen was es mit diesem Gegner auf sich hat.

Dies ist mir das erste mal bewusst geworden, als das Video auftauchte, das Osama bin Laden zeigte,im bombardiertem Kandahar , mit seiner ganzen Kohorte, mit seinen Anhängern und mit einem Scheich der aus Saudi-Arabien angereist ist, durch die ganzen Kriegsgebiete hindurch. Dieser Mann muss, sagenhaft reich, über unglaubliche Mittel verfügen.

Da fiel mir als Spezialist für mediterane Religionen, für nahöstliche Religionen doch sehr auf, dass das Gespräch, während der Bombenhagel über all dies sich legt zwanzig Meter weiter, das Gespräch sich vollzieht wie alle gemütlichen Nachmittagsgespräche zwischen leicht religiös angehauchten Leuten des Mittelmeerraumes. Dies kann man auch in Italien oder Spanien belauschen - das hat es früher auch in Deutschland gegeben.
Es ist ein Gespräch über Träume. Es sind Menschen, die ihre Träume verhandeln und versuchen ihre Träume zu realisieren und zwar so rational und radikal wie möglich. In diesem Gespräch ist auch von Körperkonzepten und Körperkünsten dieser Gruppe El Kaida die Rede und man begreift, das ganze ist viel mehr als eine Versammlung von Irren oder Sadisten. Dies ist eine spirituelle Gemeinschaft....

(Fortsetzung folgt)


Miriam antwortete am 29.07.04 (12:41):

(Fortsetzung)

Dies ist eine spirituelle Gemeinschaft, eine politische Strömung, es ist Teil einer riesigen islamischen Jugendbewegung in der man sich über manche Dinge, die wir sehr seltsam finden, vollkommen einig ist, bis hin z.B. zu dieser krausen Theorie, dass die Türme in New-York, in Manhattan, vom Mossad zum Einsturz gebracht worden wären.

Es ist ein ganzes Geflecht von Verschwörungstheorien und wieder von Aktionseinheiten und von Praktiken - und dieses Geflecht, das hat seine Rationalität, das hat seinen inneren Sinn und den müssen wir entschlüsseln und begreifen, um Schwächere zum Aufhören des Kampfes bewegen zu können, und um die Aktionen der Stärkeren und Gefährlicheren vorherahnen zu können.
Und das geschieht zu wenig, vor allem in Deutschland.

F.
Sie fordern uns auf zu kommunizieren. Aber wie soll man dies?
Körperkulturen ist eine Sache, Köpfen und Kehlen durchschneiden vor laufenden Kameras, eine andere Sache
Welche Art der Kommunikation schlagen Sie denn vor, und wer soll die denn tun?

T.H.:
Also eine Grundform der Kommunikation ist erstmal, dass man überhaupt begreift worum es den Gegenüber geht und das wird hier zu wenig betrieben

Es ist ganz schwer die Communiques der El kaida zu lesen, zu lesen zu bekommen, man bekommt immer nur ganz seltsame kleine Auszüge.
Viele Dokumente gelten als authentisch mittlerweile, sind aber nichtmal in einer geschlossener Übersetzung vorhanden.

Demnächst wird ein Buch erscheinen, das die Handlungsanleitung für Muhamed Atta bringt. Das ist sehr schön, dass jetzt Kippenberg, ein bremer Religionswissenschaftler das macht, aber uns fehlt weiter das ganz massive Wissen das wir brauchen, um uns dieser Herausforderung zu stellen.
Und dieses Wissen, das muss auf ganz vielen Ebenen produziert werden, von Geheimdiensten und von Wissenschaftler...

(letzter Teil folgt gleich)


Miriam antwortete am 29.07.04 (13:30):

(letzter Teil des Interviews)

Und dieses Wissen, das muss auf ganz vielen Ebenen produziert werden, von Geheimdiensten und von Wissenschaftlern, aber auch von einer kritischen und klugen Öffentlichkeit, die sich zum Beispiel mit den islamischen Gemeinden, mit den muslimischen Gemeinden in Deutschland auseinandersetzt und fragt, ja, wer findet das gut und wer findet das alles nicht gut, was sind für Kräfte hier am wirken?
Eine breite Auseinandersetzung ist hier gefragt--und eine breite gegenseitige Kenntnisnahme.

F.
Eigentlich müsste man doch denken: Frankreich und Deutschland, die Kriegsgegner, die Kritiker Israels, die Vermittler in arabischen Konflikten, die müssten so zu sagen vor den Anschlägen gefeit sein. Ist das so?

T.H.
Das ist natürlich ein Irrglaube! Die sind nur so lange gefeit, wie sie sich ungefähr so verhalten wie die Kämpfer von El Kaida und ähnlichen Gruppen das so erfahren, bis die denken : "ja, die verhalten sich so wie sie sollen."

So wie hier eine eine Abweichung eintritt, so wie hier Deutschland und Frankreich einen eigenen Standpunkt stärker vertreten werden, wird es auch zu grossen, spektakulären Anschlägen kommen.
Das ist ganz selbstverständlich, die Fähigkeit ist dazu da, die Geldmittel sind dazu da, die Leute sind dazu da...

F.
Das heisst also doch der Westen gegen den Feind dann?

T.H.
Na ja, sehr ausgewählt!
Islamisten sind ja keine Rassisten. Sie meinen ja nicht , dass alle Menschen im Westen schlecht sind. Sie wollen nur, dass alle Menschen im Westen sich genau so verhalten wie sie letztendlich - und ihre Frauen verschleiern sich, die Männer beten täglich, man führt die Scharia ein, dann ist alles wunderbar!

Der Islam ist eine multikulturelle und multirassische Religion. Es geht garnicht um einen Kampf der Kulturen aus der Sicht von El Kaida, dabei.
Sondern es geht um Wohlverhalten das erzwungen wird, das eben auf allen Wegen versucht wird herzustellen.....

...Wenn Deutschland wieder stärker in die Koalition gegen den Terror eirücken (sollte), würden hier sofort auch Anschläge stattfinden.
Der Ring zieht sich zu. Wenn man eine Karte anlegen würde, in zeitlicher Überschichtung und sich das anschaut, dann sieht man, dass die grosse Anschlagsstrategie von El Kaida systematisch auf Mitteleuropa zuwandert - und man wird nicht zögern, dies in die Tat umzusetzen.

Sicherlich gibt es bereits Gruppen die daran arbeiten, wenn hier irgendein Punkt eintritt der für El Kaida unannehmbar ist und der uns zu Kriegsgegnern macht.

Wir sind nur im Moment davon ausgenommen.


Medea. antwortete am 29.07.04 (14:53):

Nun, die Frage ist, wie lange wird dieser Moment noch dauern?

Ich neige schlecht zu 'Wohlverhalten' und dürfte da nicht die einzige sein, die sich weigern würde, aus meiner bisherigen Lebensform, die für mich genau die richtige ist, auszusteigen ....


seewolf antwortete am 29.07.04 (15:22):

Medea -

geht mir genau so !

Wir werden dann Seite an Seite oder Rücken an Rücken stehen und uns - im Sinne Wolfgang'scher Terminologie - als rassistische Kulturkrieger gegen die einzig tolerante Armee von islamischen Immigranten verteigen...

:-)


Miriam antwortete am 29.07.04 (15:47):

Hallo Medea,

in keinen Fall ist die Auffassung von Thomas Hauschild als Aufforderung zum Wohlverhalten zu begreifen.
Ich habe es eher als ein Aufzeigen der Auswegslosigkeit begriffen.

Wir alle haben völlig falsche Vorstellungen von dem, was eigentlich das Lebenskonzept, die Lebensauffassung in dieser für uns völlig hermetischen Welt bedeutet.

Sehr bezeichnend und auch m.E. als aha Erlebnis gedacht, ist die beschriebene Videoszene während des Bombenhagels, währenddessen das "gemütliche Nachmittagsgespräch" fortgeführt wird.

Auch ist diese unerbittliche Haltung der islamistischen, militanten Gruppierungen, nach der eigentlich alles was sich nicht nach deren Regeln verhält abgelehnt wird, sehr gut erfasst.

