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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Kein Abzug aus dem Gazastreifen?

 38 Antwort(en).

jo begann die Diskussion am 26.07.04 (10:53) :

Gestern haben mehr als 100.000 Israelis mit einer Menschenkette gegen den von Scharon geplanten Abzug aus dem Gaza-Streifen protestiert.

Da frage ich mich - ist nun Scharon der Bösewicht oder 100.000 Israelis plus denen, die nicht dabei waren? Ich denke, es ist zu kurz gegriffen, alles Ungemach in und um Israel an einer Person festzumachen, so bequem das auch sein mag. Scharon findet im Volk Widerstand, nicht weil er zu hart und zu kriegerisch ist, sondern weil er Nachgiebigkeit zu zeigen scheint. Gegen welche Krieger muß also zu Felde gezogen werden?


schorsch antwortete am 26.07.04 (11:04):

So paradox das vielleicht klingen mag: Sharon hatte zu keiner Zeit die Absicht, die unrechmässig besetzten Gebiete wirklich an die Palästinenser zurück zu geben. Er macht es heute nur schlauer in seiner Politik: Im Wissen, dass es genügend Leute gibt, die das nicht zulassen werden, gibt er vor, es tun zu wollen. So steht er vor der Weltöffentlichkeit plötzlich nicht mehr als der Schurke da - und erreicht seine Ziele trotzdem, nämlich alles beim Alten zu belassen.


jo antwortete am 26.07.04 (11:11):

Na, ich denke, Sharon als demokratisch gewählter Politiker wird vor allem das Ziel haben, wiedergewählt zu werden. Da wird er sich wohl so verhalten, wie das die israelischen Stimmbürger mehrheitlich von ihm erwarten.


Karl antwortete am 26.07.04 (19:59):

Der Abzug aus dem Gazastreifen ist Realpolitik, um Schlimmeres aus Sicht von Sharon zu verhindern: den Abbau der Siedlungen im Westjordanland. Ich empfehle jedem sich einmal die Landkarte von den Siedlungen der Israelis auf dem jetzigen Gebiet der Palästinenser - durch Israel seit 1967 besetzt - anzuschauen. Hier wird ganz eindeutig eine langfristige Landnahme vorbereitet und der Fleckenteppisch der israelischen Siedlungen im Westjordanland soll langfristig einen lebensfähigen Palästinenserstaat unmöglich machen.
Im Gazastreifen auf der anderen Seite, dem dichtbesiedelsten Landstrich dieser Erde, haben die israelischen Siedler nach allen Prognosen über die Bevölkerungsentwicklung keine Chance zu bestehen. Dies hat Sharon eingesehen und deshalb zieht er die Siedler aus dem Gazastreifen zurück. Ziel ist weiterhin Großisrael, aber ein Stratege macht schon mal Zugeständnisse.

Internet-Tipp: https://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Nahost/landraub.html


abdu antwortete am 27.07.04 (01:16):

1/das ziel ist nach wie vor GROSSISRAEL..im knesset steht bis heute ein schild(vom nil bis zum euphrat)von kairo bis bagdad.2/es reden immer noch mitmenschen von demokratie in israel.das ist absurd.


jo antwortete am 27.07.04 (07:33):

Vielleicht sollte man aber doch auch daran erinnern, wie dieser "Landraub" zustande gekommen ist. 1967 war Israel durch die Kriegsvorbereitungen seiner arabischen Umwelt unter der Führung des ägyptischen Präsidenten Nasser zweifelsfrei zu dem damaligen Präventivschlag, dem Sechstagekrieg, provoziert und zur Selbsterhaltung geradezu gezwungen worden.

Viele haben Israel für den unerwarteten militärischen Erfolg Anerkenung, ja Bewunderung gezollt. Bei uns in Deutschland ging die Bezeichnung "Preussen des Nahen Ostens" um. Das klang mir damals befremdlich, war doch die Zeit der von Deutschen betriebenen Judenvernichtung noch nicht so weit weg wie sie es heute ist.

Dabei schwang in jener Zeit die Erleicherterung mit, daß nach der vorausgegangenen Spannungsperiode ein bereinigendes Gewitter stattgefunden hatte und dort erst einmal Ruhe einkehrte. Immerhin war der Nahostkonflikt in den Kalten Krieg eingebunden und für einen atomaren Weltkrieg eine Lunte ersten Ranges.

Daß sich die geopolitische Lage im Nahen Osten änderte, haben die arabischen Nachbarn Israels durch ihre Kriegstreiberei mit der Sowjetunion im Rücken in hohem Maße selbst zu verantworten.