Ich fand es so eine gute Bestandaufnahme, dass ich mir sogar (gerne!) die Mühe gemacht habe vom Videoband alles schriftlich aufzuzeichnen.

@Karl, falls möglich bitte die zwei Fehler im Titel korrigieren. Der Titel sollte erst heissen : "Interview mit dem Ethnologen..." und ich habe versäumt den "n" zu entfernen.


mart antwortete am 29.07.04 (16:20):

Vielen herzlichen Dank für deine Mühe, Miriam.

Es hat sich sicher gelohnt auch diese Meinung zu hören.


"Propaganda der Tat

Terrorismus ist Propaganda der Tat, eine Sprache der Tat, die wir oft nicht richtig verstehen, weil wir zu bequem sind und uns in Sicherheit wiegen, sagt der Ethnologe Thomas Hauschild.

Was können wir also tun, um den Terror zu verstehen? Die Schlinge des Terrors zieht sich zu. Seit dem Attentat in Madrid kann sich auch Europa nicht mehr vor den El Kaida Terroristen sicher fühlen.

Frankreich und Deutschland nehmen eine besondere Stellung ein: Hier haben radikale Muslime schon lange Politik gemacht.
Die Terroristen spekulieren auf eine partiell antisemitische, partiell pazifistische Öffentlichkeit und auf die araberfreundlichen, vermittelnden Positionen, die hier aufgebaut wurden. Doch Europa zögert noch, die komplexe Struktur von El Kaida, ihren intellektuellen Anspruch zu erkennen, mahnt Hauschild.

Panik hervorzurufen ist sicherlich unklug. Doch es ist Zeit, die strategischen Optionen der Terroristen zu verstehen, ihre Kriegsführung offen zu diskutieren und Gegenmaßnahmen zu beraten."

Gerade den letzten Absatz finde ich wichtig - das Abwürgen dieser Diskussion kann nicht im Sinne der überwiegenden Mehrzahl der Europäer sein.

Internet-Tipp: https://www.3sat.de/3sat.php?https://www.3sat.de/kulturzeit/themen/68785/


Medea. antwortete am 29.07.04 (16:31):

Hallo Miriam -
ich habe es schon richtig begriffen: nein Thomas Hauschild ruft nicht zum "Wohlverhalten" auf, er zeigt nur an, was die "andere Seite" von den Westlern erwartet, nämlich das Wohlverhalten, was der Islam voraussetzt, wenn er uns allen seine Vorstellungen aufstülpt, die die allein seligmachenden sind.
Ich finde das Interview sehr aufschlußreich und danke Dir für die Mühe, die Du Dir damit gemacht hast, es hier auszudrucken.


Medea. antwortete am 29.07.04 (16:33):

Hallo Seewolf,

ich sehe uns auch schon Seit' an Seit' :-)),

Du schwingst den Dreizack und ich das Fischernetz ;-))


Miriam antwortete am 29.07.04 (17:05):

Nun sage ich mal Danke für die Anerkennung der Arbeit. Unter uns aber : mir schadet es nicht, ab und an nach Diktat zu schreiben!

@mart, Dir danke ich, denn ich hatte vergessen den Hinweis auf die 3SAT Internet Adresse zu geben. Dabei kam das Interview ja im Anschluss an den Bericht, der so abrufbar ist!
Persönlich habe ich es nicht mit Videostreams, das weiss sogar schon die Redaktion der Kulturzeit!


ricardo antwortete am 29.07.04 (18:12):

Ich habe zum Thema einen Zeit-Artikel gefunden, in dem Hauschild zitiert wird.
DerArtikel ist lesenswert.

"Der Kulturanthropologe Thomas Hauschild hat treffend festgestellt , dass sich in unseren Köpfen ein unterschwelliges Denkmuster festgesetzt hat , nach dem Terrorattacken als „Strafe“ für eigenes Fehlverhalten zu verstehen seien. Doch eine solche Projektion im Umgang mit totalitären Bewegungen ist für Demokratien absolut tödlich. Und zwar paradoxerweise deshalb, weil diese Projektion auf einer zentralen demokratischen Tugend beruht: Der Fähigkeit zur Einfühlung in die Motive des Gegners und die Vorstellung, dass jeder Konflikt durch einen Interessensausgleich beizulegen ist – und ein Signal der Bereitschaft zum Nachgeben vom Gegner deshalb mit einem ähnlichen Signal beantwortet würde.

Genau diese Tugend der Kompromissfähigkeit aber negieren totalitäre Ideologien, die auf die absolute Unterwerfung oder Vernichtung ihrer Feinde aus sind. Mehr noch: totalitäre Ideologien wie der extremistische Islamismus ziehen die Existenz solcher Tugenden in demokratischen Gesellschaften bewusst ins Kalkül und begreifen sie zutreffenderweise als deren zentralen Schwachpunkt, den es systematisch zu attackieren gelte."

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2004/17/appeasement


seewolf antwortete am 29.07.04 (18:34):

Eine ähnliche Strategie verfolgen - möglicherweise un"gewollt" - kleine Kinder, wenn sie "austesten", was die Eltern alles zuzulassen oder zur Verfügung zu stellen bereit sind...

Dort, wo diese Strategie nicht energisch durchkruzt worden ist, sind dann die sprichwörtlich "terroristischen" Ergebisse zu bewundern.

Merke: zeige eine weiche Flanke - und irgendwer tritt garantiert hinein.


Miriam antwortete am 29.07.04 (18:44):

Wegen der Länge des Textes, habe ich ein Teil des Interviews nicht wiedergegen. Ich hole dies nun nach, da es auch eine interessante These beinhaltet.

Im Kontext zitiert:

"Es geht garnicht um einen Kampf der Kulturen aus der Sicht von Al Kaida dabei. Sondern es geht um Wohlverhalten das erzwungen wird, das eben auf allen Wegen versucht wird herzustellen.

Zum Beispiel betrachte ich die ganze Affäre Möllemann als ein Werk letztlich islamistischer Extremisten, die den Vorsitzenden der Deutsch-Arabischen Gesellschaft dazu gebracht haben, mal auszutesten vor der Wahl vor zwei Jahren, wie das eigentlich läuft wenn man ein antisemitisches Flugblatt macht und sich gegen Israel erklärt.
Das hat ja mit einen Desaster für Herrn Möllemann geendet.
Wenn es noch mehr solche Vorfälle gäbe und wenn Deutschland wieder stärker in die Koalition gegen den Terror einrücken würde, würden hier sofort auch mehr Anschläge stattfinden."


abdu antwortete am 30.07.04 (01:36):

RICARDO hat die demokratie ausgezeichnet formuliert..so ist ricardos demokratie..thomas haus ist ein ethnologe?wo ist die ethnologie geblieben mr.haus?das ist ein jammer!


seewolf antwortete am 30.07.04 (03:18):

... und WIE ist abdu's Demokratie?


julchen antwortete am 30.07.04 (06:04):

Seewolf, Medea,

....Hallo Seewolf,
ich sehe uns auch schon Seit' an Seit' :-)),
Du schwingst den Dreizack und ich das Fischernetz ;-))

wenn' snicht so traurig waere,
wuerde ich ueber den Anblick lachen...


Miriam antwortete am 30.07.04 (11:46):

@seewolf,

der Vergleich mit den Sprösslingen, die ihre Grenzen versuchen abzutasten, den habe ich auch immerwieder (nur für mich!) gemacht.
Nur sind das normale Entwicklungsstufen. Und mit den dezidiert auf die Grenzen hinweisen, tut man ja beiden Seiten, also nicht nur sich selber, einen Gefallen.

Gerade hier hört die Parallele aber auf. Beim Terrorismus geht es nicht um ein eventuelles sich einander Annähern und Grenzen abstecken, sondern um Drohgebärden, die dann auch umgesetzt werden, und noch dazu als heroische Taten verbucht werden! Dabei sind die Opfer fast immer völlig umbeteiligte Personen.
Wie wohl diese Tatsache moralisch gerechtfertigt wird?


Wolfgang antwortete am 30.07.04 (12:10):

Staatlicher und semi-staatlicher Mord und Totschlag und Raub werden immer nach dem selben Schema 'moralisch' gerechtfertigt: Es gehe um angeblich 'hohe' und 'hehre' und 'heilige' Ziele, versucht man uns weiszumachen.

Darum geht es aber gerade nicht... Es geht um Macht und darum, diese Macht einzusetzen gegen die Interessen der meisten Menschen zugunsten einer ganz kleinen Anzahl von Profiteuren.

Die Terroristen, die BUSH's und die BIN LADEN's, die 'Zwillinge' (A. ROY, s. Link), kaempfen um diese Macht. Reisst man ihnen die schoene Maske der angeblich 'hohen' und 'hehren' und 'heiligen' Ziele vom Gesicht, erscheint deren haessliche Fratze aus Mord und Totschlag und Raub.

Internet-Tipp: https://www.jens-bertrams.de/politik/themen/wtc/wtc54.htm


seewolf antwortete am 30.07.04 (13:28):

Miriam -

ich meine, daß es auch beim echten Terrorismus um etwas vergleichbares geht: nämlich den "Buchhaltern" der heroischen Taten klarzumachen, daß man auch sie nicht belohnen wird für die verbuchenden Taten, sondern sie mit in die Verantwortung nimmt als Befürworter, Versteck-Lieferant, Nachschub-Beschaffer usw....

Es gibt eben Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen ohne Folgen. Wir selbst halten uns ja auch an solche.


abdu antwortete am 30.07.04 (20:28):

@SEEWOLF:abdus demokratie predigt das gegenteil von dem was ricardo propagiert.abdus demokratie ist fuer das kennenlernen des anderen/fuer anerkennung der menschenrechte/abdus demokratie besagt dass[die wuerde des menschen ist heilig>untastbar>lebenswichtig.abdus demokratie stellt fest dass ein imperialist,rassist,kriegstreiber ein undemokratisches element das fuer kriesen>armut>kriege arbeitet/abdus demokratie ist keine scheindemokratie,die bei der meinungsfreiheit endt,sondern gerade dort anfaengt,damit das volk sein selbstbestimmungsrecht das von regierungen weggeklut wurde zurueck bekommt/abdus demokratie lehnt verleumdung und vortaeuschung ab/ABDUS DEMOKRATIE ENTDECKT DAS PARTEIEN PRAKTISCH DIE WAHRE EFFEKTIVE DEMOKRATIE ABGETRIEBEN HABEN/abdus demokratie ist gegen die verlogenheit von hunderten von europaeischen und nicht-europaeischen denkern,wissenschaftlern und politiker.....etc.


Miriam antwortete am 30.07.04 (22:59):

Hallo seewolf, zu später Stunde!

an meiner eigenen Ratlosigkeit, kann ich am besten messen wie sehr da zwei fremde Welten aufeinanderprallen.
Während wir feststellen können wie viele Bemühungen es doch gibt sich einzudenken in die Hintergründe oder frühen Wurzeln des Terrorismus, besteht auf der anderen Seite überhaupt keine Bereitschaft zum "sich eindenken" oder zum Dialog.
Eine der Thesen von Thomas Hauschild : dieses "Wohlverhalten" (nach islamistischen Muster), das von den Europäern gefordert wird.

Deswegen sind "die Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen" (wie Du es nennst) für diese ganz andere Welt, gar keine Norm, keine moralische Regel an die man sich halten müsste. Wenn du so willst : es geht im Grunde genommen auch um das Durchkreuzen all dieser Regeln.


ricardo antwortete am 31.07.04 (00:04):

Hallo Miriam
zu noch späterer Stunde
hallo seewolf
Ich wollte etwas dazu schreiben, aber es ist zu spät ,Gedanken habe ich dazu eine Menge
Ich wollte euch nur noch ein gutes Wochenende wünschen!
Später kommen dann Gedanken dazu!


Wolfgang antwortete am 31.07.04 (00:15):

Liefern wir also einen Gedanken, genauer, eine Frage an die DiskutantInnen... Hier ist die Frage:

Muss nicht auch das evolutionaere und technologische Denken des sieghaften kapitalistischen Westens im Dialog mit der religioesen Erfahrung dieser Menschen noch einmal hinterfragt werden, und sei es um den Preis jener Vermischung und Hybridbildung, die jeden Dialog kennzeichnet ?


julchen antwortete am 31.07.04 (05:35):

.....Muss nicht auch das evolutionaere und technologische Denken des sieghaften kapitalistischen Westens im Dialog mit der religioesen Erfahrung dieser Menschen noch einmal hinterfragt werden.........

mmmhhhh, gut vertarnt, Wolfgang, aber hier
spielst Du offensichtlich Tarzan und
Cheetah!

Der (ueberlegene) evolutionaere, technologische
Denkens des Westen gegen
die (naive) religioese Erfahrung des Ostens?
Im Kontext mit Seewolfs Eintrag frage ich nun,
meint Wolfgang man muesse als "ueberlegener"
Westler den "naiven" Oestlichen Kindern eben ihre
Spass lassen - sich ausleben lassen - Grenzen
finden - wissen man Vater und Mutter mit Popoklatsch
drohen?... eben der westlichen "evolution" nachkommen?

Tut mir leid, aber Wolfgang portraitiert sich hier oft
als der "Champion" des missverstanden Islam.
Und nun sehe ich mit Entsetzen, dass er typische
Anzeichen von sublimem Rassismus zeigt.

Sublimer Rassismus? Was das ist?
Ganz einfach: ....die koennen ja nichts dafuer....die sind
uns unterlegen..die verstehen es eben nicht....
man muss da technik gegen religion hinterfragen.....
Schamane versus Scientist......

Nicht dass ich ueberrascht bin. Wolfgang benutzt
seine "Verteidigung" des Islam doch sowieso
nur als Waffe gegen "westliche" Angelegenheiten, die
ihm persoenlich nicht in den Kram passen.

Warum ich das nicht frueher gesehen habe.....


Wolfgang antwortete am 31.07.04 (08:02):

Waere das auch 'sublimer Rassismus', wenn diese Frage von THOMAS HAUSCHILD gestellt wuerde ?

Oder ist das nur 'sublimer Rassismus', wenn ich diese Frage unter meinem Namen hier veroeffentliche ?

Ich sage Dir, julchen: Es geht Dir nicht um die Frage... Du willst denunzieren.

Ich bitte aber jede(n) darum, ueber diese Frage einmal ernsthaft oeffentlich nachzudenken (denn sie erscheint mir als ein guter Ansatz fuer einen Dialog zwischen einander fremden Weltsichten). Ich wiederhole sie gerne:

Muss nicht auch das evolutionaere und technologische Denken des sieghaften kapitalistischen Westens im Dialog mit der religioesen Erfahrung dieser Menschen noch einmal hinterfragt werden, und sei es um den Preis jener Vermischung und Hybridbildung, die jeden Dialog kennzeichnet ?


Miriam antwortete am 31.07.04 (08:14):

@Wolfgang, dass Du das Denunzieren denunzierst, klingt wie ein Hohn!


Medea. antwortete am 31.07.04 (08:56):

Eine der vielen Fragen dürfte sein, wieso die arabische Welt nach Jahrhunderten der Führung in mathematischer, medizinischer, künstlerischer Sicht mit Beginn des westlichen 'Fortschritts', der französischen Revolution mit ihren grandiosen Auswirkungen auf das europäische Denken
in eine Art Mittelalter zurückfiel. Der Humanismus und seine Folgen fanden in der arabischen Welt wenig Freunde, die Religion, der Islam, war es und ist es noch, dem sich alles unterzuordnen hat -
auch hier scheint mir Religion als Hemmschuh des 'Fortschritts', des offenen Denkens und Infragestellen -
wenn ich diesen Gedanken mal so aussprechen darf, ohne dafür gleich gevierteilt zu werden.


ricardo antwortete am 31.07.04 (09:57):

Medea
Führung in der Wissenschaft?
Es gibt Historiker, die zu bedenken geben, daß im frühen Islam die Eroberung Ostroms eine große Rolle gespielt hat.
Schließlich hat auch die Renaissance wohl mit den Flüchtlingen aus Byzanz etwas zu tun.
Die Überlieferungen der griechischen und oströmischen Kultur sind im Islam aufgenommen worden und wurden weiterentwickelt.
Aber Nordafrika war vor der Eroberung durch die Muslime ein reiches und fruchtbares Land, danach lagen die meisten Städte zerstört und mit der Fruchtbarkeit ging es zu Ende.
Man soll die Geschichte schon etwas nüchterner betrachten.