Internet-Tipp: https://www.nahostfocus.de/page.php?id=1043


Karl antwortete am 27.07.04 (08:03):

@ Jo,

ich stimme dir hier zu. Dass die Besatzung erfolgte, war eine Folge des 6 Tagekriegs. Was danach geschah, die Besiedelung besetzen Gebiets durch Isreal verstößt jedoch gegen das Völkerrecht:

"Internationales Menschenrecht verbietet es der Besatzungsmacht, Bevölkerung aus ihrem eigenen Territorium in besetztes Gebiete zu transferieren (Vierte Genfer Konvention, Artikel 49). Die Hager Bestimmungen verbieten es der Besatzungsmacht dauerhafte Veränderungen im besetzten Gebiet vorzunehmen, wenn diese nicht im engeren Sinn durch militärische Notwendigkeiten bedingt sind oder zum Nutzen der lokalen Bevölkerung dienen."
Quelle weiter oben anklickbar:
https://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Nahost/landraub.html

Siehe auch:

Internet-Tipp: https://www.amnesty.at/aktionen/israel_ot/voelkerrecht.htm


Medea. antwortete am 27.07.04 (08:52):

Scharon wird alles dransetzen, um seine Pläne für den Abzug aus dem Gazastreifen voranzutreiben, da mögen die Siedler auch noch so protestieren. Sie werden mit Sicherheit eine großzügige Entschädigung für die Räumung ihrer Häuser erhalten. Der harte Kern der Siedler wird nur auf rund 10 000 Israelis geschätzt, sie haben die Hälfte der Likud-Partei hinter sich. Gegen sie stehen aber 60 Prozent der Israelis, die dafür sind, die Siedlungen aufzugeben.
21 Siedlungen im Gazastreifen und 3 Siedlungen im nördlichen Westjordanland sollen geräumt werden.
Mit Ägypten oder der Weltbank muß aber über einen Verkauf der leeren Siedlungshäuser verhandelt werden, damit sie nicht gesprengt werden.
für mich klingt das alles sehr vernünftig - allerdings wird die Situation noch sehr kritisch werden, wenn im Mai 2005 das Kabinett darüber abstimmen muß.


Medea. antwortete am 27.07.04 (09:28):

Abdu -
mal ein wenig polemisch gefragt:

wie kann das klitzekleine Israel je zu einem Großisrael werden? Sieh Dir die Landkarte an, es wird doch geradezu "eingerahmt" von großen, mächtigen, arabischen Ländern .....


Wolfgang antwortete am 27.07.04 (10:15):

Was Jo nachplappert, ist die gewohnte zionistische Geschichtsklitterung. Aber es waren ganz eindeutig die israelischen Verantwortlichen, die den sogenannten 6-Tage-Krieg im Juni 1967 vom Zaune brachen. Es war eine Landnahme per Krieg - von der UNO so bezeichnet und verurteilt (vgl. die Resolution 242 vom 22.11.1967 des UNO-Sicherheitsrates).

Dieser Krieg wurde von den Zionisten systematisch vorbereitet. Ende 1966 ging das los.... Eine 4000 Mann starke gepanzerte israelische Armeeeinheit griff die jordanische Stadt Samua in den Huegeln von Hebron an, zerstoerte die Stadt (auch das Krankenhaus, auch die Schule) und toetete viele Menschen, darunter achtzehn jordanische Soldaten. Zum Vergleich: Ein israelischer Soldat wurde dabei getoetet.

Anfang April dann die naechste Provokation Israels... Sechs syrische Flugzeuge wurden in syrischem Luftraum von Piloten in israelischen Kampfflugzeugen abgeschossen. Ab diesem Zeitpunkt wurde die offizioese israelische Presse nicht muede, von einer angeblich gross angelegten israelischen Militaeraktion gegen Syrien und - wenn noetig - gegen andere arabische Laender zu sprechen.

So ging das weiter...

Das amerikanische Aussenministerium warnte Israel vor den schlimmen Wirkungen seiner Handlungen und Drohungen. Der amerikanische Botschafter in Kairo riet dem aegyptischen Aussenminister, Israels agressives Verhalten erst zu nehmen und entsprechend vorzusorgen.

In einem Leitartikel der franzoesischen Zeitung Le Monde war zu lesen, es sei nur eine Frage der Zeit, bis Israel gross angreife.