Medea. antwortete am 31.07.04 (10:19):

Das "Warum", "Wieso", "Weshalb" ?
ist so vielfältiger Natur und die Einflüsse anderer Kulturen finden auch in die Eroberer Eingang -
so entsteht dann ein Konglomerat verschiedenster Segmente.


Karl antwortete am 31.07.04 (11:40):

@ miriam vom 31.07.04 (08:14):,

das sind exakt die rein personenbezogenen Statements, die zur Sachdiskussion nichts beitragen.

@ alii

Anstatt die Beiträge der verschiedenen Kulturen kleinzureden, sollten wir uns darum bemühen, ihr Zusammenleben zu organisieren.

Ich halte übrigens die im Interview von Hauschild geäußerte Meinung "Zum Beispiel betrachte ich die ganze Affäre Möllemann als ein Werk letztlich islamistischer Extremisten, die den Vorsitzenden der Deutsch-Arabischen Gesellschaft dazu gebracht haben, mal auszutesten vor der Wahl vor zwei Jahren, wie das eigentlich läuft wenn man ein antisemitisches Flugblatt macht und sich gegen Israel erklärt. Das hat ja mit einen Desaster für Herrn Möllemann geendet" für - sorry, darf man das Wort überhaupt benutzen? - Quatsch, der mich an Verschwörungstheorien erinnert, weshalb ich auch anderes was er zu sagen hat, mit Distanz betrachte. Möllemann hat sich zudem nicht wegen des Flugblatts umgebracht, sondern wegen finanzieller Unregelmässigkeiten und deren drohender Aufklärung.


julchen antwortete am 01.08.04 (05:10):

.....Ich sage Dir, julchen: Es geht Dir nicht um die Frage... Du willst denunzieren..

Falsch lieber Wolfgang.
Denunzieren (was fuer ein bloedes, obsoletes Wort)
liegt mir fern. Ich frage mich lediglich wie ich so
blind sein konnte, das nicht viel frueher zu sehen.

Mir geht es sehr wohl um die Frage und ich stelle
fest, dass Deine Antwort mir gegenueber, Dir das
Skelett wohl gerattelt hat, sonst wuerde es nicht
so knacken.


Wolfgang antwortete am 01.08.04 (13:47):

Sie begreift es nicht... Zurueck zur Frage (die der Herr HAUSCHILD gestellt hat und nicht ich, obwohl ich finde, dass es eine sehr gute Frage ist, und ich sie deshalb hier veroeffentlich habe).

Herr HAUSCHILD spricht von den aktuell in den beteiligten Kulturen jeweils vorherrschenden oder verbreiteten Denkweisen... Eine mehr naturwissenschaftich, technisch, rationale Denkweise im Westen, eine mehr religioese Denkweise im Osten.

Herr HAUSCHILD meint nun, dass ein Dialog noetig sei. Er nennt auch den Preis eines (jeden) Dialogs: Keine Seite wird im Dialog 'ihre' vorherrschende oder verbreitete Denkweise eins zu eins durchsetzen koennen... Ein Hybrid wird entstehen...

Das waere doch ein erstrebenswertes Kontrastprogramm zum allseits propagierten und immer mehr um sich greifenden Krieg der Kulturen... Ein Dialog der Kulturen, "[...] und sei es um den Preis jener Vermischung und Hybridbildung, die jeden Dialog kennzeichnet". (Quelle des Zitats... Stets fuenf Zentimeter ueber dem Boden schweben (von THOMAS HAUSCHILD), FR, 06.07.2004)


julchen antwortete am 02.08.04 (05:16):

Herr Hausschild hat die frage in den Raum gestellt,
na und?

Du, Wolfgang fandest die Frage offensichtlich ebens
so tiefgehen..ich zitiere...

Wolfgang:...Liefern wir also einen Gedanken, genauer, eine Frage an die DiskutantInnen... Hier ist die Frage:

Wuerdest Du Diese Frage ebenso sehen wie ich
(und vielleicht Andere), Lieber Wolfgang, haettest
Du sie nicht gestellt.

An meiner Meinung aendert sich daher nicht.

Ich darf Dich dabei erinnern wie oft gerade DU mir
gesagt hast, ich sei ein Bush-Mitlaeufer weil ich
denke, dass ich das gleiche getan haette....

Siehst Du da wie ich dummerweise auf die Idee
kommen koennte, der Herr Hausschild aeussert
Geanken, die Dir liegen?

HInterher zu behaupten, Ich hab's ja nicht gesagt, sondern
der Herr hausschild, das ist wie John Kerry sagen:
ich habe dafuer gewaehlt, bevor ich dagegen gewaehlt habe...LOL


Wolfgang antwortete am 04.08.04 (01:04):

Kein Wort zur Ehrenrettung des Herrn HAUSCHILD... Immerhin wirft 'Julchen' (alias JuttaM) ihm Rassismus vor (und mir gleich mit, nur, weil ich dessen Frage als m. E. gute Frage hier veroeffentlicht habe).

Dann mach' ich das halt. - Die Frage zu stellen, ob nicht bei Westlern verbreitete Denkweisen und bei Ostlern verbreitete Denkweisen im Dialog zu klaeren seien (und nicht etwa per Krieg), ist ein ehrenwertes Vorgehen. Dass es dabei u. U. zu neuen Denkweisen kommen kann, weil eine Denkweise wechselseitig die andere Denkweise beeinflussen bzw. befruchten kann, wird in einem Dialog der Kulturen ausdruecklich gewollt.

Wie sonst soll ein Krieg der Kulturen vermieden werden ?


mart antwortete am 04.08.04 (11:27):

Wolfgang,

Deinen Aussagen nach stammt folgende Aussage von Hausschild und nicht von dir:

"Muss nicht auch das evolutionaere und technologische Denken des sieghaften kapitalistischen Westens im Dialog mit der religioesen Erfahrung dieser Menschen noch einmal hinterfragt werden, und sei es um den Preis jener Vermischung und Hybridbildung, die jeden Dialog kennzeichnet ?"


Bitte beleg das!


Miriam antwortete am 04.08.04 (14:03):

@mart,

Deine Frage ist berechtigt. Auch "googeln" muss gekonnt sein!
Gibt man das von Dir erwähnte Zitat ein, kommt man auf diesen Thread (als Quelle)- und auf Wolfgangs Satz.
Also kann dieser gar nicht von Hauschild stammen. Es sind einfach einige Pötte durcheinander geraten!


Wolfgang antwortete am 04.08.04 (14:14):

*gg* - Wenn ihr meine Beitraege genauer lesen wuerdet, haettet ihr die Quelle schon. Ihr denkt wohl, was nicht sein darf, ist auch nicht. Ist aber doch. Die Frage hat tatsaechlich THOMAS HAUSCHILD gestellt (nachzulesen vielleicht nicht im Web, ich weiss das nicht, aber in dem von mir angegebenen Blatt, das es ja schliesslich auch in Papierform gibt).

So oder so... Ist es nicht trotzdem eine Frage, auf die ihr endlich mal eingehen solltet und versuchen solltet, eine Antwort zu geben ?


Miriam antwortete am 04.08.04 (14:46):

Zur Korrektheit beim Zitieren, und ich gestehe, dass ich da sehr genau bin.
So habe ich mich schwer getan, vom Videoband das Interview, das Tina Mendelsohn mit Thomas Hauschild führte, einfach in die Textform umzusetzen. Ich habe darauf am Anfang auch hingewiesen und ich denke mir sind keine Fehler unterlaufen.