So geschah es dann auch... Die Verantwortlichen Israels wussten um die militaerische Schwaeche der arabischen Laender und brachen diesen Krieg vom Zaun und laeuteten eine neue Runde ein im zionistisch begruendeten Landraub und in der ebenso begruendeten ethnischen Saeuberung Palaestinas von den PalaestinenserInnen.

(wird fortgesetzt)


Wolfgang antwortete am 27.07.04 (10:17):

(Fortsetzung)

Der voelkerrechtswidrige Angriffskrieg Israels wurde damals einhellig verurteilt.

Mitte Juni 1967 kam die UNO-Vollversammlung zum fuenften 'Notstandssondertag' zusammen. Der Praesident der Versammlung fasste das Ergebnis der Diskussion zusammen: "Es herrscht praktisch Einigkeit darueber, dass an dem Grundsatz festzuhalten ist, wonach Gebietserwerb durch Krieg in unserer Zeit gemaess der Charta [der Vereinten Nationen vom 26.06.1945] nicht zulaessig ist."

Seitdem hat Israel auch offiziell den Makel eines angriffskriegfuehrenden Staates.

Bis heute hat Israel die geraubten Gebiete nicht herausgegeben, seine Schuld nicht anerkannt, die Opfer nicht um Entschuldigung gebeten und keine Entschaedigungen geleistet... Dinge, die Israel gerne von anderen Nationen einfordert.


werner antwortete am 27.07.04 (10:23):

Niemand wollte den Gaza Streifen. Weder die Israelis und auch die Ägypter hatten dankbar abgelehnt.
Schorsch, Deine Kenntnisse von Israel gehen leider an der Realität vorbei. Sharon versucht sogar über eine grosse Koalition den Rückzug durchzusetzen. Man muss wieder einmal abwarten.
@abdu - Dein Gedanke vom Grossisrael ist doch schon ad absurdum geführt wenn Du Dich daran erinnerst, dass der Sinai zurückgegeben wurde. Wo ist also Deine von Israel angestrebte Grenze am Nil? Auch damals tönten Kenner Israels, dass man die Siedlungen im Sinai nicht aufgeben würde (übrigens, wie schon öfter erwähnt, vom konservativen Likud).
@Karl - hast Du das Jahr 2000 schon vergessen. Der Staat Palästina war im Entstehen und zwar mit gänzlich anderen territorialen Grenzen. Mit vernünftiger palästinensischer Politik gäbe es heute schon ein Palästina mit Hauptstadt Jerusalem. Es gibt übrigens dazu ein sehr schönes Interview mit Arafat in der gestrigen Ha'aretz.


werner antwortete am 27.07.04 (10:33):

@Wolfgang - erzähl doch mal was Neues. Niemand hat je bestritten, dass Israel im 6-Tage Krieg angegriffen hat. Allerdings ist es schon interessant zu lesen, dass die Sperrung des Golfes von Akaba für Dich keine Rolle spielt. Aber vielleicht hat Israel die ägyptische Regierung dazu gezwungen.
Was soll eigentlich der seltsame Vergleich: 18 getötete Jordanier und ein getöteter Israeli. Die gleiche Masche: Armer Araber gegen bösen Israeli? Und wenn es umgekehrt gewesen wäre? Sehr subtil, dieser Vergleich aber vielleicht wirkt er bei manchen Lesern.
Ausserdem 'plappern' meines Erachtens Diskussionsteilnehmer nicht. Wo Du die Arroganz hernimmst Andere zu beleidigen weiss ich nicht, wird hier wohl als normal empfunden.
Schliesslich müssen andere Teilnehmer Deine extremen Geschichtsklitterungen sowie Deine gänzlich unzutreffenden Schwafeleien über das Leben in Israel auch ertragen.


Wolfgang antwortete am 27.07.04 (10:53):

Die Wirklichkeit ist eben nicht auf Deiner Seite, 'werner' oder wie immer Du wirklich heisst. Deshalb stehst Du - wie alle angeblichen 'Freunde' Israels - mit der Wahrheit auf Kriegsfuss. Deshalb auch die Doppelmoral und Scheinheiligkeit und der nicht enden wollende aber nichtsdestotrotz erfolglose Versuch, Angriffskriege in Verteidigungskriege umzudeuten.

Deine angeblichen Palaestina-Reisen nehme ich Dir sowieso nicht ab... Allzu verquer stellst Du dieses Land dar.