Wenn man zitiert, geht es nicht, dass man die Quelle nicht erwähnt. Im Beitrag vom 31.7, 00:15, steht der Text über den wir hier sprechen, wie eine eigene Reflexion.


Wolfgang antwortete am 04.08.04 (14:59):

Schon laengst aber habe ich zitiert mit korrekter Quellenangabe (was ich anfangs nur vergass). Drollig war indes die Reaktion (und ist sie auch jetzt noch), als es schien, dass das meine Frage sei, und nicht die des Herrn HAUSCHILD.

Nicht nur die Frage scheint euch durcheinanderzubringen. Ich warte immer noch auf euren Versuch einer Antwort.

Hier ist sie noch mal:

" Muss nicht auch das evolutionaere und technologische Denken des sieghaften kapitalistischen Westens im Dialog mit der religioesen Erfahrung dieser Menschen noch einmal hinterfragt werden, und sei es um den Preis jener Vermischung und Hybridbildung, die jeden Dialog kennzeichnet ? "


mart antwortete am 04.08.04 (17:02):

Danke Wolfgang für deine genaue Information:-)

Mein Versuch einer Antwort:

Ich liebe Flattergewänder, sie verbergen wohltuend so manchen körperlichen Mangel und haben eine Reihe weiterer Vorteile - also in dieser Hinsicht kann ich mir eine Hybridbildung sehr gut vorstellen.

"Hinter der Bedeckung und Streckung des Kopfes durch Schleier und Hüte steht ein universal nachweisbares Motiv der Markierung von Menschen durch Formung und Überformung ihrer Haare und durch das Verlängern und Erweitern der Silhouette. Doch es lassen sich auch einzelne Traditionslinien ausmachen. So scheinen tibetische, aber auch katholische Priestertrachten, wahrscheinlich vermittelt über Byzanz, in einer Tradition der körperlichen Erhöhung durch Kleidung zu stehen, die in überraschender Weise die Grenze zwischen den historischen Großkulturen überspringt. Sich den Blicken zu entziehen und sich zugleich den anderen Menschen zu präsentieren als von oben her gesegneter, mit Tuch bedeckter und mit Licht begossener Mensch, das scheint ein Sinn vieler Schleier und Hüte im eurasiatischen Bereich zu sein. Die weiten Gewänder tragen das ihrige bei; von unten her wippt es über den verborgenen Füßen, als habe man oder frau schon zum direkten Flug in den Himmel angesetzt.

Gemeinsam mit muslimischen Frauen im Tchador und Osama Bin Laden, der im beduinischen Schleier über den Stand der Dinge in Sachen Weltuntergang doziert, ist katholischen Priestern und Nonnen, Schamanen Sibiriens und sogar noch indianischen Propheten die Idee der Reinigung des Körpers durch heilige Stoffe und der Herstellung eines "Aufzuges" im wahrsten Sinne des Wortes, der den Körper Richtung Himmel streckt. Immer geht es um das Körpergefühl der Streckung und zugleich, für die Betrachter, um die Erscheinung eines perfekten, seiner körperlichen Konturen beraubten Menschen, der, wie es sprichwörtlich in Deutschland heißt, "stets 5 cm über dem Boden zu schweben scheint"


Eine Hybridbildung in religiöser Hinsicht lehne ich ab - Religion ist Privatsache, die niemand etwas angeht, und die mir niemand vorschreiben kann - weder eine christliche Kirche noch irgendjemand anderer - daher Trennung von Staat und Religion so gut es geht. Wenn also Katholiken meinen, daß der Islam mit ihnen eine Hybridisierung eingehen will, dann ist das ihr irreales Wunschdenken:-)



Eine Ursache des Elends in den meisten arabischen Ländern ist neben der Tatsache, daß 50 % der Menschen, nämlich die Frauen von Bildung ausgeschlossen sind, die enge Machtbeziehung zwischen Religion und Staat.

Auch hier kann ich mir eine Hybridisierung schwer vorstellen.

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?M352228F8


Medea. antwortete am 04.08.04 (19:06):

Muss nicht auch das evolutionaere und technologische Denken des sieghaften kapitalistischen Westens im Dialog mit der religioesen Erfahrung dieser Menschen noch einmal hinterfragt werden, und sei es um den Preis jener Vermischung und Hybridbildung, die jeden Dialog kennzeichnet ? "


Was haben denn die sogenannten Dialoge bisher an Konkretem gebracht? Und wie sollen weiterführende Dialoge stattfinden, wenn es keine für den gesamten Islam autorisierten Gesprächspartner gibt?

Diesen Preis bin ich nicht bereit zu zahlen, mit mir also keine Vermischung und Hybridbildung. :-))

Ich schwebe auch nicht über dem Erdboden und denke nicht daran, mein schönes Haar schamhaft zu bedecken (es sei denn im Winter bei bitterer Kälte oder mit einem modischen Hut, weil er schick ist) ;-))

Und meine Religion lasse ich mir schon gar nicht vorschreiben und zu Wohlverhalten in dieser Frage neige ich ebenso wenig -

falls 'Dialoge' darauf hinauslaufen, kann ich gerne auf sie verzichten ....
Mit mir wird es keine Hybridbildung geben -
und wie sieht es mit Dir, lieber Wolfgang, in dieser entscheidenden Frage des 'sein oder nichtsein' aus . :-))





Wolfgang antwortete am 04.08.04 (19:15):

Dem Herrn HAUSCHILD (und mir auch) geht es eher darum, dass ein Dialog zwischen Menschen verschiedener nur scheinbar unvereinbarer Kulturen (wie oft gesagt wird) zustande kommt.

Auf den Effekt, er nennt es die 'Hybridbildung', also auf das dadurch entstehende Neue, das jeden echten Dialog zwanglaeufig begleitet und erwuenscht ist, hat der Herr HAUSCHILD schon hingewiesen.

Europa wird zum Beispiel derzeit islamischer... Das ist ein Fakt. In unsere saekularisierte Welt kommen seit einiger Zeit (fuer Aufmerksame nicht ueberraschend) religioese oestliche Bewegungen, islamische wie islamistische Bewegungen, die von den meisten Menschen, auch nicht von den meisten christlichen Menschen, so mehr erwartet wurden (jedenfalls nicht mehr im saekularisierten Europa).

Die Lage, die nun einmal so ist, wie sie ist, koennte zu einem fruchtbringenden Dialog der Kulturen (Religionen) fuehren. Das muss nicht zu einem Krieg der Kulturen fuehren.

Ich denke, ich habe die Intention des Herrn HAUSCHILD richtig wiedergegeben. Diese Intention, derDialog der Kulturen (inklusive der dann faelligen 'Hybridbildung') ist auch fuer mich der einzige Weg, der einer friedlichen Entwicklung eine Chance laesst.


Wolfgang antwortete am 04.08.04 (19:30):

Ich denke, Medea, ich bin schon weit 'drueben' auf der nicht-saekularen, in meinem Fall katholischen Seite. Obwohl, das moechtge ich hier ausdruecklich klarstellen: Der Staat, so wuensche ich es mir, soll eine Art saekulares 'Behaeltnis' sein, in dem sich alle moeglichen Kulturen tummeln koennen... Multi-Kulti eben.

Ich will also keinen christlichen Staat. Ich will ueberhaupt keinen 'Gottesstaat - weder einen christlichen. noch einen juedischen, noch einen islamischen 'Gottesstaat'. Ich halte auch nichts von dem Gerede einer angeblichen 'Leitkultur', die es geben muesse. Ich bin auch nicht fuer Verbote irgendwelcher Art. Von mir aus koennen sogar Polizistinnen, die dem Islam anhaengen, ihre Kopfbedeckung als Teil der Uniform tragen (wie das z. B. in Grossbritannien gang und gaebe ist).