Ich wiederhole: Traue keiner virtuellen Identitaet, die du nicht selbst erfunden hast. ;-)

Zu Deiner Frage: "Und wenn es umgekehrt gewesen waere?" Will sagen: Wenn damals achtzehn israelische Soldaten und ein jordanischer Soldat getoetet worden waeren. Nun: Dann haette ich das genauso erwaehnt. Ich fuehle mich der Wahrheit naemlich verpflichtet und opfere sie nicht, nur um auf der sicheren Seite als Mitlaeufer zu sein, und den Maechtigen nach dem Mund zu reden, und die rabenschwarze zionistische Sache weisszuwaschen.


jo antwortete am 27.07.04 (14:05):

Ich danke Werner für die Richtigstellung - ich habe nichts nachgeplappert, auch sonst pflege ich nicht zu plappern, eher tut das dieser selbsternannte Anti-Scharon-Krieger hier im Forum, der vor lauter anti-israelischer Blindheit geschichtliche Wahrheiten nicht mehr zu erkennen vermag. Die seitenlangen einkopierten Ergüsse, Fortsetzungen bis zum Erbrechen, um die Längenbeschränkung für Beiträge hier zu unterlaufen - ich gestehe es - habe ich nicht gelesen, waren eigene Argumente ausgegangen?

Allerdings erinnere ich mich noch allzu gut an jene Zeit, es ist für mich erlebte Geschichte, und wir waren Israel dankbar, daß die Situation ohne Involvieren der Großmächte und den damit verbundenen extremen Gefahren für den Weltfrieden von Israel bereinigt worden war.

@Karl

Und was war mit der Landnahme (demagogisch formuliert: Landraub) der Sowjets in Polen nach 1945 usw. usw. Das lässt sich doch beliebig fortspinnen, warum wird Alles an Israel festgemacht? Ist da eine einschlägige Ideologie am Werke? Ich glaube, keine obsiegende Partei läuft mit irgendwelchen Konventionen unter dem Arm herum, wenn sie die Position wahrnimmt, die ihr zugefallen ist.


ricardo antwortete am 27.07.04 (14:13):

Hat es jemals einLand gegeben. daß nach einem gewonnenen Krieg das eroberte Territorium vollsändig zurückgegeben hat?


seewolf antwortete am 27.07.04 (14:41):

Jo -

ich möchte Dir zu Deinem letzten Beitrag ausdrücklich beipflichten. Jedem Wort für sich sogar!

Es beginnt wirklich unerträglich zu werden mit dem Pfauenfeder-Gespreize...


Karl antwortete am 27.07.04 (15:07):

Dies Thema ist von Dir eröffnet, Jo, und ich sehe deshalb keinen Anlass über den Landraub der Sowjets an Polen zu schreiben. Dass Ricardo Brüche des Völkerrechts völlig normal und damit entschuldbar findet, ist mir auch nicht neu.
Auch wenn es unbequem ist und Euch stört, Faktum ist, die Landnahme Israels verstößt gegen das Völkerrecht. Auch wenn es vergleichbare Rechtsbrüche in der Geschichte der Menschheit zu Hauf gibt, ändert das nichts daran, dass Israel Unrecht tut.


ricardo antwortete am 27.07.04 (18:07):

Korrektur
Ich habe die Frage gestellt ob jemals Territorien nach einem Krieg dem besiegten Lande zurückgegeben wurden.
Es war KEINE REDE davon,

<Dass Ricardo Brüche des Völkerrechts völlig normal und damit entschuldbar findet, ist mir auch nicht neu>

Davon war überhaupt nicht die Rede und das ist eine deiner Interpretationen.
Fragen sollten als solche gewertet werden, ich wäre dankbar dafür, wenn mir ein Beispiel genannt werden könnte!

Hat die UNO so etwas schon einmal erreicht, daß eine Rückgabe erfolgte?
Wenn es dafür kein Beispiel gibt, so hat das schon Aussagekraft!


julchen antwortete am 28.07.04 (05:59):

...wie ist das mit der Landnahme von Jordanien und
Syrien.....
die sitzen doch auch auf palaestinensischen Laendereien.
Wo bleibt denn da der Aufschrei? - oder wenigestens
ein bescheidener Vergleich?

Das muss wohl was Anderes sein.....