Ich halte viel vom Dialog. Gerade die aber, die Werbung fuer den Dialog machen, die sich nicht eher abgrenzen und andere eher ausgrenzen wollen, haben es derzeit schwer. Die Kulturkrieger, die Ab- und Ausgrenzer, werden immer lauter. Die Gefahr von Gewalt, ja Kriegen steigt. Aber gerade das wollen ja die Kulturkrieger jeglicher Couleur.


mart antwortete am 04.08.04 (20:22):

Der fruchtbringenden Dialog der Religionen kann mir gestohlen werden:-)

Jeder soll nach seiner Facon seelig oder unseelig werden und soll andere Menschen mit seinen Wahrheiten nicht belästigen.

Jeder von uns kann aus einem gr. Angebot auswählen, seine Entscheidung soll respektiert werden.


Also wenn ein Erzkatholik meint, daß Empfängnisverhütung ihm den Zugang zur ewigen Seeligkeit versperrt, dann soll er um Himmels willen danach leben und die anderen Menschen, insbesondere die Frauen damit in Ruhe lassen.

Ich brauche keine Hybridisierung in dieser Frage - und Gott sei gedankt, hat die kath. Kirche die Macht verloren mir in dieser Weise etwas vorschreiben zu können.

Wenn Homosexuelle sowohl in der kath. Kirche als auch im Islam verteufelt werden, dann sollen sie das in ihrem stillen Kämmerlein tun, aber Einfluß auf die Rechtssprechung, das verhüte ein gütiger Gott.

Frauen haben die gleichen Rechte und Pflichten wie Männer, das betrifft sehr viele Bereiche, die im Sharia-Privatrecht anders geregelt sind.

Auch hier ist eine Hybridisierung nicht gut möglich, sondern ein entweder/oder.

In diesen Fragen und in etlichen anderen finde ich einen Dialog, der diese anderen Standpunkte letztendlich akzeptieren und in die Rechtssprechung übernehmen soll, als verfehlt.

Und eine Hybridisierung in dieser Frage finde ich eigentlich nicht möglich.

Also in diesen Fragen und in einigen wesentlichen anderen sind die Grenzziehungen wichtig. Bis dahin und nicht weiter - Romantiker und Aussteiger hat es immer gegeben, aber wenn sie nach ihren idyllischen Vorstellungen leben sollten, dann haperte es meist doch beträchtlich.

Ein Dialog MUß die nicht verhandelbaren Tatsachen deutlich ausdrucken, ansonsten ist er unehrlich und kontraproduktiv.
Die Achtung der islamischen Welt hängt nicht davon ab, ob wir bereit sind zum Hybridisieren, sondern davon, ob wir bereit sind, Werte, die wir als Werte weitgehend erkannt haben, zu verteidigen.

Daß die kath. Kirche in ihren konservativen Richtungen das Rad der Zeit zurückdrehen möchte und sich hier mit dem Islam unheilige Alliancen ergeben, ist doch offensichtlich.


Noch eine Randbemerkung zur Hybridisierung: Diese Hybriden liefern bei der Vermehrung minderwertigste Nachkommen:-)))


Aber du, Wolfgang, hast mich ja längst als Rassisten und Kulturkrieger aufgedeckt:-)


Medea. antwortete am 04.08.04 (23:00):

Hallo Wolfgang:
Du wirst es ja vermutet haben, ich sehe es wie mart :-)) -

Ein Dialog MUß die nicht verhandelbaren Tatsachen deutlich ausdrucken, ansonsten ist er unehrlich und kontraproduktiv.
Die Achtung der islamischen Welt hängt nicht davon ab, ob wir bereit sind zum Hybridisieren, sondern davon, ob wir bereit sind, Werte, die wir als Werte weitgehend erkannt haben, zu verteidigen.


Da beißt für mich die Maus keinen Faden ab ...

Mir fiel gerade der Art. 36 über das 'Klonen, Chimären- und Hybridenbildung' des Bundesgesetzes in der Schweiz vom Stand 14.10.03 in die Hand. ;-))

1. Wer einen Klon, eine Chimäre oder eine Hybride bildet, wird mit Gefängnis bestraft.

2. Ebenso wird bestraft, wer eine Chimäre oder eine Hybride auf eine Frau oder auf ein Tier überträgt.


Da pfeif' ich doch auf jeden Dialog zwischen den Kulturen, wenn letztendlich dabei herauskommt, daß dieses Multi-Kulti-Gemisch nur dazu dient, mich in meinen Freiheiten zu beschränken -
Freiheiten, die ich mir in vielen Jahren als politische Frau erworben habe.
Ich traue nämlich diesem ganzen Männerschwindel nicht, weder auf der Seite den Katholen noch auf der anderen den Imamen .....

Zu viel Toleranz ist noch immer von der anderen Seite als eine Schwäche erkannt worden, dort hinein gilt es zu stoßen .....
Aber wem sag' ich das - ;-)) -
als alter Stratege weißt Du das besser .... :-))


BarbaraH antwortete am 05.08.04 (00:10):

Vor etwa vierhundert Jahren waren man hier in Norddeutschland offenbar schon weiter. Als 1619 die sogenannten Remonstranten als Glaubensflüchtlinge ihre niederländische Heimat verlassen mussten, erteilte ihnen der Gottorfer Herzog Friedrich III. das Privileg zum Bau einer Stadt. Er schätzte die Tüchtigkeit der Holländer und gewährte ihnen gern Glaubensfreiheit.

>>Die religiöse Toleranz, die Herzog Friedrich III. aus wirtschaftlichen Gründen den Niederländern bewiesen hatte, wurde auch auf andere Glaubensgemeinschaften ausgedehnt. So lebten hier neben den Remonstranten zeitweise Lutheraner, Mennoniten, Katholiken, Quäker und Angehörige verschiedener kleiner Gruppen friedlich nebeneinander.
(...)
Ungeachtet dieser religiösen Vielfalt prägten die Niederländer das Aussehen der Stadt. Streng rechtwinklig angelegt wurde die neue Stadt durch künstlich angelegte Kanäle, die Burggräben, erschlossen. Das Baumaterial für die ersten Häuser kam aus den Niederlanden, darunter auch die dort üblichen kleinformatigen Ziegel oder bunte Hausmarken für die Giebel.<<

Quelle: Schleswig-Holstein von A-Z
https://www.geschichte.schleswig-holstein.de/vonabisz/friedrichstadt.htm

Was wäre wohl aus Schleswig-Holstein geworden, wenn Friedrich III. kein Freund von Multi-Kulti gewesen wäre? Keine wunderschönen Fachwerkhäuser, Ziegelbauten und Grachten.... Übrigens ist es ebenfalls den Holländern zu verdanken, dass aus der landwirtschaftlich nicht zu nutzenden Moorlandschaft durch den Bau von Wassermühlen und Gräben fruchtbarer Ackerboden wurde. Die dusseligen Ureinwohner wussten nicht einmal, was sie mit all der Milch machen sollten, die ihnen die vielen Kühe nun lieferten. Wieder waren es die Holländer, die ihnen das Käsen beibrachten.

Wie kann man in einer derartigen Gegend leben und etwas gegen andere Kulturen haben? Friedrichstadt ist ein gutes Beispiel für den Nutzen gelebter Toleranz.

Internet-Tipp: https://www.geschichte.schleswig-holstein.de/vonabisz/friedrichstadt.htm


Medea. antwortete am 05.08.04 (07:51):

Liebe Barbara,

die Wurzeln in der Familie meines Vaters gehen bis auf französische Hugenotten zurück, denen damals der Große Kurfürst eine neue Heimat gab.

Was sich immer wieder in unseren Gesprächen vermischt ist die Tatsache, daß es sich bei den religiösen Auseinandersetzungen in Europa nicht um einen Streit zwischen den Kulturen handelte, sondern daß die katholische Kirche den alleinseeligmachenden Anspruch erhob und die "Abweichler" nicht in ihren Reihen duldete. Das liebt sie ja bis heute nicht besonders :-)) -
ist aber in den vergangenen Jahrhunderten zu einer moderaten Haltung gekommen.