Seewolf pflichte ich seiner Beipflichtung and Jo bei :)))


Wolfgang antwortete am 28.07.04 (09:49):

Wer wissen will, wie israelische Soldaten in Wehrmacht-Manier palaestinensisches Leben zur Hoelle auf Erden machen, der lese folgenden Bericht eines Augenzeugen:

jW - 28.07.2004
Belagerung im Gazastreifen: Von Aussenwelt abgeriegelt ?
jW sprach mit dem in der BRD arbeitenden Palaestinenser NEDAL ABDEL HADI
https://www.jungewelt.de/2004/07-28/018.php

Internet-Tipp: https://www.jungewelt.de/2004/07-28/018.php


schorsch antwortete am 28.07.04 (09:57):

@ r: "...Ich habe die Frage gestellt ob jemals Territorien nach einem Krieg dem besiegten Lande zurückgegeben wurden...."

Ich weiss ein Beispiel: Die Eidgenossen haben vor ein paar hundert Jahren Oberitalien bis Mailand erobert. Heute ist das Gebiet wieder italienisch (;--))))

Übrigens: Das Elsass ist ein weiteres Beispiel: Es hat den Besitzer mehrmals gewechselt....


Wolfgang antwortete am 28.07.04 (10:08):

Nicht zu vergessen die UDSSR... Herr GORBATSCHOW wusste, dass er dieses ueberdehnte Imperium nur um den Preis eines Krieges in Europa (mit dem Risiko eines Weltkrieges) vielleicht noch ein paar Jahre oder Jahrzehnte haette halten koennen.

Der Preis war ihm und seinen MitstreiterInnen zu hoch. Die nahmen die Wirklichkeit so wie sie war: Die UDSSR war kaputt bis ins Mark; hochgeruestet mit mehrfachen Overkill-Faehigkeiten, aber ihre Macht ruhte auf toenernen Fuessen, die langsam wegbrachen. Ihre Macht haette nur noch gereicht, die Welt mit in in den Abgrund zu reissen.

Also verzichtete Herr GORBATSCHOW auf den Krieg und gab die besetzten Laender frei und setzte auf ein anderes besseres Russland.

Politiker, wie Herr GORBATSCHOW einer ist, sind selten.


ricardo antwortete am 28.07.04 (11:11):

Schorsch
danke, du hast dich um Beispiele bemüht.
Aber:
Es handelt sich gerade beim Elsaß um ein Gebiet, daß jeweils vom SIEGER beansprucht und NICHT zurückgegeben, sondern zurückerobert wurde.
Solche Beispiele gibt es viele. Aber nenne mir den Fall einer freiwilligen Rückgabe des SIEGERS an den Besiegten.
Meines Wissens gibt es das so gut wie garnicht. Teilgebiete wie etwa die Saar nach einer Volksabstimmung, aber das große eroberte Elsaß Lothringen blieb bis heute französisch.
Die Israelis haben auch freiwillig die eroberte Sinai-Halbinsel an Ägypten zurückerstattet.
Also Ausnahmen bei Teilgebieten gibt es.
Aber dass ein Gebiet freiwillig geräumt wurde aus dem geschossen wird?
Das war noch nie!


Wolfgang antwortete am 28.07.04 (12:35):

Zurueck zum Thema...

Die Strategie SHARONs und seiner Generaele ist einfach und brutal: die palaestinensische Behoerde zerstoeren, das Leben in den besetzten Gebieten in eine Hoelle verwandeln, die palaestinensische Gesellschaft zersplittern und die Ueberlebenden dahin zu bringen, das Land zu verlassen - nicht in einem dramatischen Gewaltakt (wie 1948), sondern in einem langsamen, staendigen, schleichenden Prozess.


Medea. antwortete am 28.07.04 (17:02):

Noch einmal zum besseren Verständnis:

Gazastreifen


Der Gazastreifen ist ein 360 km2 großer Küstenstreifen am Mittelmeer (zum Vergleich: Bremen 326,72 km2), der seit dem Sechstagekrieg von Israel besetzt ist. Der Gazastreifen gehört in völkerrechtlichem Sinne zu Ägypten. Seit dem Kairoer Abkommen 1994 steht er unter der Selbstverwaltung der Palästinenser (Palästinensische Autonomiegebiete).

Zu biblischen Zeiten gehörte der heutige Gazastreifen zum Kern des Siedlungsgebiets der Philister (Volk).

Obwohl der Gazastreifen bereits eine der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt ist (mit ca. 1,25 Millionen Einwohnern), ist die dortige Geburtenrate einer der höchsten der Welt; dementsprechend ist über die Hälfte der Bevölkerung unter 15 Jahren alt und die Bevölkerungszahl verdoppelt sich etwa alle 20 - 25 Jahre.

Zwischen israelischen Soldaten und den Palästinensern kommt es seit der Ausrufung der zweiten Intifada immer wieder zu blutigen Kämpfen.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon plant den Abzug der Israelis aus dem Gazastreifen. Bei einem parteiinternen Referendum sprachen sich allerdings 60 Prozent gegen diesen Plan aus.



Nach den neuesten Informationen sind aber inzwischen ca. 60 Prozent der Israelis für die Rückgabe.


Wolfgang antwortete am 29.07.04 (13:11):

Da Du Dich der Wahrheit verpflichtet fuehlst, Medea, hast Du sicher nur vergessen, auf die elenden Bedingungen hinzuweisen, unter denen PalaestinenserInnen 'dank' der permamenenten Angriffe der Soldaten der IDF leben muessen.

Dein Beitrag (der vom 28.07.04 (17:02)) soll dahingehend ergaenzt werden.

Am besten ist es, bei AMIRA HASS nachzulesen (s. Link)... also bei einer israelische Journalistin, die unter PalaestinenserInnen lebt und vor Ort aus berichtet.

Es lohnt sich, von ihr etwas zu lernen ueber das tatsaechliche palaestinensische Leben unter der fuer PalaestinenserInnen so schlimmen israelischen Besatzung.

Internet-Tipp: https://www.nahost-politik.de/israel/kultur/amira-hass.htm


Karl antwortete am 29.07.04 (22:16):

Wie groß die Verzweiflung der Palästinenser im Gazastreifen sein muss, ist folgender Umfrage zu entnehmen, für die Ricardo in seinem Thread "Umdenken in Gaza" Reklame gemacht hat:

24-27 June 2004
...
...
Support for the modified Sharon disengagement plan as approved by the Israeli government does not exceed 34% and only one quarter believes the plan will actually be implemented. In March 2004, 73% welcomed the original plan when it was first announced and only 24% believed that Sharon was serious about implementing it.

(Übersetzung von mir: Die Unterstützung für den modifizierten Rückzugsplan von Sharon. so wie er von der israelischen Regierung verabschiedet wurde, übersteigt nicht 34% und nur ein Viertel glaubt, dass dieser Plan tatsächlich umgesetzt wird. Im März 2004 begrüßten 73% den Originalplan, so wie er zuerst angekündigt worden war, aber nur 24% glaubten damals, dass Sharon ernsthaft diesen Plan umsetzen würde.)

As long as the withdrawal from Gaza is not complete, a majority of 55% would support continuation of armed attacks from the Gaza Strip after the withdrawal, but a majority of 59% would oppose such attacks if the withdrawal from the Strip was complete.

(Solange wie der Rückzug aus Gaza nicht vollständig ist, unterstützt eine Mehrheit von 55% die Fortsetzung der bewaffneten Angriffe ausgehend vom Gazastreifen, aber eine Mehrheit von 59% würde solche Angriffe nicht mehr gut heißen, falls der Rückzug vollständig vollzogen würde.)

---

Die wirklich gute Nachricht aus der Umfrage möchte ich aber auch nicht verheimlichen:

"Nonetheless, support for reconciliation between the two peoples remains very high (72%) even though 43% believe such reconciliation is not possible ever. "

(Trotzallem, die Unterstützung für eine Versöhnung zwischen den beiden Völkern bleibt sehr hoch (72%), obwohl 43% glauben, dass eine solche Versöhnung niemals möglich sein wird).
---
Das so scheint mir, ist ein Kapital, mit dem gewuchert werden sollte. Vertrauen muss auf und nicht abgebaut werden. Die Hoffnung auf Frieden darf nicht aufgegeben werden, hat aber offensichtlich den Rückzug der Israelis aus Gaza zur Vorraussetzung.

Internet-Tipp: https://www.pcpsr.org/survey/polls/2004/p12epressrelease.html


abdu antwortete am 30.07.04 (00:15):

@schorsch:ricardo wollte sagen,dass was man mit gewalt weggenommenhat,kann man nur mit gewalt zuruecknehmen..das hat mal praesident nasser vor der rogeres initiative gesagt..dann begannen aber friedensverhandlungen,um das,was mit terror/agression und gewalt geraubt wurde FRIEDLICH herzugeben..also gut!


seewolf antwortete am 30.07.04 (03:17):

"Wie groß die Verzweiflung" vieler Menschen auf diesem Globus - und nicht nur von Palästinensern - sein muß :

DAS - lieber Karl - muß man nicht im geringsten irgenwelchen Erhebungen unter kanpp 1.500 Palästinensern entnehmen und dafür auch Mega-Recherchen anstellen.