Kann ich eine solche Haltung im Islam erkennen?
Ich fürchte nein, dazu gibt es weltweit zu viele schreckliche Vorkommnisse, die eine andere Sprache sprechen. Ich muß sie nicht alle aufführen, da gerade hier im ST hinlänglich bekannt und auch immer wieder mit Links belegt.

Ich habe mich in der Vergangenheit stets für den Dialog zwischen den Kulturen, hier speziell zwischen dem Christentum und dem Islam ausgesprochen, weil ich auch der Überzeugung war, daß durch besseres Kennenlernen die gegenseitig bestehenden Vorurteile zusammenschrumpfen - langsam aber melden sich Zweifel an, ob in dieser sich verändernden Weltlage überhaupt noch kompetente Gesprächspartner vorhanden sind.
Ich persönlich bringe der "anderen Seite" Aufmerksamkeit und viel guten Willen entgegen, würde es aber ganz und gar nicht schätzen, dafür als westlich dekadent eingeschätzt zu werden. Miteinander im Gespräch zu bleiben: ja, unbedingt,
mir aber u.U. zwanghaft das 'Heil' überstülpen zu lassen: nein, soweit geht dann meine Toleranz wiederum doch
nicht....


ricardo antwortete am 05.08.04 (08:26):

Medea

Jeder von uns hat seine persönliche und familiäre Geschichte mit der Beziehung zum Glauben, aber auch zur politischen Einstellung.
Von unserer Familie wird berichtet, sie sei aus dem Friesischen geflohen vor den katholischen Spaniern, die im Mittelalter über die Niederlande herrschten.
So wie mit dem Glauben, so hat die Familie auch ihre Geschichte mit der politischen Überzeugung.
Ich wurde hier mehrfach auf unverschämte Weise mit der braunen Vergangenheit in Beziehung gebracht.
Dabei hat mein Vater 1933 seine Existenz verloren und wir wurden von zu Hause aus in bürgerlich konservativer Weise erzogen.
Viele Linke von heute ahnen überhaupt nicht, wie nahe sie der vertrackten gefährlichen Vergangenheit kommen durch ihre Sympathien für antidemokratische Tendenzen ( siehe u.a. Tagung in Köln: Stop the Wall).


mart antwortete am 05.08.04 (09:12):

Was manche Linke umtreibt interessiert auch einige Attac-Leute.

Friedensbildungswerk Köln e.V.
Sozialistisches Forum Rheinland
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes –
Bund der Antifaschisten (VVN-BdA)
c/o Verein zur Förderung der politischen Kultur e.V.
Postfach 210606, 50531 Köln

"Der AK 'Antisemitismuskritik' setzt sich aktuell mit der umstrittenen Konferenz 'Stop the wall in palestine' auseinander, die am 5. Juni in Köln stattgefunden hat.

Uns interessiert die Frage, was deutsche Linke umtreibt, sich in einer so besonderen Intensität die Sache der Palästinenserinnen und Palästinenser zum Thema zu nehmen und dies mit einer sehr heftigen Kritik an der Politik der israelischen Regierung zu verbinden.

Zu dieser Konferenz haben wir eine Reihe von Artikeln zusammengestellt.
Ihr findet sie unter:
https:// www.sf-rheinland.de/antisemitismusreihe

Wer sich für einige Texte aus der Attac-internen Diskussion interessiert, findet diese hier:
* Werner Rätz und Thomas Seibert: Globalisierungskritik und Antisemitismus *

Peter Wahl: Zur Antisemitismusdiskussion in und um Attac"

Internet-Tipp: https://www.attac-koeln.de/ak-antisemitismus.html


Wolfgang antwortete am 05.08.04 (10:02):

Mir ist schon klar, Medea, wo die Bruchlinie verlaeuft... Sie verlaeuft nicht unbedingt zwischen den Glaeubigen der verschiedenen Konfessionen... Sie verlaeuft zwischen den Dialogfaehigen / Dialogwilligen einerseits und den Dialogunfaehigen / Dialogunwilligen andererseits.

Jede(r) mache sich aber klar: Zum Dialog der Kulturen, das heisst auch zur Ueberwindung, ja zur Aufgabe eigener Grenzen, gibt es nur eine Alternative - der Krieg der Kulturen.

Hoffentlich werden die kriegerischen Phantasien der Kulturkrieger nicht auch in Europa zur bestimmenden politischen Kraft. Die Vernunft haette abgedankt. Der (Buerger-)Krieg auf europaeischem Boden waere dann so sicher wie das Amen in der Kirche und nur noch eine Frage der Zeit.


Wolfgang antwortete am 05.08.04 (10:10):

Ein gutes Beispiel, Barbara... Der Herzog Friedrich III. war halt ein vernuenftiger Mensch und wusste um die Vorteile von Multi-Kulti.

Genau das aber, die Vernunft, fehlt den KulturkriegerInnen. Sie sind unvernuenftig und handeln nur scheinbar in ihrem Interesse (obwohl sie lauthals immer ihr Interesse vorgeben). In Wahrheit handeln sie auch gegen ihre eigenen Interessen.

Die setzen lieber auf den Krieg. Wenn der sehnlichst erwartete Krieg dann zu ihnen kommen sollte, werden sie vermutlich entsetzt tun und sich das alles gar nicht erklaeren koennen.


mart antwortete am 05.08.04 (10:29):

<<Zum Dialog der Kulturen, das heisst auch zur Ueberwindung, ja zur Aufgabe eigener Grenzen, gibt es nur eine Alternative - der Krieg der Kulturen.<< (Wolfgang 10.02)

Was soll dieses manichäische Weltbild, entweder "Aufgabe eigener Grenzen" o d e r "Krieg"?

Ich frage mich nur, wieso in vielen Ländern auch in Österreich viele Menschen anderer Nationalitäten bzw. Österreicher mit nichtösterreichischer Herkunft leben können, ohne daß ständig ein Dialog der Kulturen und Religionen mit einer Forderung nach Hybridisierung und Kreolierung gefordert wird und ohne daß ein beschworener Krieg der Kulturen stattfindet.

Wenn manchen Menschen die westliche Lebensweise nicht paßt, dann brauchen sie sich wohl nicht zu bemühen oft mit viel Geld und unter Lebensgefahr zu kommen.

Wenn sie kommen, dann haben sie das Rechtssystem in ihren neuen Heimatländern mit allen Konsequenzen zu akzeptieren.

Und die Alt-68 brauchen nicht mit dem Geschwafel über nötige Hybridisierung in kultureller Hinsicht und dem dadurch angeblich hergestellten Frieden Menschen Sand in die Augen zu streuen, wenn es im Hintergrund um ganz andere Dinge geht.


Ich glaube allmählich, daß der "Clash of Civilisation" eine Wunschvorstellung von einigen ist, wobei sie glauben im Trüben ihr trübes Süppchen kochen zu können.


BarbaraH antwortete am 05.08.04 (10:38):

Die geschickte Propaganda der Befürworter eines Kriegs der Kulturen hat offenbar schon einiges bewirkt. Immer mehr Menschen lassen sich verunsichern, sehen ihre (Glaubens-)Freiheit in Gefahr.


1,8 Milliarden Christen stehen 1,2 Milliarden Muslimen weltweit gegenüber. Selbstverständlich gibt es unter den Vertretern dieser beiden Glaubensrichtungen eine bunte Vielfalt von Auslegungen jahrhunderte alter Überlieferungen. So wie ich mich keineswegs in allen meinen Ansichten vom Papst vertreten fühle, fühlt sich auch die Masse der Muslime nicht von irgendeinem Islamisten vertreten, der in ihrem Namen das Wort ergreift. Warum wird soviel Wert auf den einen bzw. einige wenige kompetente Gesprächspartner unter den Muslimen gelegt?

Meine Tochter hat gerade ein sechswöchiges Praktikum in einer Firma in Istanbul geleistet. Allein in dieser Firma praktiziert jeder Mitarbeiter seinen Glauben unterschiedlich, der eine locker, der andere streng. Nicht ein einziges Mal versuchte irgendjemand, meine Tochter zu bekehren. Die KollegInnen zeigten sich offen, interessiert und neugierig. Ausgesprochen herzlich wird der Gedankenaustausch nun durch E-Mails fortgeführt.