Das weiß man aus 1.000en von Quellen von 1.000en Orten.

Hört endlich auf mit dieser Fokussierung auf EINEN elenden Aspekt des irdischen Daseins!!!

Verteilt Euren Gerechtigkeitssinn gerecht auf ALLE Elends-Gebiete und ALLE X-Krieger und ALLE Opfer menschlicher Unzulänglichkeit und ALLE Kriegsgebiete und ALLE Schweinehunde und ALLE Hilfe-Bedürftigen und ALLE anderen.

Im Namen Aller Götter !!!


Karl antwortete am 30.07.04 (14:23):

Lieber Seewolf,

dieses Thema wurde nicht von mir begonnen und ich darf mich dazu äußern? Dir steht es offen und ich lade dich dazu ein, ein anderes Krisengebiet zum Thema zu machen. Allerdings bitte berücksichtige, dass es gute Gründe gibt, speziell den Nahen Osten zu diskutieren. Ricardo hat das thematisiert und einige überzeugende Antworten erhalten:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/threads6/thread1831.php


ricardo antwortete am 01.08.04 (08:34):

Hallo Seewolf
Zu Beginn dieses Threads ging es um die Frage ob im Falle einer Krise Beschwichtigung hilfreich sei.
Das sieht man schon bei Kindern:
Wenn sie vor Wut brüllen dann hilft meist nicht, wenn man ihnen gut zureden will.
für uns in dem (noch) scheinbar sicheren Winkel Europa ist es nicht schwierig, gute Ratschläge an die Verantwortlichen zu erteilen oder Schiedsrichter zu spielen.

Den Kampf gegen den Terror kann man nur führen, wenn man einen festen Standpunkt einnimmt und keinen Zweifel läßt, daß Einschüchterung ohne Erfolg bleiben wird.


Miriam antwortete am 01.08.04 (09:09):

Guten Morgen Ricardo,

im Thread über Terrorismus (bezüglich Interview mit Th. Hauschild) sagte ich schon, dass die Parallelen zu Kinder, zur Kindererziehung, etc.. für mich persönlich nicht stimmen.


Mittlerweile denke ich, dass solche Vergleiche fast schon gefährlich sind. Wenn Du gut darüber nachdenkst, kommt dies einer Bagatellisierung des Terrorismus und seiner Gefahren, gleich.

Mit der Kindererziehung ist man ja immer, schlecht oder recht, letztendlich zurechtgekommen. Auch durchblickt man da ja die "Strategien" der Kleinen. Und das wichtigste : eigentlich geht es ja da nicht um alles oder nichts, um Vernichtung, je grösser die Schäden desto effektiver, sondern einfach um ein (für uns oft sehr nerviges) sich ans Leben und an seine Spielregeln herantasten.

Ich denke, wir tasten uns auch erst an dieses Thema: Terrorismus, welches ja auch eine sehr neue Thematik ist, erst ran. Sogar die Terrorismusexperten können vorläufig nur Thesen aufstellen.
Also sind Vergleiche, die ja immer für unser Verständnis erleichternd wirken, eine sehr gewagte Sache.

Nicht desto trotz, einen schönen Sonntag!


Wolfgang antwortete am 04.08.04 (00:50):

Die angeblichen 'Freunde' Israels (die ja gar keine Freunde Israels sind, sondern Freunde der BUSH- und der SHARON-Krieger) beschweren sich oft und lautstark ueber den palaestinensischen Terror, der aufhoeren muesse (ohne dass zuvor irgend eine Gegenleistung seitens der israelischen Verantwortlichen faellig sei).

Die BUSH- und die SHARON-Krieger und die 'Freunde' Israels foerdern aber bekanntlich den Terror direkt und indirekt wo es nur geht und sind scharf auf jedes Attentat (das sie dann fuer ihre kolonialen Ziele auszuschlachten versuchen). Sie sind also brutal und zynisch, aber auch ziemlich dumm. - JEFF HALPER, Anthropologe an der Universitaet in Beer Sheva und Koordinator vom 'Israel Committee Against House Demolitions' (ICAHD), s. Link, hat das kuerzlich so gesagt:

"Wenn sich Israel und die USA ueber Terrorismus und einen Mangel an Sicherheit beklagen, kann man beiden nur dasselbe sagen: Es ist die Besatzung, ihr Dummkoepfe! Die einzige Chance, dieser unserer gebeutelten Welt gegend Frieden, Gerechtigkeit, Wohlstand und Fortschritt zu bringen, ist eine wahrlich neue Weltordnung, die auf internationalem Gesetz und den Menschenrechten beruht. Besatzung und Unterdrueckung sind die Infrastruktur des Terrors."

Internet-Tipp: https://icahd.org/eng/


werner antwortete am 04.08.04 (08:25):

Wolfgang schiesst wirklich den Vogel ab mit seiner Agitprop. Wenn es den Palästinensern im Gaza wirklich so dreckig geht wieso hatte dann Arafat Geld für einen Privatflughafen für Flüge, die sich ausser ihm und seiner Mafia sowieso niemand leisten kann - und das ist nur ein kleines Beispiel? Wieso verlangen dann fast alle Palästinenser bei der von Karl zitierten Umfrage ein Ende der Korruption damit die von den USA!! und der EU!! einfliessenden Gelder endlich dort verwendet werden wo es notwendig ist? Du hältst die Anderen wirklich für besonders naiv. Wie wäre es mal mit einer Untersuchung wie Palästinenser von den Arafat Geheimdiensten 'behandelt' werden?
Wolfgangs Kommentare werden immer mehr zur traurigen Witznummer. Siehe die Beschreibung über Gorbatschow. Ich habe herzlich lachen müssen. Frag mal ein paar Russen was sie von ihm halten. Wie sie ihn beurteilen. Ich meine Russen welche für ein freies Russland und für die Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien sind. Da musst Du aber noch viel lernen bis Du erkennst was Gorbatschow eigentlich wollte. Vermutlich wird Dein Wissen über die Entwicklung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion genauso mangelhaft sein wie das über den Nahen Osten. Aber für beleidigende Rundumschläge reichts allemal.


Karl antwortete am 04.08.04 (08:48):

@ werner,

"Aber für beleidigende Rundumschläge reichts allemal." Das trifft dich doch allemal. Soll ich deine Zitate in Bezug auf Wolfgang oder mich zusammentragen?


Karl antwortete am 04.08.04 (08:53):

Zur Sache:
Gibt es eine Regierung, die keinen Flugplatz zur Verfügung hat? Ja, die palästinensische. Gibt es eine Regierung, wo der Chef unter ständigem Hausarrest steht? Ja, die palästinensische.

Wer hier Agitprop betreibt sollte m. E. doch für mit etwas Abstand Lesende sonnenklar sein.


ricardo antwortete am 04.08.04 (14:08):

Miriam
Du meinst, wenn man die Frage des Terrorismus mit der Kindererziehung in Zusammenhang bringt, dann sei das eine Verharmlosung des Terrors.
So war das aber bestimmt nicht gemeint, es geschieht hier sehr selten, daß man versucht zu ergründen was GEMEINT war.
Ich glaube schon, daß der Terrorismus auch infantilen Gewohnheiten ähnelt.
Man schreit vor Wut und fordert Unmögliches.
Kinder kennen noch keine durch die Vernunft gesetzten Grenzen und reagieren dadurch oft rein emotional, ohne Möglichkeit der Korrektur durch denVerstand. Im kindlichen Gehirn gibt es noch zuwenig Strukturen zwischen den emotionalen Zentren und denen des Verstandesdenkens.

Bei Fanatikern, wie es die Terroristen sind, gibt es ähnliche Vorgänge infantiler Reaktionen, bei der die kriminelle Energie nicht beherrscht werden kann, wenn auch natürlich aus anderen Motiven.
Vom Psychologischen gibt es also sehr wohl Parallelen und Vergleichsmöglichkeiten.
Das heißt nicht, die Dinge zu bagatellisieren.
In beiden Situationen, dem rasenden Kinde und dem zu allem entschlossenen Terroristen, bedarf es einer festen und "beherzten"Entschlossenheit zur Gegenwehr. Halbherzigkeiten sind nicht angezeigt!
Verhandeln bringt im allgemeinen garnix.

Aber du hast recht, man sollte es in dem Sinne auch beschreiben.


werner antwortete am 05.08.04 (09:22):

@Karl - ich habe ja schon geschrieben, dass ich mich bei Wolfgang zu weniger Zurückhaltung verpflichtet fühle.
Zu Deinem Beitrag zur Sache: Schade dass Du nicht schreibst warum das wohl so ist. Wo doch die Israelis früher nichts gegen den Flughafen hatten und Arafat zwischen Gaza und Westbank herumsausen konnte. Das nenne ich Agitprop. Die bösen Israelis oder irgendwelche -Krieger zu beschimpfen genügt halt manchmal nicht.