Mein Vertrauen liegt bei diesen jungen Menschen, die durch die modernen Kommunikations- und die günstigen Verkehrsmöglichkeiten immer näher zueinander rücken und bereit sind, sich auf Neues einzulassen. Es sind selbstbewusste junge Menschen, die ihren eigenen Weg gehen und sich von niemandem "zwanghaft ein Heil überstülpen" lassen.


Wolfgang antwortete am 05.08.04 (10:41):

Wenn Menschen verschiedener Kulturen (Religionen) friedlich miteinander leben, dann nur, weil der Dialog der Kulturen klappt. Das ist immer noch so in Europa. Tagtaeglich spielt sich der Dialog der Kulturen ab, unspektakulaer, aber aeusserst wirksam.

Multi-Kulti - ich kann es ganz bestimmt von Deutschland sagen - ist Alltag und wird von den allermeisten Menschen als aeusserst bereichernd empfunden.

Das stinkt den KulturkriegerInnen. Deshalb versuchen sie, den Dialog der Kulturen zu stoeren oder gar abzuwuergen. Bisher waren sie Gott sei Dank nicht allzu erfolgreich in ihrem Bemuehen. *freu*


mart antwortete am 05.08.04 (11:02):

<<Wenn Menschen verschiedener Kulturen (Religionen) friedlich miteinander leben, dann nur, weil der Dialog der Kulturen klappt.<<

So stimmt es, unspektakulär, ohne Forderungen nach Hybridisierung, in gegenseitiger Achtung andere Lebenskonzepte.
Diese kann aber doch nicht einseitig gefordert werden und dieser Eindruck wird hervorgerufen, wenn vom bösen Westen, dem Schutz der Kinder vor dieser teuflischen Dekadenz und ähnlichem gesprochen wird.

Ich gehe nach wie vor davon aus, daß eine Änderung unserer Rechtssprechung in Richtung islamischer Werte eine Fehlentwicklung darstellt, die die Errungenschaften der Aufklärung in Frage stellt.


Von den Buddhisten, die ich kenne, und ich kenne einige habe ich noch niemals die Forderung nach Aufgabe eigener Grenzen und nach Hybridisierung gehört, auch nicht von Ungarn, Tschechen, Slowenen und Rumänen, Italienern und Deutschen....


Miriam antwortete am 05.08.04 (12:07):

@mart,

zu Deinem Beitrag von 10:29.
Du erwähnst da die Alt-68 - und dabei fällt ja auf, dass nichteinmal diese ungeschoren davon kommen.
Nocheinmal zur Erinnerung die Äusserungen von Wolfgang zu Daniel Cohn-Bendit :

"Der Zionismus - also die Ideologie des Landraubs......ist eine rassistische Ideologie und seine VertreterInnen (z.B. Daniel Cohn-Bendit) sind Rassisten."
Nachzulesen im Thread "Internationaler Gerichtshof erklärt Israels Mauerbau..." - geschrieben am 13.7 um 00:53.

Wer denn, wenn nicht Daniel Cohn-Bendit, war die Galionsfigur für die 68. Bewegung? Wieso wird er in linken Kreisen in Deutschland und in Frankreich so geschätzt und hier, auf diesen Seiten, buchstäblich verunglimpft?

Habe versucht, wenigstens im Ansatz das hier thematisierte Multi-Kulti, in diesen oben zitierten Äusserungen zu entdecken - leider ohne Erfolg.
Ich denke schon, dass wir, wenn wir einen Diskutanten hier lesen, den Bezug machen sollten zu seinen nur wenig früher gemachten Äusserungen.

Aber ein Zusammenhang ist meines Erachtens doch zu erkennen, wenn man über die Tagung "Stop the Wall" liest.


benin antwortete am 20.08.04 (22:18):

Überzeugen statt bekämpfen!

Die ganze Diskussion zeigt doch, dass die Aufklärung und das Überzeugen das Bekämpfen ersetzen sollte. Den Hass predigen erfordert keine verantwortungsbewusste und weitsichtige Intelligenz, sondern nur ein eindimensionales Rednertalent.

Die muslimische Bevölkerung der Erde wurde im vorigen und vorletzten Jahrhundert und insbesondere durch die israelische Staatsgründung immer mehr zurückgedrängt und gedemütigt, ihre Bodenschätze durch den Westen ausgebeutet. Zudem wurde der christliche Westen immer reicher und stärker. Das erzeugt ein kollektives Minderwertigkeits- und Benachteiligungsgefühl.

Muktadar al Sadr im Irak, die Hassprediger im Sudan und anderswo und einzelne islamische Imams in Europa missbrauchen diese Erniedrigungsgefühle der Moslims, um an niedrige Instinkte zu appellieren und den Hass und die Rache zu schüren. Es geht eigentlich gar nicht um den Glauben. Der Islam ist nur das gemeinsame Bindeglied aller Benachteiligten.
So wurde auch der mörderische Zwist in Nordirland, der aus rein politischen und sozialen Ungerechtigkeiten entstand, von Fanatikern zu einem Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten hochstilisiert. Der Christengott schweigt dazu, ebenso wie auch Allah zu seinen scheinbaren Versprechungen an die "Märtyrer des einzig wahren Glaubens" schweigt.

Es ist viel schwieriger und bedarf geistiger Grösse sowie Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein, um Aussöhnung, Menschlichkeit, Toleranz und Friedfertigkeit unter die Menschen zu tragen.
Es gilt daher, intelligente islamische Religionsführer mit hohen menschlichen Werten und überzeugenden Rednerqualitäten zu mobilisieren, zu unterstützen und den Hasspredigern entgegenzustellen. Mit Gewalt und Strafmassnahmen sind die islamischen Hetzer und die von ihnen indoktrinierten „Gotteskrieger“ und Selbstmordattentäter nicht zu stoppen.


Karl antwortete am 21.08.04 (10:04):

@ benin,

zur Abwendung unmittelbarer Gefahr wird man von Gewalt und Strafmassnahmen nicht absehen können. Ansonsten freut mich aber dein Beitrag, denn er sucht die Lösung in der Stärkung der positiven Tendenzen auf der anderen Seite und vertieft nicht die Gräben durch die selektive und penetrante Betonung der Unterschiede und auch vorhandener negativer Tatbestände.


abdu antwortete am 23.08.04 (23:52):

nein BENIN daserzeugt kein minderwertigkeitsgefuehl..so ein gefuehl ist dem ausbeuter schon ein gewinn..es stellt eine weitere ausbeutung dar.richtig:das erzeugt ein gefuehl der benachteiligung..und diese fuehrt zur primitiven(wenn die moeglichkeit des organisierten verbalen widerstand nicht existiert)"widerstand"..was man in der westlichen terminologie als [terrorismus] bezeichnt....thomas hauschil ist ein schwacher ethnologer.eine mieser ethnologer.


Wolfgang antwortete am 24.08.04 (16:42):

Es ist in der Tat Unfug, von einem 'kollektiven Minderwertigkeits- und Benachteiligungsgefuehl' zu sprechen... So etwas gibt es in ganz Middle East nicht. Nur in den Koepfen von Westlern und in denen von ihnen geschmierten arabischen Schreiberlingen haelt sich die Maer.

Im Gegenteil. In Middle East ist man maechtig stolz auf die eigene kulturelle Leistung. Derzeit waechst sogar die Ueberzeugung von der eigenen Staerke. Viele Araber sehen deutlich die zunehmende Schwaeche des Westens und etliche von ihnen gehen immer mehr dazu ueber, den westlichen Kolonisatoren auch militaerisch Paroli zu bieten.

Die BUSH-Krieger zahlen gerade einen hohen Preis fuer ihren Groessenwahn und dafuer, dass sie an den von ihnen selbst verzapften rassistischen Unfug vom angeblich schwachen Araber geglaubt haben.